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Veröffentlicht am 17.04.2018

Wer verbirgt sich wirklich hinter dem mysteriösen „Todesengel“?

Der Tod kommt lautlos
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Melanie May, seit drei Jahren Polizistin in der kleinen Gemeinde Whistlestop am Rande von Charlotte, stellt mit ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und ihrem ehrgeizigen Drang nach echter Kripo-Arbeit ...

Melanie May, seit drei Jahren Polizistin in der kleinen Gemeinde Whistlestop am Rande von Charlotte, stellt mit ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und ihrem ehrgeizigen Drang nach echter Kripo-Arbeit eine ausgezeichnete Protagonistin dar. Nachdem innerhalb kurzer Zeit einige tyrannische Männer starben, die als Gemeinsamkeit Handgreiflichkeiten ihren Ehefrauen und Freundinnen gegenüber aufweisen, vermutet die junge Polizistin einen Zusammenhang. Sie versucht, den FBI-Profiler Connor Parks, einen durchaus sympathischen Mann mit Ecken und Kanten, an Bord zu holen und ihn dazu zu bewegen, den vermeintlichen Spuren nachzugehen. Doch Connor Parks trägt seinerseits eine schwere Bürde mit sich herum, vor der er mithilfe von Alkohol zu entfliehen sucht. Melanies Hartnäckigkeit führt jedoch letztendlich zum Erfolg und die beiden ungleichen Ermittler beginnen mit ihren Untersuchungen.

Erica Spindler erzählt als Rahmenhandlung dieses Thrillers die Geschichte der May-Drillingsschwestern Melanie, Mia und Ashley, die als Kinder von ihrem Vater brutal misshandelt wurden und ziemlich konträr darauf regierten. Die Entwicklung der drei so unterschiedlichen Charaktere wird sehr gut beschrieben, und die Autorin geht auch detailliert auf ihre Lebensgeschichten ein.

Als die große, schlanke Veronica Ford sich geschickt ins Leben der Geschwister einschleicht, beginnt die bislang sehr intensive Beziehung der Drillinge zu kriseln. Wird die Freundschaft der stellvertretenden Bezirksstaatsanwältin Veronica mit Mia die drei jungen Frauen letztendlich entzweien?

Melanie, die in ihrem ehrgeizigen Drang nach echter Kripo-Arbeit ihre gesamte Zeit und Energie in die Suche nach dem mysteriösen „Todesengel“ investiert, hat zudem auch noch ihren vierjährigen Sohn Casey zu betreuen, der nach ihrer Scheidung vom Ehemann, dem Anwalt Stan, bei ihr lebt. Ihre Zusammenarbeit mit dem FBI-Agenten Connor berührt Melanie auch auf persönlicher Ebene und sie ficht einen inneren Kampf aus, versucht, Privatleben und Beruf professionell zu trennen.

Ashley, die dritte der May-Schwestern, ist erfolgreich in ihrem Beruf als Pharmarepräsentantin, fühlt sich ausgegrenzt und reagiert zunehmend gereizter auf die gesamte Situation. Zudem scheint auch Ashley etwas zu verbergen – ein dunkles Geheimnis, das sie innerlich zu zerstören scheint.

Die Suche nach dem Todesengel, der indes immer weiter mordet und mit ausgeklügelten Methoden arbeitet, gestaltet sich als schwierig. Als sich der Zusammenhang, der gemeinsame Nenner, endlich herauskristallisiert, scheint es beinahe zu spät zu sein.

Die geschickt gelegten Fährten und Indizien, die stets auf einen anderen Täter hinweisen, vermögen es zeitweise, den Leser in die Irre zu führen. Dennoch war ich mir hinsichtlich der Identität des so genannten „Todesengels“ bereits nach einem Viertel des Buches sicher, was mein Lesevergnügen ein wenig beeinträchtigte. Zwar gelang es Erica Spindler, kurzzeitig Zweifel in mir aufkommen zu lassen, mein Verdacht wurde aber am Ende des Buches in einem aufregenden Finale bestätigt.

