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Veröffentlicht am 16.04.2018

Für meinen Geschmack bislang Randy Singers bester Thriller!

Der Doktor
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Für meinen Geschmack bislang Randy Singers bester Thriller!

Der kleine Joshua Caleb Hammond, liebevoll Joshie genannt, ist schwer krank. Der Junge hat hohes Fieber, einen aufgeblähten Bauch und leidet ...

Für meinen Geschmack bislang Randy Singers bester Thriller!

Der kleine Joshua Caleb Hammond, liebevoll Joshie genannt, ist schwer krank. Der Junge hat hohes Fieber, einen aufgeblähten Bauch und leidet sichtlich große Schmerzen. Als seine Eltern, Thomas und Theresa Hammond das Kind nach drei Tagen endlich ins Tidewater General Hospital bringen, ist er bereits lethargisch, hypotonisch und in extrem schlechter Verfassung. Die Bemühungen der Notärzte um das Leben von Joshua sind vergebens, der Junge erliegt einem Multiorganversagen in Folge eines septischen Schocks, hervorgerufen durch eine akute und zu spät behandelte Blinddarmentzündung. Da der behandelnde Notarzt zudem vermeint, Spuren von Misshandlung am Körper des Kindes zu entdecken, erstattet er Anzeige gegen die gebrochenen Eltern.

Randy Singer, der exzellente Autor spannender Justizthriller, schickt in seinem neuesten Werk mehrere Größen ins Rennen. Zunächst erscheint der Anwalt und Professor an der Rechtsfakultät der Regent Universität, Charles Arnold, auf der Bildfläche. Der junge Schwarze mit den durchdringenden braunen Augen und dem beeindruckenden Lächeln widmet sich seit seiner Bekehrung zum christlichen Glauben privat dem geistlichen Amt und hält Straßenpredigten.

Seine Gegenpartei im Kampf um die Gerechtigkeit ist die stellvertretende Oberstaatsanwältin Rebecca Crawford, eine äußerst disziplinierte, streitlustige Frau, die ihrem Beinamen „Die Königskobra“ gerecht wird. Rebecca kämpft mit harten Bandagen, hat sehr ehrgeizige Pläne und betrachtet den Hammond-Fall als Wendepunkt ihrer Karriere.

Dr. Sean Armistead, jener Notarzt, der den Stein durch seine Anzeige ins Rollen brachte, verbirgt hinter seinem perfekten Auftreten und der vornehmen Fassade ein tristes Privatleben.

Nicht zuletzt treffen wir die exotische Lateinamerikanerin Nikki Moreno wieder, die uns Randy Singer bereits in einem seiner vorangegangenen Bücher über den Weg gelaufen ist. Die attraktive Rechtsanwaltsgehilfin bei Carson & Assocoiates scheint ein wahres Energiebündel zu sein, ist klug und gewitzt und steckt ihre ganze Energie in diesen Fall.

Wie ich es bereits von diesem Autor gewohnt war, wartet auch dieser Justizthriller mit einem hoch spannenden Plot auf, in dem es einige Verknüpfungen zu lösen und Geheimnisse zu lüften gibt. Das zentrale Thema des Buches ist die Weigerung des Protagonisten, Thomas Hammond, seinen stark fiebernden Sohn ins Krankenhaus zu bringen. Hammond hält nichts von Ärzten. Er wendet sich lieber an Jesus, als an Ärzte, und besitzt einen felsenfesten Glauben an Wunder. Seine Kirche lehrt, dass Heilung nur durch die Hand Gottes, und nicht durch die Hand des Menschen gewährt wird. Randy Singer beleuchtet die starken Glaubensmotive des Mannes, erzählt in seiner Geschichte von dessen dramatischer Inhaftierung, von Bekanntschaften, die er im Verlauf des Prozesses und während seiner Haft machen wird, und vom Kampf gegen die in erster Linie auf ihre eigene Karriere bedachte Staatsanwältin, die die Familie Hammond auseinander zu reißen droht.

