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Veröffentlicht am 16.04.2018

Eine Italienerin in München

Dolce vita für Fortgeschrittene
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Die gebürtige Italienerin Dori Mellina präsentiert mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Dolce Vita für Fortgeschrittene“ italienische Lebensart in Reinkultur. Ihre Protagonistin Laura Mattina fand nach ...

Die gebürtige Italienerin Dori Mellina präsentiert mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Dolce Vita für Fortgeschrittene“ italienische Lebensart in Reinkultur. Ihre Protagonistin Laura Mattina fand nach ihrem Studium einen Job in der Pharmaindustrie und lernte einen charmanten jungen Deutschen namens Martin kennen und lieben. Doch die anfängliche Harmonie wurde bald durch einige Unstimmigkeiten getrübt, bis ihre Beziehung letztendlich nur noch ein angespanntes Verhältnis war. Laura zieht nun die Konsequenzen, entschließt sich zu einer Beziehungspause und quartiert sich mit der gemeinsamen kleinen Tochter Sara vorübergehend bei ihrer Freundin Ilaria ein. Nachdem Laura mit ihren Freundinnen die Agentur „Frag mich nach Sonnenschein“ gründet und die Durchführung ihres ersten Auftrages mit großem Erfolg verbunden ist, scheint auch die berufliche Zukunft gesichert. Als dann auch noch ein faszinierender, gut aussehender und charmanter Italiener Lauras Weg kreuzt und großes Interesse an ihrer Person zeigt, steht Laura an einem Scheideweg ihres Lebens. Wird sie sich für den Vater ihres Kindes entscheiden, der seine Tochter zwar über alle Maßen liebt, sie selber aber mit seinem Perfektionismus und seiner Egozentrik schier in den Wahnsinn zu treiben scheint? Oder aber öffnet sie ihr Herz für eine neue Liebe und ein Leben an der Seite eines italienischen Mannes, der irgendwie viel zu „perfekt“ zu sein scheint?

Ich muss gestehen, dass die ansprechende Leseprobe dieses Buches nicht zu viel versprochen hat. Bei „Dolce Vita für Fortgeschrittene“ handelt es sich tatsächlich um eine Lektüre, die ihren Lesern eine Menge italienischer Lebensart vermittelt. Man liest in Dialogen mit Bekannten oder Freunden der Protagonisten über die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschen und Italienern sowie über bediente Klischees. Durch die Gespräche der Freundinnen Laura, Ilaria, Simona und Michela taucht man in das Denken und Handeln einer italienischen Frau ein und lernt zudem auch noch die katholische Erziehung, die altmodischen Ansichten und die strengen Konventionen von Lauras schrulliger italienischen „Nonna“ kennen.

Die Geschichte ist rasant, mit sehr viel Situationskomik und einer Menge Esprit geschrieben. Es hat mir großen Spaß gemacht, mich für ein paar Stunden in dieses Buch zu vertiefen und die Familiengeschichte der Laura Mattina mit zu verfolgen. Die vielen italienischen Ausdrücke im Text trugen in besonderer Weise zur Authentizität bei, die dazu gehörenden erläuternden Fußnoten mit der Übersetzung ins Deutsche machen den Inhalt für jedermann verständlich.

Die Autorin besitzt einen einnehmenden Schreibstil, der manchmal rasant wirkt, und bei dem auch ihre übersprudelnde Energie deutlich zum Ausdruck kommt. Man kann nicht umhin, sich von dieser Geschichte mitreißen zu lassen – dafür sorgt unter anderem auch die Beschreibung der lauten, auf alle Fälle aber temperamentvollen Art der in diesem Buch vorgestellten liebenswerten Italienerinnen.

Ich möchte abschließend noch auf die ansprechende optische Aufmachung hinweisen, wo neben Autorennamen und Buchtitel auch Dinge wie Rotwein, ein Herz in den Nationalfarben Italiens und eine kleine rote Vespa abgebildet sind – einige der von Dori Mellina im Buch thematisierten Klischees, die man häufig mit Italien in Verbindung bringt.

