Profilbild von lesetraum

lesetraum

Lesejury Star
offline

lesetraum ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lesetraum über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zähe Mordermittlungen in der Bretagne

Bretonische Flut
0

Ein denkbar schlechter Tagesanfang für Kommissar Dupin, der bereits am frühen Morgen zum Hafen gerufen wird. Die Tote im Abfallcontainer auf nüchternen Magen ist schon eine besondere Herausforderung. Und ...

Ein denkbar schlechter Tagesanfang für Kommissar Dupin, der bereits am frühen Morgen zum Hafen gerufen wird. Die Tote im Abfallcontainer auf nüchternen Magen ist schon eine besondere Herausforderung. Und dann erreicht ihn wenig später die Meldung, dass auf Île de Sein eine weitere Fraueneiche gefunden wurde. Dupin der das Meer über alles liebt, solange er es vom sicheren Festland aus betrachten kann, sieht sich gezwungen gemeinsam mit Inspektor Riwal auf die Insel überzusetzen. Die Insulaner sind ein eigenartiges Völkchen. Geprägt von Aberglauben und Legenden, herrscht auf Sein eine ganz besondere Atmosphäre der er sich nur schwer entziehen kann. Riwal, der sich bestens in der bretonischen Geschichte auskennt, läßt keine Gelegenheit ungenutzt dieses Wissen mitzuteilen und trägt damit einen entscheidenden Teil dazu bei dem Fall etwas mystisches zu verleihen.
Beide Frauen haben auf Seins gelebt und obwohl sie miteinander befreundet waren, läßt sich keine brauchbare Erklärung zu Täter und Motiv finden. Als es zu einem dritten Mord kommt, wird der Fall zunehmend rätselhafter. Da sie auf der Suche nach einem Tatmotiv nicht weiterkommen, konzentrieren sie sich darauf das enge Zeitfenster in dem die Taten verübt wurden. Dies reduziert zwar die Anzahl der möglichen Täter erheblich, bringt sie aber keinen entscheidenden Schritt weiter. Die Ermittlungsarbeiten arten immer mehr in eine ständiges Hin- und Her zwischen Insel und Festland aus, das letztendlich in einer abenteuerlichen Verfolgungsjagd endet. Trotz der Ermittlung des Täters bleibt der Fall eigentlich ungeklärt, denn das Motiv für die Taten bleibt genauso ungeklärt wie die zahlreichen Mysterien der Bretagne.

Fazit
Eindrucksvolle Landschaftsbeschreibungen mit kulinarischen Highlights lassen den Kriminalfall fast vollständig in den Hintergrund treten. Für Krimifans eine Enttäuschung, für Bretagnefreunde ein interessanter Reise- und Geschichtsführer.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tödliche Strömungen

Birk
0

Ihm ist schlecht, er ist total verstört und mit der Situation restlos überfordert. Der erst neunjährige Mikael durchlebt eine irrealistisch beschriebene Kindheit, die ihn immer weiter vom Leben entfremdet. ...

Ihm ist schlecht, er ist total verstört und mit der Situation restlos überfordert. Der erst neunjährige Mikael durchlebt eine irrealistisch beschriebene Kindheit, die ihn immer weiter vom Leben entfremdet. Das erlebte Trauma, der Verlust seines Vaters und seine Schuldgefühle verfolgen ihn gnadenlos. In seiner Mutter findet er genauso wenig Hilfe und Halt, wie bei dem einzigen Nachbarn, den sie auf ihrer einsamen und abgelegenen Nordseeinsel haben. Mikael driftet immer mehr ab, bis er fast nur noch in seiner eigenen Welt lebt. In Erinnerung an seinen Vater, versucht er sich so zu verhalten wie dieser es, seinem kindlichen Glauben nach, von ihm erwarten würde.
Seine Mutter, die nach dem Unglück und dem Verlust des Ehemannes restlos überfordert ist, findet keinen Draht mehr zu ihrem verwirrten Sohn. Im Gegenteil, mit ihrem zunehmend irrationalen Verhalten verschlimmert sich Mikaels Zustand zusehends. Sie drängt ihn damit regelrecht in die Enge, so dass er im Grunde genommen nicht mehr ein und aus weiß. Auch der Nachbar, der zwar spürt, dass der Junge in seelischer Not ist, richtet mit seinen Hilfsangeboten mehr Schaden an, ohne zu einer Verbesserung beitragen zu können.

Fazit
Deprimierendes Unbehagen und frustrierende Hoffnungslosigkeit dominieren diesen, mit schonungsloser Offenheit geschriebenen, an gefühlsmäßige Grenzen gehenden Roman. Ein aufrührendes und unbequemes Buch, das eine beängstigende Ratlosigkeit zurückläßt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die verschwundenen Frauen

Wer nicht das Dunkel kennt
0

Kriminalhauptkommissarin Lydia Louis, die schon seit Jahren vergebens mit den Schatten ihrer Vergangenheit kämpft, wird im Rahmen einer Zeugenbefragung mit dem Mann konfrontiert, dem sie nie wieder begegnen ...

