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Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein kleines Stückchen Seligkeit

Ein kleines Stückchen Seligkeit
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Der 25jährige Neil Fisher kommt nach seinem Theologiestudium und der absolvierten Ausbildung zum Gemeindepfarrer in eine beschauliche Kleinstadt in England, um sich für den Posten eines Vikars vorzustellen. ...

Der 25jährige Neil Fisher kommt nach seinem Theologiestudium und der absolvierten Ausbildung zum Gemeindepfarrer in eine beschauliche Kleinstadt in England, um sich für den Posten eines Vikars vorzustellen. In der St. Stephen’s Gemeinde in Dunbridge plant er ein dreijähriges Vikariat. Bei seiner Ankunft trifft Neil auf die Pfarrerin Margaret Prowse und taucht dank der quirligen Frau mit dem barschen Tonfall sofort tief in die Geschicke ihrer Schäfchen ein. Das Leben in Dunbridge weicht stark von allem ab, was er während seiner Ausbildung gelernt hat, denn nun zählt praktische Umsetzung, anstatt trockener Theorie.

Wer sich anhand des Coverfotos oder des Klappentextes eine beschauliche oder romantische Geschichte erwartet hat, wird von diesem Buch vielleicht enttäuscht sein. Pam Rhodes kann auch keinen hohen Spannungsfaktor aufweisen, es gibt keine schockierenden und unerwarteten Wendungen. Was dieser außergewöhnlichen Autorin jedoch gelungen ist, ist eine exzellente Charakterstudie von „echten“ Menschen mit „echten“ Problemen. Pam Rhodes liefert eine liebenswürdige Beschreibung von Gemeindemitgliedern, die sich um ihre Mitglieder und Nächsten kümmert. Die handelnden Personen sind keine „reichen, schönen und beinahe fehlerlosen Superhelden“. Sie sind Menschen von nebenan, und zudem derart einnehmend charakterisiert, dass sie mir im Verlauf des Buches unweigerlich ans Herz gewachsen sind. Der einnehmende Schreibstil, die warmen Töne zwischen den Zeilen, das Verständnis und die Hingabe, mit der sich die Autorin in ihrer Erzählung den handelnden Personen und deren Lebensgeschichten widmet, haben mich sehr berührt. Die Hauptfigur dieses Buches ist zweifellos der junge Vikar Neil Fisher. Pam Rhodes bringt aber zugleich auch zahlreiche Nebenfiguren in ihre Geschichte ein und widmet sich ihnen mit großer Liebe zum Detail und vielen Emotionen. In ihrem Buch spielt auch Humor eine Rolle, und einige Szenen brachten mich unweigerlich zum Schmunzeln. Mich auf eine der handelnden Personen festzulegen ist schwierig und beinahe unmöglich. Ganz besonders berührt hat mich jedoch die Geschichte der alten Dame namens Elsie, dicht gefolgt von Neils neuem Nachbarn Harry Holloway und seiner Familie. Als Neils kapriziöse und narzisstische Mutter Iris beschließt, ihren „verlorenen Sohn“ zu besuchen und ihn davon zu überzeugen, diese „Schnapsidee“ aufzugeben und einen „ordentlichen Beruf“ zu ergreifen, kommt mit ihrer Person auch Aufregung und Turbulenz ins Spiel.

Der Inhalt dieses Buches hat mich vollkommen für sich eingenommen. Ich kann diese feinfühlige, in wunderbarem Schreibstil dargebrachte Geschichte über die St. Stephen’s Gemeinde in Dunbridge jedem ans Herz legen, der leise Töne und liebevoll gezeichnete Personen mit ganz normalen Fehlern und Schwächen zu schätzen weiß. „Ein kleines Stückchen Seligkeit“ kann ich nur als wunderschöne Leseerfahrung, die mir große Freude bereitet hat, bezeichnen. Uneingeschränkte Leseempfehlung, und fünf Bewertungssterne dafür!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein Traum wird wahr… oder doch nicht?

