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Veröffentlicht am 16.04.2018

Das Phänomen der Hochsensibilität in der Partnerschaft

Hochsensible in der Partnerschaft
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Das Phänomen der Hochsensibilität in der Partnerschaft

Die psychologische Beraterin und Buchautorin Brigitte Schorr hat mir mit „Hochsensible in der Partnerschaft“ einen kostbaren Wegbegleiter mit auf ...

Das Phänomen der Hochsensibilität in der Partnerschaft

Die psychologische Beraterin und Buchautorin Brigitte Schorr hat mir mit „Hochsensible in der Partnerschaft“ einen kostbaren Wegbegleiter mit auf meinen Lebensweg gegeben. Obgleich ich mir bereits Lektüre dieses Thema betreffend zu Gemüte geführt habe, konnte ich hier ganz besonders ausgeprägt meine Gedanken, mein Empfinden, ja sogar mein Verhalten in den insgesamt vier Kapitel wiedererkennen. Was dieses Buch von anderen unterscheidet, ist der starke Fokus, der auf die Beziehungsebene gerichtet wird. Brigitte Schorr geht zwar sehr detailliert auf die Merkmale und Begleitumstände von Menschen mit HSP in allen Lebensbereichen ein, konzentriert sich aber in erster Linie auf die Auswirkungen einer hochsensitiven und hochsensiblen Veranlagung in einer Partnerschaft. Nachdem sie die Veranlagung hochsensibler Menschen erläutert hat, zeigt sie dem interessierten Leser (und meist auch Betroffenen) Wege auf, wie man seine Hochsensibilität in der Partnerschaft zu einer Bereicherung für beide Partner machen kann. Ihr erstes Kapitel mit Erklärungsansätzen der Autorin über die Bedeutung der Hochsensibilität lieferte mir auch völlig neue Aspekte, von denen ich nie zuvor gehört hatte, nämlich die verschiedenen Ausprägungen im Bereich der Wahrnehmung. Die Begriffe „sensorisch hochsensibel“, „empathisch hochsensibel“ und „kognitiv hochsensibel“ waren Neuland für mich – umso mehr schätzte ich die detaillierten Informationen in diesem Buch dazu. Auch zum Begriff „High Sensation Seeker“ musste ich mich zunächst in das betreffende Kapitel vertiefen, um eine Vorstellung von diesem Phänomen zu bekommen. Das Buch ist nicht nur ein wahrer Schatz von Informationen zu diesem Thema, sondern bietet eine ganze Menge praktischer Hinweise zum Umgang mit Hochsensibilität. Die beiden Fragebögen im Anhang des Buches „Bin ich hochsensibel?“ sowie „Sind Sie ein High Sensation Seeker?“ fand ich inhaltlich wie auch optisch sehr gut dargestellt.

Ich möchte „Hochsensible in der Partnerschaft“ wirklich jedem ans Herz legen, der entweder selber hochsensibel bzw. hochsensitiv ist, oder aber normalsensiblen Menschen mit einem hochsensiblen Partner. Diese Lektüre kann ein Augenöffner und eine große Bereicherung für jemanden sein, der sich mit diesem Thema bislang nicht beschäftigt hat. Für meine Person stellt „Hochsensible in der Partnerschaft“ einen Ratgeber dar, der mich begleiten, vielleicht ab und zu auch anleiten, darf. Ich werde dieses Buch wohl noch sehr oft zur Hand nehmen und mich darin vertiefen, meine unzähligen Randnotizen vielleicht ergänzen oder im Laufe der Zeit korrigieren.

Uneingeschränkte Leseempfehlung und fünf Bewertungssterne für die bislang beste Lektüre zum Thema HSP, die ich bislang in Händen hielt!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Krieg und Gefahr, Geheimnisse und Spione

Das Hugenottenkreuz
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Krieg und Gefahr, Geheimnisse und Spione

„Einige Fußspuren verschwinden nie. Du musst Spuren hinterlassen, denen zu folgen sich lohnt.“

Elizabeth Musser entführt ihre Leser in das kleine südfranzösische ...

Krieg und Gefahr, Geheimnisse und Spione

„Einige Fußspuren verschwinden nie. Du musst Spuren hinterlassen, denen zu folgen sich lohnt.“

Elizabeth Musser entführt ihre Leser in das kleine südfranzösische Städtchen Castelnau, wo sie gleich zu Beginn ihre Protagonistin Gabrielle Madison präsentiert. Die 21jährige hübsche Missionarstochter mit der auffallenden roten Haarmähne und den strahlenden blauen Augen kommt im Herbst 1961 von der afrikanischen Westküste, um sich in Frankreich ihrem Studium zu widmen.

