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Veröffentlicht am 16.04.2018

Liebe heilt viele Wunden

Maya und Domenico: Liebe heilt viele Wunden
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„Ich frage mich, warum man eigentlich nicht einfach dort weitermachen konnte, wo man aufgehört hatte, und sich nicht einfach wieder in die Arme schließen und sagen konnte: Ich liebe dich, lass uns den ...

„Ich frage mich, warum man eigentlich nicht einfach dort weitermachen konnte, wo man aufgehört hatte, und sich nicht einfach wieder in die Arme schließen und sagen konnte: Ich liebe dich, lass uns den ganzen Kram einfach vergessen. Aber man konnte einfach nicht.“

Zwischen Maya und Domenico ist einfach viel zu viel passiert, um „diesen ganzen Kram einfach vergessen zu können“. Und dennoch reist Maya nach Norwegen, zu Domenico und seiner Familie. Um abzuschließen. Um ein letztes Wiedersehen herbei zu führen, eine letzte Aussprache zu fordern. Und um danach dem Leben eine neue Richtung zu geben, weiter zu machen, alleine, ohne die Liebe ihres Lebens. Maya und Domenico haben in den letzten acht Bänden dieser Reihe einiges miteinander durchgestanden. Der aus Sizilien stammende Domenico Manuel di Loreno, der sich selber als psychisches Wrack und Versager betrachtet, der den Schulabschluss nicht schaffte, gewalttätig wurde, und Alkohol, Nikotin und Drogen verfallen ist, verlor unter Alkoholeinfluss die Kontrolle und schlug zu. Eine Grenze, die überschritten wurde, und die sämtliche Zukunftsträume einer jungen Frau vernichtete. Maya hatte ihren Nicki vier lange Jahre geliebt, ihm unzählige Eskapaden verziehen, sehnt sich nun aber nach Ruhe und Stabilität in ihrem Leben. Und so trennen sich die Wege der beiden Verlobten… für immer?

Ich muss gestehen, dass ich bei der Lektüre dieses Buches zwei meiner Prinzipien missachtet hatte. Zunächst startete ich eine Buchreihe mit dem allerletzten Band und verzichtete auf die lange Vorgeschichte und sämtliche Einzelheiten, die zum Verständnis der Protagonisten und deren Handlungen wesentlich beigetragen hätten. Und ich wählte ein Jugendbuch, obgleich ich mich in diesem Genre wohl nicht so beheimatet fühle. Susanne Wittpennig hat es jedoch geschafft, mir dieses Buch zu einem richtigen Leseabenteuer zu machen. Durch ihren interessanten und ausführlichen Schreibstil vermochte sie es, die Vorgeschichte zusammen zu fassen, ohne auch nur eine einzige Sekunde Langeweile aufkommen zu lassen. Die zunächst ungewohnt anmutenden norwegischen Namen und Ausdrücke wuchsen mir rasch ans Herz, ebenso wie die handelnden Personen dieses Buches, denen die Autorin auf wunderbare Art und Weise Leben einhauchte. Domenicos norwegischen Eltern Morten und Liv sowie seine Geschwister Kjetil und Solvej, Hendrik und Manuel waren mir in kurzer Zeit sympathisch, auch die tragische Geschichte um seinen verstorbenen Zwillingsbruder Michele Domingo di Loreno, den alle nur Mingo nannten, erschloss sich mir im Verlauf der Handlung nach und nach. Susanne Wittpennig verwendete in diesem Roman eine der Zielgruppe angepasste Sprache und benutzt den Jargon und die Floskeln der Teenager. Der Inhalt dieses Buches war spannend, berührend und wurde dem Leser mit großem Einfühlungsvermögen dargebracht, menschliche Werte und das Vertrauen in Gott spielen eine ganz bedeutende Rolle darin. Der lebendige Schreibstil und der interessante Aufbau dieser Liebesgeschichte zogen mich sehr rasch in seinen Bann, und der ungewöhnlich lange Epilog war zu Tränen rührend!

Ich kann die mir bislang unbekannte Autorin Susanne Wittpennig und ihre tragisch-romantische Geschichte um eine junge Liebe uneingeschränkt weiter empfehlen und vergebe nur allzu gerne die maximale Höchstbewertung. Dabei bedaure ich nur einen einzigen Aspekt: dass ich mich selber um den Genuss brachte, mir vorab sämtliche Vorgängerromane dieses wundervollen Jugendbuches zu Gemüte zu führen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Der Weg zu einem Film ist mit vielen Hindernissen gepflastert. So ist das Geschäft nun einmal.