Randy Singers Markenzeichen sind jedoch nicht nur exzellente und hoch spannende Thriller, sondern auch seine Begabung, seinen handelnden Figuren Leben einzuhauchen, sie derart gut zu charakterisieren, dass man als Leser nicht umhin kann, sich vollständig auf sie einzulassen. Er widmet sich akribisch sowohl den Protagonisten, als auch zahlreichen Nebenfiguren dieser Handlung, wirkt Sympathie – oder wie im Falle der kalten Staatsanwältin – Antipathie erweckend. Anhand der Figur des Buster Jackson, dem schwarzen Anführer einer Gefängnisclique, bringt er auch das Thema Bekehrung ins Spiel. Der christliche Glaube hat ohnedies einen hohen Stellenwert in diesem Buch, und es wird auch auf einzelne Bibelstellen eingegangen – ebenfalls eine Angewohnheit des Autors, die mir sehr gut gefallen hat.

Das in düstere Farben gehaltene Coverfoto mit dem nachdenklichen Arzt im hellen Scheinwerferlicht sehe ich als symbolisch für die Handlung dieses Buches. Es soll wohl den Notarzt Dr. Armistead darstellen, der eine rasche Entscheidung treffen muss.

Detaillierter auf den Inhalt dieses Buches einzugehen wäre wohl eine Vorwegnahme der hochgradigen Spannung und des außerordentlichen Lesevergnügens, was ich keinem Leser zumuten möchte. Ich kann diesen Justizthriller aus der Feder des Autors uneingeschränkt weiterempfehlen und würde ihn für mein Empfinden als bislang bestes Werk des Autors bezeichnen. Ein emotionsgeladenes, hoch spannendes Buch um ein Thema, das wohl niemanden unberührt lässt.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Gib dich nicht mit einem mittelmäßigen Leben zufrieden

Kopf hoch, lächle und sei, wie du bist
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Gib dich nicht mit einem mittelmäßigen Leben zufrieden. Lebe deine Schönheit! Sei du selbst!

Denn ich urteile nach anderen Maßstäben als die Menschen. Für die Menschen ist wichtig, was sie mit den Augen ...

Gib dich nicht mit einem mittelmäßigen Leben zufrieden. Lebe deine Schönheit! Sei du selbst!

Denn ich urteile nach anderen Maßstäben als die Menschen. Für die Menschen ist wichtig, was sie mit den Augen wahrnehmen können; ich dagegen schaue jedem Menschen ins Herz. (1. Samuel 16,7; Hfa)

Als ich vor fünf Jahren das Buch der Schweizer Autorin Margrit Schriber mit dem Titel „Die hässlichste Frau der Welt“ las, war ich bis ins Innerste betroffen über die Grausamkeit, zu der menschliche Wesen fähig sind. Als ich nun von dieser Neuerscheinung aus dem Hause Gerth Medien erfuhr, die in einem You Tube Video mit demselben Titel ihren Ursprung fand, wurde ich zum ersten Mal auf Lizzie Velasquez aufmerksam. Lizzie hat eine seltene Krankheit, die verhindert, dass ihr Körper Fett ansetzt, allein die Tatsache ihrer Geburt sei ein Wunder, schreibt die Autorin. Noch eindrucksvoller ist jedoch das Wunder, wie dieses 23jährige texanische Mädchen es schafft, trotz permanenter Anfeindungen jeden Tag positiv und lächelnd durchs Leben zu gehen, es sogar fertigbringt, andere zu motivieren und Mobbingopfern zu helfen. In einer Welt, in der auf Äußerlichkeiten dermaßen viel Wert gelegt wird, eine heroische und zutiefst bewundernswerte Leistung. Die sympathische junge Frau schreibt in eindrucksvollen Worten über ihre Krankheit, ihr Leben, ihre Ängste, Sorgen und Nöte. Sie schreibt aber auch sehr viel über die täglichen kleinen Freuden in ihrem Leben, für tausend Kleinigkeiten, für die sie täglich dankbar ist. Lizzie kommt aus einer tief gläubigen katholischen Familie und der christliche Glaube begleitet sie bereits ihr ganzes Leben lang. Dieser unbeirrbare Glaube war es auch, der ihr in schweren Zeiten half, durchzuhalten, niemals die Hoffnung zu verlieren und sie zu jenem Menschen machte, der sie heute ist: eine äußerlich sehr zarte kleine Frau, jedoch mit enormer innerer Stärke und einen unbändigen Lebensmut. Eine fröhliche, offenherzige Amerikanerin, die der Welt die Stirn zeigte und den Menschen offenbart, auf welche Werte es im Leben wirklich ankommt. Lizzie erkannte nämlich, dass sich ihr Aussehen und das Verhalten der Menschen ihr gegenüber nicht von Zauberhand verändern würden und sie begann, sich selbst zu definieren, als cleveres, fröhliches, mutiges Mädchen, das ihr Aussehen akzeptierte und aufhörte, auf die Liebe der anderen zu warten. Sie begann, sich selber zu lieben und ihre Sicht auf das Leben zu ändern.

