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Veröffentlicht am 16.04.2018

Das Wunder auf vier Pfoten

Das Wunder auf vier Pfoten
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„Das Wunder auf vier Pfoten“ ist die Geschichte von Julia Romp, die nach der Geburt ihres Sohnes George den begründeten Verdacht hegt, dass mit ihrem Kind irgendetwas nicht zu stimmen scheint. Seine Reaktionen ...

„Das Wunder auf vier Pfoten“ ist die Geschichte von Julia Romp, die nach der Geburt ihres Sohnes George den begründeten Verdacht hegt, dass mit ihrem Kind irgendetwas nicht zu stimmen scheint. Seine Reaktionen sind völlig konträr zu jenen anderer Babys, George scheint auch kaum Schlaf zu brauchen. In ihrer Verzweiflung wendet Julia sich hilfesuchend an Ärzte, Therapeuten, erhält Beratungen im Kindergarten und später auch in der Schule. Doch bis die Diagnose „Autismus, kombiniert mit ASDL“ endlich gestellt wird, vergehen Jahre. Jahre, in denen Julia an den Rand ihrer Kräfte gerät. Als die Belastung für die Familie zu groß wird, beantragt die alleinerziehende Mutter eine Sozialwohnung. Ihre Ausbildung als Taxifahrerin, bei der sie stets mit der tatkräftigen Unterstützung und dem motivierenden Ansporn ihres Vaters rechnen durfte, bricht sie in jenem Moment ab, als ihr Vater stirbt. Zu den Existenzproblemen kommen die mit den Jahren immer massiver werdenden Schwierigkeiten ihres Sohnes George, der sich einfach nicht in die menschliche Gesellschaft, in eine Schulgemeinschaft oder auch nur in der Nachbarschaft integrieren kann. Er vermag es auch nicht, Emotionen zu zeigen. Der Streunerkater „Ben“ bzw. „Baboo“, wie er von der Familie liebevoll genannt wird, taucht genau zum richtigen Zeitpunkt im Leben von Julia und George auf. George, der zum ersten Mal in seinem Leben Blickkontakt aushält, sich mit einem Lebewesen – sei es auch nur ein Kater – zu unterhalten vermag und auf diese Weise Besorgnis, Beschützerinstinkt und Liebesbezeugungen artikulieren kann, blüht regelrecht auf. Für George ist Ben bald das wichtigste Lebewesen seines kleinen Universums, doch auch für Julia bedeutet er große emotionale Unterstützung. Der Kater beschäftigt Ben durch seine Spiele, beansprucht seine Aufmerksamkeit und wird ihm Freund und Partner. Bis er plötzlich verschwindet und George in einen schlimmen Zustand verfällt, in dem er weder reagiert, kaum noch isst oder trinkt. Und nun beginnt die verzweifelte Suche nach dem geliebten Tier …

Für Tierliebhaber, besonders für Katzenfreunde, ist dieses Buch eine wundervolle, zu Tränen rührende Lektüre. Julia Romp bringt dem Leser „Autismus“ nahe und beschreibt anhand ihres Sohnes George, wie das Verhalten, das Leben und die sozialen Kontakte durch diese tiefgreifende Entwicklungsstörung eingeschränkt werden. Ihr fesselnder Schreibstil und ihre warmherzige Art, die handelnden Personen darzustellen, nehmen den Leser unweigerlich gefangen. Man fühlt, leidet, fiebert und liebt mit ihnen mit und spürt ganz besonders die tiefe Verzweiflung, nachdem Julia feststellt, dass ihr Sohn nicht wie alle anderen Babys zu sein scheint. Die Autorin lädt ein, ihren Lebensweg mit ihrem autistischen Kind mit zu verfolgen und der tragische Höhepunkt, das Verschwinden des Katers, trifft alle Beteiligten tief. Die massiven Hilfsangebote, die nicht nur von Freunden und der Familie kommen, sondern auch von völlig fremden Personen, die ihren Part zum Wiederfinden von Ben beitragen möchten, sind überwältigend. Mit Tränen in den Augen verfolgte ich diese berührende Geschichte bis zur letzten Seite und möchte sie besonders jedem Liebhaber der Gattung Felidae sehr ans Herz legen. 5 Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für dieses wundervolle Buch!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Eine Italienerin in München