Mutter Jeanette Griolet, oder „Mère Griolet“, wie die liebenswürdige alte Nonne genannt wird, ist Leiterin des franko amerikanischen Austauschprogramms in Castelnau und betreut bereits seit vielen Jahren das Waisenhaus der Kirche St. Joseph.

Der Botschaftersohn und brillante Dozent namens David Hoffman unterrichtet nach seinem Studienabschluss an einer amerikanischen Eliteuniversität an der Universität in Castelnau Kunst, Geschichte und Literatur aus Frankreich und England. Der charmante, groß gewachsene Mann mit den durchdringenden schwarzen Augen scheint etwas zu verheimlichen, er beunruhigt Mutter Griolet ein wenig mit seinem geheimnisvollen Gehabe.

Die junge Mutter Anne-Marie Duchemin verhilft ihrer kleinen Tochter Ophélie im allerletzten Augenblick durch ein Fenster zur Flucht, kurz bevor sie selbst überfallen und nach Algerien verschleppt wird.

Die Handlungsstränge dieses Romans scheinen gleich zu Beginn überwältigend, die Schauplätze und Namen etwas unüberschaubar. Die Autorin besitzt jedoch die exzellente Fähigkeit, ihre Leser innerhalb kürzester Zeit durch ihren einnehmenden Schreibstil, durch gut ausgefeilte Protagonisten und ebenso exzellent dargestellte Nebenfiguren, und vor allen Dingen durch einen sehr hohen Spannungsfaktor an das Buch zu fesseln. Einmal aufgeschlagen ist es nur schwer möglich, „Das Hugenottenkreuz“ aus der Hand zu legen.

Die Autorin verrät im Verlauf der insgesamt 34 Kapitel dieses Buches die Zusammenhänge der Geschichten ihrer handelnden Figuren, die sie sehr lebendig und interessant dargestellt hat und deren Gedanken- und Gefühlswelt sie auf berührende Art und Weise Ausdruck verleiht. Eine zentrale Rolle spielen der Algerienkrieg und damit verbunden die grausamen Foltermethoden und Morde der Front de Libération Nationale, der sozialistischen Partei in Algerien, deren Ziel die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich war. Einer der beiden Schauplätze dieses Buches ist Castelnau, wo Gabrielle Madison auf Mère Griolet und David Hoffman trifft. Der zweite Schauplatz der Handlung befindet sich in Kasbah, einem alten Stadtviertel in Algier, das zugleich als Hauptquartier der Front de Libération Nationale gilt. Die Autorin versteht es, die Örtlichkeiten lebendig zu beschreiben, und vermittelt ihren Lesern auf diese Weise beinahe das Gefühl, sich mitten in der Handlung zu befinden, selber atemlos die engen Gassen des Kasbah entlang zu laufen, oder etwa zweitausend Kilometer entfernt die beschauliche Region in Südfrankreich zu erkunden.

Elizabeth Musser bringt in diesem Buch aber auch ein weiteres wichtiges Thema ein, nämlich die Geschichte der ersten französischen Protestanten, die verfolgt und vertrieben wurden und zu Tausenden als Märtyrer für ihren Glauben starben. Das Hugenottenkreuz spielt eine bedeutende Rolle und wird im Verlauf der Handlung zu einem wichtigen Schlüsselsymbol.

„Das Hugenottenkreuz“ hat mich unverzüglich in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Sowohl die sehr gut recherchierten historischen Hintergründe, die eingebaute sich anbahnende Liebesgeschichte, als auch die spannende Haupthandlung mit ihren überzeugenden Figuren, und nicht zuletzt der ausgeprägte tiefe Glaube der Autorin, der sich in diesem Buch widerspiegelt, haben mich vollständig für das Buch eingenommen. Ein Bestseller, der diesen Namen zu Recht trägt - ein beeindruckendes Leseerlebnis, dessen Fortsetzung ich bereits jetzt mit großer Vorfreude entgegen sehe, eine Lektüre, die ich uneingeschränkt weiter empfehle.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Für meinen Geschmack bislang Randy Singers bester Thriller!

Der Doktor
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Für meinen Geschmack bislang Randy Singers bester Thriller!

