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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.12.2024

Wie fühlt sich einer, vor dem alle Angst haben?

Lucy und das Dunkel
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Das Bilderbuch „Lucy und das Dunkel“ nimmt auf eine wunderbare Weise die Angst vor dem Dunkel und macht die Entdeckung des Dunkeln zu einer spannenden und heiter unbeschwerten Abenteuerreise, wie sie ...


Das Bilderbuch „Lucy und das Dunkel“ nimmt auf eine wunderbare Weise die Angst vor dem Dunkel und macht die Entdeckung des Dunkeln zu einer spannenden und heiter unbeschwerten Abenteuerreise, wie sie nur die kindliche Wahrnehmung erzeugen kann.
Zum einen sind es die tollen Bilder, die die Geschichte so bestaunenswert machen. Auch die dunklen Farben wirken hier nicht bedrohlich, sondern sie bringen die helleren zum Strahlen und erschaffen so eine Atmosphäre, die es ohne sie nicht gäbe: Wer sähe die Schönheit der Sterne ohne die Dunkelheit des Alls? Wer wüsste die Buntheit der Welt zu schätzen ohne den Kontrast zum Dunklen?
Und das genau ist zum anderen das Reizvolle an diesem Buch: die Frage, wie die Welt wohl ohne das Dunkel wäre! Denn das Dunkel begibt sich mit seiner neuen kleinen Freundin Lucy, die zunächst nicht im Dunkeln schlafen wollte, eine abenteuerliche Reise zu den dunklen Orten, den Höhlen, den Friedhöfen, dem Abendhimmel. Und oh Wunder: das Dunkel, das zuvor jeder zu fürchten, nicht zu mögen und zu verbannen schien, wird von allen schmerzlich vermisst.
Ein berührendes Bilderbuch, nicht nur fürs Auge, auch fürs Herz! Es eröffnet einen neuen Blick auf die Welt, insbesondere den Teil, der im Dunkeln liegt und vor dem wir daher gerne die Augen verschließen. Und es nimmt die Angst vor dem Dunkel, das nicht Feind, sondern eigentlich Freund ist. Mit diesem Wissen lässt es Groß und Klein gleich viel besser schlafen!

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Veröffentlicht am 01.12.2024

Ernstes Thema mit rührseligem Unterton

Lass uns tanzen, Fräulein Lena
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In dem Fortsetzungsband um das Flüchtlingsmädchen Lena im Nachkriegsdeutschland, „Lass uns tanzen, Fräulein Lena“ von Hanna Aden sind die zarten Bande zwischen Lena und dem Apothekenhelfer Rainer, permanent ...

In dem Fortsetzungsband um das Flüchtlingsmädchen Lena im Nachkriegsdeutschland, „Lass uns tanzen, Fräulein Lena“ von Hanna Aden sind die zarten Bande zwischen Lena und dem Apothekenhelfer Rainer, permanent unter Druck. Da ist zum einen Rainers Exverlobte, die mit Intrigen ihre Rivalin und Rainer auseinander bringen will. Sie verbreitet böse Gerüchte um das Flüchtlingsmädchen, das es eh schwer hat in der eingeschworenen Gemeinde, die in den Flüchtlingen nichts Gutes sieht. Aber auch der aus dem KZ heimgekehrte Erwin belastet die Beziehung der beiden insofern stark, als Lena um ein dunkles Geheimnis weiß, das Rainers Schwager mit sich trägt und das Erwin zu finsteren Plänen Anlass gibt. Zum Glück erhält Lena Unterstützung von der lebenslustigen Berlinerin Doro. Und auch, dass ihre Mutter und ihre ältere Schwester aus Dänemark zu ihr ziehen können, ist etwas, was Lena mit ihrem Schicksal versöhnt. Nur vom Vater fehlt noch immer jede Spur.
Die Autorin zeigt mit den verschiedenen Figuren ein breites Spektrum, wie die deutsche Nachkriegsgesellschaft mit ihrer Vergangenheit und Verstrickung in Schuld und Verantwortung umgeht. Da sind die, die in die Zukunft blicken, nach einem Neuanfang streben und das Leid und die Not des Krieges genauso vergessen wollen, wie die schlimmen Taten mancher unter ihnen, die dieses Elend mit verursachten haben. Aber da gibt es auch andere, die die Vergangenheit nicht ruhen lassen können oder wollen, entweder weil sie sie nicht loslässt und sie die Spuren des Leidens täglich mit sich tragen oder weil sie die, die sich schuldig gemacht haben, nicht einfach so davon kommen lassen wollen oder noch viel mehr davon abhalten müssen, wieder eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft einzunehmen.
Leider strebt das Buch am Ende zu sehr zu einer versöhnlichen Lösung für alle, dass wichtige Handlungsstränge mit einer kurzen Lösung beschnitten werden und wenig zufriedenstellend zu Ende gedacht werden. Auch ist das Buch bisweilen doch sehr rührselig, was mich in eine verhaltene Distanz zur Handlung und zu den Figuren gebracht hat, obwohl ich von der Zeit, den Lebensumständen und eben der Frage nach dem Umgang mit der eigenen Geschichte bzw. einem sehr dunklen Teil von ihr eigentlich immer wieder sehr fasziniert bin.