Dolce vita für Fortgeschrittene
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Die gebürtige Italienerin Dori Mellina präsentiert mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Dolce Vita für Fortgeschrittene“ italienische Lebensart in Reinkultur. Ihre Protagonistin Laura Mattina fand nach ...

Die gebürtige Italienerin Dori Mellina präsentiert mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Dolce Vita für Fortgeschrittene“ italienische Lebensart in Reinkultur. Ihre Protagonistin Laura Mattina fand nach ihrem Studium einen Job in der Pharmaindustrie und lernte einen charmanten jungen Deutschen namens Martin kennen und lieben. Doch die anfängliche Harmonie wurde bald durch einige Unstimmigkeiten getrübt, bis ihre Beziehung letztendlich nur noch ein angespanntes Verhältnis war. Laura zieht nun die Konsequenzen, entschließt sich zu einer Beziehungspause und quartiert sich mit der gemeinsamen kleinen Tochter Sara vorübergehend bei ihrer Freundin Ilaria ein. Nachdem Laura mit ihren Freundinnen die Agentur „Frag mich nach Sonnenschein“ gründet und die Durchführung ihres ersten Auftrages mit großem Erfolg verbunden ist, scheint auch die berufliche Zukunft gesichert. Als dann auch noch ein faszinierender, gut aussehender und charmanter Italiener Lauras Weg kreuzt und großes Interesse an ihrer Person zeigt, steht Laura an einem Scheideweg ihres Lebens. Wird sie sich für den Vater ihres Kindes entscheiden, der seine Tochter zwar über alle Maßen liebt, sie selber aber mit seinem Perfektionismus und seiner Egozentrik schier in den Wahnsinn zu treiben scheint? Oder aber öffnet sie ihr Herz für eine neue Liebe und ein Leben an der Seite eines italienischen Mannes, der irgendwie viel zu „perfekt“ zu sein scheint?

Ich muss gestehen, dass die ansprechende Leseprobe dieses Buches nicht zu viel versprochen hat. Bei „Dolce Vita für Fortgeschrittene“ handelt es sich tatsächlich um eine Lektüre, die ihren Lesern eine Menge italienischer Lebensart vermittelt. Man liest in Dialogen mit Bekannten oder Freunden der Protagonisten über die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschen und Italienern sowie über bediente Klischees. Durch die Gespräche der Freundinnen Laura, Ilaria, Simona und Michela taucht man in das Denken und Handeln einer italienischen Frau ein und lernt zudem auch noch die katholische Erziehung, die altmodischen Ansichten und die strengen Konventionen von Lauras schrulliger italienischen „Nonna“ kennen.

Die Geschichte ist rasant, mit sehr viel Situationskomik und einer Menge Esprit geschrieben. Es hat mir großen Spaß gemacht, mich für ein paar Stunden in dieses Buch zu vertiefen und die Familiengeschichte der Laura Mattina mit zu verfolgen. Die vielen italienischen Ausdrücke im Text trugen in besonderer Weise zur Authentizität bei, die dazu gehörenden erläuternden Fußnoten mit der Übersetzung ins Deutsche machen den Inhalt für jedermann verständlich.

Die Autorin besitzt einen einnehmenden Schreibstil, der manchmal rasant wirkt, und bei dem auch ihre übersprudelnde Energie deutlich zum Ausdruck kommt. Man kann nicht umhin, sich von dieser Geschichte mitreißen zu lassen – dafür sorgt unter anderem auch die Beschreibung der lauten, auf alle Fälle aber temperamentvollen Art der in diesem Buch vorgestellten liebenswerten Italienerinnen.

