Marita ist aus und mit Leidenschaft Krankenschwester. Sie hat ein Herz für die Menschen und gönnt ihnen ihre kleinen Ausflüge aus der Krankheit. So spielt sie mit den alten Herren auf ihrer Station gerne mal ein schnelles Pokerspiel, obwohl sie keine Chance hat. Der Einsatz ist hoch –eine Zigarette. Was kann es schon schaden, wenn man sterbenskrank ist. Aber im Klinikalltag bleibt eigentlich keine Zeit für derartige Patientenbetreuung, schon gar nicht seit die Klinikleitung Martin Joosten mit der Kostenoptimierung betreut hat. Als der Marita vorwirft, dass sie vierzehn Minuten im Krankenzimmer verbracht hat, reagiert sie äußerst ungehalten. Sie ahnt, dass sie sich damit Schwierigkeiten eingehandelt hat und als sie dann in der Zeitung eine Annonce sieht, in der eine Krankenschwester zur Pflege eines Unternehmers in Südfrankreich gesucht wird, bekommt sie Lust sich in unbekannte Gefilde zu wagen.
So landet sie auf der Domaine der Lafleurs und würde am liebsten gleich umkehren. Der Patient will eigentlich keine Pflege und sein Sohn Lucien ist auch nicht besonders höflich. Aber sie ist nun einmal dort und beißt sich durch. Zur Haushälterin Segolène hat sie gleich ein gutes Verhältnis und als dann auch noch der charmante François auftaucht, kann sie den Aufenthalt viel mehr genießen.
Die Gegend um Grasse ist so wundervoll beschrieben, dass ich den Geruch von Rosen und Jasmin gleich in der Nase hatte. Wie bei Marita kamen auch bei mir Urlaubsgefühle auf und ich wäre am liebsten gleich losgefahren, um die Gegend dort im Süden Frankreichs zu erkunden.
Zwischendurch gibt es immer wieder Einschübe, in dem wir Bo Rickleffs von Amrum kennenlernen, den seine Eltern aus bitterer Not als Schiffsjungen verkauften. So ist er mit sieben von zu Hause weg, um zwanzig Jahre später in Grasse als Händler Fuß zu fassen. Leider war mir die Verknüpfung zwischen historischem Handlungsstrang und dem Strang um Marita zu knapp.
Marita ist sympathisch und stürzt sich mutig in ihr Abenteuer. Sie hat fast keine Französisch-Kenntnisse und soll nun mit ihrem Patienten klar kommen. Aber sie trifft auf eine ganze Anzahl freundlicher und hilfsbereiter Menschen, die ihr Unterstützung geben. Drei Monate wollte Marita in Südfrankreich bleiben, doch die Zeit vergeht wie im Flug und schon bald muss sie sich entscheiden, ob sie zurück nach Husum will oder nicht. Dann ist da noch die Frage: Welches Herzblatt hätte sie denn gerne, Filou François, den freundlichen Knut oder den wortkargen Lucien.
Das Buch liest sich locker leicht. Es ist eine unterhaltsame Sommerlektüre.