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Veröffentlicht am 01.01.2017

Ein interessanter Psycho-Thriller

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
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Die Lehrerin Margot Lewis betätigt sich nebenbei noch als Ratgeberin in der Kolumne "Dear Amy". Als ein Mädchen aus ihrer Klasse verschwindet, ist sie sehr besorgt und vermutet eine Entführung, denn sie ...

Die Lehrerin Margot Lewis betätigt sich nebenbei noch als Ratgeberin in der Kolumne "Dear Amy". Als ein Mädchen aus ihrer Klasse verschwindet, ist sie sehr besorgt und vermutet eine Entführung, denn sie erhält plötzlich einen Brief von der seit Jahren verschwundenen Bethan Avery. Erst hält sie diesen Hilferuf für einen dummen Streich, doch trotzdem gibt sie diesen Brief sowie einen weiteren an die Polizei. Die Briefe sind authentisch, denn sie erhalten Informationen, die von der Polizei nie öffentlich gemacht wurden. Auch Margot will diese Fälle klären und bringt sich damit in Gefahr.
Von Anfang an wurde ich von dieser Geschichte gefesselt. Sie ist komplex und immer wieder gibt es Wendungen, die einen von den Fährten, die man gerade verfolgt, wegbringen. Es ist sehr schwer, das Buch beiseite zu legen, denn man will unbedingt wissen, wie sich die Sache weiterentwickelt. Der Schreibstil lässt sich sehr gut und flüssig lesen.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Die zentrale Rolle Kommt Margot Lewis zu, die mit persönlichen Problemen zu kämpfen hat und ihre Vergangenheit sie im Verborgenen lassen möchte. Eigentlich braucht sie selbst Unterstützung, aber mit ihrer Kolumne versucht sie anderen zu helfen. Sie ist eine unergründliche Person, kämpft mit ihren Ängsten und als sie sich in diesen Fall hineinkniet, verschlimmert sich ihr Zustand. Sehr sympathisch war sie mir nicht, da ich ihr Verhalten lange nicht verstand. Wir lernen aber auch Katies Sicht kennen, die nach Streitigkeiten im Elternhaus abhaut. Gerade als sie erkennt, dass Weglaufen nichts bringt und umkehren will, wird sie überfallen und entführt. Für sie beginnt ein Albtraum. Sehr verstörend sind die Gedankengänge des Täters. Die Motive für seine Taten können nur einem psychisch kranken Geist entstammen. Es ist absolut grausam, was er mit seinen Opfern macht.
Es brauchte eine ganze Weile bis sich die Zusammenhänge zu einem Bild fügen. Die Spannung war trotzdem von Anfang an da und steigerte sich bis zum Ende, das ich so nicht erwartet habe.
Ein sehr interessanter Psycho-Thriller mit einem Blick auf die Folgen für die Opfer.

Veröffentlicht am 31.12.2016

Eine lange Freundschaft

Meine geniale Freundin
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In den fünfziger Jahren wachsen Elena, genannt Lenu, und Raffaella, genannt Lila, in ärmlichen Verhältnissen auf. Sie gehen zusammen zur Schule und wetteifern miteinander, wer die Bessere ist. Obwohl Lila ...

In den fünfziger Jahren wachsen Elena, genannt Lenu, und Raffaella, genannt Lila, in ärmlichen Verhältnissen auf. Sie gehen zusammen zur Schule und wetteifern miteinander, wer die Bessere ist. Obwohl Lila begabt ist, muss sie die Schule verlassen und in der Schusterei ihres Vaters arbeiten. Die ehrgeizige Elena schafft es mit Unterstützung das Gymnasium zu besuchen. Die Freundschaft zwischen den beiden bleibt weiterhin bestehen, auch als Lila in der Pubertät von den jungen Männern umschwärmt wird. Sie weist den älteren Marcello ab und heiratet sehr früh den wohlhabenden Stefano.
Das Buch beginnt nachdem Lila spurlos verschwunden ist. Die Freundschaft der beiden hat schon über sechzig Jahre bestanden. Elena will herausfinden, warum Lila mit allem Hab und Gut verschwunden ist und sie blickt zurück auf ihr gemeinsames Leben.
Die beiden Mädchen sind sehr unterschiedlich. Lila ist hochbegabt, aber sie ist auch impulsiv und manchmal aufbrausend. Die ruhigere Lenu lässt sich von Lila mitreißen. Ihr fliegt nichts zu, sie muss sich alles erarbeiten.
Das Viertel, in dem die Mädchen aufwachsen, ist ärmlich aber voller Leben. Es wird einem nichts geschenkt und häusliche Gewalt ist gang und gäbe. So verwundert es einen nicht, dass sich die Mädchen eine bessere Zukunft erträumen.
Das Buch liest sich angenehm flüssig. Die Verhältnisse im damaligen Neapel werden realistisch beschrieben ohne zu bewerten. Ich bin aufgrund des Medien-Hypes um diese Buchserie mit einigen Bedenken an das Buch gegangen. Aber die Geschichte hat mich angesprochen, obwohl der Verlauf doch sehr ruhig vonstattengeht und eigentlich nichts Spannendes passiert.
Ich bin gespannt, wie die Freundschaft von Elena und Raffaella sich weiterentwickelt.

Veröffentlicht am 30.12.2016

Ein Baum der Erinnerungen

Das Marillenmädchen
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Der Marillenbaum im Garten bringt seit eh und je Beständigkeit in Elisabettas Leben. Seine Früchte – mal mehr, mal weniger – verarbeitet sie zu Marmelade, die in sorgsam etikettierten Gläsern im Keller ...

Der Marillenbaum im Garten bringt seit eh und je Beständigkeit in Elisabettas Leben. Seine Früchte – mal mehr, mal weniger – verarbeitet sie zu Marmelade, die in sorgsam etikettierten Gläsern im Keller aufgehoben werden. Seit ihre Schwester und ihre Eltern in den vierziger Jahren abgeholt und nach Dachau gebracht wurden, kocht sie ihre Marillenmarmelade und sie erinnert sich dabei an ihre Familie, an ihre Liebe Franz und an die Tochter Esther und die Enkelin Rahel.
Obwohl Elisabetta eine Russin als Untermieterin hat, lebt sie zurückgezogen und meidet Kontakte. Dann ist die Russin plötzlich nicht mehr da und stattdessen ist die Tänzerin Pola eingezogen.
Der Schreibstil ist ungewöhnlich und nicht einfach zu lesen, aber auch ein wenig poetisch. Am Anfang ist es nicht einfach, die Zusammenhänge zu erkennen. Dass es zwei Rahels gab, trägt mir zur Verwirrung bei. Die unterschiedlichen Zeitebenen erleben wir in Gedanken der Protagonistinnen. Elisabettas Gedanken flattern hin und her, so dass es etwas verschwommen anmutet, wirr wie die Gedanken einer einsamen alten Frau. Ihre Schwestern Rahel und Judith sind in ihren Gedanken sehr real. Rahel wirkt sehr erzieherisch, während Judith nachsichtig ist. So lernen wir so nach und nach Elisabettas Leben kennen, das einen sehr berührt. Aber auch wenn sie um ihre Lieben trauert, lässt sie Verbitterung und Hass doch nicht an sich herankommen.
Pola hat auch keine einfache Vergangenheit, aber sie hat eine Freundschaft erlebt, die tiefer nicht sein konnte. Sie schleicht sich in Elisabettas Leben und ist einfach da. Die beiden nähern sich zaghaft und dann erkennt man, dass ihre Geschichten zusammenhängen.
Es ist eine traurige Geschichte, aus der aber auch manchmal ein wenig trockener Humor hervorblitzt. So gibt es in dieser jüdischen Familie ein Schildkröte, die den Namen Hitler erhält. Aber es ist auch eine Geschichte, die Hoffnung gibt und Versöhnung zulässt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat mich das Buch immer mehr gepackt.
Ein außergewöhnliches Buch, auf das man sich einlassen muss.

Veröffentlicht am 26.12.2016

Aschenkind

Aschenkind
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Nach ihrer Scheidung hat Leonie Henning eine Stelle in einem kleinen Dorf im Norden als Lehrerin gefunden. Sie hofft, dass sie hier endlich Ruhe findet. Aber da hat sie sich wohl getäuscht, denn sie findet ...