Prinzessin wider Willen
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„Ein Traum wird wahr… oder doch nicht?“

„Ihre Urgroßmutter Alice wurde am 10. Dezember 1897 als Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Alice Stephanie Regina geboren, Erbin des königlichen Throns des Hauses ...

„Ein Traum wird wahr… oder doch nicht?“

„Ihre Urgroßmutter Alice wurde am 10. Dezember 1897 als Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Alice Stephanie Regina geboren, Erbin des königlichen Throns des Hauses Augustin-Sachsen.
Im Namen unserer beiden Nationen ersuchen wir Sie inständig, Ihren rechtmäßigen Platz als die Erbin des Großherzogtums Hessenberg und seines Thrones einzunehmen“.

„Ihr hattet hundert Jahre Zeit, um euch einen Überblick über die königlichen Erben von diesem Hause Augustin-Schlagmichtot zu verschaffen, aber ihr habt die Sippe komplett aus den Augen verloren. Und jetzt kommst du angeschlichen und gibst mir ein paar Tage Zeit, mich zu entscheiden. Das ist doch wohl nicht fair?“


Die kluge und talentierte Regina Beswick hat trotz ihres exzellenten Abschlusses als Bachelor of Arts in Finanzwesen ihren Job als akkreditierte Wirtschaftsprüferin aufgegeben, um ihren Lebenstraum zu erfüllen, und Oldtimer zu restaurieren. In Reggies Werkstatt, einer kleinen alten Scheune am Blounstown Highway im westlichen Tallahassee schraubt sie mit ihrem Partner Al Love an edlen Karossen. Die Ankunft eines Boten aus dem Großherzogtum Hessenberg versetzte der jungen Frau einen regelrechten Schock. Die Amerikanerin Reggie Beswick soll in Wirklichkeit die lange verschollene Königliche Hoheit Prinzessin Regina Alice Beswick von Augustin-Sachsen und rechtmäßige Thronerbin sein. Als Hessenbergs Kulturminister Tanner Burkhardt sie in seine Heimat bringen möchte, kommt das Temperament der rothaarigen Frau mit den blitzenden blauen Augen zu Vorschein. Reggie mag keine Veränderungen, und sie hat es sich in ihren hübschen kleinen Kopf gesetzt, ihre erst kürzlich gegründete Werkstatt in Tallahassee weiter zu führen. Doch der charmante Tanner bringt ihre rigorose Ablehnung ins Wanken, als er Reggie die Konsequenzen vor Augen führt. Wie wird Reggie sich entscheiden? Wird sie die Verpflichtungen ihrer königlichen Familie gegenüber wahrnehmen, oder sich gegen ein Leben im Land ihrer Urgroßmutter Alice entscheiden?

Rachel Haucks Geschichte ist ein klassisches Märchen, von dem jedes junge Mädchen schon einmal geträumt hat: einmal Prinzessin zu sein, das normale Leben hinter sich zu lassen und diesen Traum zu leben. In humorvollem Schreibstil erzählt die Autorin von der flapsigen Amerikanerin, der nach und nach einige Bemerkungen und Geschichten ihrer Großmutter in den Sinn kommen, denen sie jedoch bislang kaum oder gar keine Beachtung geschenkt hatte. Ein Fehler, wie sich herausstellt.

Die Autorin hat mit dem Wirbelwind Reggie und dem selbstbewussten jungen Rechtsanwalt Tanner zwei charmante Protagonisten erschaffen, die zwar im Buch eine dominierende Stellung einnehmen, jedoch durch einige sehr sympathische Nebenfiguren bereichert werden. Reggies Arbeitskollegen Rafe, Ole Wally und Sergeant Al Love wachsen dem Leser bereits nach kurzer Zeit ans Herz, ebenso wie ihr zerstreuter, liebevoller Vater Noble und ihre Stiefmutter Sadie. Der 32jährige Tanner Burkhardt hütet seinerseits ein Geheimnis, das erst nach und nach langsam gelüftet wird, und durch die Person des Seamus Fitzsimmons präsentiert Rachel Hauck den Bösewicht dieses Buches.

