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Veröffentlicht am 07.03.2019

Hope Harbor - Drama, Komödie, Freude, Traurigkeit, Lachen, Tränen… Liebe. Diese Stadt steckt voller Geschichten.

Der Weg zu den Dünen
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Hope Harbor - Drama, Komödie, Freude, Traurigkeit, Lachen, Tränen… Liebe.
Diese Stadt steckt voller Geschichten.

"Jemandem zu einem besseren Leben zu verhelfen, ist etwas Wunderbares, aber jemandem den ...

Hope Harbor - Drama, Komödie, Freude, Traurigkeit, Lachen, Tränen… Liebe.
Diese Stadt steckt voller Geschichten.


"Jemandem zu einem besseren Leben zu verhelfen, ist etwas Wunderbares, aber jemandem den Tag zu erhellen, ein wenig Freude zu verbreiten, wenn der andere das vielleicht am dringendsten braucht, das ist auch etwas sehr Wertvolles. Und das kann jeder."

Hope Harbor ist ein ganz besonderer Ort. Die Menschen kümmern sich mit großer Herzlichkeit, Freundschaft und Mitgefühl um einander, was bereits im Vorgängerbuch zur Gründung einer gemeinnützigen Organisation führte, die sich „Helfende Hände“ nennt. Auch die hübsche Protagonistin des zweiten Bandes, Belinda June „BJ“ Stevens, stellt ihre Arbeitskraft den Senioren dieses charmanten Küstenortes ehrenamtlich zur Verfügung. BJ liebt ihre Arbeit als Architektin und Bauunternehmerin in Hope Harbor und schuf sich in einem winzigen Cottage direkt am Meer ein neues Zuhause. Durch ihr feines Gespür für Menschen blickt sie rasch hinter die Fassade der Witwe Eleonor Cooper, die zwar sehr unter ihren körperlichen Einschränkungen leidet, der Welt aber dennoch stets ein fröhliches Gesicht präsentiert. In ihrem Innersten kämpft die freundliche und fürsorgliche alte Dame jedoch gegen die Leere und Einsamkeit in ihrem Leben. Lediglich ein griesgrämiger alter Kater namens Methusalem leistet Eleonor in ihrem geliebten Zuhause Gesellschaft. BJ möchte eine Möglichkeit finden, um ihr den Umzug in ein Altersheim zu ersparen.

Als der erfolgreiche Anwalt Eric Nash seine Anstellung in Portland verliert, muss er sich neu orientieren und kehrt dazu für ein paar Wochen in seine Heimatstadt Hope Harbor zurück. Bei seiner Ankunft verursacht er einen Autounfall, und die faszinierende Frau am Steuer des anderen Wagens geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Doch sowohl Eric, als auch BJ sind noch nicht dazu bereit, ihr Leben zu ändern. Eric ist nur auf Durchreise. Er strebt ein von Arbeit und Karriere bestimmtes Leben in einer Großstadt an, während BJ das einfache und friedliche Leben in Hope Harbor schätzt. Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo die beiden eine Entscheidung treffen und entweder ihrem Verstand, oder ihrem Herzen folgen müssen.