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Veröffentlicht am 01.12.2024

Schöne Bilder, aber keine neue Botschaft

Die Weihnachtsgeschichte
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„Die Weihnachtsgeschichte“ wird nacherzählt von Rolf Toman. Dabei darf man das Nacherzählen ganz wörtlich nehmen. Sehr eng an Lukas 2 angelehnt, lesen wir den wohlbekannten Text in vereinfachter und kindgerechter ...

„Die Weihnachtsgeschichte“ wird nacherzählt von Rolf Toman. Dabei darf man das Nacherzählen ganz wörtlich nehmen. Sehr eng an Lukas 2 angelehnt, lesen wir den wohlbekannten Text in vereinfachter und kindgerechter Sprache. Für die erste Begegnung mit dem Text sicherlich hilfreich, aber ohne neuen Wert. Vielmehr fühle ich eine Distanz zum Text und zum Geschehen. Es wird eher berichtet oder wiedergegeben, aber es fehlt ein persönlicher Bezug. Besonders am Ende wird das deutlich, als von der Bedeutung Jesu in der Vergangenheitsform die Rede ist: „Viele sahen in ihm den ‚Retter der Welt‘, hofften und glaubten, dass seine Botschaft der Nächstenliebe das Leben der Menschen verändern würde.“ Hoffen und glauben wir Christen das heute nicht auch noch?
Die Bilder dagegen setzen die Botschaft zum Teil sehr schön um: Dass Jesus mit seiner Geburt ein Licht in die Welt gebracht hat, finden wir in vielen Bildern, in denen vor dunklem Hintergrund häufig eine Lichtschein zu finden ist, was einen sehr schönen Effekt hat. Bisweilen muten die Bilder ein wenig an naive Malerei an, haben dann aber auch einen etwas kitschigen Effekt.
Für Erstleser der Weihnachtsgeschichte sicherlich in Ordnung, aber der Botschaft neuen Atem einzuhauchen, vermag dies Bilderbuch nicht.

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Veröffentlicht am 01.12.2024

Batman trifft James Bond

Amanda Black – Die Mission beginnt
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Die neue Serie um Amanda Black schafft eine actionreiche Unterhaltung mit viel dark Phantasy um die junge Amanda, die zu ihrem zwölften Geburtstag das Vermächtnis ihrer Familie enthüllt. Ihre Eltern sind ...

Die neue Serie um Amanda Black schafft eine actionreiche Unterhaltung mit viel dark Phantasy um die junge Amanda, die zu ihrem zwölften Geburtstag das Vermächtnis ihrer Familie enthüllt. Ihre Eltern sind verschollen oder tot. Sie ist bei ihrer Tante in einer winzigen Wohnung und immer in Geldnöten aufgewachsen. Da erreicht sie ein Brief, der alles verändert und der ein großes Abenteuer beginnen lässt. Dabei ist es gut, dass sie nicht nur auf einmal besondere Fähigkeiten hat, sondern auch einen Freund an ihrer Seite, Eric, ein Computernerd, Mobbingopfer und ebenso in Sorge um den verschollenen Vater, sowie ihre Tante und den mysteriösen Butler Benson. Darüber hinaus steht ihr ein ganzes Arsenal an Spezialausrüstung zur Verfügung: Kleider, die sich in Flugmonturen verwandeln, Brillen, mit denen man kommunizieren kann, Drohnen usw.usf. . Da fühlt man sich gleich erinnert an Batmans Butler und Speziallabor sowie an die ganzen Spionageartikel, die James Bond auf seinen Missionen gute Dienste tun. Denn Amandas erste Prüfung ist nicht nur lebensgefährlich, sondern von ihr hängt der Fortbestand der jahrhundertalten Black-Dynastie ab. Das Erbe, das ihr an ihrem Geburtstag in die Hände gefallen ist, könnte mit einem Handstreich gleich wieder verloren sein.
Das Jugendbuch bietet neben Spannung auch eine rührende Freundschaftsgeschichte. Es ist phantasiereich geschrieben und flüssig zu lesen. Die Kapitel sind kurz und überschaubar. Einige spannende Höhepunkte verleiten zum Weiterlesen. Bilder, die ein wenig an Manga erinnern, bieten anschauliche Abwechslung. Ich denke, dass das Buch die Geschmäcker seiner Adressaten voll und ganz treffen dürfte.