Der kleine Joshua Caleb Hammond, liebevoll Joshie genannt, ist schwer krank. Der Junge hat hohes Fieber, einen aufgeblähten Bauch und leidet ...

Für meinen Geschmack bislang Randy Singers bester Thriller!

Der kleine Joshua Caleb Hammond, liebevoll Joshie genannt, ist schwer krank. Der Junge hat hohes Fieber, einen aufgeblähten Bauch und leidet sichtlich große Schmerzen. Als seine Eltern, Thomas und Theresa Hammond das Kind nach drei Tagen endlich ins Tidewater General Hospital bringen, ist er bereits lethargisch, hypotonisch und in extrem schlechter Verfassung. Die Bemühungen der Notärzte um das Leben von Joshua sind vergebens, der Junge erliegt einem Multiorganversagen in Folge eines septischen Schocks, hervorgerufen durch eine akute und zu spät behandelte Blinddarmentzündung. Da der behandelnde Notarzt zudem vermeint, Spuren von Misshandlung am Körper des Kindes zu entdecken, erstattet er Anzeige gegen die gebrochenen Eltern.

Randy Singer, der exzellente Autor spannender Justizthriller, schickt in seinem neuesten Werk mehrere Größen ins Rennen. Zunächst erscheint der Anwalt und Professor an der Rechtsfakultät der Regent Universität, Charles Arnold, auf der Bildfläche. Der junge Schwarze mit den durchdringenden braunen Augen und dem beeindruckenden Lächeln widmet sich seit seiner Bekehrung zum christlichen Glauben privat dem geistlichen Amt und hält Straßenpredigten.

Seine Gegenpartei im Kampf um die Gerechtigkeit ist die stellvertretende Oberstaatsanwältin Rebecca Crawford, eine äußerst disziplinierte, streitlustige Frau, die ihrem Beinamen „Die Königskobra“ gerecht wird. Rebecca kämpft mit harten Bandagen, hat sehr ehrgeizige Pläne und betrachtet den Hammond-Fall als Wendepunkt ihrer Karriere.

Dr. Sean Armistead, jener Notarzt, der den Stein durch seine Anzeige ins Rollen brachte, verbirgt hinter seinem perfekten Auftreten und der vornehmen Fassade ein tristes Privatleben.

Nicht zuletzt treffen wir die exotische Lateinamerikanerin Nikki Moreno wieder, die uns Randy Singer bereits in einem seiner vorangegangenen Bücher über den Weg gelaufen ist. Die attraktive Rechtsanwaltsgehilfin bei Carson & Assocoiates scheint ein wahres Energiebündel zu sein, ist klug und gewitzt und steckt ihre ganze Energie in diesen Fall.

Wie ich es bereits von diesem Autor gewohnt war, wartet auch dieser Justizthriller mit einem hoch spannenden Plot auf, in dem es einige Verknüpfungen zu lösen und Geheimnisse zu lüften gibt. Das zentrale Thema des Buches ist die Weigerung des Protagonisten, Thomas Hammond, seinen stark fiebernden Sohn ins Krankenhaus zu bringen. Hammond hält nichts von Ärzten. Er wendet sich lieber an Jesus, als an Ärzte, und besitzt einen felsenfesten Glauben an Wunder. Seine Kirche lehrt, dass Heilung nur durch die Hand Gottes, und nicht durch die Hand des Menschen gewährt wird. Randy Singer beleuchtet die starken Glaubensmotive des Mannes, erzählt in seiner Geschichte von dessen dramatischer Inhaftierung, von Bekanntschaften, die er im Verlauf des Prozesses und während seiner Haft machen wird, und vom Kampf gegen die in erster Linie auf ihre eigene Karriere bedachte Staatsanwältin, die die Familie Hammond auseinander zu reißen droht.

Randy Singers Markenzeichen sind jedoch nicht nur exzellente und hoch spannende Thriller, sondern auch seine Begabung, seinen handelnden Figuren Leben einzuhauchen, sie derart gut zu charakterisieren, dass man als Leser nicht umhin kann, sich vollständig auf sie einzulassen. Er widmet sich akribisch sowohl den Protagonisten, als auch zahlreichen Nebenfiguren dieser Handlung, wirkt Sympathie – oder wie im Falle der kalten Staatsanwältin – Antipathie erweckend. Anhand der Figur des Buster Jackson, dem schwarzen Anführer einer Gefängnisclique, bringt er auch das Thema Bekehrung ins Spiel. Der christliche Glaube hat ohnedies einen hohen Stellenwert in diesem Buch, und es wird auch auf einzelne Bibelstellen eingegangen – ebenfalls eine Angewohnheit des Autors, die mir sehr gut gefallen hat.