Der Schauplatz dieser wunderschönen Geschichte ist ein malerischer kleiner Küstenort in Oregon, den ich bereits im Vorgängerband „Cranberrysommer“ kennenlernen durfte. Der einnehmende Schreibstil der Autorin und ihre bildhaften Schilderungen von Landschaft und Menschen haben mich erneut begeistert. Durch die hervorragende Charakterzeichnung und die hohe Authentizität ihrer handelnden Figuren hat Irene Hannon mich emotional tief ins Geschehen einbezogen. Die Darstellung der inneren Konflikte, der Aufarbeitung der Vergangenheit und der persönlichen Entwicklung der beiden Protagonisten ist ihr meines Erachtens ausgezeichnet gelungen. In behutsamen Worten und auf äußerst einfühlsame Art und Weise lässt sie ihre Leser hautnah daran teilhaben. Die Vereinsamung älterer Menschen ist für Irene Hannon ein zentrales Thema dieses Buches. Obgleich Eric und BJ die größte Aufmerksamkeit zuteilwurde, gab es in diesem Buch auch starke Nebenfiguren. Ich schloss sowohl die liebenswürdige Eleonore, als auch den höflichen und würdevollen kubanischen Einwanderer Luis Dominguez sehr schnell ins Herz. Durch seine Person wird die Einwanderungsproblematik in diesem Buch thematisiert. Luis‘ tragische Lebensgeschichte und seine Resignation führten dazu, von den wohlmeinenden Menschen in seinem Umfeld Abstand zu halten. Er kann nicht mehr daran glauben, dass Gott etwas Neues mit ihm vorhat und nach seiner traumatischen Vergangenheit womöglich doch noch die Chance auf ein besseres Leben besteht. Ich habe mich darüber hinaus unsagbar gefreut, dass dem exzentrischen Philanthropen Charley Lopez auch in diesem Band eine wesentliche Rolle zugedacht wurde. Als Inhaber von „Charleys Tacos“ am Hafen von Hope Harbor versorgt er die Menschen in seinem Umfeld mit delikatem Essen. Doch der kluge, charmante und von großem Gottvertrauen erfüllte Mann strebt für seine Mitmenschen mehr als nur die Befriedigung kulinarischer Gelüste an. Er hat ein Herz aus Gold, ist ein Hoffnungsbringer, spendet Zuversicht, stellt Fragen, die teilweise auch unbequem sind. Charley ist ein geistlicher Mensch, der viele Dinge erahnt, auf rätselhafte Art und Weise stets zur rechten Zeit am rechten Ort auftaucht, und großen Frieden ausstrahlt. Charleys Lebensweisheiten und der hohe Stellenwert des christlichen Glaubens, der durch kursiv gedruckte Gedanken und Gebete hervorragend dargestellt wurde, machten dieses Buch für mich zu einer ganz besonderen Lektüre.

Es gibt einen winzigen Kritikpunkt, ein Faktor, der zwar aufgrund seiner Geringfügigkeit nicht in meine Bewertung einfließt, der mich jedoch das gesamte Buch hindurch gestört hat. Irene Hannon benennt ihre Protagonistin stets nur mit den zwei aneinandergereihten Großbuchstaben „B“ und „J“, nämlich den Initialen ihres Namens, der nach knapp dreihundert Buchseiten zum ersten und einzigen Mal kurz erwähnt wird.

Fazit: Ich empfand diesen Roman aus der Feder von Irene Hannon als große Bereicherung - er bescherte mir ein wunderschönes Leseerlebnis, das ich nur zu gerne weiterempfehle. Der gefühlvolle Schreibstil der Autorin und die hervorragend charakterisierten Figuren haben mir ausgezeichnet gefallen. Dieses Buch hat mich an einigen Stellen zu Tränen gerührt und entgegen meinen Erwartungen den ersten Band mit dem Titel „Cranberrysommer“ sogar noch übertroffen. Ein absolutes Lesehighlight!

Veröffentlicht am 03.03.2019

Einmal Scharfschütze, immer Scharfschütze.

Die Sünden aus der Vergangenheit
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Einmal Scharfschütze, immer Scharfschütze.

„Wie lange wirst du zulassen, dass die Ungerechtigkeit siegt?“

Griffin McCray arbeitet als Ranger im Gettysburg National Military Park. Nach dem Fund einer ...

Einmal Scharfschütze, immer Scharfschütze.

„Wie lange wirst du zulassen, dass die Ungerechtigkeit siegt?“

Griffin McCray arbeitet als Ranger im Gettysburg National Military Park. Nach dem Fund einer Leiche ermittelt er gemeinsam mit der forensischen Anthropologin Dr. Finley Scott, dem FBI-Agenten Declan Gray und dem CSI-Beamten und Spurensicherer Parker Mitchell in einem Fall, der weit komplexer ist, als es zunächst den Anschein hatte. Darüber hinaus versucht ein Unbekannter, mit völliger Rücksichtslosigkeit und ohne jeglichen Skrupel die Identifizierung der sterblichen Überreste zu verhindern.

