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Veröffentlicht am 14.10.2019

Eine faszinierende und starke Frau

Die Zeit des Lichts
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Elizabeth „Lee“ Miller war gerade erst 22 Jahre alt, als sie nach Paris kam. In den USA hatte sie gemodelt, aber festgestellt, dass ihr das zu wenig war, sie wollte lieber selbst fotografieren. In Paris ...

Elizabeth „Lee“ Miller war gerade erst 22 Jahre alt, als sie nach Paris kam. In den USA hatte sie gemodelt, aber festgestellt, dass ihr das zu wenig war, sie wollte lieber selbst fotografieren. In Paris trifft sie den Fotografen Man Ray, der sie als Assistentin für sein Studio engagiert. Doch schnell entwickelt sich eine Liebesbeziehung zwischen den beiden. Lee möchte Fotografin werden, aber Ray ist eifersüchtig und betrachtet sie auch weiterhin nur als Assistentin. Doch sie will sich behaupten und geht ihren eigenen Weg. Bekannt wird sie wegen ihrer Arbeiten, die sie als Kriegsreporterin im zweiten Weltkrieg gemacht hat.
Es ist eine Zeit, in denen Frauen ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben kaum möglich war. Wenn sie ihrer Berufung nachgehen und es ihm Beruf zu etwas bringen wollten, nahm man sie nicht für voll und machte ihnen das Leben schwer. Anerkennung für ihre beruflichen Leistungen bekamen sie nicht. Doch Lee hatte ihre eigenen Vorstellungen von ihrem Leben. Sie will Fotografin werden und sie geht ihren Weg trotz Widerständen. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und sie war mir trotz ihrer Fehler sehr sympathisch. Im Laufe der Geschichte entwickelt sie sich weiter und zeigt eine Reihe von Facetten ihrer Persönlichkeit.
Ihre Liebesbeziehung zu Ray nimmt in diesem Buch einen relativ großen Raum ein, dabei ist das nicht unbedingt der interessante Teil ihrer Lebensgeschichte. Doch ich denke, dass diese unabdingbar ist, für ihren weiteren Werdegang. Die Zeit als Kriegsfotografin ist für mich viel spannender.
Ich finde es auch sehr spannend, einen Blick aus heutiger Sicht auf Lee Millers Kampf um ihren Weg und die Anerkennung ihrer Arbeit zu werfen.
Mir hat dieser Roman über eine außergewöhnliche und faszinierende Frau, die für ein selbstbestimmtes Leben kämpfte, sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Die Suche nach der Wahrheit

Der Sturm
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Der Tod seines Ziehvaters Johannes sorgt dafür, dass Andreas auf die Insel zurückkommt. Hier auf der norwegischen Insel hat er seine Kindheit bei Johannes im Gelben Haus verbracht. Seine Gefühle sind ambivalent. ...

Der Tod seines Ziehvaters Johannes sorgt dafür, dass Andreas auf die Insel zurückkommt. Hier auf der norwegischen Insel hat er seine Kindheit bei Johannes im Gelben Haus verbracht. Seine Gefühle sind ambivalent. Eigentlich wollte er nicht unbedingt zurückkommen, denn rückblickend war es nicht besonders angenehm. Alle schienen alles über die anderen zu wissen, doch es wurde nicht geredet, sondern man gab sich verschlossen, besonders denen gegenüber, die nicht von der Insel waren.
Andreas und seine ältere Schwester Minna Hatten mit ihren Eltern in der Nato-Villa gewohnt. Die Kinder wurden von ihren Eltern für ein paar Stunden bei Johannes abgegeben, aber nicht wieder abgeholt. Die Fragen der Kinder beantwortet Johannes mit ausschweifenden Geschichten, die aber immer anders verlaufen. Es scheint als wären die Eltern später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, als sie ihre Kinder abholen wollten. Andreas folgte seiner Schwester auf Schritt und Tritt und tat alles, was diese forderte. Doch als er sich schuldig machte, ließ sie ihn im Stich. Johannes lässt die Kinder gewähren, selbst dann noch, als Minnas Treiben zu heftig wurde.
Nun ordnet Andreas den Nachlass von Johannes. Es gibt Ungereimtheiten und immer neue Fragen tauchen auf. Langsam begreift Andreas das, was er als Kind nicht verstehen konnte. Johannes hat alles Mögliche gesammelt: Quittungen, Notizhefte, Fotos und Zeitungsausschnitte. Das alles belegt, was Andreas zunächst vermutet und was sich dann als Wahrheit herausstellt. Er erkennt, was es mit den Kaufmanns auf sich hatte, die als die Herren der Insel galten und die während des Krieges eine Kolonie für Kinder errichtet und sogar Deutsche zu Gast hatten. Der Gutsverwalter Herr Carsten war genauso unbeliebt wie die Kaufmanns selbst. Andreas erkennt, dass auch Carsten, der immer noch auf dem Gut ist, obwohl die Kaufmanns längst weg sind, eine wichtige Rolle gespielt hat.
Dieses Buch ist nicht leicht zu lesen, denn die Zeitensprünge sind nicht immer gleich zu erkennen. Die Sprache ist klar, fast schon poetisch.
Es ist eine sehr atmosphärische Geschichte, die teils erschreckend und manchmal auch berührend war. Lesenswert!