Auf der Welle des Erfolgs
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Der Weg zu einem Film ist mit vielen Hindernissen gepflastert. So ist das Geschäft nun einmal.

Mit „Auf der Welle des Erfolgs“ präsentiert Karen Kingsbury den zweiten Band aus der Reihe „Mission Hollywood“, ...

Der Weg zu einem Film ist mit vielen Hindernissen gepflastert. So ist das Geschäft nun einmal.

Mit „Auf der Welle des Erfolgs“ präsentiert Karen Kingsbury den zweiten Band aus der Reihe „Mission Hollywood“, der inhaltlich lückenlos an den ersten Teil anschließt. Ich würde daher auf jeden Fall vorab die Lektüre des Vorgängerbuches „Große Träume“ empfehlen.

Keith Ellison und Chase Ryan, die eine eigene Produktionsfirma gegründet und beschlossen hatten, christliche Filme mit einer klaren Botschaft zu drehen, haben die Arbeiten an ihrem aktuellen Film „Der letzte Brief“ beinahe abgeschlossen. Ihr begehrtes Ziel ist in unmittelbare Nähe gerückt, eine Präsentation beim Los Angeles Film Festival steht kurz bevor. Und dennoch gibt es einige Hindernisse zu bewältigen, Verhandlungen zu führen und Besprechungen zu koordinieren. Das Angebot einer beliebten Autorin, eines ihrer Bestseller mit einem aktuell angesagten Jungschauspieler zu verfilmen, scheint das Glück der beiden ehemaligen Missionare komplett zu machen. Doch während sich für Keith und Chase alles um ihren großen Traum in Hollywood dreht, sind ihre Familien weitgehend sich selbst überlassen. Chases Ehefrau Kelly lebt durch die permanente Abwesenheit ihres Ehemannes ein einsames und niedergeschlagenes Leben, sie trägt die alleinige Verantwortung für die Erziehung der beiden kleinen Töchter Molly und Macy, und muss sich auch bei der Koordination und Bewältigung von Haushalt und Finanzen auf sich selber verlassen. Keith Ellisons Tochter Andie studiert in Bloomington und betrachtet das Leben mittlerweile als eine Aneinanderreihung von Erfahrungen. Als sie sich Hals über Kopf in den charmanten Filmstudenten Taz Bazzi verliebt, schlägt sie die wohl gemeinten Ratschläge ihrer tief gläubigen Freundin Bailey Flanigan in den Wind. Viele kleine Krisenherde scheinen auf eine mittlere Katastrophe zuzusteuern, und alle Zeichen stehen auf Sturm.

„Sie würden das tun, was sie sich von Anfang an vorgenommen hatten, und Hollywood im Sturm erobern. Dabei würden sie das einzige Ziel verfolgen, das wirklich zählte: Menschenherzen mit der Kraft von Filmen zu verändern.“ Ob Chase und Keith letztendlich wirklich abschätzen können, wie viel ihnen dieses Ziel tatsächlich wert ist? Ob sie dafür das Glück ihrer Familien aufs Spiel setzen und sich dem berauschenden Einfluss Hollywoods noch entziehen können?

Ich habe diesen zweiten Band der Hollywood-Reihe bereits sehnsüchtig erwartet. Es war faszinierend, die Geschicke der handelnden Figuren, die mir bereits im ersten Band ans Herz gewachsen sind, nun weiter verfolgen zu dürfen. Die Protagonisten und Nebenfiguren dieses Buches wurden sehr detailliert gezeichnet, die Autorin versteht die Kunst, ihre Leser durch die Beschreibung der familiären Beziehungen und der Emotionen ihrer Figuren zu fesseln. Man fühlt, leidet, und hofft mit den Menschen in dieser Geschichte, bangt an mancher Stelle um deren Wohlergehen. Durch den Glauben an Gott, der ganz entschieden eine zentrale Rolle in diesem Buch spielt, erfahren sie jedoch Trost und Zuversicht. Der christliche Glaube ist es, der allen Beteiligten Kraft gibt und sie letztendlich durch schwierige Situationen trägt. Um dem interessierten Leser das Leseerlebnis nicht zu schmälern, möchte ich auf den Inhalt nicht näher eingehen. Es sei jedoch verraten, dass die Anziehungskraft zwischen Bailey Flanigan und Cody Coleman zwischenzeitlich nur auf Eis gelegt war, und beide ihre verlorene Freundschaft bedauern. Die unruhige und verwirrte Andie findet durch die Abwesenheit ihrer Eltern nicht den Halt, den sie so dringend benötigen würde, und zu guter Letzt spitzt sich Kellys Situation immer mehr zu.