Dani Pettreys neuer Serienauftakt startet an einem geschichtsträchtigen Schauplatz. Die Autorin verstand es geschickt, gleich zu Beginn Spannung aufzubauen, die bis zum aufregenden Finale kontinuierlich ansteigt. Das Buch basiert auf zwei Handlungssträngen, wobei die Ermittlungen im Mordfall den Hauptanteil haben. In einem zweiten kleinen Handlungsstrang werden dem Leser immer wieder kleine Einblicke in die Überlegungen und Aktivitäten des unbekannten Täters gewährt. Die handelnden Figuren wurden hervorragend charakterisiert, ihre Eigenschaften, Gedanken und Gefühle überzeugend vermittelt. Die starke Gewichtung auf den Glauben wird besonders in kursiv gedruckten Gebeten zum Ausdruck gebracht. Vage Andeutungen auf eine gemeinsame Vergangenheit von Griffin, Declan und Parker weckten sehr rasch meine Neugier, ein schwelender Konflikt zwischen den ehemals besten Freunden wird nach und nach aufgerollt und beleuchtet.

Im vorliegenden ersten Band stehen Griffin und Finley als Protagonisten im Zentrum des Geschehens. Als ehemaliger Scharfschütze eines Sondereinsatzkommandos ist Griffin bestens für die Mitarbeit bei den Ermittlungen geeignet, er spricht jedoch ungern über seine berufliche und private Vergangenheit. Griffin verhält sich Finley gegenüber introvertiert und mürrisch, kann sich jedoch ihrer Anziehungskraft nicht entziehen. Seine mühsam aufgebauten Schutzmauern drohen einzustürzen. Die attraktive und zierliche Finley nennt Griffin zwar insgeheim „Ranger Miesepeter“, fühlt sich aber zu dem gutaussehenden Park Ranger ebenfalls hingezogen. Der Aufarbeitung traumatischer Erlebnisse und der behutsamen Annäherung zwischen den beiden wird in diesem Buch großzügig Raum gegeben.

Mit Declan Gray und Parker Mitchell bringt die Autorin zwei wichtige Nebenfiguren in die Handlung ein. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die beiden wohl ihrerseits in einem der Nachfolgebände eine Hauptrolle einnehmen werden. Während Declan mit seinem geschniegelten Äußeren und seinen beruflichen Fähigkeiten die perfekte Verkörperung eines FBI-Agenten darstellt, scheint der gutaussehende Charmeur Parker mit seinem irischen Akzent und dem Ruf als Frauenheld ein eher unkonventioneller Ermittler zu sein. Doch hinter Parkers Fassade verbergen sich starke Schuldgefühle, und das Verhältnis zwischen ihm und Griffin ist angespannt. Die Darstellung der Verarbeitung dieser Schuldgefühle und die persönliche Entwicklung der betroffenen Personen haben mir sehr gut gefallen.

Fazit: „Die Sünden aus der Vergangenheit“ punktet durch einen einnehmenden Schreibstil, einen spannenden und gut konstruierten Kriminalfall, authentischen Figuren und einer starken Gewichtung auf den Glauben. Dani Pettrey zählt zu meinen favorisierten christlichen Krimiautorinnen und hat mir auch diesmal ein grandioses Leseerlebnis beschert. Meine Vorfreude und Erwartungshaltung auf die nächsten Bände dieser Reihe sind dementsprechend groß. Nur zu gerne vergebe ich für dieses Buch fünf Bewertungssterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 02.03.2019

Du wirst irgendwann lernen, die Kinder zu lieben, sie aber trotzdem loszulassen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Auf den Spuren meiner Schwester
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Du wirst irgendwann lernen, die Kinder zu lieben, sie aber trotzdem loszulassen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

"Die Kinder brauchen uns nur für kurze Zeit. Wir sind für sie da, um sie auf diesem Teil ...

Du wirst irgendwann lernen, die Kinder zu lieben, sie aber trotzdem loszulassen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

"Die Kinder brauchen uns nur für kurze Zeit. Wir sind für sie da, um sie auf diesem Teil ihres Weges zu belgeiten, dem Übergang von einer Lebenssituation in eine andere. Aber es war nie vorgesehen, dass wir einen festen Platz in ihrem Leben einnehmen."

Marianne Neumann und Andrew Brady wurden als Mitarbeiter der Children's Aid Society damit beauftragt, mit einer Gruppe von über dreißig Waisenkindern in die ländlichen Gebiete von Illinois zu reisen. Das Kinderhilfswerk ist bemüht, ihnen ein Leben auf der Straße oder in einem Heim zu ersparen und sucht für sie ein neues Zuhause.

Drew ist Lehrer und arbeitet seit seinem Umzug nach New York im Newsboy's Lodging House. Er kann hervorragend mit Kindern umgehen und es ist ihm ein großes Anliegen, das Leben obdachloser Kinder zu verbessern. Den einfühlsamen und gutherzigen Mann quälen jedoch schlimme Erinnerungen.