Veröffentlicht am 12.10.2019

Sichtweisen auf das Regime Gilead

Die Zeuginnen
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Ich kannte von Margaret Atwoods „Der Report der Magd“ noch nicht und habe es daher noch vor diesem Buch gelesen – und das war gut so, denn sonst wäre es wohl sehr schwierig geworden. Am Ende des Vorgängerbandes ...

Ich kannte von Margaret Atwoods „Der Report der Magd“ noch nicht und habe es daher noch vor diesem Buch gelesen – und das war gut so, denn sonst wäre es wohl sehr schwierig geworden. Am Ende des Vorgängerbandes sind sehr viele Fragen offengeblieben, die Atwood nun, nach 35 Jahren, beantworten wollte. Auch dieses Mal ist der Schreibstil flüssig zu lesen, die Atmosphäre aber bleibt bedrückend und düster.
Es sind eine Reihe von Jahren vergangen und nun berichten drei Erzählerinnen aus ihrer Sicht über den totalitären Schreckensstaat Gilead. Tante Lydia kennen wir ja schon aus dem Vorgängerband. Die beiden andere sind Agnes, die in besseren Kreisen in Gilead aufwächst und Daisy, die in Toronto aufwächst. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt in Gilead.
Diese unterschiedlichen Sichtweisen ermöglichen einen guten und tiefergehenden Einblick in die Verhältnisse von Gilead und es werden offene Fragen aus dem Vorgängerband beantwortet. Ich habe mich gefragt, wie gebildete Menschen sich einfach so in diesem Regime unterordnen konnten. Das ist mir bei Desfred im vorigen Buch so ergangen und auch jetzt wieder bei Lydias Sicht. Aber um am Leben zu bleiben, wird man wahrscheinlich vieles tun. Die nachfolgenden Generationen denken schon ganz anders, da sie ein anderes Leben nie kennen gelernt haben. Die Frauen finden Wege sich in dem System einzurichten, auch wenn ihnen ihre Rechte abgesprochen sind.
Alle sind in diesem System gefangen und müssen sich unterordnen, ganz gleich, in welcher Position sie sich befinden. Aber wenn man die Sicht der Protagonisten kennenlernt, betrachtet man das System nicht mehr ganz so schlecht. Das Leben bietet nicht nur schwarz und weiß, es gibt doch eine Menge Grautöne.
Obwohl sich in diesem Roman so vieles klärt, hat mir „Der Report der Magd“ dennoch besser gefallen.
Auch dieses Buch macht mich wieder wütend, denn ich finde die Geschichte auch weiterhin sehr bedrückend.

Veröffentlicht am 11.10.2019

Die Gabe

Die Gabe
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Diese Geschichte spielt 1830 in Norwegen. Anne lebt mit ihrer Familie in einer Kate auf einem großen Gut. Sie alle arbeiten dort, aber es ist kein leichtes Leben. Die Pacht muss aufgebracht werden, egal ...