Das in düstere Farben gehaltene Coverfoto mit dem nachdenklichen Arzt im hellen Scheinwerferlicht sehe ich als symbolisch für die Handlung dieses Buches. Es soll wohl den Notarzt Dr. Armistead darstellen, der eine rasche Entscheidung treffen muss.

Detaillierter auf den Inhalt dieses Buches einzugehen wäre wohl eine Vorwegnahme der hochgradigen Spannung und des außerordentlichen Lesevergnügens, was ich keinem Leser zumuten möchte. Ich kann diesen Justizthriller aus der Feder des Autors uneingeschränkt weiterempfehlen und würde ihn für mein Empfinden als bislang bestes Werk des Autors bezeichnen. Ein emotionsgeladenes, hoch spannendes Buch um ein Thema, das wohl niemanden unberührt lässt.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Gib dich nicht mit einem mittelmäßigen Leben zufrieden

Kopf hoch, lächle und sei, wie du bist
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Gib dich nicht mit einem mittelmäßigen Leben zufrieden. Lebe deine Schönheit! Sei du selbst!

Denn ich urteile nach anderen Maßstäben als die Menschen. Für die Menschen ist wichtig, was sie mit den Augen ...

Gib dich nicht mit einem mittelmäßigen Leben zufrieden. Lebe deine Schönheit! Sei du selbst!

Denn ich urteile nach anderen Maßstäben als die Menschen. Für die Menschen ist wichtig, was sie mit den Augen wahrnehmen können; ich dagegen schaue jedem Menschen ins Herz. (1. Samuel 16,7; Hfa)

Als ich vor fünf Jahren das Buch der Schweizer Autorin Margrit Schriber mit dem Titel „Die hässlichste Frau der Welt“ las, war ich bis ins Innerste betroffen über die Grausamkeit, zu der menschliche Wesen fähig sind. Als ich nun von dieser Neuerscheinung aus dem Hause Gerth Medien erfuhr, die in einem You Tube Video mit demselben Titel ihren Ursprung fand, wurde ich zum ersten Mal auf Lizzie Velasquez aufmerksam. Lizzie hat eine seltene Krankheit, die verhindert, dass ihr Körper Fett ansetzt, allein die Tatsache ihrer Geburt sei ein Wunder, schreibt die Autorin. Noch eindrucksvoller ist jedoch das Wunder, wie dieses 23jährige texanische Mädchen es schafft, trotz permanenter Anfeindungen jeden Tag positiv und lächelnd durchs Leben zu gehen, es sogar fertigbringt, andere zu motivieren und Mobbingopfern zu helfen. In einer Welt, in der auf Äußerlichkeiten dermaßen viel Wert gelegt wird, eine heroische und zutiefst bewundernswerte Leistung. Die sympathische junge Frau schreibt in eindrucksvollen Worten über ihre Krankheit, ihr Leben, ihre Ängste, Sorgen und Nöte. Sie schreibt aber auch sehr viel über die täglichen kleinen Freuden in ihrem Leben, für tausend Kleinigkeiten, für die sie täglich dankbar ist. Lizzie kommt aus einer tief gläubigen katholischen Familie und der christliche Glaube begleitet sie bereits ihr ganzes Leben lang. Dieser unbeirrbare Glaube war es auch, der ihr in schweren Zeiten half, durchzuhalten, niemals die Hoffnung zu verlieren und sie zu jenem Menschen machte, der sie heute ist: eine äußerlich sehr zarte kleine Frau, jedoch mit enormer innerer Stärke und einen unbändigen Lebensmut. Eine fröhliche, offenherzige Amerikanerin, die der Welt die Stirn zeigte und den Menschen offenbart, auf welche Werte es im Leben wirklich ankommt. Lizzie erkannte nämlich, dass sich ihr Aussehen und das Verhalten der Menschen ihr gegenüber nicht von Zauberhand verändern würden und sie begann, sich selbst zu definieren, als cleveres, fröhliches, mutiges Mädchen, das ihr Aussehen akzeptierte und aufhörte, auf die Liebe der anderen zu warten. Sie begann, sich selber zu lieben und ihre Sicht auf das Leben zu ändern.