Die deutschstämmige Marianne lebt seit acht Jahren in Amerika, Aufgrund ihrer eigenen schweren Kindheit und Jugend kann sie sich in die Situation der Straßenkinder sehr gut hineinversetzen. Marianne zeigt ihre Gefühle und Gedanken stets offen, ihr Umgang mit den kleinen Schutzbefohlenen ist herzlich und innig. Doch Marianne verfolgt auch ein ganz persönliches Ziel: sie möchte im Zuge ihrer Reise den Aufenthaltsort ihrer verschwundenen Schwester Sophie herausfinden. Auf der wochenlangen Fahrt in den Westen lernen Andrew und Marianne sich besser kennen, ihre gegenseitige Anziehungskraft wandelt sich nach und nach in Liebe. Doch ein furchtbares Ereignis scheint ihr Glück zu zerstören, die Schatten der Vergangenheit drohen die beiden einzuholen.

Zwar hat mir auch der erste Band dieser Buchreihe um die Neumann-Schwestern mit dem Titel „Wenn du für mich bist“ sehr gut gefallen, der zweite Band übertraf ihn jedoch um Längen. Wie auch im Vorgänger stellt die Autorin historische Fakten ins Zentrum der Geschichte. Ein großes Augenmerk ist auf die Children’s Aid Society gerichtet, die als größte Organisation in New York unzählige Waisenkinder in den Westen vermittelte. Anhand ihrer beiden Protagonisten zeichnet Jody Hedlund ein facettenreiches Bild dieser Fahrten, die stets von engagierten Mitarbeitern des Hilfswerks begleitet wurden und für alle Beteiligten eine große Herausforderung darstellten. Die Autorin erzählt von traumatisierten, seelisch und körperlich misshandelten Kindern, die sich einen Ausweg aus ihrem elenden Dasein wünschen, zugleich aber Angst vor der ungewissen Zukunft haben. Die verschiedenen Emotionen und Reaktionen der Kinder und Jugendlichen wurden einfühlsam beschrieben. Marianne und Reinhold wurde im vorliegenden zweiten Teil eine tragende Rolle zugeschrieben. Während der erste Erzählstrang sich mit Mariannes Reise in den Westen befasst, liest man in den Kapiteln dazwischen von Reinholds Bemühungen, sich und seinen Geschwistern im Westen eine bessere Zukunft zu erarbeiten. Reinhold wird als ehrbarer, gottesfürchtiger und hart arbeitender Mann beschrieben, der sein Herz auf dem rechten Fleck hat. Zu meiner großen Freude begegnete ich auch Personen aus dem Vorgängerbuch. Meine favorisierten Nebenfiguren waren jedoch die liebevoll charakterisierten Kinder. Die ängstliche kleine Dorothea, die wie ein kleiner Engel aussieht, aber vor Kummer und Heimweh weder ein noch aus weiß, und der lebhafte kleine Tim mit dem unbändigen roten Haar, seinem koboldhaften Grinsen und der Zahnlücke haben mich im Sturm erobert. Die Autorin brachte auch schwierige Jugendliche in die Handlung ein, die ihre beiden Aufsichtspersonen sehr forderten.

Die Autorin besitzt einen einnehmenden Schreibstil, der mir ebenso wie die Einbindung des christlichen Glaubens sehr gut gefallen hat. Durch die Neugier auf Andrews Vergangenheit, die zunächst nur angedeutet und erst langsam aufgerollt wird, sowie durch ein furchtbares Ereignis mit verheerenden Konsequenzen für die Protagonisten wurde ein gewisser Spannungsbogen ins Buch eingebracht. „Auf den Spuren meiner Schwester“ hat mich in diesem Fall nicht nur ausgezeichnet unterhalten, sondern mir auch aufregende Lesestunden beschert.

Ein wunderschöner Roman, den ich Fans christlicher Romane mit historischem Hintergrund ans Herz legen möchte.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Erst morgen erkennen wir, wie wundervoll heute ist.

Für immer in meinem Herzen
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Erst morgen erkennen wir, wie wundervoll heute ist.

„Das ist Middle Grove: Glaube, Arbeit und Familie, zusammengenäht vom Faden der gemeinsamen Hingabe.“

Für die von der Außenwelt abgeschieden lebenden ...