„Auf der Welle des Erfolgs“ bescherte mir erneut ein atemberaubendes Leseerlebnis. Obgleich es sich hierbei nicht um einen Spannungsroman handelt, konnte ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen. Karen Kingsburys Bücher haben für mich bereits Suchtfaktor – das Talent dieser exzellenten Autorin, erdachte Figuren zum Leben zu erwecken und den Leser ganz tief ins Buch einzubeziehen, hat mich bereits mehrfach überzeugt. Der Schreibstil ist derart einnehmend, dass sich Karen Kingsbury mittlerweile vollständig an die Spitze meiner favorisierten Autoren katapultierte. Der einzige (!) Kritikpunkt an diesem Buch ist die Tatsache, dass es ein „open end“ hat, und meine Neugier um die Fortführung dieser Geschichte erst im nächsten Band befriedigt wird. Ich freue mich bereits jetzt auf dessen Erscheinungsdatum und kann die Reihe „Mission Hollywood“ uneingeschränkt weiter empfehlen. Romane von Karen Kingsbury bedeuten für mich erstklassige Unterhaltung auf hohem Niveau – und verdienen selbstverständlich die Höchstbewertung!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Manche Dinge sind das Warten wert

Eine bittersüße Liebe
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„Manche Dinge sind das Warten wert.“

Elaine Louise McCain weiß nur allzu gut, was es bedeutet, auf die Erfüllung ihres Herzenswunsches zu warten. Viele Jahre schwärmt sie bereits für Galen Cedric O‘Sullivan, ...

„Manche Dinge sind das Warten wert.“

Elaine Louise McCain weiß nur allzu gut, was es bedeutet, auf die Erfüllung ihres Herzenswunsches zu warten. Viele Jahre schwärmt sie bereits für Galen Cedric O‘Sullivan, der in ihr jedoch lediglich die kleine Schwester seines besten Freundes Josh sieht. Doch Laneys Hartnäckigkeit macht sich bezahlt, denn nach und nach beginnt Galen, sie mit anderen Augen zu betrachten – er erkennt plötzlich, zu welch bezaubernder jungen Frau die kleine Laney heran gewachsen ist. Der verliebte Mann beginnt, um sie zu werben, und seine Absichten sind ernst. Er möchte Laney noch vor Weihnachten mit einem Heiratsantrag überraschen und ihre gegenseitige wachsende Zuneigung durch eine baldige Ehe besiegeln. Doch leider kommt es vollkommen anders als geplant, und ein Akt der christlichen Nächstenliebe bringt für Galen fatale Folgen mit sich.

Cathy Marie Hake hat mit ihrem aktuellen Roman die Schattenseiten der Liebe aufgezeigt. Zunächst die verletzende Tatsache einer einseitigen Verliebtheit, das Gefühl, nicht beachtet und als Frau nicht wahrgenommen zu werden. Nach einer Tragödie, die der Protagonistin beinahe das Herz bricht, werden die Kraft der Vergebung und die selbstlose Nächstenliebe zu einem der Hauptthemen dieses Buches. Eine tragende Rolle spielt hierbei der christliche Glaube, der für die handelnden Personen von großer Bedeutung ist bzw. diese im Verlauf der Geschichte gewinnt. „Eine bittersüße Liebe“ bereitete mir besonders durch die Ereignisse im letzten Abschnitt des Buches großes Lesevergnügen. Ich vermisste bei der Charakterisierung der Figuren dieses Romans jedoch ein wenig Tiefe. Sowohl die Protagonisten Galen und Laney, als auch die zahlreichen Nebenfiguren waren mir zu wenig detailliert beschrieben, sie vermochten es nicht, mich vollständig ins Geschehen einzubeziehen. Einige der Handlungen und Motivationen konnte ich nicht nachvollziehen bzw. erschienen mir ein wenig konstruiert. Dennoch habe ich den einnehmenden Schreibstil der Autorin genossen, entfloh für ein paar Stunden ins Kalifornien des Jahres 1860 und verfolgte die Lebens- und Liebesgeschichten der O’Sullivans und Grubbs sowie deren Freunde.