Lizzie hatte zudem das Glück, in der warmen Geborgenheit einer liebenden Familie aufwachsen zu dürfen. Sie verbrachte ihr ganzes Leben mit Menschen, die ihr Sicherheit vermitteln und Kraft geben, die sie lieben und an sie glauben. Einige der Abbildungen in diesem Buch zeigen die junge Autorin inmitten dieser Menschen, besonderes Augenmerk ist auch darauf zu richten, dass Lizzie stets zu lächeln scheint. Sie plädiert nicht nur für positives Denken und Handeln, sie lebt diese Dinge auch, und strahlt diese Einstellung durch ihre Persönlichkeit und ihr Auftreten aus.

Lizzies Ziel ist es, anderen Menschen zu helfen. So erzählt sie in ihren Reden nicht nur ihre eigene Lebensgeschichte, sondern äußert sich auch zu den Themen Mobbing, Selbstannahme und christlicher Glaube. Sie hat ihren Spöttern die Stirn gezeigt und geht unbeirrbar ihren Weg – sie ist Buchautorin, Rednerin und steht kurz vor ihrem Universitätsabschluss.

Lizzie weist auf die Wichtigkeit des Gebets hin und schenkt uns im Anhang ihres Buches ihre persönlichen sieben Gebete für die ganze Woche – ihre persönlichen Gedanken, Wünsche und Anliegen an Gott, die sie als Anleitung und Inspiration für ihre Leser zu Papier brachte. Sehr schön fand ich auch die sehr persönliche Ansprache ihrer Leserschaft mit dem in Amerika üblichen vertrauten „Du“ und den gezielt gestellten Fragen, für deren Beantwortung sie Raum in ihrem Buch geschaffen hat. Auf diese Weise machte dieses Buch auf mich weniger den Eindruck einer Biografie, als vielmehr den eines Lebensbegleiters.

Am Ende dieses Buches wird in einigen kurzen Sätzen Lizzies Biografie zusammengefasst. Hier erfährt der interessierte Leser Details über die Begleitumstände ihrer Geburt, über ihre Kindheit und Schulzeit, ihre Krankheit und ihren Glauben. Auch jenes Video auf You Tube über „Die hässlichste Frau der Welt“ ist ein Thema, eine abwertende und schmähende Aktion, die jedoch entscheidend zum Wendepunkt in ihrem Leben wurde.

Zitat aus ihrem Buch: „Denk dran: Ein einziger Mensch reicht aus, um dein Leben zu verändern. Sei du selbst dieser Mensch! Richte deinen Blick einfach fest auf das Ziel. Dieses Ziel lautet nicht, äußerliche wahnsinnig hübsch zu werden, sondern freundlich und liebevoll zu sein, einen Sinn im Leben zu finden und dich in deiner Haut wohlzufühlen – das ist echte Schönheit!

Hut ab vor dieser bewundernswerten, mutigen und positiven jungen Frau und ihren Einsatz für andere!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ganz schön fairrückt

Ganz schön fairrückt
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„Ich werde vermutlich weder Vegetarierin noch Veganerin oder Fructarierin und wohl auch nicht mein Auto abschaffen. Denn, das ist mir wichtig, das Thema muss alltagstauglich bleiben. Der Gatte und ich ...