Nach ihrer Scheidung hat Leonie Henning eine Stelle in einem kleinen Dorf im Norden als Lehrerin gefunden. Sie hofft, dass sie hier endlich Ruhe findet. Aber da hat sie sich wohl getäuscht, denn sie findet auf einem Acker ein ermordetes Mädchen.
Wider Willen muss sie sich in die Ermittlungen einschalten, denn Dorfpolizist Wahnknecht scheint überfordert. Warum sonst heftet er sich an Leonies Fersen und will als mit ihr bereden. Schon bald haben sie einen Verdächtigen, der dann dummerweise ebenfalls ermordet wird. Doch auch das ist nicht das letzte Mordopfer, ein weiteres Mädchen hängt kurz darauf einen einem Baum, der direkt neben der Polizei steht. Die Dörfler sind beunruhigt und glauben, dass es etwas mit einem Verbrechen zu tun hat, das vor vielen Jahren unterähnlichen Umständen passierte.
Leonie ist aber nicht der gleichen Meinung und verlässt sich lieber auf ihre eigenen Intuitionen.
Das Buch lässt sich sehr gut lesen und man wird sehr bald in die Geschichte hineingezogen. Leonie ist eine intelligente Frau, die ihre eigenen Probleme bewältigen möchte. Sie verlässt sich auf ihr Bauchgefühl bei diesen Ermittlungen, die sie eigentlich nicht führen will, in die sie aber hineingezogen wird. Außerdem hilft ihre Menschenkenntnis, die Menschen einzuschätzen, mit denen sie es zu tun bekommt. Der Dorfpolizist Wahnknecht ist ein etwas skurriler Typ, der nicht weiß, wie er die Sache anpacken soll. Das Heft wird ihm von Leonie aus der Hand genommen. Aber auch die anderen Charaktere sind gut beschrieben.
Es ist eine etwas düstere Geschichte, die einen guten Spannungsbogen hat. Aufgelockert wird das Ganze durch manchen humorvollen Dialog. Aber für mich ist es eher ein Krimi als ein Thriller.
Eine interessante Geschichte mit einer unkonventionellen Ermittlerin.

Veröffentlicht am 26.12.2016

Menschliche Abgründe

Pretty Girls
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Julia verschwand im März 1991, seither hat es keine Spur mehr von ihr gegeben. Die Familie leidet natürlich, aber jeder geht mit dem Schicksalsschlag anders um. Jetzt, nach 24 Jahren, werden Claire und ...

Julia verschwand im März 1991, seither hat es keine Spur mehr von ihr gegeben. Die Familie leidet natürlich, aber jeder geht mit dem Schicksalsschlag anders um. Jetzt, nach 24 Jahren, werden Claire und ihr Mann überfallen. Paul stirbt bei diesem Überfall. Wieder verschwindet ein Mädchen.
Als Claire nach dem Tod von Paul seine Unterlagen sichtet, ist sie geschockt. Er hat schreckliche Snuff-Videos, in denen Mädchen misshandelt und getötet werden. Ein Mädchen ähnelt der zuletzt verschwundenen Anna Kilpatrick. Claire kann es nicht fassen. Ist das gestellt oder Realität? Was hat ihr Mann damit zu tun? Sie beginnt nachzuforschen und gerät in einen Sumpf. Selbst die Polizei scheint mit der Sache zu tun zu haben. Wem kann sie noch trauen?
Lydia Delgado lebt mit ihrer 17jährigen Tochter zusammen. Als sie von Pauls Tod erfährt, bedauert sie das nicht. Ihre Meinung: „Ich hoffe nur, er hat gelitten.“
In die Geschichte fließen immer wieder Tagebucheinträge von Julias Vater ein, die zeigen, wie schlimm der Verlust für ihn und seine Familie ist.
Die verschiedenen Handlungsstränge werden lange parallel geschildert und man fragt sich, wo der Zusammenhang ist. Eine Reihe von unverhofften Wendungen sorgen für Spannung bis zum Ende.
Das Buch ist gut zu lesen und sehr spannend, aber viele Schilderung sind auch schwer zu ertragen – also nichts für schwache Nerven. Die Gräuel werden nicht nur angedeutet, sondern sehr deutlich beschrieben. Ich muss das nicht unbedingt so direkt haben, trotzdem hat mich diese Geschichte gefangen genommen. Was da geschieht, ist abstoßend und schockierend. Es ist unvorstellbar, wie Menschen so etwas tun können. Abgründe tun sich auf.
Ein packender Psychothriller - ein Muss für die Fans von Karin Slaughter.