Ich möchte abschließend noch auf die ansprechende optische Aufmachung hinweisen, wo neben Autorennamen und Buchtitel auch Dinge wie Rotwein, ein Herz in den Nationalfarben Italiens und eine kleine rote Vespa abgebildet sind – einige der von Dori Mellina im Buch thematisierten Klischees, die man häufig mit Italien in Verbindung bringt.

Fazit: „Dolce Vita für Fortgeschrittene“ war eine sehr amüsante und vor allen Dingen unterhaltsame Lektüre über die italienische Lebensart, die durchaus einige Klischees bedient, andere widerlegt, auf alle Fälle jedoch dem Leser einen Besuch in diesem Land äußerst schmackhaft macht.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Xaver und die Teekräuter

Das Teepflanzenbuch
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Die Liebe zu den Teekräutern wurde Franz Xaver Treml bereits in die Wiege gelegt. In einem einleitenden Interview erzählt er von der Kunstfertigkeit seiner Mutter, die sich im Laufe der Jahre einen wahren ...

Die Liebe zu den Teekräutern wurde Franz Xaver Treml bereits in die Wiege gelegt. In einem einleitenden Interview erzählt er von der Kunstfertigkeit seiner Mutter, die sich im Laufe der Jahre einen wahren Wissensschatz angeeignet hatte und Teemischungen herstellte. Der Autor hatte es sich selbst zur Aufgabe gemacht, diesen Schatz der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er sammelte Rezepte, stellte seine Gärtnerei auf Kräuter um und spezialisierte sich auf Teekräuter in Bio-Qualität. Gemeinsam mit seinem Sohn vermarktet er Teemischungen und lässt jeden Kräuter-und Teeliebhaber durch das vorliegende Buch an dem gesammelten Wissen und an seinen Erfahrungen teilhaben.

Franz Xaver Treml liefert seinen Lesern im Verlauf des Buches wertvolle Informationen zum Kauf von Pflanzen oder Saatgut, zum Anbau sowie zum Sammeln der im Inhalt angeführten Pflanzen. Er legt großen Wert auf eine gute Beschreibung, jede Pflanze wird zudem auch optisch durch prachtvolle Farbfotos präsentiert. Auch die Art und Weise der optimalen Tee-Zubereitung wird bei jeder Pflanze separat beschrieben.

In den einzelnen Kapitel, die jeweils gleich aufgebaut sind, widmet sich der Autor jeweils einer Pflanze. Er beginnt seine Ausführungen mit einem großen Farbfoto, gefolgt von der lateinischen und deutschen Bezeichnung, wobei er auch etwaige umgangssprachliche Ausdrücke dafür nennt. Im Anschluss daran beschreibt er Optik und Wuchs, Herkunft und Vorkommen. Im ersten Unterkapitel „Kultur und Garten“ äußert er sich zu den Anforderungen an den Boden, zur Aussaat und Pflege. Ein weiteres Kapitel widmet sich der Ernte und der Anwendung, wobei nützliche Tipps oder Informationen in kursiver grüner Schrift beziehungsweise in einem grünen Kästchen mit weißer Schrift dargestellt werden. Der jeweils letzte Punkt befasst sich mit den Inhaltsstoffen und der Wirkung der Pflanzen, wobei man hierzu durch das Stichworteverzeichnis am Ende des Buches gezielt und rasch nachschlagen kann. Auch das Inhaltsverzeichnis zu Beginn ist sehr übersichtlich gestaltet und ermöglicht eine rasche Orientierung und ein gezieltes Nachschlagen im Buch. Als nettes „Extra“ findet man auf den letzten Seiten einig ausgewählte Rezepte für die Zubereitung von Teemischungen.

Man merkt bei diesem tollen Ratgeber, dass hier ein Experte zu Wort kam, der es geschafft hat, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. „Das Tee-Pflanzen-Buch“ ist meines Erachtens ein unentbehrliches Nachschlagewerk für jeden Haushalt – ein Bewahrer wertvollen Wissens, ausgestattet mit wunderschönen Farbfotos. Ich kann diese ausgezeichnete Lektüre jedem ans Herz legen, der sich für den Anbau von Teepflanzen im eigenen Garten interessiert. Die vielen nützlichen Informationen und das Hintergrundwissen um die im Inhalt beschriebenen Pflanzen werden durch die vielen Praxis-Tipps ergänzt. Für mich als Kräuter- und Teeliebhaberin und Verfechterin von biologischem Anbau stellt dieses Sachbuch einen kostbaren Schatz in meiner Küche dar… Prädikat „Ausgezeichnet!“


Veröffentlicht am 16.04.2018

Der Fluch des Wahrsager-Spiegels

Die Schatten von Ashdown House
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Das rätselhafte plötzliche Verschwinden von Hollys Ansells älterem Bruder während des Aufenthalts in seinem Ferienhaus „Ashdown Mill“ bringt Unruhe in den Alltag der jungen Glasgraveurin. Sie bricht mitten ...

Das rätselhafte plötzliche Verschwinden von Hollys Ansells älterem Bruder während des Aufenthalts in seinem Ferienhaus „Ashdown Mill“ bringt Unruhe in den Alltag der jungen Glasgraveurin. Sie bricht mitten in der Nacht auf und fährt nach Oxfordshire zu ihrer sechsjährigen Nichte Florence, die durch einen telefonischen Hilferuf ihre geliebte Tante auf mobilisierte und nun alleine und verängstigt auf sie wartet. Holly bleibt bei dem Kind, bis Bens Ehefrau Natascha von ihrem beruflichen Auslandseinsatz zurückkommt, um Florence abzuholen. Da ihre Eltern sehr früh gestorben sind, stehen Holly und ihr Bruder Ben sich sehr nahe. Umso eigenartiger erscheint ihr sein unangekündigtes und spurloses Verschwinden, zumal er seine kleine Tochter niemals alleine zurücklassen würde. Da die polizeilichen Untersuchungen nur zaghaft vonstattengehen, stellt Holly auf eigene Faust Nachforschungen an. Bens Verschwinden ist und bleibt jedoch merkwürdig und unerklärlich. Durch ein rätselhaftes Telefonat erfährt Holly vom ungewöhnlichen Interesse ihres Bruders an der so genannten „Sistrin-Perle“, einem legendären Juwel von beträchtlichem Wert, die einst Königin Elizabeth von Böhmen gehörte und als verschollen gilt. Als Holly nun auch noch auf den attraktiven Bauingenieur Mark Warner trifft, stellt dies für sie einen weiteren Grund dar, ihren Aufenthalt in der Wassermühle in Ashdown zu verlängern. Durch den Fund eines alten ledergebundenen Buches, welches die Memoiren einer gewissen Lavinia Flyte enthält, kommt plötzlich Schwung in die Handlung – und Holly taucht tief in den Sog der Geschichte um die legendäre Sistrin-Perle und ihre ehemalige Besitzerin ein.

Nicola Cornick ist Historikerin und Autorin, ihre fundierten Recherchen für dieses Buch geben mir als Leser einen höchst interessanten Einblick in die Geschicke der englischen Stuartprinzessin Elizabeth und Kurfürst Friedrich von der Pfalz, die durch ihre kurze Regentschaft in Böhmen vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges als „Winterkönig und Winterkönigin“ in die Geschichte eingingen. Nicola Cornick erzählt ihre Geschichte in zwei verschiedenen Handlungssträngen, die zugleich auch auf zwei verschiedenen zeitlichen Ebenen stattfinden. In der gegenwärtigen Handlung fungieren Holly Ansell und Mark Warner als Protagonisten, während die Autorin sich in den Ereignissen der Vergangenheit auf Friedrich und Elizabeth von Böhmen sowie deren ergebenen Höfling Lord William Craven konzentriert. Zentrum der Aufmerksamkeit sind hierbei stets die legendäre Sistrin-Perle und ein mit Diamanten besetzter Spiegel – ein Taufgeschenk Elizabeths, und zugleich ein Fluch für all jene, die im Besitz dieser beiden Gegenstände sind. Zwar handelt es sich bei den Tagebucheinträgen der abgeklärten Kurtisane Lavinia Jane Flyte nicht um einen dritten Handlungsstrang, die Ausführungen nehmen jedoch großen Raum ein und heben sich durch kursive Schrift vom Rest des Buches ab.

Nicola Cornicks Figuren wurden detailliert und glaubwürdig dargestellt, sie setzt auch etliche Nebenfiguren in ihrer Handlung ein. Mein ganz persönlicher Favorit war - abgesehen vom böhmischen Königspaar Elizabeth und Friedrich – der loyale Bote und ergebene Höfling William Craven, der zudem in diesem Roman auch eine sehr wichtige Schlüsselfigur darstellt. Ich möchte generell anmerken, dass mir der Handlungsstrang in der Vergangenheit weitaus mehr zusagte, als die Schilderung der Ereignisse in der Gegenwart.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und einnehmend, sie hat ein gutes Gespür dafür, Geschichte lebendig erscheinen zu lassen und nimmt den Leser mit auf eine interessante Reise in die Vergangenheit.

Was mich persönlich jedoch an diesem Buch gestört hat und was im Grunde auch meine Kritikpunkte darstellen waren einerseits die detailliert beschriebenen ausschweifenden sexuellen Exzesse, anhand derer ich dieses Buch für mich bereits in Richtung erotische Literatur einordne. Zum anderen störte mich die Gewichtung auf die Themenbereiche Okkultismus, Visionen, Zeitreisen und Reinkarnation. Leider war dies anhand des Klappentextes und der Leseprobe für mich nicht ersichtlich und ich muss zugeben, dass hier daher wohl das falsche Buch zum falschen Leser kam.

Ich kann dieses Buch aufgrund der darin enthaltenen, zu einem Roman verwobenen historischen Fakten jedem ans Herz legen, der sich für die Geschicke rund um die „Winterkönigin“ Elizabeth von Böhmen interessiert. Leider entsprachen jedoch die bereits erwähnten Themenbereiche sowie der erotische Inhalt mit teilweise detailliert beschriebenen sexuellen Ausschweifungen, was aus meiner Sicht bereits stark in Richtung trivialer Liebesroman geht, überhaupt nicht meinem Lesegeschmack.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein Herz erwärmender, zutiefst emotionaler Roman

Nur zusammen ist man nicht allein
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„Bevor ich ging, sagte ich noch, sie solle sich von den beiden nicht ärgern lassen, gab ihr einen letzten Kuss und sprang ins Auto, ohne mich noch einmal umzudrehen. Und ohne den Hauch einer Ahnung, dass ...

„Bevor ich ging, sagte ich noch, sie solle sich von den beiden nicht ärgern lassen, gab ihr einen letzten Kuss und sprang ins Auto, ohne mich noch einmal umzudrehen. Und ohne den Hauch einer Ahnung, dass ich sie nie wedersehen würde.“

