Manipuliert und beobachtet
Das Böse in euchWenn Jugendliche verschwinden, wird häufig angenommen, dass sie vor Schwierigkeiten im Elternhaus flüchten. Das kommt häufig vor und beunruhigt die Polizei nicht sehr. Doch dann taucht in Wien ein verschwundenes ...
Wenn Jugendliche verschwinden, wird häufig angenommen, dass sie vor Schwierigkeiten im Elternhaus flüchten. Das kommt häufig vor und beunruhigt die Polizei nicht sehr. Doch dann taucht in Wien ein verschwundenes Mädchen tot auf. Sie ist nackt und sieht aus, als habe sie lange nicht genug zu essen bekommen. Die Ermittlerin Michaela Baltzer vom LKA übernimmt diesen Fall. Bei den Untersuchungen wird auf dem Körper des Mädchens die DNA von zwei weiteren verschwundenen Mädchen gefunden. Während der Kriminalpsychologe Kilian Weilmann der Meinung ist, dass es sich um ein Sexualdelikt handelt, glaubt Michaela Baltzer, an einen anderen Hintergrund.
Von Anfang an wurde ich in die Geschichte hineingezogen, denn es ist spannend und erschreckend, was mit den Mädchen passiert und zu erleben, wie der Entführer seine „Studien“ betreibt und auch noch glaubt, etwas Bedeutendes zu leisten.
Ich habe mich gefragt, wie kann man Kindheitserlebnisse verarbeiten und wieviel Einfluss haben sie auf das spätere Leben. Gibt es überhaupt eine Möglichkeit sowas zu verarbeiten? Würde ich das bei Menschen in meinem Umfeld bemerken? Könnte ich verhindern, dass deren Verhalten ausufert? Kann ich erkennen, was der Betroffene selbst nicht sieht?
Wie schwierig das ist, habe ich beim Lesen festgestellt, denn obwohl ich mich vom Gefühl her auf einen Verdächtigen festgelegt hatte, ist es mir nicht geglückt, meinen Verdacht an irgendetwas festzumachen. Auch Michaela braucht lange, bis ihr klar wird, wo sie den Täter suchen muss.
Sie ist eine erfahrene und beharrliche Ermittlerin, die ihre Grenzen erkennt und auch Hilfe annehmen kann. Als ihr Bruder mit seiner Frau als Ärzte für ein Jahr nach Lesotho gehen, nimmt sie ihre Nichte Valerie recht spontan auf, ohne zu wissen, was das für ihr Leben als Single und Vollblut-Polizistin, die kein nennenswertes Privatleben hat, bedeutet.
Valerie ist ein reifes Mädchen mit genauen Vorstellungen, was sie in Zukunft machen möchte. Auch sie will Polizistin werden. Daher glaubt sie, mit eigenen Nachforschungen ihrer Tante helfen zu können. Dabei bringt sie sich jedoch selbst in Gefahr. Aber ihre Empathie für Menschen und ihr überlegtes Handeln sind bewundernswert.
Alle Charaktere sind sehr gut und authentisch geschildert. Wenn ich den Entführer erlebt, bekam ich ein unangenehmes Gänsehautgefühl.
Ein überzeugender Psycho-Thriller.