Aufgrund des durchgehend hohen Spannungsbogens, des flüssigen Schreibstils und den gut gezeichneten Charakteren vergebe ich für diesen interessanten, geschickt konstruierten Fall dennoch eine uneingeschränkte Leseempfehlung und eine Höchstbewertung von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Der Menschenmacher

Der Menschenmacher
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Verwöhnt von den bisherigen Thriller-Meisterwerken dieses Autors war erlag ich der Versuchung, mir dieses Hörbuch zu kaufen. Nach bisherigen großartigen Thriller-Erfahrungen seitens Cody McFadyen war ich ...

Verwöhnt von den bisherigen Thriller-Meisterwerken dieses Autors war erlag ich der Versuchung, mir dieses Hörbuch zu kaufen. Nach bisherigen großartigen Thriller-Erfahrungen seitens Cody McFadyen war ich sehr enttäuscht vom Inhalt. Als das Hörbuch jedoch auch noch nach der Hälfte weder Spannung aufweisen konnte, noch mein Interesse weckte, gab ich nach der dritten CD frustriert auf.

Natürlich ist die Brutalität, mit der der Protagonist seine drei Adoptivkinder "erzogen" hat, Haare sträubend, natürlich auch mitleiderweckend. Ebenso erschreckend wie das Thema der Kinderprostitution, denen immerhin beinahe die ganze erste CD gewidmet ist. Und dennoch fragte ich mich im Verlauf der Geschichte immer mehr, was das alles eigentlich soll...
Es ist möglich, dass es Leser/Hörer gibt, denen dieser Thriller von Cody McFadyen, durchaus gefällt - mein Fall war es jedenfalls nicht.

"Der Menschenmacher" war bislang eines der langweiligsten Hörbücher, die ich mir zu Gemüte führte (daran konnte leider auch der tolle Synchronsprecher nichts ändern).

Veröffentlicht am 17.04.2018

Der Jünger des Teufels

Der Jünger des Teufels
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Ein zu Tode verurteilter Massenmörder, zutiefst brutal und bösartig, schwört noch auf dem Weg zur Hinrichtung Rache an die Agentin, die ihn letztendlich überführte. Und kurze Zeit nach seinem Tod gehen ...

Ein zu Tode verurteilter Massenmörder, zutiefst brutal und bösartig, schwört noch auf dem Weg zur Hinrichtung Rache an die Agentin, die ihn letztendlich überführte. Und kurze Zeit nach seinem Tod gehen die grausamen Morde weiter…und zwar in der Handschrift des Killers.

Anfangs glaubt das FBI an einen Nachahmungstäter, doch die seltsamen Vorfälle häufen sich. Das Team um Kate Moran unternimmt alle erdenklichen Anstrengungen, den Mörder zu fassen – doch plötzlich tauchen überraschende Beweise auf, die nicht nur das FBI schockieren, sondern zugleich Kate in ein äußerst schlechtes Licht rücken. Nun ist es an Kate, dem Killer Einhalt zu gebieten und ihre Unschuld zu beweisen …

Grundsätzlich mag ich Bücher, die in der Ich-Form geschrieben sind, nicht so gerne. Glenn Meade hat mich jedoch nun vom Gegenteil überzeugt. Der Autor verwendet lange Sätze, beschreibt dabei Umfeld und Personen sehr detailliert und erzählt seine Geschichte in besagter Ich-Form, und zwar aus der Sicht der Protagonistin Kate Moran. Ich fand es einfach großartig. Spannungsgeladene Szenen, atemberaubendes Tempo, rasante Verfolgungsjagden und eindrucksvolle, wenngleich auch sehr brutale Mordszenen die Seiten füllten. Die Schauplätze der Morde, die Szenarien, die der "Jünger" bei seinem wütenden Morden hinterlässt, sind durch ihre bildhafte Beschreibung brutal und hart, für zarte Gemüter vielleicht als grenzwertig zu bezeichnen: (Er machte sich an den chirurgischen Instrumenten auf dem Tisch zu schaffen, hatte sich den Schlachtergürtel mit den mörderischen Messern umgeschnallt, strich über die gezackte Schneide einer Stahlklinge. Er nahm eine kleine elektrische Säge mit runder Klinge vom Tisch, drückte auf den Schalter, worauf die Säge sich mit Furcht erregendem schrillem Sirren drehte. "Das Ding hat sogar eine Diamantklinge, um Knochen zu zersägen. Bist du bereit für das großartige Experiment, zersägt zu werden?") Für mich als Leserin mit einer sehr großen Fantasie bewirkten solche Szenen eine hohe Adrenalinausschüttung und waren teilweise albtraumhaft realistisch gezeichnet.