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Veröffentlicht am 18.11.2024

Luxusprobleme oder echte?

Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen
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Der Roman „Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen“ von Anna Brüggemann erzählt ein kompliziertes Mutter-Töchterverhältnis. Regina hat das Gefühl, ihr Leben vergeudet zu haben an ihren Mann und ihre ...

Der Roman „Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen“ von Anna Brüggemann erzählt ein kompliziertes Mutter-Töchterverhältnis. Regina hat das Gefühl, ihr Leben vergeudet zu haben an ihren Mann und ihre zwei Töchter. Sie hätte so viel erreichen können. Und das, obwohl ihre Eltern sie nie gefördert, noch nicht einmal beachtet haben. Reginas Mann ist ihr zu eintönig und langweilig, Antonia, ihre älteste Tochter, zu plump und passiv. Einzig Wanda, die jüngste, könnte vor den Augen der Mutter Gnade finden, sieht sie sich doch in ihr. Allerdings kreist Regina so narzisstisch um sich selbst, dass sie auch Wanda nicht wirklich sieht. Diese heischt um die Liebe ihrer Mutter durch Dünnsein und Erfolgreich sein. Sie ist ihr in ihrer lieblosen, selbstbezogenen Art dabei sehr ähnlich. Antonia kommt da eher auf den stillen, ruhigen Vater. Sie hält aus, wartet ab, will nur sein und in Ruhe gelassen werden. Doch wer keine Grenzen setzen kann, dessen Grenzen werden auch nicht beachtet.
Die Geschichte der drei Frauen liest sich vom Stil her recht leicht. Bisweilen ist ihr Gezänk, Gezeter und Selbstmitleid ermüdend bis erschreckend. So kaltherzig Regina bisweilen mit und über Töchter und Enkeltöchter spricht, das schockiert schon. Ihr Selbstverliebtheit, die sich unter anderem in dem Ansinnen ausdrückt, ihre Memoiren als ein großes Zeitzeugnis für die Frauengeneration 1948 festzuhalten, ist frappierend bis komisch. Dabei geht es auch einmal wieder um die Rolle der Frau, ihr Recht auf Selbstverwirklichung, wie es Wanda als Bloggerin über Feminismus, Finanzen, Frauen- und sonstigen Woke-Themen für sich zu beanspruchen versucht. Und doch endet auch sie mit zwei Kindern in der Job-Familien-Aufreibungsfalle und wünscht sich bisweilen nichts mehr als Ruhe und Versorgtsein. Auch hier scheint mehr Ironie als Ernst im Spiel zu sein, wenn die Autorin immer wieder auf die nachhaltigen, veganen Statussymbole einer modernen Influencer-Woman-Mom anspielt. Ernst nehmen kann man das nicht. Dann eher schon Wandas permanente Selbstzweifel über Aussehen und Geliebtwerden über Lust und Unabhängigkeit, derer sie sich in ihren Blogs vergewissert. Ist das die neue Frau von heute?
Am sympathischsten ist sicher Antonia, die nie weiß, was sie will oder ob sie überhaupt etwas will, aber das annimmt, was sich ihr bietet. Sie schmeißt ihr Studium, findet aber in der Physiotherapie ihren Job. Sie sucht Beziehungen, findet keine Liebe, aber bekommt eine uneheliche Tochter, die ihr ganzes Glück ist. Sie wird herumgeschubst, abserviert, aber sie ist die einzige, die bei sich ankommt oder immer schon bei sich war. Bodenständig, ohne überreflektiertes Selbst- und Rollenbewusstsein. Sie hat ein distanziertes Verhältnis zu ihrer Mutter, sie weiß, dass sie von ihr nicht geliebt wird, so wie sie ist, und nimmt es an. Was aber lässt sie an ihrer Liebe zur Mutter festhalten?
Die Figuren sind ein wenig groblinig dahingeworfen. Es findet zu wenig Entwicklung statt. Reginas Gekeife und Wandas Gejammer machen es schwer, eine Beziehung zu ihnen zu entwickeln. Man sieht sie eher aus einer ironischen Distanz. Antonias Passivität ist bisweilen nur schwer zu verstehen.
Insgesamt finde ich den Roman eher unterhaltend als tiefgreifend.

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