Fazit: „Dolce Vita für Fortgeschrittene“ war eine sehr amüsante und vor allen Dingen unterhaltsame Lektüre über die italienische Lebensart, die durchaus einige Klischees bedient, andere widerlegt, auf alle Fälle jedoch dem Leser einen Besuch in diesem Land äußerst schmackhaft macht.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Xaver und die Teekräuter

Das Teepflanzenbuch
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Die Liebe zu den Teekräutern wurde Franz Xaver Treml bereits in die Wiege gelegt. In einem einleitenden Interview erzählt er von der Kunstfertigkeit seiner Mutter, die sich im Laufe der Jahre einen wahren ...

Die Liebe zu den Teekräutern wurde Franz Xaver Treml bereits in die Wiege gelegt. In einem einleitenden Interview erzählt er von der Kunstfertigkeit seiner Mutter, die sich im Laufe der Jahre einen wahren Wissensschatz angeeignet hatte und Teemischungen herstellte. Der Autor hatte es sich selbst zur Aufgabe gemacht, diesen Schatz der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er sammelte Rezepte, stellte seine Gärtnerei auf Kräuter um und spezialisierte sich auf Teekräuter in Bio-Qualität. Gemeinsam mit seinem Sohn vermarktet er Teemischungen und lässt jeden Kräuter-und Teeliebhaber durch das vorliegende Buch an dem gesammelten Wissen und an seinen Erfahrungen teilhaben.

Franz Xaver Treml liefert seinen Lesern im Verlauf des Buches wertvolle Informationen zum Kauf von Pflanzen oder Saatgut, zum Anbau sowie zum Sammeln der im Inhalt angeführten Pflanzen. Er legt großen Wert auf eine gute Beschreibung, jede Pflanze wird zudem auch optisch durch prachtvolle Farbfotos präsentiert. Auch die Art und Weise der optimalen Tee-Zubereitung wird bei jeder Pflanze separat beschrieben.

In den einzelnen Kapitel, die jeweils gleich aufgebaut sind, widmet sich der Autor jeweils einer Pflanze. Er beginnt seine Ausführungen mit einem großen Farbfoto, gefolgt von der lateinischen und deutschen Bezeichnung, wobei er auch etwaige umgangssprachliche Ausdrücke dafür nennt. Im Anschluss daran beschreibt er Optik und Wuchs, Herkunft und Vorkommen. Im ersten Unterkapitel „Kultur und Garten“ äußert er sich zu den Anforderungen an den Boden, zur Aussaat und Pflege. Ein weiteres Kapitel widmet sich der Ernte und der Anwendung, wobei nützliche Tipps oder Informationen in kursiver grüner Schrift beziehungsweise in einem grünen Kästchen mit weißer Schrift dargestellt werden. Der jeweils letzte Punkt befasst sich mit den Inhaltsstoffen und der Wirkung der Pflanzen, wobei man hierzu durch das Stichworteverzeichnis am Ende des Buches gezielt und rasch nachschlagen kann. Auch das Inhaltsverzeichnis zu Beginn ist sehr übersichtlich gestaltet und ermöglicht eine rasche Orientierung und ein gezieltes Nachschlagen im Buch. Als nettes „Extra“ findet man auf den letzten Seiten einig ausgewählte Rezepte für die Zubereitung von Teemischungen.

Man merkt bei diesem tollen Ratgeber, dass hier ein Experte zu Wort kam, der es geschafft hat, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. „Das Tee-Pflanzen-Buch“ ist meines Erachtens ein unentbehrliches Nachschlagewerk für jeden Haushalt – ein Bewahrer wertvollen Wissens, ausgestattet mit wunderschönen Farbfotos. Ich kann diese ausgezeichnete Lektüre jedem ans Herz legen, der sich für den Anbau von Teepflanzen im eigenen Garten interessiert. Die vielen nützlichen Informationen und das Hintergrundwissen um die im Inhalt beschriebenen Pflanzen werden durch die vielen Praxis-Tipps ergänzt. Für mich als Kräuter- und Teeliebhaberin und Verfechterin von biologischem Anbau stellt dieses Sachbuch einen kostbaren Schatz in meiner Küche dar… Prädikat „Ausgezeichnet!“


Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein Herz erwärmender, zutiefst emotionaler Roman

Nur zusammen ist man nicht allein
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„Bevor ich ging, sagte ich noch, sie solle sich von den beiden nicht ärgern lassen, gab ihr einen letzten Kuss und sprang ins Auto, ohne mich noch einmal umzudrehen. Und ohne den Hauch einer Ahnung, dass ...