„Prinzessin wider Willen“ ist eine fröhliche, turbulente Komödie, eine Geschichte um eine burschikose junge Amerikanerin, die als letzte Thronerbin wieder in den Palast ihrer Ahnen zurückkehren soll. Ein Traum wird wahr … oder auch nicht?! Ein lesenswertes, abwechslungsreiches Abenteuer mit viel Herz, Gefühl und vor allen Dingen viel Humor!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Hüter des Erbes

Hüter des Erbes
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„An einem einzigen Tag, am 13. Tag des 12. Monats, des Monats Adar, sollen alle Juden getötet werden – Junge und Alte, Kinder und Frauen.“

Dieser unheilvolle Erlass des persischen Königs Xerxes erklärt ...

„An einem einzigen Tag, am 13. Tag des 12. Monats, des Monats Adar, sollen alle Juden getötet werden – Junge und Alte, Kinder und Frauen.“

Dieser unheilvolle Erlass des persischen Königs Xerxes erklärt die Juden zu seinen Feinden und bedroht das Leben der gesamten jüdischen Bevölkerung im Königreich. Initiator dieser furchtbaren Anordnung ist ein amalekitischer Prinz namens Haman, Sohn des Hammedata, des Agagiters, ein erklärter Feind der Juden, zugleich aber als Hauptverwalter des Königs auch dessen rechte Hand. Die Reaktion der jüdischen Einwohner Babylons auf dieses historisch belegte und auf biblischen Grundlagen basierende Ereignis ist das zentrale Thema dieses Romans aus der Feder Lynn Austins. In insgesamt 61 Kapiteln erzählt die Autorin die Geschichte des 35jährigen Thoralehrers Esra ben Seraja, der zeitlebens die heiligen Gesetze Gottes studierte und deutete und ein Leben in gelehrter Einsamkeit vorzog. Der Mann aus dem Stamme Levi wird von seinen Glaubensbrüdern bei Fragen zur Thora zu Rate gezogen, und als der unheilschwere Erlass wie ein Damoklesschwert über die Bevölkerung schwebt, wenden sich die Ältesten auch diesmal hilfesuchend an Rebbe Esra. Nach Wochen und Monaten des Bangens scheinen die inbrünstigen Gebete der Juden erhört zu werden: der König unterzeichnet einen weiteren Erlass, der den ersten zwar nicht aufzuheben vermag, den Todgeweihten jedoch neue Hoffnung schenkt. Sogar der lang ersehnte Herzenswunsch der jüdischen Glaubensbrüder, eine Rückkehr in ihre Heimat Jerusalem, scheint plötzlich wie durch ein Wunder in erreichbare Nähe zu rücken. In diesem prächtigen Epos erzählt die Autorin auf beinahe fünfhundert Romanseiten den Leidensweg der babylonischen Juden.

Lynn Austin hat mit diesem faszinierenden Buch demonstriert, wie Bibelgeschichte lebendig gemacht und spürbar erlebt werden kann. Anhand des sympathischen Protagonisten Esra ben Seraja sowie dessen Schwägerin Deborah verfrachtet sie die Ereignisse des Jahres 473 vor Christus in die Gegenwart und lässt ihre Leser tief ins Geschehen eintauchen. Die handelnden Personen sind niemals nur „Schwarz-Weiß“ gezeichnet, sie durchleben vielmehr zum Teil enorme Entwicklungen, wie man es besonders am Beispiel des Ruben ben David sieht. Das endomitische Mädchen Amina würde ich persönlich als meine erklärte Favoritin unter den Figuren dieses Buches bezeichnen – ihre beeindruckende Lebensgeschichte und ihr großer Glaube, der allen Widerständen trotzt und ihr immer wieder Trost und Zuversicht gibt, haben mich überwältigt.

