Roman über Mütter und Töchter | Über die Erwartungen der Mütter, ihr toxisches Erbe und die Schönheit des Erwachsenwerdens
Warum darf eine Tochter nicht glücklicher sein als ihre Mutter?
Regina ist eine typische Vertreterin der Nachkriegsgeneration, sie hatte bereits viele Möglichkeiten, sie konnte Psychologie studieren und von einer akademischen Laufbahn träumen, um dann doch der Familie zuliebe Abstriche zu machen. In ihre Töchter Antonia und Wanda setzt sie nun alle Hoffnungen. Antonia unterläuft diese konsequent, bricht ihr Studium ab und wird alleinerziehende Mutter. Wanda erfüllt alle in sie gesetzten Wünsche und manövriert sich in eine Essstörung, die von allen ignoriert wird. Ein Leben lang schwanken die Schwestern zwischen gegenseitiger Konkurrenz, Autonomie und dem Wunsch, noch über deren Tod hinaus von der Mutter anerkannt zu werden.
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Das Buch hat mich wirklich tief beeindruckt und wirkt stark nach. Eine Mutter, Regina, ihre zwei Töchter Wanda und Antonia, 20 Jahre und all das, was sich an Dynamiken im kleinen und großen Geflecht der ...
Das Buch hat mich wirklich tief beeindruckt und wirkt stark nach. Eine Mutter, Regina, ihre zwei Töchter Wanda und Antonia, 20 Jahre und all das, was sich an Dynamiken im kleinen und großen Geflecht der Familienstruktur abspielt. Regina ist Psychotherapeutin und hat genaue und große Vorstellungen vom Leben ihrer beiden Töchter, welche ganz unterschiedlich auf diese reagieren und ihre Lebenswege gestalten.
Mir hat der sehr ruhige Erzählstil sehr gut gefallen, der genug Raum lässt, sich als Leserin in das Geschehen fallen zu lassen und die feinen Nuancen der Familiendynamiken zu verstehen und greifen zu können.
Die Autorin zeichnet ganz fein und behutsam die teils zerstörerische und schwer auszuhaltende Dynamik zwischen der Mutter und ihren Töchtern nach und es wird durch den langen Zeitraum gut deutlich, welche unterschiedlichen Wege und Folgen diese hat.
Ich bin sehr begeistert von diesem Buch - eine große Empfehlung für alle, die sich für psychologisch feine Dramen und Familiendynamiken interessieren.
In “Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen“ begleitet man als Leser*in eine Mutter und ihre beiden Töchter über ca. zwei Jahrzehnte. Der Roman beginnt mit der Abiturfeier der älteren Tochter, beschreibt ...
In “Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen“ begleitet man als Leser*in eine Mutter und ihre beiden Töchter über ca. zwei Jahrzehnte. Der Roman beginnt mit der Abiturfeier der älteren Tochter, beschreibt die Beziehung zwischen der Mutter Regina und den beiden Töchtern Antonia und Wanda, aber auch zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Töchtern.
Dieser Roman gehört zu den Büchern in diesem Jahr, die mich am meisten beeindruckt haben. Vor allem zu Beginn hat mich sehr irritiert, wie Regina v.a. über ihre ältere Tochter Antonia denkt und diese abwertet. Gleichzeitig hat mich im Verlauf des Romans die Tatsache entsetzt, dass Regina keine Ahnung hat, wie ihr Verhalten ihre Töchter unter Druck setzt. Und dass, obwohl sie selbst das Gefühl hat, als Psychologin genau zu verstehen, wie ihr Verhalten auf andere wirkt. Allerdings halte ich diese Konstellation mit einer Mutter, die mit ihrem Lebenslauf hadert und für ihre Töchter etwas anderes möchte, aber auch immer „mehr“ erwartet, für sehr realistisch.
Ich habe die Protagonistinnen als sehr glaubwürdig beschrieben empfunden, wenn auch nicht unbedingt als immer sympathisch. Trotzdem waren ihre zum Teil eher dysfunktionalen Verhaltensweisen zumeist erklärbar und dadurch nachvollziehbar. Das hat die beschriebenen Dynamiken aber nicht weniger eindrucksvoll und schmerzhaft zugleich gemacht.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, auch wenn es manchmal schwerfiel, weiterzulesen. Zu stark waren die Verletzungen, die einander und sich selbst zugefügt wurden. Und trotzdem ein für mich sehr empfehlenswerter Roman.
Anna Brüggemanns Wenn Nachts die Kampfhunde Spazieren Gehen ist laut Cover ein „Roman über Mütter und Töchter“. Und das trifft es eigentlich schon richtig gut, denn alles, das passiert, lässt ...
Anna Brüggemanns Wenn Nachts die Kampfhunde Spazieren Gehen ist laut Cover ein „Roman über Mütter und Töchter“. Und das trifft es eigentlich schon richtig gut, denn alles, das passiert, lässt sich in irgendeiner Form auf die Beziehung zur Mutter oder aber auch zwischen den Schwestern zurückführen.
Den Roman zu besprechen fällt mir nicht ganz leicht, denn ich finde, dass das, was man beim Lesen empfindet, sehr viel Intimes preis gibt. Je nachdem, wie man die eigene Beziehung zur Mutter und vielleicht auch zu Schwestern erlebt hat, wird man ganz unterschiedlich auf das Buch reagieren. Und ob ich jetzt unbedingt meine familienbezogenen Traumata offenlegen möchte, weiß ich auch nicht… 😊
Ganz unabhängig davon lässt sich aber sagen, dass der Autorin ein wirklich guter Roman gelungen ist. Keine der drei Protagonistinnen bleibt verschont von einer knallharten Analyse ihrer Schwachstellen und Probleme, und während sich die Töchter mal mehr, mal weniger reflektiert mit ihren Traumata auseinandersetzen, so bleibt die Mutter bis zum Schluss auf einer sehr oberflächlichen Ebene und scheint sich gar nicht zu trauen, sich ihre Psyche mal genauer anzusehen – das macht sie nur bei Fremden, denn sie ist Psychologin.