„Bevor ich ging, sagte ich noch, sie solle sich von den beiden nicht ärgern lassen, gab ihr einen letzten Kuss und sprang ins Auto, ohne mich noch einmal umzudrehen. Und ohne den Hauch einer Ahnung, dass ich sie nie wedersehen würde.“

Als ein Autounfall die achtunddreißigjährige Laura Hope völlig abrupt aus dem Leben reißt, wirft dieses schockierende und völlig unfassbare Ereignis nicht nur ihren Ehemann Tom aus der Bahn. Laura hinterlässt auch zwei Mädchen im Alter von acht und dreizehn Jahren sowie eine Mutter, die Laura ebenso sehr geliebt hat, wie ihren Ehemann Tom und die beiden Kinder. Da Tom völlig paralysiert ist und sich in seiner großen Trauer vollständig in die Arbeit vergräbt, ist Linda nun gefordert, die Starke zu sein. Sie muss ihren eigenen Schmerz um den Verlust der geliebten Tochter beiseiteschieben und sich um ihren Schwiegersohn und die Enkelkinder kümmern. Da Tom jedoch trotz ihres selbstlosen Einsatzes immer mehr in seiner Trauer gefangen scheint, entschließt Linda sich zu einem radikalen Schritt. Sie sieht nur eine einzige Möglichkeit, Tom mit seinem Selbstmitleid und seinem Egoismus, der sich in seiner permanenten Abwesenheit von Zuhause und in der Vernachlässigung seiner Töchter äußert, zu konfrontieren. Linda beschließt, ihre selbstgewählte Rolle als Mutterersatz, Haushälterin von Tom und beste Freundin und Großmutter von Lola und Evie für einige Zeit aufzugeben und das Land zu verlassen. Sie nimmt die Einladung zu einem sechsmonatigen Aufenthalt bei ihrer besten Freundin Moira aus Melbourne an und stellt Tom vor vollendete Tatsachen. Einem ersten Ausbruch von Ungläubigkeit und Erstaunen folgen Entrüstung, Wut, und letztendlich Hilflosigkeit und Angst. Wird Tom seiner Vaterrolle gerecht werden und es schaffen, sich ganz alleine um sich und seine beiden Töchter zu kümmern?

Das Thema, das Mike Gayle in diesem Buch aufgreift, ist nicht neu: der plötzliche Tod einer geliebten Ehefrau und Mutter, die tiefen Emotionen und Schwierigkeiten, die mit einem solchen Schicksalsschlag einhergehen, und die Bewältigung einer neuen, unerwarteten Lebenssituation durch den zurückbleibenden Partner. Der Autor schreibt sehr einfühlsam und als Leser darf man die gesamte Bandbreite der Gefühle miterleben: zunächst die friedliche Idylle des gemeinsamen Alltags einer kleinen, glücklichen Familie, dann der schier unbegreifliche Moment des Unfalls, die Angst und Verzweiflung im Wartezimmer des Krankenhauses, und schließlich der völlige Schock, als Laura stirbt. Ich finde die behutsame und eindringliche Erzählweise des Autors hervorragend. Indem er stets zwischen den beiden Protagonisten Tom und Linda wechselt und sie jeweils aus deren Sicht erzählen lässt, erhält man als Leser einen umfassenden Eindruck von ihrem Innenleben, ihren Gedanken und Gefühlen. Er gibt jedem seiner handelnden Figuren Raum in diesem Buch, konzentriert sich abwechselnd auf Tom, auf Linda, und auf die beiden Töchter Lola und Evie. Äußerst sympathische Nebenfiguren begleiten die Protagonisten auf ihrem Weg durch die Trauer, und speziell durch einen exzentrischen alten Herrn namens Clive Maynard kommen frischer Wind und eine gehörige Portion Humor ins Buch. Nach und nach kämpft Tom sich einen Weg zurück in die Herzen seiner Kinder, und lenkt sein Leben wieder in die richtigen Bahnen. Dass es hierbei natürlich einige Hürden zu bewältigen gibt, ist vorprogrammiert.

Fazit: „Nur zusammen ist man nicht allein“ stellte für meinen Geschmack ein richtiges Lese-Highlight dar, das mich nachdenklich stimmte, zugleich jedoch auch ausgezeichnet unterhalten hat. Dieser Roman ist ein wunderschönes Epos an die Familie, es behandelt den schmerzlichen Umgang mit dem Tod eines geliebten Familienmitglieds und hält Werte wie Zusammenhalt, Liebe und Vergebung hoch.