Die Geschichte des Serienmörders, der sich selber als „Jünger des Teufels“ tituliert, wird von Meade in insgesamt sechs Teile, diese wiederum in 175 Kapitel unterteilt, wobei ich beim besten Willen keine Höhepunkte nennen kann. Die Spannung bleibt das ganze Buch hindurch auf höchstem Niveau und genauso turbulent und reich an Spannung gestaltet sich auch das Ende.

Glenn Meade versteht es hervorragend, seinen Protagonisten Leben einzuhauchen. Die handelnden Personen wirken authentisch und weisen sowohl Stärken, als auch Schwächen auf. Der Böse, der so genannte „Jünger des Teufels“ namens Constantine Gemal, mordet mit einem Herzen so schwarz wie die Nacht, wird durch eine Bösartigkeit, die ihresgleichen sucht, dargestellt. Seine Gedanken und Handlungen sind von Kaltblütigkeit und abgrundtiefem Hass gekennzeichnet, welche sich ein Ventil suchen und durch Massenmorde befriedigt werden. Die „Gute“, Agentin Kate Moran, stellt Glenn Meade auf eine Art und Weise dar, dass es dem Leser einfach niemals in den Sinn kommen kann, sie zu verdächtigen – egal, wie viele Beweise auch auf ihre Person deuten mögen. Kate ist aber keineswegs ein armes Opfer der Brutalität des Mörders oder ihres Berufes, der für gewöhnlich eine Männerdomäne zu sein scheint. Sie kämpft mit harten Bandagen, hat außergewöhnlich gute Instinkte und ihr feiner Spürsinn lenkt sie selten auf falsche Pfade. Kates Schwächen sowie die dramatischen Mordfälle in ihrer eigenen Familie stehen dem Bild von einer mutigen und starken Frau gegenüber, die kompromisslos ihren Weg geht, ohne auf Konsequenzen Rücksicht zu nehmen. Einer Frau, die um jeden Preis Gerechtigkeit sucht – und sie letztendlich auch findet.

Doch nicht nur die Hauptfiguren dieses Plots, sondern auch Nebenfiguren wie Vorgesetzte, Kollegen und Verwandte werden so lebhaft beschrieben, dass man als Leser einfach nicht anders kann, als vollständig in dieses Buch einzutauchen. Das übliche Schema bei Polizeithrillern „Guter Bulle, böser Bulle“, das sehr oft und gerne von Autoren verwendet wird, wird auch von Meade in diesem Thriller eingesetzt und auf eine Art genutzt, die ich einfach nur als großartig bezeichnen kann. Der „böse“ Bulle, ein harter Konkurrent und Neider namens Stone, versucht auf gerissene Art und Weise, Kate als Hauptschuldige zu entlarven. Er attackiert und provoziert Kate verbal, konstruierte Beweise und scheinbar offensichtliche Lücken in der Beweisführung werden dabei weder hinterfragt noch überprüft, im Gegenteil. Stone setzt alles dran, Kate immer tiefer in den Schlamassel zu bringen und erst spät werden ihm die Augen geöffnet. Was mir stets einen schalen Nachgeschmack bei solchen Szenen hinterlässt, hat Meade für mich zu einem regelrechten Appetithäppchen gemacht: er lässt auch Stone menschlich erscheinen, gesteht im gegen Ende des Buches Einsicht und Reue zu und lässt ihn an Kates Seite kämpfen, als es wirklich darauf ankommt. Großartige Leistung!