Die exzellent recherchierten historischen Fakten werden anhand biblischer Grundlage in einem derart einnehmenden Schreibstil erzählt, dass man sich der Anziehungskraft dieser Geschichte kaum entziehen kann. Neben lebhafter und detaillierter Personenbeschreibungen und der erwähnten historischen Fakten erfährt man in Verlauf der Handlung auch viel über das Alltagsleben, die Sitten und Lebensgewohnheiten der jüdischen Bevölkerung, die von jener der Babylonier stark abwich. Der interessierte Leser bringt eine Menge über die jüdischen Bräuche in Erfahrung, der Glaube an Gott spielt eine tragende Rolle in diesem Buch. Lynn Austin versteht es ausgezeichnet, die historischen Entwicklungen nicht nur wiederzugeben, sondern sie auch mit unzähligen Zitaten aus der Bibel zu belegen.

Ich habe jede einzelne Seite dieser meisterhaft erzählten Episode aus dem Alten Testament genossen und hatte durch den eindrucksvollen Schreibstil der Autorin beinahe den Eindruck, mich mitten im Geschehen zu befinden. Ein kleines, aber wichtiges Detail stellte für mich das Glossar am Ende des Buches dar, das die verwendeten jüdischen Begriffe übersetzt bzw. erläutert.

Zu guter Letzt möchte ich auch noch auf das authentische Buchcover hinweisen, das die inhaltlich beschriebenen Personen ziemlich detailgetreu widergibt, ebenso wie die von einem Baum dominierte Landschaft im Hintergrund und das aus Steinen gebaute Haus. Aufgrund dieses anziehenden Titelbildes ist der Griff zum Buch bereits vorprogrammiert.

„Hüter des Erbes“ stellte für mich ein Leseerlebnis der ganz besonderen Art dar, und Lynn Austin katapultierte sich durch dieses grandiose Werk sofort an die Spitze meiner favorisierten Autoren im Bereich der Christlichen Romane. Erstklassige fünf Bewertungssterne – und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Am meisten bereuen wir in unserem Leben nicht das, was wir machen. Sondern das, was wir NICHT machen

Das Foto meines Lebens
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„Am meisten bereuen wir in unserem Leben nicht das, was wir machen. Sondern das, was wir NICHT machen“.

Die 32jährige Elizabeth Garret Westbrook lebt nach dieser Devise. Die mutige junge Frau aus Washington ...

„Am meisten bereuen wir in unserem Leben nicht das, was wir machen. Sondern das, was wir NICHT machen“.

Die 32jährige Elizabeth Garret Westbrook lebt nach dieser Devise. Die mutige junge Frau aus Washington verlor bereits als fünfjähriges Mädchen ihre Mutter und wurde von ihrem Vater, dem US-Senator Oberst Garret Eisenhower Westbrook, zwar streng, aber liebevoll erzogen. Sie möchte ihn nicht enttäuschen und sich seinem Berufswunsch für sie offen widersetzen, Lehrerin in einer kleinen Schule in Colorado zu werden. Also verheimlicht sie ihm ihre Arbeit, bei der sie im kleinen Ort Timber Ridge in den Rocky Mountains an ihrer Karriere als Fotografin und Journalistin bastelt. Elizabeth’s kupferfarbene Locken sind genauso ungezähmt, wie ihre Besitzerin, und sie strebt mit Hartnäckigkeit und Durchsetzungsvermögen danach, die begehrte Position einer Journalistin beim Washington Daily Chronicle zu erringen. Als sie im Zuge von Fotoaufnahmen einem Mann mit unkonventionellem Auftreten und Äußeren begegnet, nutzt sie die Gelegenheit geschickt, um diesen ausgezeichneten Fährtenleser und Jäger für eine Expedition zu besonders malerischen Landschaften in den Indianerregionen zu engagieren. Die kategorische Ablehnung ihres Ansinnens durch den selbstsicheren Daniel Ranslett stellt für Elizabeth eine Herausforderung dar, und sie setzt alles daran, ihn für ihren Plan zu gewinnen. Dass sie dabei nicht ganz aufrichtig ist, scheint nicht nur ihren feinsinnigen und aufrichtigen Assistenten Josiah zu stören…

Tamera Alexander hat mich mit ihrem Buch ins Amerika zur Zeit der Besiedelungen zurück versetzt, als mutige wie abenteuerlustige Menschen ins Unbekannte aufbrachen, um eine neue Existenz im so genannten „Wilden Westen“ aufzubauen. Auf diese Weise haben mich sowohl die Tatsache, dass die Autorin sich mit einem meiner favorisierten Themen befasst, als auch die positiven Leseeindrücke ihrer bisherigen Bücher, für diese Neuerscheinung interessiert.