Lizzie hatte zudem das Glück, in der warmen Geborgenheit einer liebenden Familie aufwachsen zu dürfen. Sie verbrachte ihr ganzes Leben mit Menschen, die ihr Sicherheit vermitteln und Kraft geben, die sie lieben und an sie glauben. Einige der Abbildungen in diesem Buch zeigen die junge Autorin inmitten dieser Menschen, besonderes Augenmerk ist auch darauf zu richten, dass Lizzie stets zu lächeln scheint. Sie plädiert nicht nur für positives Denken und Handeln, sie lebt diese Dinge auch, und strahlt diese Einstellung durch ihre Persönlichkeit und ihr Auftreten aus.

Lizzies Ziel ist es, anderen Menschen zu helfen. So erzählt sie in ihren Reden nicht nur ihre eigene Lebensgeschichte, sondern äußert sich auch zu den Themen Mobbing, Selbstannahme und christlicher Glaube. Sie hat ihren Spöttern die Stirn gezeigt und geht unbeirrbar ihren Weg – sie ist Buchautorin, Rednerin und steht kurz vor ihrem Universitätsabschluss.

Lizzie weist auf die Wichtigkeit des Gebets hin und schenkt uns im Anhang ihres Buches ihre persönlichen sieben Gebete für die ganze Woche – ihre persönlichen Gedanken, Wünsche und Anliegen an Gott, die sie als Anleitung und Inspiration für ihre Leser zu Papier brachte. Sehr schön fand ich auch die sehr persönliche Ansprache ihrer Leserschaft mit dem in Amerika üblichen vertrauten „Du“ und den gezielt gestellten Fragen, für deren Beantwortung sie Raum in ihrem Buch geschaffen hat. Auf diese Weise machte dieses Buch auf mich weniger den Eindruck einer Biografie, als vielmehr den eines Lebensbegleiters.

Am Ende dieses Buches wird in einigen kurzen Sätzen Lizzies Biografie zusammengefasst. Hier erfährt der interessierte Leser Details über die Begleitumstände ihrer Geburt, über ihre Kindheit und Schulzeit, ihre Krankheit und ihren Glauben. Auch jenes Video auf You Tube über „Die hässlichste Frau der Welt“ ist ein Thema, eine abwertende und schmähende Aktion, die jedoch entscheidend zum Wendepunkt in ihrem Leben wurde.

Zitat aus ihrem Buch: „Denk dran: Ein einziger Mensch reicht aus, um dein Leben zu verändern. Sei du selbst dieser Mensch! Richte deinen Blick einfach fest auf das Ziel. Dieses Ziel lautet nicht, äußerliche wahnsinnig hübsch zu werden, sondern freundlich und liebevoll zu sein, einen Sinn im Leben zu finden und dich in deiner Haut wohlzufühlen – das ist echte Schönheit!

Hut ab vor dieser bewundernswerten, mutigen und positiven jungen Frau und ihren Einsatz für andere!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ganz schön fairrückt

Ganz schön fairrückt
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„Ich werde vermutlich weder Vegetarierin noch Veganerin oder Fructarierin und wohl auch nicht mein Auto abschaffen. Denn, das ist mir wichtig, das Thema muss alltagstauglich bleiben. Der Gatte und ich ...

„Ich werde vermutlich weder Vegetarierin noch Veganerin oder Fructarierin und wohl auch nicht mein Auto abschaffen. Denn, das ist mir wichtig, das Thema muss alltagstauglich bleiben. Der Gatte und ich arbeiten jeder mehr als dreißig Stunden in der Woche als Freiberufler mit nicht gerade üppigem Einkommen und wir haben zwei Sprösslinge, mit denen wir Zeit verbringen wollen. Die Gedanken und Veränderungen müssen irgendwie lebbar bleiben. Wir sind keine Idealisten und keine Perfektionisten, aber ich bin hoch motiviert, möglichst viel umzusetzen.“ (Anja Schäfer)

Anja Schäfers Einstellung spiegelt sich in jedem der zehn Buchkapitel wider. In ihren Ausführungen wirkt sie niemals fordernd oder belehrend, sondern weist vielmehr auf Missstände hin und möchte unbefangenen Lesern die Augen öffnen.