Mich hat beeindruckt, wie genau Anna Brüggemann das komplexe Zusammenspiel der drei Empfindlichkeiten seziert und offenlegt und dabei ständig den Finger in der Wunde hat, ohne einen moralischen Zeigefinger zu erheben. Und dennoch gelingt es ihr, zu zeigen, dass wir zwar anerkennen können, dass äußere Faktoren an unseren psychischen Problemen Schuld haben können, wir aber selbst Verantwortung übernehmen müssen, um uns und zukünftige Generationen von der Last des transgenerationalen Traumas zu befreien.
Der Roman bildet meiner Meinung nach gut ab, wie Traumabewältigung und generell Selbstreflektion und die Beschäftigung mit der eigenen psychischen Gesundheit in den unterschiedlichen Generationen stattfinden. Von den Boomern (Regina) über die Millenials (Wanda und Antonia) bis hin zu Gen Z (Celina) wird die Kommunikation immer ein Stück ehrlicher, offener, selbstreflektierter und dadurch letztendlich weniger schädlich. (Versteckte) Misogynie und Machtspiele nehmen ab, während Authentizität und Lebensfreude zunehmen.
Ich könnte noch sehr viel mehr dazu schreiben und tiefer in die Analyse der einzelnen Figuren gehen (besonders spannend finde ich zum Beispiel die Frage der Identitätskonstruktion und -aufrechterhaltung: Während Regina jedwede Kritik von sich abperlen lässt, konstruiert Wanda eine möglichst ideale aber komplett unauthentische Persönlichkeit und Antonia scheint auf alles Identitätsstiftende zu verzichten). Aber dann würde ich vermutlich schon zu viel vom Inhalt verraten müssen und das möchte ich natürlich nicht.
Dieses Buch ist mir durch ein recht provokantes Zitat, das darauf abzielt, dass Töchter nicht besser sein dürfen als ihre Mütter direkt in die Augen gesprungen. Die Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern ...
Dieses Buch ist mir durch ein recht provokantes Zitat, das darauf abzielt, dass Töchter nicht besser sein dürfen als ihre Mütter direkt in die Augen gesprungen. Die Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern finde ich natürlich als Tochter, aber auch als Psychologin immer wieder sehr spannend.
Das Buch erzählt in drei Teilen, welche jeweils einen Zeitabschnitte wiedergeben, aus dem Leben von Regina (Mutter & Psychotherapeutin) und ihren sehr unterschiedlichen Töchtern Wanda und Antonia, die im Laufe des Buches dann auch selbst zu Müttern werden. Es wird deutlich, wie sich zwei Töchter durch die Verhaltensweisen der Mutter ganz unterschiedlich entwickeln. Antonia bleibt sich hierbei selbst eher treu, was aber eher zu Ablehnung führt, während Wanda sich an die Wünsche und Bedürfnisse der Mutter anpasst und in der Essstörung landet.
Besonders gut gefallen hat mir neben dem wirklich sehr guten Schreibstil der Autorin die Darstellung der Beziehung auf drei unterschiedlichen Zeitebenen. Vor allem die Entwicklung der Protagonisten, verbunden mit Veränderungen in deren Denkweisen haben mich fasziniert.
Definitiv eine klare Leseempfehlung – nicht nur für Mütter und Töchter!
Der Titel des Buches ist mir ins Auge gesprungen. Kampfhunde? Was mag es damit auf sich haben? Letztendlich ist es eine Familiengeschichte, in der insbesondere die drei Frauen der Familie im Fokus stehen. ...
Der Titel des Buches ist mir ins Auge gesprungen. Kampfhunde? Was mag es damit auf sich haben? Letztendlich ist es eine Familiengeschichte, in der insbesondere die drei Frauen der Familie im Fokus stehen. Die Mutter Regina mit ihren beiden Töchtern Antonia und Wanda. Antonia hat gerade ihr Abitur gemacht und beginnt ein Pharmaziestudium. Wanda ist die jüngere der beiden. Für sie steht der Schlussabschluss im nächsten Jahr an. Wir lernen die drei Frauen Ende der 90er kennen.
Die Beziehung untereinander ist schwierig. Es fehlt oft an Akzeptanz; vor allem der Mutter gegenüber ihren Töchtern. Aus Sicht von Regina ist Antonia nie gut genug, strengt sich nicht genug an, macht nichts aus ihrem Leben. Wanda ist aus Sicht der Mutter die Bessere der beiden Töchter, doch dieses perfektionistische Leben hat seinen Preis. Wanda rutscht in die Magersucht, fühlt sich ständig ausgelaugt und müde.
Regina wünscht sich manchmal keine Kinder bekommen zu haben. Sie wäre auch gut ohne sie zurechtgekommen. Sie hat das Gefühl als Mutter versagt und ihre beruflichen Ambitionen nicht ausgeschöpft zu haben. Da hätte doch noch so viel mehr kommen müssen.
Ich brauchte ein paar Kapitel, um mich mit der Geschichte und dem Schreibstil anzufreunden. Doch dann war ich begeistert. Viele der beschriebenen Emotionen konnte ich gut nachempfinden. Die Figuren waren mir sehr nahe.
Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist die recht große Zeitspanne, die wir die drei Frauen begleiten. Ich fand es sehr spannend, wie das Leben von Regina, Antonia und Wanda weiter verlaufen ist.