In äußerst einnehmendem Schreibstil erzählt Tamera Alexander ihren Lesern die Geschichte der selbstbewussten, lungenkranken Tochter aus gutem Hause, die ihren eigenen Weg gehen möchte und dabei so einige Konventionen missachtet. Die handelnden Personen wurden detailliert beschrieben, die Autorin ist hierbei aber auch sehr um ihre Nebenfiguren bemüht. Besonders für sich eingenommen haben mich die Figuren des ehemaligen Sklaven und Elizabeths feinsinnigen Assistenten Josiah Birch sowie die sympathische Patchwork-Familie Tucker, Daniels Freunde, die er unterstützt, wo er nur kann. Tamera Alexander präsentiert ihrer Leserschaft eine Romanze zwischen einem rauen und geheimnisvollen Abenteurer mit beeindruckendem Äußeren und einer eigenwilligen jungen Frau, und belebt ihre Geschichte mit einem Mordfall, der einen gewissen Spannungsfaktor und Abenteuer ins Spiel bringt. Weitere Aspekte sind die Verarbeitung traumatischer Kriegserlebnisse des Protagonisten sowie der christliche Glaube, dem in diesem Buch ein gewisser Stellenwert zukommt.

Leider hat mich das Coverfoto trotz des positiven und Interesse weckenden Ersteindrucks letztendlich ein klein wenig enttäuscht. Von den vielfach im Buch beschriebenen ungezähmten, kupferfarbenen Locken, oftmals auch als Korkenzieherlocken bezeichneten Haar der Protagonistin, ist hier nichts zu sehen. Die junge Frau mit dem rätselhaften, etwas nachdenklichen Gesichtsausdruck auf dem Titelbild hat zurück gekämmtes, glattes langes Haar. Aufgrund der Tatsache, dass diese wilde, unbändige Haarpracht inhaltlich so oft erwähnt wird, hätte ich mir auch ein entsprechendes Bild von Elizabeth erwartet. Nichtsdestotrotz ist das Buchcover ein perfekter Blickfang für Fans historischer Romane, die im Wilden Westen spielen und fordert den weiblichen Betrachter geradezu auf, den Klappentext zu lesen und sich in den Inhalt zu vertiefen.

Fazit: „Das Foto meines Lebens“ hat mir einige vergnügliche Lesestunden beschert und ich warte bereits gespannt auf die nachfolgenden Romane dieser Autorin. Eine klare Empfehlung für Liebhaber historischer Romane um die Besiedelung des Wilden Westens!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ich kam zurück

Ich kam zurück
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„Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16)

Wenn man ...

„Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16)

Wenn man den Worten der Autorin Glauben schenken darf, waren es exakt jene Worte aus der Bibel, die das ganze Leben von Samaa Habib revolutionierten. Geboren und aufgewachsen in einer liebevollen Familie durfte das junge islamische Mädchen familiäre Geborgenheit und Bildung erfahren. Für ihren Vater Ibraheem, einem Rechtsanwalt, Doktor der Philosophie und religiösen Lehrer und Leiter des islamischen Glaubens, war die kleine Mariam als Nesthäkchen und jüngstes von zehn Kindern stets seine kleine Prinzessin. Die Mutter Sarah, eine gebildete Frau und ehemalige Englischlehrerin, vermittelte ihrer Tochter von Beginn an das Gefühl, dass diese Bildung der Weg zur Erfüllung ihrer Träume sei. Durch den Bürgerkrieg zerbricht die kleine, heile Welt der Familie in tausend Scherben, von nun an bestimmen Kälte und Hunger den Alltag. Mariam empfindet den Islam plötzlich als eine Kriegsreligion, wo der Dschihad das Töten Ungläubiger gebietet. Doch in diesem schrecklichen Bürgerkrieg töten auch Muslime ihre eigenen Glaubensgenossen, und der Weg nach draußen wird zum gefährlichen Überlebenskampf.