Diese Geschichte spielt 1830 in Norwegen. Anne lebt mit ihrer Familie in einer Kate auf einem großen Gut. Sie alle arbeiten dort, aber es ist kein leichtes Leben. Die Pacht muss aufgebracht werden, egal wie, und so leiden sie oft Hunger. Anne möchte ihren Freund Jon heiraten, doch als Jons Vater schwer krank wird, müssen sie die Pläne aufgeben. Sie lernt die Heilerin Elseby kennen, und lernt von ihr alles über Heilpflanzen. Als sie eine Stelle in Oslo angeboten bekommt, nimmt sie diese an. Ihr Dienstherr ist der Goldschmied Øyset, in den sich Anne verliebt. Doch am Ende steht sie ohne Arbeitsstelle, aber mit einem Kind alleine da und wird von allen ausgestoßen. Doch sie besinnt sich auf ihre Fähigkeiten und geht ihren Weg.
Die Autorin Ellen Vahr verarbeitet in diesem Buch das Schicksal einer Vorfahrin. Der Schreibstil lässt sich sehr angenehm lesen und das Schicksal der jungen Frau geht einem nahe. Es ist ein entbehrungsreiches Leben auf dem Gut, wo Annes Familie lebt. Obwohl alle mitarbeiten, müssen sie oft Hunger leiden. Aber auch danach hat es Anne nicht leicht. Als Heilerin ist sie nicht gut angesehen, kann sogar bestraft werden. Sie erhofft sich in Oslo ein besseres Leben, doch auch hier ergeht es ihr nicht gut. Ihr Dienstherr nutzt ihre Liebe aus und nimmt sich sein Vergnügen, doch als Anne schwanger ist, will er nichts mehr von ihr wissen. Immer ist es die Frau, die in solchen Momenten, die Last trägt und dafür dann auch noch geächtet oder sogar bestraft wird. Zum Glück aber lässt sie sich nicht unterkriegen. Obwohl ihre Schuldgefühle groß sind, nutzt sie ihre Fähigkeiten und geht trotz Widerständen ihren Weg.
Aber auch die anderen Personen sind gut und authentisch dargestellt.
Mir hat dieser historische Roman gut gefallen.

Veröffentlicht am 11.10.2019

Nicht wie ihr

Nicht wie ihr
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Ivo Trifunović ist Fußballspieler und er ist cool. Er ist ein Star und verdient sehr viel Geld. Er ist „nicht wie ihr“.
Der Autor Tonio Schachinger lässt uns mit diesem Roman hinter die schöne Welt des ...

Ivo Trifunović ist Fußballspieler und er ist cool. Er ist ein Star und verdient sehr viel Geld. Er ist „nicht wie ihr“.
Der Autor Tonio Schachinger lässt uns mit diesem Roman hinter die schöne Welt des Fußballs schauen. Es ist eine Scheinwelt, die uns Zuschauern ein unterhaltsames Schauspiel bietet, aber hinter den Kulissen geht es um knallhartes Geschäft. Die Spieler sind nur die Figuren, die auf der Bühne stehen und für Unterhaltung sorgen. Die Geschichte ist überspitzt, trifft aber wohl den Kern der Sache.
Das Buch ist nicht immer ganz leicht zu lesen, da zu dem österreichischen Dialekt auch noch ein Portion Fußball-Jargon dazukommt, der mir als Nicht-Fußballfan fremd ist. Die Sprache ist sehr direkt, manchmal derb.
So ein Spieler ist Ivo, der Talent hat, gut aussieht und bei den Leuten ankommt. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ivo haut schon mal über die Stränge, darf es aber auch nicht zu doll treiben, denn immer ist er im Licht der Öffentlichkeit. Aber er hadert auch ein wenig mit dem ganzen Zirkus um ihn herum. Da taucht seine Jugendliebe Mirna wieder auf und Ivos heile Welt gerät ins Wanken.
Bei Iva hat sich immer alles um den Fußball gedreht, da war Bildung nicht so wichtig, was man auch an seiner Sprache spürt. Da sich aber immer alles um ihn gedreht hat, fehlt ihm das Gespür für andere Menschen. Auch sein Frauenbild ist nicht ganz zeitgemäß. Er ist ein sehr egozentrischer Mensch und dennoch nicht ganz unsympathisch.
Aber auch die anderen Charaktere sind gut und passend beschrieben.
Es ist ein unterhaltsames Buch das „harte“ Leben eines Fußballspielers.