Erst morgen erkennen wir, wie wundervoll heute ist.

„Das ist Middle Grove: Glaube, Arbeit und Familie, zusammengenäht vom Faden der gemeinsamen Hingabe.“

Für die von der Außenwelt abgeschieden lebenden Mitglieder der Amish-Gemeinde Middle Grove haben abgesehen von ihren Glaubensprinzipien ihre Arbeit und die Familie höchste Priorität. Die Ordnung wird hochgehalten, die bibeltreuen Gemeindemitglieder leben von Landwirtschaft, stehen den technischen Errungenschaften der „Englischen“ skeptisch bis ablehnend gegenüber und lehnen Gewalt strikt ab. Als sich der elfjährige Jonah Stoltz auf einer benachbarten Farm durch einen landwirtschaftlichen Schredder lebensbedrohliche Verletzungen zuzieht, handelt sein Onkel und Vormund Caleb instinktiv richtig. Er ignoriert die vehementen Weigerungen seines Vaters und des Bischofs und lässt das Kind in ein Trauma-Krankenhaus ausfliegen. Diese Entscheidung rettet dem kleinen Jonah das Leben. Caleb, der sowohl seinen Neffen, als auch dessen Schwester von ganzem Herzen liebt, weicht nicht vom Krankenbett des Jungen.

Rees Powell ist Medizinstudentin und steht kurz vor ihrem Abschluss. Die intelligente und mitfühlende junge Frau liebt ihre Arbeit in der Notfallmedizin, und als der kleine Jonah Stoltz als dramatischer Fall in die Notaufnahme eingeliefert wird, berühren der tapfere Junge und dessen Onkel ihr Herz. Sie bietet Caleb Stoltz ihre Unterstützung an. Der attraktive amische Farmer und die ehrgeizige Karrierefrau aus begütertem Elternhaus, deren Leben von ihrer Arbeit und dem Studium bestimmt ist, stammen aus vollkommen verschiedenen Welten. Und dennoch verändert das Zusammentreffen mit Caleb die Sichtweise der angehenden Ärztin auf viele Dinge. Ihre Begegnung ermöglicht den beiden einen Einblick in die Welt des anderen, doch trotz der großen gegenseitigen Anziehungskraft scheint es keine Möglichkeit für eine gemeinsame Zukunft zu geben.

Dieses Buch, dessen Klappentext eine romantische Liebesgeschichte verheißt, entpuppte sich als faszinierende und erstaunlich tiefgründige Erzählung über zwei Menschen mit äußerst konträrem Hintergrund. Die Protagonistin Reese Powell personifiziert das Produkt zweier hoch intelligenter, ehrgeiziger Eltern, die durch ihre Vorgaben, ihre großen Erwartungen und ihre manipulative Art immensen Druck auf ihr einziges Kind ausüben. Reese wurde als kleine Prinzessin geboren, ihr Weg war stets geebnet, doch die Ansprüche der Eltern sind schlichtweg überfordernd. Reese ist bewusst, dass sie den Traum ihrer Eltern leben soll, doch sie ist in keiner Weise sicher, dass dieser Weg auch der ihre ist. Caleb ist ein großer, muskulöser, sehr attraktiver und ruhiger Mann, den eine seltsame Traurigkeit umgibt. Seine Geschichte birgt einige Überraschungen und es gibt einen guten Grund dafür, dass er sich in der modernen Welt der „Englischen“ nicht ganz so unbeholfen fühlt, als es für ihn als Amischen eigentlich der Fall sein sollte. Abgesehen von Caleb und Reese würde ich persönlich auch den kleinen Jonah als Protagonisten bezeichnen – seine liebenswerte und kluge Art und sein Einsatz für seine Mitmenschen haben mich tief berührt. Obgleich seine Schwester Hannah in der ersten Hälfte des Buches eine eher untergeordnete Rolle spielt, wird ihr im späteren Verlauf größere Aufmerksamkeit zuteil. Abgesehen von weiteren sympathischen Nebenfiguren wie beispielsweise Reeses Freund und Kollegen Leroy Hershberger oder Calebs Bruder John Stoltz fungiert Calebs Vater Asa als Antagonist dieses Buches. Ich empfand zudem eine deutliche Abneigung gegen das Verhalten von Reeses Eltern Joanna und Hector, die ihre Tochter zwar mit materiellen Dingen überschütten, sie jedoch als Vorzeigeobjekt und Schachfigur ihrer eigenen Vorstellungen und Pläne missbrauchen. Susan Wiggs hat mit der Charakterzeichnung ihrer handelnden Figuren hervorragende Arbeit geleistet. Sowohl Reese, als auch Caleb, haben mich durch ihre Authentizität beeindruckt, ihrer Gefühls- und Gedankenwelt, aber auch ihrer innerlichen Entwicklung wird sehr überzeugend Ausdruck verliehen. Calebs Familiengeschichte und die Umstände, die dazu führten, dass der junge Mann zum Vormund von Nichte und Neffe wurde, werden behutsam und in kleinen Schritten aufgerollt. Der Leser taucht Stück für Stück in die Welt der Amischen und ihrer Lebensart ein und erfährt ein wenig über die Traditionen und die Ordnung der Glaubensgemeinschaft.

Dem Buch liegt hinsichtlich Jonahs Genesung und der Frage, ob es eine gemeinsame Zukunft für die beiden Protagonisten geben kann, ein kleiner Spannungsbogen zugrunde. Dennoch würde ich es eher als ruhigen, bedächtigen Roman bezeichnen, bei dem Familie, Freundschaft und Liebe die zentralen Themenbereiche darstellen.

Fazit: „Für immer in meinem Herzen“ war ein sehr berührender Roman, der mich als Leser tief in die Geschichte seiner Protagonisten einbezogen und mir ein eindrucksvolles Bild des Lebens in einer amischen Glaubensgemeinschaft vermittelte. Dieses Buch war meine erste Lektüre von Susan Wiggs – es hat mir wunderschöne Lesestunden bereitet und mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Fremdheit beruht auf dem Winkel ihrer Betrachtung

Denn wir waren Krieger
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Fremdheit beruht auf dem Winkel ihrer Betrachtung

Nach ihrer Flucht vor den russischen Panzern in Kabul landen Layla und Jamal Paktiawal im Jahr 1980 mit ihrer kleinen Tochter Mina in München. Das Ehepaar ...

Fremdheit beruht auf dem Winkel ihrer Betrachtung

Nach ihrer Flucht vor den russischen Panzern in Kabul landen Layla und Jamal Paktiawal im Jahr 1980 mit ihrer kleinen Tochter Mina in München. Das Ehepaar aus Afghanistan hat alles hinter sich gelassen und muss sich nun in einer Welt zurechtfinden, in der sie weder die Sprache, noch die für sie fremd anmutende Lebensweise verstehen. Sie registrieren die Ablehnung in den Augen der Menschen, müssen Demütigungen hinnehmen. Die Sehnsucht nach der geliebten Heimat im Herzen versuchen Layla und Jamal, sich in ihrem neuen Leben in Deutschland zurechtzufinden.

Wajima Safi erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte von zwei intelligenten und gebildeten jungen Menschen, denen angesichts einer tödlichen Bedrohung kein anderer Ausweg bleibt, als ihre Heimat zu verlassen. In eindrucksvollen Worten beschreibt die Autorin die Ankunft der Paktiawals im sicheren Deutschland und verleiht ihren Eindrücken und Emotionen auf einfühlsame Art und Weise Ausdruck. Wajima Safis verfügt über einen wunderschönen und bildhaften Schreibstil, ihre poetische Ausdrucksweise hat mich an etlichen Passagen dieses Buches regelrecht verzaubert:

"Der Bahnhof schien langsam zusammen mit ihr und ihrer Familie zu erwachen. Laylas Blick glitt sachte über das bewegte Bild vor ihren Augen, das wie ein flüssiges Tableau voll bunter, unbekannter Farben an ihr, der Außenstehenden, vorbeizog. Die Schritte all der genauso verschlafenen Fahrgäste, deren Betrachtung ihre erste Lektion eines ewigen Lernprozesses werden würde, schienen gleichsam mit der Intensität der Morgensonne an Geschwindigkeit zuzunehmen. "