„Manchmal ist Liebe mehr eine Entscheidung als ein Gefühl. Und manchmal muss man eben die Entscheidung treffen, sich an die guten Zeiten zu erinnern und den Rest zu vergessen.“

Veröffentlicht am 16.04.2018

Eine Liebeserklärung an die Katzen

Ich wünsche dir ...
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Als eines schönen Tages ein kleines, verletztes Kätzchen namens Lumi in den Garten und in die Herzen der Hobbyfotografin Evelyne Ruth Herren und ihres Katers Blacky spazierte, wurde der Grundstein für ...

Als eines schönen Tages ein kleines, verletztes Kätzchen namens Lumi in den Garten und in die Herzen der Hobbyfotografin Evelyne Ruth Herren und ihres Katers Blacky spazierte, wurde der Grundstein für das vorliegende Büchlein „Ich wünsche dir…“ gelegt. In diesem Bildband in Kleinformat mit weichem Buchcover dominieren ausgezeichnete Portraits dieses kleinen und lebensfrohen Kätzchens, dem man trotz aller Schmerzen und Einschränkungen aufgrund der Verletzung die Lebensfreude anmerkt. Die Autorin stellte ihrer Protagonistin Lumi zudem zwei bezaubernde Nebenfiguren zur Seite – ihre beiden Kater Mutzli und Blacky.

Die Fotografien sind von ausgezeichneter Qualität, und als Dosenöffnerin und Mitbewohnerin von zwei Katzen kann ich bestätigen, dass es Evelyne Ruth Herren gelungen ist, absolut typische Posen festzuhalten. Die bestechend schönen und aussagekräftigen Bilder befinden sich jeweils auf der rechten Seite dieses Buches und werden von lieben Wünschen „ich wünsche dir…“ auf der linken Seite kommentiert. Die farbliche Gestaltung und der schlicht gehaltene Text harmonieren perfekt und es war eine Freude, die einzelnen Bilder und Gedanken zu betrachten.

„Ich wünsche dir…“ ist ein harmonisches, angesichts Lumis Tapferkeit und Lebensfreude überaus berührendes kleines Kunstwerk, das besonders aufgrund der frappierenden Ähnlichkeit der Protagonistin mit einer meiner Fellnasen ganz zielstrebig den Weg in mein Herz gefunden hat. Diese kleine „Perle“ wird einen Ehrenplatz in meinem Regal erhalten und ich bin überzeugt, dass ich es noch sehr oft zur Hand nehmen und mich daran erfreuen werde.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein aufregendes und gefährliches Abenteuer auf Formosa

Die schöne Insel
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„Ihr Fremden könnt euch vieles nicht vorstellen. Die Menschen hier ertragen ihr Schicksal, weil sie es nicht anders kennen und glauben, es müsse so sein.“

Ich durfte Tereza Vanek als bekannte Autorin ...

„Ihr Fremden könnt euch vieles nicht vorstellen. Die Menschen hier ertragen ihr Schicksal, weil sie es nicht anders kennen und glauben, es müsse so sein.“

Ich durfte Tereza Vanek als bekannte Autorin historischer Romane kennenlernen und war nun äußerst gespannt auf ihre Neuerscheinung „Die schöne Insel“. Bereits der Klappentext klingt vielversprechend, der Schauplatz der Handlung ist diesmal Shanghai im Jahre 1900.