Die Schriftgestaltung dieses Taschenbuches ist übersichtlich und gut lesbar, das Cover beeindruckend. Unterirdische Gewölbe, in blaues Licht getaucht, das auf ein Nachtsichtgerät hinweist. Eine Pforte aus Zahlenmystik und Okkultismus, verschlungen die Zahl Sechs in dreifacher Ausfertigung als Symbol des Teufels. Sowohl Titel als auch Symbol in blutroter, leicht schattierter und erhobener Schrift, das das Buch nicht nur beeindruckend aussehen lässt, sondern auch einen „spürbaren“ Effekt erzeugt.

Fazit: Da ich an diesem Buch beim besten Willen nichts zu bemängeln habe und es mich so gefesselt hat, wie es schon lange kein Thriller vermochte, vergebe ich auf jeden Fall fünf Sterne. Ein Plot mit atemlos erscheinendem Tempo, vielen, wirklich gut gelegten falschen Fährten, überzeugenden Protagonisten und einem fulminanten Ende. Ein echter Pageturner unter den Thrillern, ein Glanzstück an Spannung. Dieser Thriller fesselt den Leser so sehr an die Geschichte, dass eine Unterbrechung schwer bis kaum möglich ist. Mit hohem Tempo hinein in die Story, spannungsgeladene Atemlosigkeit in die explosive Mitte des Buches und rasanter, nervenaufreibender Galopp ins fulminante Finale – genau so sollte ein guter Thriller aufgebaut sein!


(Rezension zum Printexemplar)

Veröffentlicht am 17.04.2018

Der Augensammler

Der Augensammler
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Der Augensammler ist die Geschichte eines Polizeireporters, der auf vorerst unerklärliche Weise den Wirkungsbereich eines psychopathischen Killers kreuzt. Der Protagonist Alexander Zorbach, einst Polizei-Unterhändler, ...

Der Augensammler ist die Geschichte eines Polizeireporters, der auf vorerst unerklärliche Weise den Wirkungsbereich eines psychopathischen Killers kreuzt. Der Protagonist Alexander Zorbach, einst Polizei-Unterhändler, jagt nun die Verbrecher auf eine andere Art und Weise, nämlich über seine Berichterstattung.

Der vorliegende Thriller erzählt von den grausamen und tödlichen Spielen des Augensammlers, entwirrt die Fäden im Geschehen und enthüllt letztendlich die rätselhafte Verbindung zwischen Zorbach und dem Killer. Die Umsetzung dieser Idee ist überaus spannend, der Autor schreibt überzeugend und vermag es, den Leser von Anfang an mitzureißen.

Das Buch ist aus verschiedenen Sichtweisen geschrieben und Fitzek erläutert durch einen entsprechenden Titel mit Vermerk zu Beginn eines Kapitels bzw. einer Seite, welchen Protagonisten er im folgenden Text zu Wort kommen lässt. Der Großteil des Buches ist jedoch in der Erzählform aus der Sicht Alexander Zorbachs erzählt.

Der Spannungsaufbau ist Fitzek meisterhaft gelungen – man steigt als Leser bereits neugierig in die Handlung ein und schafft es kaum, das Buch aus der Hand zu legen. Durchgehende Spannung, einige Höhepunkte und ein interessantes Finale garantieren für einen adrenalingeladenen Lesegenuss.
Der Autor hat zudem einen eigentümlichen Stil betreffend der Seitennummerierung dieses Buches gewählt. Das Buch beginnt mit der letzten Seite Nr. 442, mit einem Epilog, zählt rückwärts und endet mit Seite Nr. 1 und einem Prolog. Anfangs verwirrend erkennt man aber am Ende den Sinn darin, die Beweggründe von Fitzek.

