Ein orientalisches Märchen, dass mir zweitweise den Atem raubte
Zorn und MorgenröteIch muss sagen, dass ich die Originalgeschichte "1000 und eine Nacht" nicht kenne, weshalb die Idee des Romanes komplett neu für mich war. Ohne Frage, das Cover ist ein totaler Hingucker, aber auch den ...
Ich muss sagen, dass ich die Originalgeschichte "1000 und eine Nacht" nicht kenne, weshalb die Idee des Romanes komplett neu für mich war. Ohne Frage, das Cover ist ein totaler Hingucker, aber auch den Klappentext fand ich großartig! Um ehrlich zu sein, hatte ich zwar die Leseprobe zu Hause, aber habe mir das Buch bestellt ohne auch nur eine Seite darin zu lesen. Meine Erwartungen waren dementsprechend sehr hoch.
Der Einstieg fiel mir überraschend schwer. Ich wurde nicht nur durch die ständig neu auftauchenden Namen und Begriffe verwirrt, sondern auch durch die verschiedenen Erzählperspektiven. Richtig, ein Großteil wird aus Sharzad Sicht geschrieben, aber es gibt auch zwei oder drei andere Personen, die immer mal wieder für wenige Seiten erzählen. Diese Kapitel wurden kurz gehalten, aber selbst, als ich schon kein Problem mehr mit den Namen hatte, wurde mein Lesefluss dadurch gestört.
Auch ein kleiner Tipp zu Beginn: Ganz hinten im Buch befindet sich ein Glossar mit allen unbekannten orientalischen Begriffen. Ich selbst habe dieses erst etwas später gefunden, sodass ich anfangs eine enorm hohe Konzentration zum Lesen gebraucht habe. Aber auch im Rückblick ist das ganze Buch nicht für jedermann etwas: Die Geschichte ist fordernd und der Schreibstil alles andere als einfach.
Kommen wir aber nun zu den positiven Aspekten. Sharzad (kurz Shazi) ist eine mutige, kluge und starke Hauptprotagonistin. Tagsüber ist sie jedem gegenüber aufbrausend und frech, aber in der Nacht lernt man das ängstliche, kleine Mädchen kenne, das sie insgeheim halt doch noch ist. Ich konnte mich super mit ihr identifizieren und fand es toll, wie sie sich selbst treu geblieben ist. Renée Ahdieh meistert die enge Gradwanderung, Shaizis Gefühle dem Leser glaubhaft darzustellen, meisterhaft. Einerseits möchte sie den Khalifen Chalid umbringen, andererseits entwickelt sie aber immer mehr Gefühle für ihn. Sie beginnt ihn zu verstehen und hasst sich selbst dafür. Ein Kampf zwischen Herz und Kopf, Liebe und Verstand, der sie nicht mehr loslässt. Auch Chalid ist ein toller, junger Mann. Er ist keinesfalls dieser klischeehafte, männliche Protagonist, sondern hat mich ehrlich überrascht.
Das Feeling des Buches ist einfach nur perfekt! Man lernt nicht nur das ganz besondere orientalische Leben kennen, sondern wird zusammen mit Chalid immer wieder auf die Reise in neue Geschichten, geschickt. Diese Geschichten-in-einer-Geschichte habe ich sehr genossen. Sie nehmen auch genau den richtigen Anteil des Buches an, nicht zu viel und nicht zu wenig. Die List selbst war mir zwar ein wenig unklar, dar Chalid auch einfach tagsüber kommen und sich die Geschichte zu Ende erzählen lassen könnte, aber das war im Verlauf der Geschichte nicht weiter gestört.
Des Weiteren leben der Khalid und seine Dienerschaft in einem großen Palast, was ich immer mag. Die Beschreibungen der Gartenanlagen, aber auch der Kleidung und des Schmuckes der weiblichen Personen gefielen mir sehr gut. Bogenschießen, Schwertkämpfe, Bauchtänze und Ritte durch die Wüste stellen eine schöne Abwechslung dar.
Fazit:
Ein orientalisches Märchen, dass mir zweitweise den Atem raubte! Der Reiz des Exotischen und eine bittersüße Liebesgeschichte machen "Zorn und Morgenröte" zu einem sehr speziellen Jugendbuch. Wer nicht nur locker-leichte Liebesgeschichten, sondern auch anfordernde und leicht melancholische Bücher liest, sollte sich dieses nicht entgehen lassen! Hat man einmal den komplizierten Einstieg überstanden, taucht man in eine bezaubernde Atmosphäre ein und erkennt, dass nicht nur das Cover großartig ist. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen.