Der Jünger des Teufels
Ein zu Tode verurteilter Massenmörder, zutiefst brutal und bösartig, schwört noch auf dem Weg zur Hinrichtung Rache an die Agentin, die ihn letztendlich überführte. Und kurze Zeit nach seinem Tod gehen ...
Ein zu Tode verurteilter Massenmörder, zutiefst brutal und bösartig, schwört noch auf dem Weg zur Hinrichtung Rache an die Agentin, die ihn letztendlich überführte. Und kurze Zeit nach seinem Tod gehen die grausamen Morde weiter…und zwar in der Handschrift des Killers.
Anfangs glaubt das FBI an einen Nachahmungstäter, doch die seltsamen Vorfälle häufen sich. Das Team um Kate Moran unternimmt alle erdenklichen Anstrengungen, den Mörder zu fassen – doch plötzlich tauchen überraschende Beweise auf, die nicht nur das FBI schockieren, sondern zugleich Kate in ein äußerst schlechtes Licht rücken. Nun ist es an Kate, dem Killer Einhalt zu gebieten und ihre Unschuld zu beweisen …
Grundsätzlich mag ich Bücher, die in der Ich-Form geschrieben sind, nicht so gerne. Glenn Meade hat mich jedoch nun vom Gegenteil überzeugt. Der Autor verwendet lange Sätze, beschreibt dabei Umfeld und Personen sehr detailliert und erzählt seine Geschichte in besagter Ich-Form, und zwar aus der Sicht der Protagonistin Kate Moran. Ich fand es einfach großartig. Spannungsgeladene Szenen, atemberaubendes Tempo, rasante Verfolgungsjagden und eindrucksvolle, wenngleich auch sehr brutale Mordszenen die Seiten füllten. Die Schauplätze der Morde, die Szenarien, die der "Jünger" bei seinem wütenden Morden hinterlässt, sind durch ihre bildhafte Beschreibung brutal und hart, für zarte Gemüter vielleicht als grenzwertig zu bezeichnen: (Er machte sich an den chirurgischen Instrumenten auf dem Tisch zu schaffen, hatte sich den Schlachtergürtel mit den mörderischen Messern umgeschnallt, strich über die gezackte Schneide einer Stahlklinge. Er nahm eine kleine elektrische Säge mit runder Klinge vom Tisch, drückte auf den Schalter, worauf die Säge sich mit Furcht erregendem schrillem Sirren drehte. "Das Ding hat sogar eine Diamantklinge, um Knochen zu zersägen. Bist du bereit für das großartige Experiment, zersägt zu werden?") Für mich als Leserin mit einer sehr großen Fantasie bewirkten solche Szenen eine hohe Adrenalinausschüttung und waren teilweise albtraumhaft realistisch gezeichnet.
Die Geschichte des Serienmörders, der sich selber als „Jünger des Teufels“ tituliert, wird von Meade in insgesamt sechs Teile, diese wiederum in 175 Kapitel unterteilt, wobei ich beim besten Willen keine Höhepunkte nennen kann. Die Spannung bleibt das ganze Buch hindurch auf höchstem Niveau und genauso turbulent und reich an Spannung gestaltet sich auch das Ende.
Glenn Meade versteht es hervorragend, seinen Protagonisten Leben einzuhauchen. Die handelnden Personen wirken authentisch und weisen sowohl Stärken, als auch Schwächen auf. Der Böse, der so genannte „Jünger des Teufels“ namens Constantine Gemal, mordet mit einem Herzen so schwarz wie die Nacht, wird durch eine Bösartigkeit, die ihresgleichen sucht, dargestellt. Seine Gedanken und Handlungen sind von Kaltblütigkeit und abgrundtiefem Hass gekennzeichnet, welche sich ein Ventil suchen und durch Massenmorde befriedigt werden. Die „Gute“, Agentin Kate Moran, stellt Glenn Meade auf eine Art und Weise dar, dass es dem Leser einfach niemals in den Sinn kommen kann, sie zu verdächtigen – egal, wie viele Beweise auch auf ihre Person deuten mögen. Kate ist aber keineswegs ein armes Opfer der Brutalität des Mörders oder ihres Berufes, der für gewöhnlich eine Männerdomäne zu sein scheint. Sie kämpft mit harten Bandagen, hat außergewöhnlich gute Instinkte und ihr feiner Spürsinn lenkt sie selten auf falsche Pfade. Kates Schwächen sowie die dramatischen Mordfälle in ihrer eigenen Familie stehen dem Bild von einer mutigen und starken Frau gegenüber, die kompromisslos ihren Weg geht, ohne auf Konsequenzen Rücksicht zu nehmen. Einer Frau, die um jeden Preis Gerechtigkeit sucht – und sie letztendlich auch findet.
Doch nicht nur die Hauptfiguren dieses Plots, sondern auch Nebenfiguren wie Vorgesetzte, Kollegen und Verwandte werden so lebhaft beschrieben, dass man als Leser einfach nicht anders kann, als vollständig in dieses Buch einzutauchen. Das übliche Schema bei Polizeithrillern „Guter Bulle, böser Bulle“, das sehr oft und gerne von Autoren verwendet wird, wird auch von Meade in diesem Thriller eingesetzt und auf eine Art genutzt, die ich einfach nur als großartig bezeichnen kann. Der „böse“ Bulle, ein harter Konkurrent und Neider namens Stone, versucht auf gerissene Art und Weise, Kate als Hauptschuldige zu entlarven. Er attackiert und provoziert Kate verbal, konstruierte Beweise und scheinbar offensichtliche Lücken in der Beweisführung werden dabei weder hinterfragt noch überprüft, im Gegenteil. Stone setzt alles dran, Kate immer tiefer in den Schlamassel zu bringen und erst spät werden ihm die Augen geöffnet. Was mir stets einen schalen Nachgeschmack bei solchen Szenen hinterlässt, hat Meade für mich zu einem regelrechten Appetithäppchen gemacht: er lässt auch Stone menschlich erscheinen, gesteht im gegen Ende des Buches Einsicht und Reue zu und lässt ihn an Kates Seite kämpfen, als es wirklich darauf ankommt. Großartige Leistung!
Die Schriftgestaltung dieses Taschenbuches ist übersichtlich und gut lesbar, das Cover beeindruckend. Unterirdische Gewölbe, in blaues Licht getaucht, das auf ein Nachtsichtgerät hinweist. Eine Pforte aus Zahlenmystik und Okkultismus, verschlungen die Zahl Sechs in dreifacher Ausfertigung als Symbol des Teufels. Sowohl Titel als auch Symbol in blutroter, leicht schattierter und erhobener Schrift, das das Buch nicht nur beeindruckend aussehen lässt, sondern auch einen „spürbaren“ Effekt erzeugt.
Fazit: Da ich an diesem Buch beim besten Willen nichts zu bemängeln habe und es mich so gefesselt hat, wie es schon lange kein Thriller vermochte, vergebe ich auf jeden Fall fünf Sterne. Ein Plot mit atemlos erscheinendem Tempo, vielen, wirklich gut gelegten falschen Fährten, überzeugenden Protagonisten und einem fulminanten Ende. Ein echter Pageturner unter den Thrillern, ein Glanzstück an Spannung. Dieser Thriller fesselt den Leser so sehr an die Geschichte, dass eine Unterbrechung schwer bis kaum möglich ist. Mit hohem Tempo hinein in die Story, spannungsgeladene Atemlosigkeit in die explosive Mitte des Buches und rasanter, nervenaufreibender Galopp ins fulminante Finale – genau so sollte ein guter Thriller aufgebaut sein!
(Rezension zum Printexemplar)