Gleich zu Beginn stellt die Autorin ihre Protagonistin Anastassia Gregorowa Nikitina vor, eine in Russland geborene Jüdin, deren Eltern jedoch nach der Geburt mit ihrer Tochter emigrierten. Tereza Vanek berichtet von Anastassias Familie, die einen Laden in der internationalen Siedlung in Shanghai führt. Der Tod ihres geliebten Vaters Gregor Ephraimowitsch Nikitin bedeutet für Anastassia einen zutiefst schmerzlichen Verlust – er hatte seine Tochter stets auf Händen getragen, ihr galt seine ganze Liebe. Anastassias Mutter möchte ohne ihren Ehemann nicht mehr in Shanghai bleiben und beschließt, mit ihrem sechzehnjährigen Sohn Aron zurück nach Russland zu gehen. Seine Schwester soll jedoch mit einem stets betrunkenen Iren verheirate und in Shanghai zurückgelassen werden. Anastassia ist tief getroffen, kann jedoch mithilfe der Unterstützung ihres Bruders Aron dieser Zwangsheirat entgehen. Als Anastassia eine bezaubernde junge Chinesin namens Ming Chun Ke aus einer gefährlichen Situation rettet, gewinnt sie in dem zerbrechlichen zarten Wesen eine sehr gute Freundin, die sie schließlich in deren Heimat Formosa – die Insel Taiwan - begleitet. Clio, wie Ming Chun Ke sich fortan nennt, möchte ihren ehemaligen Verlobten Nobu wiedersehen, den sie niemals vergessen konnte. Tatkräftige und selbstlose Unterstützung finden die beiden Frauen in dem gutherzigen und hilfsbereiten deutschen Geschäftsmann Felix Hoffmann. Doch weder Clio, noch Anastassia haben auch nur die geringste Ahnung, worauf sie sich durch ihre Reise nach Formosa eingelassen haben. Ein spannendes, und zugleich sehr gefährliches Abenteuer beginnt…

Tereza Vanek hat mich mit ihrem wunderbaren Schreibstil begeistert. Ihre lebendigen Erzählungen, ihre bildhafte Beschreibung von Schauplätzen und Ereignissen sowie die ausgezeichnet dargestellten Figuren dieser Handlung trugen zu einem unvergesslichen Lese-Erlebnis bei. Die Autorin versteht es geschickt, historische Begebenheiten mit einer spannenden Geschichte zu verbinden, die den Leser mit auf eine abenteuerliche Reise nimmt. Man erfährt sehr viel über die asiatische Lebensart, liest über die Unterschiede zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen, und anhand der traditionell erzogenen Chinesin Clio auch über die Praxis des Füßebindens, der so genannten „Lotusfüße“. Tereza Vanek erzählt von einer für westliche Menschen vermutlich ziemlich unverständlichen Tradition sowie einer der Asiaten eigenen stoischen Wesensart, bei der große Gefühlsausbrüche in der Öffentlichkeit ebenso ein Tabu darstellen wie körperliche Berührungen, und sei es nur eine banale freundschaftliche Umarmung. Man tritt zudem in eine Welt ein, die geprägt ist von großem Respekt und Pflichtgefühl gegenüber den Eltern, zugunsten derer sogar auf das eigene persönliche Glück verzichtet wird.

Durch eine längere Episode während eines Aufenthalts bei dem kanadischen Missionar George Mackay und dessen Familie erlebt Anastassia ein Dasein abseits vorgegebener Normen. Tereza Vanek schreibt hier über den ersten Missionar der Presbyterianischen Kirche Kanadas, der in Tamsui eine Missionsstation betrieb, Schulen und Krankenhäuser bauen ließ und sich immer wieder aufmachte, um die Ureinwohner zu missionieren. In einem Nachwort der Autorin am Ende des Buches gibt es ausführliche Details zum historischen Hintergrund und Erläuterungen dazu, welche Ereignisse fiktiv, welche jedoch auf tatsächlichen Begebenheiten basieren.

Dem Leser werden auf sehr eindringliche Art und Weise die Schwierigkeiten zwischen den Chinesen, den Japanern und den Einheimischen-Stämmen wie beispielsweise der Ami oder der Paiwan vor Augen geführt. Letztendlich gibt es, wie bereits im Klappentext angedeutet, in die Handlung eingebaute Liebesgeschichten, die den romantischen Part im Buch darstellen.

Fazit: „Die schöne Insel“ stellte für mich ein interessantes und intensives Lese-Erlebnis dar, das mich tief in die Geschichte eintauchen ließ. Besonders die Szenen auf Formosa, deren Landkarte auf der ersten Buchseite abgebildet ist, bilden einen aufregenden und spannenden Part dieses Buches. Die einzelnen Charaktere sind mir innerhalb kürzester Zeit ans Herz gewachsen und ich bedauerte es beinahe, mich nach der letzten Seite von ihnen verabschieden zu müssen. „Die schöne Insel“ ist eine hervorragende Geschichte, die ich Fans von spannenden Liebesromanen mit historischem Hintergrund ans Herz legen kann.