Man kann es nicht gerade einen „Spoiler“ bezeichnen, ich möchte aber trotzdem anmerken, dass mir der Autor durch seine Information bereits auf S. 263 (also nach 179 Seiten) verraten hatte, wer der Mörder ist, und zwar durch folgende Aussage: „Ich muss lachen, weil ich damals allen Ernstes dachte, ich hätte mein Schicksal selbst in der Hand; könnte durch meine lächerlichen Fahranweisungen die Route unserer Fahrt bestimmen, die uns letzten Endes nicht zu Alinas Wohnung in den Prenzlberg brachte, sondern direkt in den Tod. Ich war zwar angeschlagen und verwirrt, dachte aber, ich hätte das Steuer noch fest in der Hand. Dabei hatte es der Augensammler schon längst übernommen. Es sollte nur noch wenige Stunden dauern, bis ich es unter grässlichen Qualen herausfand.“

Was mich jedoch zutiefst störte war die Fäkalsprache des Autors. Ausdrücke wie „Schwanz, Muschi, vögeln, Kacke, Wichser, hirnverblödet, Drecksau, Hure, Arschloch, Schlampe usw. verleideten mir das Lesevergnügen empfindlich. Fitzek scheint eine besondere Vorliebe für das Wort „Scheiße“ zu haben, wo ich nach 47facher Verwendung zu zählen aufhörte.

Die Figuren des Plots sind detailliert gezeichnet, auch ihre Gefühls- und Gedankenwelt ist sehr überzeugend dargestellt. Die tragische berufliche Geschichte des Protagonisten Alexander Zorbach wird unter anderem durch einige Rückblenden eindrucksvoll zur Kenntnis gebracht und auch sein privates Dilemma mit der bevorstehenden Scheidung von seiner Ehefrau Nicci sowie die zeitliche Vernachlässigung seines Sohnes Julian stellen ein Problem für die Familie dar, das ausführlich behandelt wird. Nicht zuletzt besagte Vernachlässigung, das Setzen falscher Prioritäten, werden zu einem der wichtigsten Themen in diesem Buch. Fitzek geht jedoch nicht nur auf den Protagonisten Zorbach, sondern auch auf die Nebenfiguren des Plots ein und vermittelt dem Leser dadurch das Gefühl, sich „Mitten im Geschehen“ wieder zu finden. Lebendige und glaubwürdig gezeichnete Charaktere zusammen mit einer spannungsgeladenen Geschichte machen dieses Buch zu einem wahrhaften Pageturner.

Es handelt sich hierbei um eine gebundene Ausgabe mit einem anregenden Cover. Die grau-schwarz-weiß-gelbe Farbgestaltung wirkt weder grell, noch langweilig, sondern ist treffend gewählt und mit plastisch erhobener Schrift markant gestaltet. Allein die Optik vermag es hier, den Leser zu verführen, das Buch zur Hand zu nehmen und den Klappentext zu lesen.
Die bereits erwähnte originelle Vorgehensweise, die Seiten rückwärts zu zählen, verrät dem Leser bereits beim Aufschlagen des Buches, um wie viele Seiten es sich insgesamt handelt – und man weiß stets, wie viele davon man noch vor sich hat. Die Einleitung und der Schluss ergeben nach dem Beenden der Geschichte auch einen Sinn … zu viel möchte ich hier aber nicht verraten, um dem potentiellen Leser die Spannung nicht vorweg zu nehmen.

Sehr angesprochen hat mich Fitzeks Gewohnheit, ein Kapitel mit einer Nummerierung zu beginnen, zugleich die noch verbleibenden Stunden des Ultimatums sowie die Person zu nennen, aus deren Sicht nun weiter geschrieben wird. Das erleichtert den Umstieg von einer Sichtweise zur anderen und verdeutlicht die Zeitspanne, in der die Handlung sich bewegt.

Für den begeisterten Thriller-Fan, der höchste Spannung und adrenalingeladenen Lesegenuss sucht, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Von der bereits erwähnten Fäkalsprache abgesehen seien jedoch die teilweise brutalen und schockierenden Bilder erwähnt, die der Autor von der Misshandlung der Opfer zeichnet. Für Leser mit zartem Gemüt eventuell „zu harter Tobak“.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Der Anschlag

Der Anschlag
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Jake Epping lebt ein normales Leben, bis sein Freund Al ihm ein großes Geheimnis enthüllt: Er kennt ein Portal, das ins Jahr 1958 führt. Und Al gewinnt ihn für eine wahnsinnige Mission. Jake soll in die ...