Die Autorin schreibt, dass „sie zu viel weiß, um nichts zu tun, sie jedoch gleichzeitig die Fülle an Informationen in der globalisierten Produktion lähmt.“ So erzählt sie Details zu den Themen Kinderarbeit, Legebatterien, Massentierhaltung, dem Weg der Kaffeebohne bis in unsere Frühstückstassen, der Umweltbilanz und dem fairen Handel und vielen mehr, jedoch nicht, ohne zugleich auch Lösungsvorschläge zu präsentieren. Die Anzahl der Denkanstöße und hilfreichen Tipps in diesem Buch ist groß, der motivierende Schreibstil mit den Hinweisen zur praktischen Umsetzung sowie den zahlreichen links dürfte den Einstieg in ein „fairrücktes Leben“ nicht allzu schwierig gestalten. Anja Schäfer gibt dem Thema „Fair Trade“ viel Raum in ihrer Abhandlung, sie ist der Meinung, dass fairer Handel den Menschen ihre Würde lässt, sie nicht abhängig macht oder zu Dankbarkeit verpflichtet, sondern Menschen ein freies Handeln innerhalb ihrer Möglichkeiten erlaubt. Ihre klugen Ansätze dazu haben jedoch leider einen kleinen Haken, den sie auch unumwunden zugibt: die Faktoren „Zeit“, „räumliche Distanz“ und „Geld“ können ein Hindernis dafür sein, vorrangig fair gehandelte Ware zu kaufen. Nicht jeder lebt in einer Großstadt, und besonders in entlegenen und äußerst ländlichen Regionen gibt es oft keine Bio-Supermärkte, Reformhäuser oder Wochenmärkte. In diesem Fall ist bei langen Anfahrtswegen ebenso der Zeitaufwand, wie auch der Spritverbrauch zu berücksichtigen. Bei Familien mit Kindern ist der Kauf von Fair Trade-Kleidung eine sehr kostspielige und oft nicht leistbare Angelegenheit. Es dürfte ebenso schwer sein, als Berufstätiger mit langem Anfahrtsweg zur Arbeit auf die Umweltbilanz Rücksicht zu nehmen. Als alternatives Beförderungsmittel anstelle des Autos kann ab einer bestimmten Distanz nicht mehr auf das Fahrrad als Transportmittel zurückgreifen, ebenso lässt der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes in ländlichen Gebieten oft zu wünschen übrig.

Anja Schäfer beschreibt in diesem Buch unter anderem auch die aktuellen Trends, vieles selber zu machen – sei es im Bereich der Ernährung, der Bekleidung oder bei Dingen des täglichen Bedarfes. Besonders hervorzuheben ist jedoch ihre Ansicht, dass dem bewussten Konsum viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Weniger zu kaufen bzw. Dinge zu reparieren oder Tauschbörsen zu bedienen bedeutet nicht nur einen verantwortlichen Umgang mit Ressourcen, sondern scheint zudem auch noch „in“ zu sein. „Weniger ist mehr“ ist eine Devise, die mich sehr angesprochen hat. Wenige, dafür qualitativ hochwertige Kleidungsstücke, die viele Jahre getragen werden können, anstatt stets neue, billige Ware aus Diskontläden, die kurzlebig sind und in Ländern produziert werden, in denen die Näherinnen oft unter menschenunwürdigen Verhältnissen arbeiten.

Als kritische Konsumentin, die bereits zwei Jahrzehnte lang bemüht ist, saisonale bzw. mit einem Bio-Gütesiegel ausgezeichnete Lebensmittel zu kaufen, die stets diverse Stofftaschen mit sich führt und Plastik vermeidet, wo immer es irgend möglich ist, musste ich „Ganz schön fairrückt“ einfach lesen. Meine Erwartungshaltung war hoch, meine jahrzehntelang gesammelten Informationen zahlreich. Was ich in diesem Buch vorfand, waren gut durchdachte, fundierte Argumentationen und alltagstaugliche Tipps zur praktischen Umsetzung, aber auch Dinge, die mir völlig neu waren – beispielsweise „Cost per Wear Ratio“.

Ich möchte abschließend noch auf die Einleitungen der zehn Kapitel in Zitatform hinweisen. Anja Schäfer bezieht sich hierbei stets auf das Thema des nachfolgenden Buchkapitels und bringt auch Bibelzitate ein. Besonders aussagekräftig fand ich folgende Aussage von Helen Keller: „Ich bin nur ein einzelner Mensch. Aber ich bin ein einzelner Mensch. Ich schaffe nicht alles, aber immerhin etwas. Und nur, weil ich nicht alles auf einmal tun kann, werde ich es nicht unterlassen, wenigstens das wenige zu tun, das ich kann.“

Warum also nicht gleich jetzt beginnen, und zwar mit dem Augenöffner „Ganz schön fairrückt?“