Als ein Autounfall die achtunddreißigjährige Laura Hope völlig abrupt aus dem Leben reißt, wirft dieses schockierende und völlig unfassbare Ereignis nicht nur ihren Ehemann Tom aus der Bahn. Laura hinterlässt auch zwei Mädchen im Alter von acht und dreizehn Jahren sowie eine Mutter, die Laura ebenso sehr geliebt hat, wie ihren Ehemann Tom und die beiden Kinder. Da Tom völlig paralysiert ist und sich in seiner großen Trauer vollständig in die Arbeit vergräbt, ist Linda nun gefordert, die Starke zu sein. Sie muss ihren eigenen Schmerz um den Verlust der geliebten Tochter beiseiteschieben und sich um ihren Schwiegersohn und die Enkelkinder kümmern. Da Tom jedoch trotz ihres selbstlosen Einsatzes immer mehr in seiner Trauer gefangen scheint, entschließt Linda sich zu einem radikalen Schritt. Sie sieht nur eine einzige Möglichkeit, Tom mit seinem Selbstmitleid und seinem Egoismus, der sich in seiner permanenten Abwesenheit von Zuhause und in der Vernachlässigung seiner Töchter äußert, zu konfrontieren. Linda beschließt, ihre selbstgewählte Rolle als Mutterersatz, Haushälterin von Tom und beste Freundin und Großmutter von Lola und Evie für einige Zeit aufzugeben und das Land zu verlassen. Sie nimmt die Einladung zu einem sechsmonatigen Aufenthalt bei ihrer besten Freundin Moira aus Melbourne an und stellt Tom vor vollendete Tatsachen. Einem ersten Ausbruch von Ungläubigkeit und Erstaunen folgen Entrüstung, Wut, und letztendlich Hilflosigkeit und Angst. Wird Tom seiner Vaterrolle gerecht werden und es schaffen, sich ganz alleine um sich und seine beiden Töchter zu kümmern?

Das Thema, das Mike Gayle in diesem Buch aufgreift, ist nicht neu: der plötzliche Tod einer geliebten Ehefrau und Mutter, die tiefen Emotionen und Schwierigkeiten, die mit einem solchen Schicksalsschlag einhergehen, und die Bewältigung einer neuen, unerwarteten Lebenssituation durch den zurückbleibenden Partner. Der Autor schreibt sehr einfühlsam und als Leser darf man die gesamte Bandbreite der Gefühle miterleben: zunächst die friedliche Idylle des gemeinsamen Alltags einer kleinen, glücklichen Familie, dann der schier unbegreifliche Moment des Unfalls, die Angst und Verzweiflung im Wartezimmer des Krankenhauses, und schließlich der völlige Schock, als Laura stirbt. Ich finde die behutsame und eindringliche Erzählweise des Autors hervorragend. Indem er stets zwischen den beiden Protagonisten Tom und Linda wechselt und sie jeweils aus deren Sicht erzählen lässt, erhält man als Leser einen umfassenden Eindruck von ihrem Innenleben, ihren Gedanken und Gefühlen. Er gibt jedem seiner handelnden Figuren Raum in diesem Buch, konzentriert sich abwechselnd auf Tom, auf Linda, und auf die beiden Töchter Lola und Evie. Äußerst sympathische Nebenfiguren begleiten die Protagonisten auf ihrem Weg durch die Trauer, und speziell durch einen exzentrischen alten Herrn namens Clive Maynard kommen frischer Wind und eine gehörige Portion Humor ins Buch. Nach und nach kämpft Tom sich einen Weg zurück in die Herzen seiner Kinder, und lenkt sein Leben wieder in die richtigen Bahnen. Dass es hierbei natürlich einige Hürden zu bewältigen gibt, ist vorprogrammiert.

Fazit: „Nur zusammen ist man nicht allein“ stellte für meinen Geschmack ein richtiges Lese-Highlight dar, das mich nachdenklich stimmte, zugleich jedoch auch ausgezeichnet unterhalten hat. Dieser Roman ist ein wunderschönes Epos an die Familie, es behandelt den schmerzlichen Umgang mit dem Tod eines geliebten Familienmitglieds und hält Werte wie Zusammenhalt, Liebe und Vergebung hoch.

„Manchmal ist Liebe mehr eine Entscheidung als ein Gefühl. Und manchmal muss man eben die Entscheidung treffen, sich an die guten Zeiten zu erinnern und den Rest zu vergessen.“