Die Autorin berichtet von Laylas und Jamals Ankunft, eingeholt von der nüchternen Realität, fern von Familie und Freunden, gestrandet in einer unsicheren Zukunft. Ich habe selten ein Buch mit derart hervorragend charakterisierten und authentischen Protagonisten gelesen, wie es im vorliegenden Roman der Fall war. Die Autorin hat mich durch die lebhaften Beschreibungen ihrer handelnden Figuren regelrecht gefangengenommen. In Layla und Jamal brodeln tiefe Gefühle, beide haben müssen einiges aus ihrer Vergangenheit aufarbeiten. Der in Djalalabad geborene Jamal war ein wildes Waisenkind aus den Bergen, der sich als Lehrer an einer Schule in seine wunderschöne Kollegin Layla verliebte. Laylas Umgang mit ihm gestaltete sich manchmal als schwierig, emotionale Verletzungen bleiben nicht aus. Der hoch intelligente Mann bezeichnet sich als Paschtune und Krieger und weigert sich, eine Arbeit anzunehmen, die unter seiner Würde ist. Seine Frau Layla besitzt ein friedfertiges und sanftmütiges Wesen. Ihre inneren Kämpfe, aber auch ihre Hoffnungen und liebevolle Erinnerungen an längst vergangene Tage werden eindrucksvoll beschrieben. Während Laylas und Jamals Tochter Mina nur eine kleine Rolle in dieser Geschichte innehat, wird auf ihren kleinen Bruder Omar ein weit größeres Augenmerk gelegt. In Deutschland geboren kann der Junge zu Gesprächen seiner afghanischen Familie und ihren Erinnerungen an die Heimat nichts beitragen. Omar, der sich auch optisch durch seine blauen Augen und die helle Haut von ihnen unterscheidet, wird von einer großen inneren Zerrissenheit gequält, er fühlt sich einsam und verloren. Als interessante Nebenfigur taucht eines Tages Laylas schwer traumatisierte Schwester Fausia auf. Durch ihre Berichte aus der Heimat vermittelt sie dem Leser schockierende Einblicke in das vom Krieg gebeutelte Kabul.

Die Ankunft des Ehepaares Paktiawal auf dem Bahnhof in München bildet den Einstieg in dieses Buch. Doch die Geschichte von Layla und Jamal beginnt bereits Jahre zuvor. Wajima Safi rollt durch viele Rückblenden die Vergangenheit nach und nach auf und zeichnet auf diese Weise ein detailliertes Bild des Lebens ihrer Protagonisten in der Heimat. Afghanische Traditionen, konservative Ansichten, der muslimische Glaube und der manchmal steinzeitliche anmutende Ehrenkodex werden mit großer Liebe zum Detail beschrieben. So findet Layla beispielsweise nach der Ankunft in der Flüchtlingsunterkunft den Umgang mit alten Menschen in Deutschland völlig unverständlich:

"Es war ihr fremd, dass ein alter Mensch alleine lebte, dass er den ganzen Tag nichts tat, außer aus dem Fenster zu sehen, dass dieser Mensch scheinbar vergessen worden war wie eine aussortierte Requisite. Layla erinnerte sich, dass den Großeltern in ihrer Heimat große Ehrerbietung entgegengebracht wurde, sie waren stets im Zentrum der Familie, niemals alleine. Der Anblick eines alten Menschen, der alleine lebte, war für sie ungewöhnlich.“

Ich empfand dieses Buch als richtige kleine Perle und versank innerhalb kürzester Zeit tief in der Geschichte von Layla und Jamal. „Denn wir waren Krieger“ lebt von der ungewöhnlich hohen Authentizität seiner handelnden Figuren und vermittelt tiefe Einsichten, die mich als Leser an einigen Stellen sprachlos zurückließen. Dieses großartige Debüt von Wajima Safi hat mir ausgezeichnet gefallen, mich nachdenklich gemacht und meine Sicht auf einige Dinge intensiviert und verändert. Uneingeschränkte Leseempfehlung für diese tief zu Herzen gehende Lektüre!

"Afghanistan wird nie wieder so schön sein, wie es in unseren Erinnerungen ist."

"Sie konnten nicht mehr zurück, weil Afghanistan vom Winde verweht, von den Flüssen mitgetragen und dem Regen verschluckt worden war. Afghanistan gab es nicht mehr. Afghanistan war gegangen, eine eitrige schmerzende Wunde war geblieben. Es wartete nicht mehr. Afghanistan wartete nicht mehr."


„Denn wir waren Krieger“ ist ein gewaltiges Buch einer Autorin, deren Namen man sich unbedingt merken sollte!