„Ich werde vermutlich weder Vegetarierin noch Veganerin oder Fructarierin und wohl auch nicht mein Auto abschaffen. Denn, das ist mir wichtig, das Thema muss alltagstauglich bleiben. Der Gatte und ich arbeiten jeder mehr als dreißig Stunden in der Woche als Freiberufler mit nicht gerade üppigem Einkommen und wir haben zwei Sprösslinge, mit denen wir Zeit verbringen wollen. Die Gedanken und Veränderungen müssen irgendwie lebbar bleiben. Wir sind keine Idealisten und keine Perfektionisten, aber ich bin hoch motiviert, möglichst viel umzusetzen.“ (Anja Schäfer)

Anja Schäfers Einstellung spiegelt sich in jedem der zehn Buchkapitel wider. In ihren Ausführungen wirkt sie niemals fordernd oder belehrend, sondern weist vielmehr auf Missstände hin und möchte unbefangenen Lesern die Augen öffnen.

Die Autorin schreibt, dass „sie zu viel weiß, um nichts zu tun, sie jedoch gleichzeitig die Fülle an Informationen in der globalisierten Produktion lähmt.“ So erzählt sie Details zu den Themen Kinderarbeit, Legebatterien, Massentierhaltung, dem Weg der Kaffeebohne bis in unsere Frühstückstassen, der Umweltbilanz und dem fairen Handel und vielen mehr, jedoch nicht, ohne zugleich auch Lösungsvorschläge zu präsentieren. Die Anzahl der Denkanstöße und hilfreichen Tipps in diesem Buch ist groß, der motivierende Schreibstil mit den Hinweisen zur praktischen Umsetzung sowie den zahlreichen links dürfte den Einstieg in ein „fairrücktes Leben“ nicht allzu schwierig gestalten. Anja Schäfer gibt dem Thema „Fair Trade“ viel Raum in ihrer Abhandlung, sie ist der Meinung, dass fairer Handel den Menschen ihre Würde lässt, sie nicht abhängig macht oder zu Dankbarkeit verpflichtet, sondern Menschen ein freies Handeln innerhalb ihrer Möglichkeiten erlaubt. Ihre klugen Ansätze dazu haben jedoch leider einen kleinen Haken, den sie auch unumwunden zugibt: die Faktoren „Zeit“, „räumliche Distanz“ und „Geld“ können ein Hindernis dafür sein, vorrangig fair gehandelte Ware zu kaufen. Nicht jeder lebt in einer Großstadt, und besonders in entlegenen und äußerst ländlichen Regionen gibt es oft keine Bio-Supermärkte, Reformhäuser oder Wochenmärkte. In diesem Fall ist bei langen Anfahrtswegen ebenso der Zeitaufwand, wie auch der Spritverbrauch zu berücksichtigen. Bei Familien mit Kindern ist der Kauf von Fair Trade-Kleidung eine sehr kostspielige und oft nicht leistbare Angelegenheit. Es dürfte ebenso schwer sein, als Berufstätiger mit langem Anfahrtsweg zur Arbeit auf die Umweltbilanz Rücksicht zu nehmen. Als alternatives Beförderungsmittel anstelle des Autos kann ab einer bestimmten Distanz nicht mehr auf das Fahrrad als Transportmittel zurückgreifen, ebenso lässt der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes in ländlichen Gebieten oft zu wünschen übrig.

Anja Schäfer beschreibt in diesem Buch unter anderem auch die aktuellen Trends, vieles selber zu machen – sei es im Bereich der Ernährung, der Bekleidung oder bei Dingen des täglichen Bedarfes. Besonders hervorzuheben ist jedoch ihre Ansicht, dass dem bewussten Konsum viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Weniger zu kaufen bzw. Dinge zu reparieren oder Tauschbörsen zu bedienen bedeutet nicht nur einen verantwortlichen Umgang mit Ressourcen, sondern scheint zudem auch noch „in“ zu sein. „Weniger ist mehr“ ist eine Devise, die mich sehr angesprochen hat. Wenige, dafür qualitativ hochwertige Kleidungsstücke, die viele Jahre getragen werden können, anstatt stets neue, billige Ware aus Diskontläden, die kurzlebig sind und in Ländern produziert werden, in denen die Näherinnen oft unter menschenunwürdigen Verhältnissen arbeiten.