Die Ich-Erzählerin Bodie Thoene erzählt im vorliegenden Buch umfassend über die Kindheit der Samaa Habib, ihren Glauben und ihre Bekehrung zum Christentum. Detailliert schildert sie traumatische Erlebnisse während des Bürgerkrieges und den zahlreichen Übergriffen, speziell auf die schutzlose weibliche Bevölkerung. Durch einen Missionar, der die jungen Mädchen in Karate unterweist, hat sie erstmals Kontakt zum christlichen Glauben, kurz darauf erhält sie ihre erste Bibel, die sie wie einen kostbaren Schatz hütet und in aller Heimlichkeit liest. Mariam, die sich nach ihrer Bekehrung fortan nur noch Samaa nennt, trotzt allen Widerständen. Ihr ist bewusst, dass allein die Lektüre der Bibel ausreicht, um getötet zu werden. Der Koran vermittelt klar und ausdrücklich, dass ein Muslim, der zu einer anderen Religion konvertiert, den Tod verdient hat. Doch das Mädchen liest die Bibel der Christen nicht nur, sondern evangelisiert sogar – und zwar mitten unter überzeugten Muslimen.

Die Lektüre dieser Biografie hat mich ein wenig zwiespältig zurück gelassen. Zunächst hatte ich mir vom Buchtitel „Ich kam zurück“ einen detaillierten Bericht über eine lebensverändernde Nahtoderfahrung erwartet, die hier jedoch in nur wenigen Zeilen abgehandelt wurde. Samaa stirbt bei einer Bombenexplosion während des „verbotenen“ Gottesdienstes, begegnet Jesus, spricht mit ihm, und kehrt auf ihren eigenen Wunsch wieder zurück zu den Lebenden, um noch einige vor ihr liegende Aufgaben zu erfüllen. Abgesehen von der kleinen Enttäuschung hinsichtlich des irreführenden Titels haben mich auch andere Fakten nicht zu überzeugen vermocht. Gott bewirkt Wunder. Daran zu zweifeln, käme mir nicht in den Sinn, ganz im Gegenteil! Dass Gott jedoch bei Samaa beinahe schon unablässig Wunder bewirkt und annähernd jedes Gebet der ehemaligen Muslimin erhört wird, oder aber, dass sie selber im Gebet dazu in der Lage ist, Dämonen auszutreiben und in ihrer Gegenwart permanent Menschen geheilt werden, erschien mir dann jedoch ein wenig „zu viel des Guten“. Das laufende „in Zungen beten“ kam mir befremdlich vor, ebenso wie ihre unzähligen Visionen. Befremdlich fand ich auch die Tatsache, dass die Akkupunktur, die gemäß Internationalem Bibelstudieninstitut von nichtchristlichen religiösen Gedanken ausgeht, beinahe den Eindruck eines christlichen Allheilmittels darstellt. Zu guter Letzt war ich auch wenig vom Schreibstil eingenommen… ich empfand diesen als nicht sehr flüssig, zum Teil sprunghaft, und an manchen Stellen beinahe wie eine Nacherzählung in einem Aufsatz verfasst.

Fazit: ich möchte keinesfalls bezweifeln, dass Frau Habib durch die Kraft ihres Glaubens Wunder erleben durfte, ich kann mir jedoch beim besten Willen diese enorme Anhäufung von Visionen und Wunder nicht vorstellen. Sie hat allerdings meinen größten Respekt für ihren beispiellosen Mut und ihren selbstlosen Einsatz bei ihrer eigenen Konvertierung zum Christentum in einem rein islamischen Umfeld, sowie zur aktiven Evangelisation anderer Muslime. Ihre Lebensgeschichte ist faszinierend und veranschaulicht dem interessierten Leser unter anderem auch das Alltagsleben muslimischer Frauen.