Jake Epping lebt ein normales Leben, bis sein Freund Al ihm ein großes Geheimnis enthüllt: Er kennt ein Portal, das ins Jahr 1958 führt. Und Al gewinnt ihn für eine wahnsinnige Mission. Jake soll in die Vergangenheit zurückkehren und das Attentat auf John F. Kennedy vereiteln, um den Gang der Geschichte positiv zu korrigieren.

Und so beginnt für Jake ein neues Leben in einer für ihn neuen Welt. Es ist die Welt von Elvis und JFK, von großen amerikanischen Autos und beschwingten High-School-Tanzveranstaltungen. Es ist die Welt des gequälten Einzelgängers Lee Harvey Oswald, aber auch die der Bibliothekarin Sadie Dunhill, die Jakes große Liebe seines Lebens wird – eines Lebens, das gegen alle normalen Regeln der Zeit verstößt. Und je näher Jake seinem Ziel kommt, den Mord an Kennedy rückgängig zu machen, desto bizarrer wehrt sich die Vergangenheit dagegen – mit aller gnadenlosen Gewalt, die sich auch gegen Jakes neue Liebe richtet...

Die Umsetzung dieses großartigen Plots, dieser genialen Idee eines Meisters wie Stephen King, ist mit „Der Anschlag“ einzigartig gelungen. King fügt ein hochbrisantes Thema der Menschheitsgeschichte mit den Elementen spannender Thrill, Science Fiction / Zeitreise und einiger Nebenhandlungen (Einzelschicksale) zu einem großen Roman. Er spickt dies mit nostalgischen Einzelheiten und politischem Geschehen aus der Zeit der 60er in Amerika und tut dies mit solch exzellentem Können, dass man als Leser atemlos Seite um Seite blättern muss, sich dem Sog dieses Buches einfach nicht entziehen kann. Wundervoll seine Liebe zum Detail, einzigartig die Beschreibungen des amerikanischen Alltags und der allgemeinen Anschauungen dieser Zeit – und dennoch auch Missstände aufzeigend, die sich bereits damals abgezeichnet hatten.

Seine Figuren zeichnet er mit liebevoller Hingabe – sie wirken lebendig, authentisch und vermitteln das Gefühl, sie nach einigen Seiten bereits zu kennen. Speziell der Protagonist Jake Epping wird von allen Seiten beleuchtet, seine Gefühlswelt und seine Motivationen dem Leser nahe gebracht. King legt aber auch viel Wert auf die Nebenfiguren, denen in diesem überwältigenden Wälzer ausreichend Raum gegeben wird. Durch das Einsinken in die Welt des Amerikas in den 60ern vertieft man sich automatisch in die Einzelschicksale der handelnden Personen und ich hatte zwischendurch den Eindruck, mitten in Derry, Dallas oder Jodie zu leben, als Beobachter dabei zu sein. Ein Autor, der dieses Gefühl so intensiv zu vermitteln vermag, ist meines Erachtens ein Meister seines Faches.

Es handelt sich hierbei um eine gebundene Ausgabe mit grauem Buchrücken und silbernen Lettern. Die Umschlaggestaltung könnte treffender nicht sein – blutroter Hintergrund, silberne Lettern bei Titel und Autor und eine Münze mit dem Profil von John F. Kennedy und der Aufschrift „In God we trust, 1963“, durch ein blutiges Einschussloch am Rande symbolisiert. Treffender und aussagekräftiger könnte ein Buchcover kaum sein.

Für mich persönlich ist dies ein erstklassiger Roman eines Autors, der seinesgleichen sucht. Das nostalgische Schwelgen in der „guten alten Zeit“, der Zeit von Elvis, den schwingenden Röcken der High-School-Mädchen und der Abschlussbälle stehen der strengen Moral dieser Epoche und Themen wie Rassentrennung, politische Konflikte oder der beginnenden Emanzipation der Frauen entgegen.
Ein wundervolles Buch, auf das man sich unbedingt einlassen sollte. Ich hoffe auf weitere Werke dieser Art und gebe eine uneingeschränkte Leseempfehlung – fünf Sterne für "Der Anschlag" von Stephen King!