Somewhere over the rainbow
Meine Trauer traut sich was„Somewhere over the rainbow“
Schicksalsschläge kommen immer überraschend, sich darauf vorzubereiten ist unmöglich. Dies hat die Autorin dieses Buches am eigenen Leib erfahren müssen, als die heile Welt ...
„Somewhere over the rainbow“
Schicksalsschläge kommen immer überraschend, sich darauf vorzubereiten ist unmöglich. Dies hat die Autorin dieses Buches am eigenen Leib erfahren müssen, als die heile Welt der Familie Riedinger durch die Krebserkrankung des Ehemannes Andreas mit einem Schlag zum Einsturz gebracht wurde. Der Diagnose folgten aufreibende und kräftezehrende Behandlungen, ein Wechselbad der Gefühle zwischen Aufbegehren, Hoffnung, Verzweiflung und Resignation. In ihrem Buch „Meine Trauer traut sich was“ berichtet Andrea Riedinger in insgesamt elf Kapiteln über dieses einschneidende Erlebnis und den Umgang mit diesem schweren Schicksalsschlag. Sie beleuchtet ihre Situation, erzählt von den Problemen im Alltag, speziell auch mit ihrer kleinen zweijährigen Tochter, der Aufarbeitung und Trauerbewältigung und der zwingenden Notwendigkeit zu lernen, mit dieser Tragödie weiterzuleben. Ihre persönlichen Berichte aus dieser schweren Zeit ihres Lebens werden in kursiver Schrift wiedergegeben, in denen sie abwechselnd vom Krankheitsverlauf und seinen Auswirkungen auf die ganze Familie, aber auch von schönen Erinnerungen oder glücklichen Momenten erzählt. Als Betroffene weiß die Autorin, wovon sie schreibt, ihre Ausführungen zu diesem Thema vermitteln Authentizität und haben durchaus die Fähigkeit, anderen Menschen in ähnlichen Situationen weiter zu helfen.
„Das Leben ist nicht planbar. Ganz und gar nicht. Durch all die schlimmen Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind, habe ich gelernt, meine Konzentration auf die Gegenwart zu richten. Denn das Leben kann vorbei sein, von einem Tag auf den anderen, oder eine Zukunft bieten, mit der man nicht gerechnet hat.“ Andrea Riedinger schildert den Prozess, der ihr diese Tatsache bewusst machte. Sie erzählt von der Ohnmacht und Hilflosigkeit – nicht nur der von Schicksalsschlägen betroffenen Personen, sondern auch jener ihrer Umwelt, ihrer Mitmenschen. Sie weist darauf hin, wie unendlich wichtig hilfreiche Unterstützung seitens Familie und Freunde in solchen Situationen sind und wie die Einsamkeit versucht, betroffene Menschen völlig zu vereinnahmen. Denn nach solchen Tragödien wird die Sorglosigkeit durch Ängste, Entsetzen und Hilflosigkeit ersetzt, Menschen reagieren mit Verdrängungsmechanismen und einem Ausblenden der Realität – der so genannten „Vogel-Strauß-Taktik“. Ein Nicht-akzeptieren-können, ein innerliches Erstarren und ein Wegschieben der Realität kosten den Betroffenen jedoch Kraft, und dieser Kräfteverlust wird durch die große, immer wieder kehrende Frage nach dem „Warum“ zusätzlich verstärkt. Andrea Riedinger beschreibt die Phasen der Auflehnung gegen die aktuelle Situation, das Hadern, Ignorieren und das Schönreden von Dingen, plädiert dabei jedoch aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen dafür, diese Verweigerungstaktiken zu beenden. Sie unterstreicht die Wichtigkeit des Dialogs, um andere an den eigenen Sorgen und Ängsten teilhaben zu lassen – erwähnt dabei aber auch die Unsicherheit und die Berührungsängste der Umwelt. Dieses Buch ist ein guter Ratgeber für Betroffene, die sich in ähnlichen Situationen befinden. Die Autorin empfiehlt positives Denken, warnt zugleich aber auch vor übertriebenem Optimismus, der die Wahrheit ausblendet. Frau Riedinger weist auf die Gefahr hin, in einer Krise zu verharren und sie zum Mittelpunkt all unseres Denkens und Handelns zu machen, sich nur noch über den Schicksalsschlag zu definieren. Sie möchte mit ihrem Buch Mut machen, Vergangenes loszulassen, den Erinnerungen den richtigen Stellenwert im Leben zu geben. Und sie regt behutsam dazu an, Vorwärtszukommen, neue Ziele zu setzen, positive Veränderungen im eigenen Leben anzustreben. „Ein Schicksalsschlag ist prägend, er begleitet uns für den Rest unseres Lebens. Die Veränderung betrifft nicht nur einen Verlust, sondern auch die Tatsache, dass man die Kraft gefunden hat, nach einem solchen Schlag wieder aufzustehen.“
Mit ihrer offenen und direkten Art hat die Autorin dem Leser nicht nur ihr eigenes Schicksal dargelegt, sondern zugleich auch viele Anregungen und praktische Tipps zur Bewältigung schwerer persönlicher Tragödien mit auf den Weg gegeben. „Meine Trauer traut sich was“ ist ein Buch, das sehr viel geben kann – besonders in Situationen schwerer Krisen. Ein möglicher Umgang damit, sehr persönlich erzählt von einer sympathischen jungen Frau, die gelernt hat, wieder aufzustehen und weiter zu machen, wieder am Leben teilzunehmen.