Als kritische Konsumentin, die bereits zwei Jahrzehnte lang bemüht ist, saisonale bzw. mit einem Bio-Gütesiegel ausgezeichnete Lebensmittel zu kaufen, die stets diverse Stofftaschen mit sich führt und Plastik vermeidet, wo immer es irgend möglich ist, musste ich „Ganz schön fairrückt“ einfach lesen. Meine Erwartungshaltung war hoch, meine jahrzehntelang gesammelten Informationen zahlreich. Was ich in diesem Buch vorfand, waren gut durchdachte, fundierte Argumentationen und alltagstaugliche Tipps zur praktischen Umsetzung, aber auch Dinge, die mir völlig neu waren – beispielsweise „Cost per Wear Ratio“.

Ich möchte abschließend noch auf die Einleitungen der zehn Kapitel in Zitatform hinweisen. Anja Schäfer bezieht sich hierbei stets auf das Thema des nachfolgenden Buchkapitels und bringt auch Bibelzitate ein. Besonders aussagekräftig fand ich folgende Aussage von Helen Keller: „Ich bin nur ein einzelner Mensch. Aber ich bin ein einzelner Mensch. Ich schaffe nicht alles, aber immerhin etwas. Und nur, weil ich nicht alles auf einmal tun kann, werde ich es nicht unterlassen, wenigstens das wenige zu tun, das ich kann.“

Warum also nicht gleich jetzt beginnen, und zwar mit dem Augenöffner „Ganz schön fairrückt?“

Veröffentlicht am 16.04.2018

Eine Million Meilen in tausend Jahren

Eine Million Meilen in tausend Jahren
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Angefüllt mit schönen, berührenden und urkomischen Geschichten, beschreibt Eine Million Meilen in tausend Jahren, wie ein Mann die Gelegenheit bekommt, sein Leben zu überarbeiten, als wäre er eine Figur ...

Angefüllt mit schönen, berührenden und urkomischen Geschichten, beschreibt Eine Million Meilen in tausend Jahren, wie ein Mann die Gelegenheit bekommt, sein Leben zu überarbeiten, als wäre er eine Figur in einem Film. “Eine Million Meilen in tausend Jahren” schildert, wie man sein tatsächliches Leben zu einer besseren Geschichte machen kann, und fordert die Leser heraus, neu darüber nachzudenken, wonach sie im Leben streben. Das Buch zeigt, wie man im ersten Leben eine zweite Chance bekommt.

…soweit der Klappentext. Bevor ich mich entschied, "Eine Million Meilen in tausend Jahren" zu lesen, recherchierte ich ein wenig im Internet, fand jedoch kaum aussagekräftige Hinweise auf die zugrunde liegende Handlung. Leider muss ich sagen, dass ich dies nach weit über der Hälfte der Lektüre immer noch nicht in Erfahrung gebracht habe. Es ist nicht meine Art, rasch aufzugeben, ich kapituliere ungern vor den Herausforderungen, die ein schwieriges Buch an mich stellen. „Eine Million Meilen in tausend Jahren“ gehört für meine Person jedoch leider zu jenen Werken, bei denen ich mich von Seite zu Seite quäle, und an denen ich letztendlich scheitere.

Donald Miller empfindet sein Leben als eine Serie wahllos zusammengewürfelter Ereignisse. Nach Kontaktaufnahme seitens der Filmemacher Steve und Ben, die sein Memoirenbuch verfilmen möchten, sieht Don eine Chance, sein langweiliges Leben zu verändern. Durch Aussagen wie „Don glaubt an einen Autor außerhalb von sich selber, der an einer besseren Geschichte für ihn schreibt, eine bessere Geschichte in Form einer Begegnung ins Bewusstsein flüstert.“ scheint mir zumindest klar, in welche Richtung diese Geschichte führen soll. Dennoch waren es zu viele Dinge, die mich störten und die es mir letztendlich unmöglich machten, diese Lektüre zu beenden. Zur immer wieder kehrenden Bemerkung, dass sich in Dons Leben einfach nichts tut und wie langweilig es doch sei, kamen für meinen Geschmack uninteressante Aufzählungen alltäglicher Verrichtungen; ehrlich gesagt möchte ich in einem Buch nicht von einer Rolle Klopapier lesen, und es interessiert mich nicht, dass der Autor einen Roomba-Staubsaugerroboter kaufte, auf seinem Fahrrad fuhr und seinen Hintern kühlte.