Kriminalhauptkommissarin Lydia Louis, die schon seit Jahren vergebens mit den Schatten ihrer Vergangenheit kämpft, wird im Rahmen einer Zeugenbefragung mit dem Mann konfrontiert, dem sie nie wieder begegnen wollte. Doch ihre schlimmsten Befürchtungen werden wahr und sie kommt ihrem persönlichen Abgrund immer näher. Wenn Lydia Louis ihren Job behalten will, muss sie eine Entscheidung treffen. Die Tote vom Teich zwingt sie dazu nicht länger wegzusehen und ihr Fluchtverhalten, das wie immer mit sinnloser Betäubung endet, in den Griff zu bekommen. Aber sie ist nicht die einzige die massive persönliche Probleme hat. Die meisten ihrer Kollegen haben ebenfalls seelische Schräglage und so kommt es während den Ermittlungen zu etlichen Versäumnissen, die dem Täter in die Hände spielen und die er gnadenlos nutzt.

Fazit
Zu viele problembehaftete und unsympathische Charaktere, machen die Geschichte teilweise unglaubhaft und nicht immer nachvollziehbar. Mehr Krimi als Thriller, eine Lektüre die nicht ganz zu überzeugen weiß.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein eigenwilliges Bergvolk

Trübe Aussichten
0

In dem kleinen Bergdorf Casedisopra regnet es seit Wochen ohne Unterlass und die allgemeine Stimmung ist auf einem Tiefpunkt. Neben einigen anderen Gästen, hält sich auch der Geologe Pierluigi Antonelli, ...

In dem kleinen Bergdorf Casedisopra regnet es seit Wochen ohne Unterlass und die allgemeine Stimmung ist auf einem Tiefpunkt. Neben einigen anderen Gästen, hält sich auch der Geologe Pierluigi Antonelli, zu Bodenuntersuchungen in dem Ort auf. Gemeinsamer Treffpunkt für sie alle, ist die Trattoria von Benito. Zwischen Espresso, Grappa und Spezialitäten aus Augustas Küche, werden hier die großen und kleinen Dinge des Lebens besprochen. So ist es kein Wunder, dass Benito als ersten den Forstinspektor Gheradini über das plötzliche Verschwinden des Geologen und die Verwüstung seines Gästezimmers informiert. Gheradini, der hier aufgewachsen ist, berichtet dem für diesen Fall zuständigen Maresciallo was passiert ist. Dieser stammt aus Salento und ist bisher mit den Dorfbewohnern noch nicht so richtig warm geworden. Daher bittet er Gheradini ihn zu unterstützen, denn ihm ist klar, dass er ohne Insiderwissen aufgeschmissen ist.
Die Dorfbewohner sind alle mehr oder weniger schrullig und eigen. Die meisten sind zudem recht undurchsichtig und schweigsam und es ist mühsam sie zu einer Aussage zu bewegen. Entsprechend schleppend sind die Ermittlungen, die nur von der Rahmenhandlung um den Engländer Holmes und dessen Nichte Betty etwas aufgelockert werden. Der Schreibstil ist entsprechend angepaßt und so zieht sich die Geschichte unnötig in die Länge, bis Motiv und Täter endlich gefunden sind.

Fazit
Ein behäbiger, unspektakulärer Kriminalroman, der zwar ein gutes Bild eines abgelegenen Bergdorfs und seinen Einwohnern zeichnet, aber außer dem teilweise durchblitzenden trockenen Humor, nicht viel zu bieten hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Salbei, Dill und Totengrün – soviel Mord muss sein

Salbei, Dill und Totengrün
0

Wer hofft mit diesem mörderischen Kräuterbüchlein eine Anleitung zum perfekten Mord zu finden, wird enttäuscht sein. Auch wenn reichlich gemordet wird, Salbei & Co. sind nie das Mordinstrument, sondern ...

Wer hofft mit diesem mörderischen Kräuterbüchlein eine Anleitung zum perfekten Mord zu finden, wird enttäuscht sein. Auch wenn reichlich gemordet wird, Salbei & Co. sind nie das Mordinstrument, sondern wirken wesentlich subtiler und geben, wie beim Kochen auch, den Geschichten erst die richtige Würze.

Viel wichtiger als ihre Würzkraft und Aroma, sind die den einzelnen Kräutern innewohnenden Kräfte, die, richtig angewandt und gedeutet, die Morde entweder auslösen oder die Fälle zu lösen helfen. Die neun absolut unterschiedlichen Geschichten, die sich sowohl um bekannte als auch um weniger bekannte Kräuter drehen, sind durchwegs überraschend und kurzweilig – ein würziges und abwechslungsreiches Leseerlebnis.

Fazit
Sehr liebevoll gestaltet, beginnt jede Story mit einer Radierungen des Krauts, dass in dieser Geschichte die Hauptrolle spielt. Eine nette Lektüre für zwischendurch, besonders für alle Kräuterfans mit schwarzem Humor.