Das Geheimnis des Felskojoten
Das Geheimnis des FelskojotenAls der sechsunddreißigjährige begabte Physiker Fabian Eckhard plötzlich beschließt, seine Karriere aufzugeben und zukünftig im Kloster Engelstein in Südtirol als Bruder Simeon zu leben, stößt er auf Unverständnis ...
Als der sechsunddreißigjährige begabte Physiker Fabian Eckhard plötzlich beschließt, seine Karriere aufzugeben und zukünftig im Kloster Engelstein in Südtirol als Bruder Simeon zu leben, stößt er auf Unverständnis und Ablehnung seitens der Eltern. Seine zehn Jahre jüngere Schwester Serena, die den Bruder von ganzem Herzen liebt, trifft diese Entscheidung hart, sie respektiert jedoch seinen Wunsch. Nach drei Jahren des Schweigens erhält die junge Fotografin jedoch einen Anruf aus Italien, in dem Fabian ihr mitteilt, dass er damals aus ganz bestimmten Gründen in das Kloster eingetreten sei, es aber nun unverzüglich verlassen müsse, um mit seinem Gewissen ins Reine zu kommen. Eine nicht näher definierte, sehr gefährliche Aufgabe zwinge ihn, unterzutauchen und eine Aktion zu starten, die ihm vielleicht das Leben kosten, jedoch vielen vielen Menschen das ihre retten könne. Fabian geht als Dimitri Csaba mit einem gefälschten ungarischen Pass an Bord eines Schiffes nach Rotterdam, und reist danach mit einem kanadischen Pass als Michael Hall in Kanada ein, wo er in Nordamerika untertaucht.
Serena, die ihren legendären Starrsinn vom Vater geerbt hat, macht sich entgegen der Anordnungen ihres Bruders auf die Suche nach ihm. Sie nimmt Kontakt zu Fabians bestem Freund, dem Halbblut Shane Storm Hawk auf und trifft sich mit ihm in seiner Heimat, den kanadischen Rocky Mountains, wo der Sohn eines Norwegers und einer Blackwood-Indianerin als Geologe im Banff National Park arbeitet. Der junge Indianer, der die Wildnis liebt, versucht nun alles, um Serena bei der langen und aufreibenden Suche nach ihrem Bruder und seinem besten Freund Fabian zu helfen. Die beiden erhalten große Unterstützung – nicht nur von Shanes Mutter Helen Storm Hawk und seiner Großmutter Catherine, sondern auch von den so genannten „Spirits“, den Geisterwesen.
Die Autorin wählte einen durchaus spannenden Einstieg in eine Geschichte, die einen Kriminalfall zugrunde liegen hat, basierend auf einem Verbrechen, das kaum schrecklicher sein könnte. Leider flaut die anfängliche Spannung sehr rasch ab und die Geschichte plätschert dahin, wobei man die beschauliche Schilderung der kanadischen Rocky Mountains durchaus als großen Pluspunkt bezeichnen kann.
Die von Beginn an vorgezeichnete Liebesgeschichte zwischen der jungen Deutschen und dem Halbblut-Indianer bahnt sich langsam und behutsam an, die zwar sehr optisch detailliert beschriebenen handelnden Personen weisen jedoch mangelhafte charakterliche Beschreibung und kaum Tiefe auf. Um diese flachen, wenig einnehmenden Charaktere, wird jedoch ein mystischer Faden gesponnen und die Autorin versucht, dem Leser die indianische Mythologie und Spiritualität nahe zu bringen. Sie lässt ihre beiden Protagonisten auf der Suche nach dem Freund und Bruder einige heilige indianische Stätten und Kraftorte aufsuchen, beschreibt dabei auch detailliert indianische Riten - speziell die Schwitzhütten-Zeremonie - und bemüht sich, mystische Begebenheiten in den Plot einfließen zu lassen.
Leider konnte ich mich nicht vollständig auf die Geschichte einlassen – der Autorin gelang es nicht, mich in den Bann zu ziehen. Im Gegenteil. Einige Aktionen lassen mich sogar an der zuvor beschriebenen Charakteren zweifeln, andere Begebenheiten erwecken einen Widerspruch in sich. Die trotz guter Ansätze eher durchschnittliche Geschichte eskaliert - die Ereignisse überschlagen sich auf den letzten Seiten regelrecht, was mir das Gefühl vermittelte, die Autorin wollte rasch und zielstrebig zu einem Ende kommen. Ich hatte mir von der gesamten Umsetzung mehr versprochen.