Schreibstil und Sprache haben mir nicht gefallen. Zunächst war ich befremdet, dass Donald Miller sich in direkter Rede an seinen Leser wendet, wirklich störend empfand ich jedoch die vielen, permanent auftretenden Wortwiederholungen. Bei beispielsweise einer halben Seite (fünfzehn Zeilen) acht Mal das gleiche Wort zu lesen, empfinde ich als anstrengend. Beim Schreibstil bzw. der Ausdrucksweise wurden viele Ausdrücke im Dialekt verwendet, den Fäkaljargon (Scheißjob, kotzen, pinkeln, Vollidiot, Drecksarbeit usw.) fand ich ebenfalls deplatziert, ich versuche grundsätzlich, Bücher zu meiden, in denen solche Wortentgleisungen vorkommen. Der Schreibstil mutet seltsam an… hier wurde scheinbar im Originaltext im Dialekt formuliert, und dann wörtlich übersetzt. Zumindest hat dies den Anschein, wenn ich Sätze lese wie z.B. „Ich kriegte schon Kopfschmerzen davon, dahin zu schauen, wohin ich nicht schaute“ oder „Ich glaube, ich war von der Frau einfach so begeistert, dass ich ganz vergaß, dass ich nicht in der Form war, auf Bergen herumzukraxeln“.

Ich gebe unumwunden zu, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass ich den Inhalt schlicht und einfach nicht verstanden bzw. sich mir gewisse Hintergründe nicht erschlossen haben. Ich habe diese Lektüre auch nicht leichtfertig abgebrochen und mich bemüht, zumindest mehr als die Hälfte zu lesen. Ich fühle mich leider außerstande, dieses Buch weiter zu empfehlen, wollte aber in meiner Rezension die Gründe dafür darlegen. Auf diese Weise kann ein potenzieller Käufer selber entscheiden, ob ihn die angeführten Dinge ebenfalls stören, oder er vielleicht sogar aus diesem Grund neugierig auf "Eine Million Meilen in tausend Jahren" wird.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Blue like jazz

Blue like Jazz
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„Es sind immer die einfachen Dinge, die unser Leben verändern. Und diese Dinge passieren nie, wenn man darauf wartet, dass sie passieren. Das Leben offenbart seine Antworten dann, wenn es will.“ (Donald ...

„Es sind immer die einfachen Dinge, die unser Leben verändern. Und diese Dinge passieren nie, wenn man darauf wartet, dass sie passieren. Das Leben offenbart seine Antworten dann, wenn es will.“ (Donald Miller)

Bei der „schönen, bewegenden Geschichte“, die in der Buchbeschreibung angedeutet wird, handelt es sich um die Lebensgeschichte des Autors, der freimütig von seiner Kindheit, seinem Werdegang und seinem Alltagsleben erzählt. Nach einleitenden Worten über die Familie und dem Vater, den er kaum kannte, berichtet Donald Miller über eine Demonstration, bei dessen Teilnahme ihm die Augen geöffnet wurden und er erstmals begann, sich selber genauer zu betrachten: „Ich rede von Liebe, Vergebung, sozialer Gerechtigkeit; ich schimpfe im Namen des Altruismus auf den amerikanischen Materialismus; aber habe ich überhaupt mein eigenes Herz im Griff? Den weitaus größten Teil meiner Zeit verbringe ich damit, an mich selbst zu denken, mir selbst Genuss zu verschaffen, mich selbst zu beruhigen, und wenn ich damit fertig bin, habe ich für Bedürftige nichts mehr übrig. Sechs Milliarden Menschen leben auf dieser Welt, und ich bringe nur Gedanken an einen einzigen davon auf. Mich.“

Donald Millers Selbsterkenntnis war richtungsweisend in seinem Leben, und kurz darauf machte er als Gasthörer im geisteswissenschaftlichen Seminar „antike griechische Literatur“, bedeutende spirituelle Erfahrungen. Der Austausch mit den Studenten stellte eine Herausforderung für ihn dar und er schloss sich auf dem Campus einer Gruppe Christen an.

Als Ich-Erzähler konzentriert der Autor sich in seinem Buch vor allem auf das Thema „Christlicher Glaube“ und berichtet seinen Lesern von seinem eigenen Zugang dazu, erwähnt dabei freimütig auch seine Zweifel. Nach Berichten über die Glaubensfindung seiner Bekannten und Freunde und vielen in den Text eingeflochtenen Aussagen über den Glauben an Gott erwähnt er die aktuelle Tendenz zu einem selbst selektierten Wohlfühlglauben, wo Überzeugungen zu Trendstatements werden. Er beleuchtet die Versuche, sich an anderen Glaubensrichtungen zu orientieren und schreibt über seine eigenen Hemmungen, anderen Menschen von Jesus zu erzählen. Donald Miller verrät aber auch, wie er es schaffte, diese Hemmschwelle zu überwinden.

Einige der geschilderten Episoden sind witzig (beispielsweise die Aktion „Beichtstuhl auf einem Universitätscampus“), viele davon beinhalten überzeugende Argumente für den Christlichen Glauben. Der Autor skizziert seinen Weg von der Erkenntnis, dass man seinen Glauben nicht alleine leben kann, bis hin zu seiner Aufnahme in der Gemeinde „Imago-Die“, die von einem Bekannten gegründet wurde und wo er sich letztendlich willkommen und angenommen fühlte.

Inhaltlich hat mir das Buch „Blue like Jazz“ weit besser gefallen als „Eine Million Meilen in tausend Jahren“. Dennoch gibt es viele Dinge, die mir auch hier das Lesevergnügen verleideten und die ich fairerweise in meiner Buchbeschreibung nicht vorenthalten möchte. Wie bei „Eine Million Meilen in tausend Jahren“ waren es auch in diesem Buch der sehr einfache Schreibstil und die Ausdrucksweise bzw. Wortwahl, die mich störten. Die permanenten Wortwiederholungen, wo ein einziges Wort auf einer Seite bis zu sechzehn Mal wiederholt wird, waren mir schlicht und einfach zu viel. Die Wortwahl selber deute ich als bewussten Einsatz des Dialekts seitens Autors, beispielsweise „Ich kriegte ein so schlechtes Gewissen, dass ich nicht mehr schlafen konnte“.

Der Vergleich seiner Person mit Hitler aufgrund der Tatsache, dass er sich bei der Auswahl des Weihnachtsgeschenks für seine Mutter keine großen Gedanken gemacht hatte, war für mich ebenso fragwürdig wie jener mit Napoleon, als Donald Miller sich vor einer applaudierenden Birke verneigt.

Zu guter Letzt bediente sich der Autor auch in diesem Buch wieder der Fäkalsprache, obgleich es im Gegensatz zu „Eine Million Meilen in tausend Jahren“ nur in Ausnahmefällen geschah. Es gibt Gründe, weshalb ich bestimmte Genres und Autoren meide, und ich bevorzuge Lektüre, in denen ich überhaupt keine Worte wie „Arschloch, Trottel, ich bin spitz usw.“ lesen muss. Auch Szenen, in denen Donald Miller beschreibt, wie er in einem Raum mit vielen Fenstern von Passanten beim Nasenbohren beobachtet wird, fand ich eher befremdlich und unnötig.

Es handelt sich hierbei selbstverständlich lediglich um meinen persönlichen Leseeindruck, der den Inhalt dieses Buches keinesfalls schmälern soll. Dennoch finde ich es fair, bei einer Rezension meiner eigenen und vor allem ehrlichen Meinung zum Gelesenen Ausdruck zu verleihen, nicht künstlich hoch zu loben, aber meine Bewertung möglichst sachlich zu begründen.

Fazit: Drei Bewertungssternen für die wirklich guten Ansätze und Überzeugungen, die Donald Miller seiner Leserschaft vermittelt.