Ich kann dieses Buch jedem Leser mit einem Faible für romantische Liebesgeschichten mit christlichem Bezug und einigen Verwicklungen empfehlen. Vier solide Bewertungssterne für kurzweiliges Lesevergnügen der romantischen Art.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu holen

Verlorener Sohn
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„Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu holen“.

Mit diesen schlichten Worten überwindet Tom Chisholm eine Barriere und eine zehn Jahre anhaltende Entfremdung zwischen ihm und seinem Sohn Jack. Jack Chisholm, ...

„Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu holen“.

Mit diesen schlichten Worten überwindet Tom Chisholm eine Barriere und eine zehn Jahre anhaltende Entfremdung zwischen ihm und seinem Sohn Jack. Jack Chisholm, Hauptpastor in der Grace Cathedral in Seattle, charismatischer Fernsehstar und Bestsellerautor, als „Herzenspastor“ titulierter Liebling der Medien, ist ganz oben auf der Karriereleiter. Durch einen Seitensprung unter starkem Alkoholeinfluss mit seiner verführerischen Assistentin stürzt er sehr tief und verliert alles, was ihm etwas bedeutet hatte. Seine Gemeinde feuerte ihn, seine Frau Tracy verlässt ihn mit der gemeinsamen neunjährigen Tochter Alison, und die Presse stürzt sich regelrecht auf den Fehltritt des Starpredigers. Jack kehrt in seine Heimatstadt Mayfield in Texas zurück und alles, was er möchte, ist eine neue Chance für seine Familie. Ob Jack diese zweite Chance bekommen wird?

Das Thema des Verlorenen Sohns aus der Bibel wurde durch Brennan Manning und Greg Garrett auf beeindruckende Art und Weise zu einem Roman verarbeitet. Schuld und tiefer Fall, Reue und Vergebung – große Themen, exzellent umgesetzt. Das Gefühls- und Gedankenleben des Protagonisten wird sehr eindrucksvoll und authentisch vermittelt, Jacks früheres Umfeld in Mayfield liebevoll gezeichnet. Die zunächst skeptische Haltung der Familie und Freunde, die erlittenen Kränkungen, die aufzuarbeiten sind, Annäherung und letztendlich die Gnade der Vergebung – all dies wurde dermaßen lebendig umgesetzt und durch das bis zuletzt ungewisse Ende kam auch ein gewisser Spannungsbogen ins Buch. In Tom Chisham als Jacks altem Vater und Pater Francis Xavier Malone, dem alkoholkranken alten Priester in Mayfield, bringt der Autor äußerst sympathische Nebenfiguren in die Handlung ein. Zorn und alte, nicht verarbeitete Konflikte sind Themen, die durch Jacks ehemals besten Schulfreund Bill Hall sowie seinem damaligen Erzfeind James Taylor verarbeitet werden.

„Verlorener Sohn“ ist ein Roman, der sich an das Gleichnis aus der Bibel anlehnt, dessen Lektüre ich sehr genossen habe, und den ich nur allzu gerne weiter empfehle!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Vielleicht gibt es so etwas wie Vergessen nicht, aber ich glaube, es ist an der Zeit zu vergeben

Zeig mir das Morgen
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„Vielleicht gibt es so etwas wie Vergessen nicht, aber ich glaube, es ist an der Zeit zu vergeben“

Das bettelarme Indianermischlingskind Millie Reynolds lebt zur Zeit der Wirtschaftskrise in einer ehemaligen ...

„Vielleicht gibt es so etwas wie Vergessen nicht, aber ich glaube, es ist an der Zeit zu vergeben“

Das bettelarme Indianermischlingskind Millie Reynolds lebt zur Zeit der Wirtschaftskrise in einer ehemaligen Sklavenhütte auf einer Plantage in Iti Taloa, Mississippi. Milli liebt es, sich in der freien Natur aufzuhalten, streift für ihr Leben gerne im Wald umher und hat die große Leidenschaft für Bücher von ihrer Mutter Marie geerbt. Der ältere Farmhelfer Mr. Michaels, von allen nur „Sloth“ genannt, fungiert als Millies Beschützer, bester Freund und Vaterersatz. Ihr ständig abwesender leiblicher Vater Jack Reynolds arbeitet als Bullenreiter, Zornausbrüche und Prügel sind in der Familie an der Tagesordnung, und ihre Mutter zieht sich immer mehr in ihre eigene, innere Welt zurück, versucht mit Hilfe von Drogen den Schmerzen und den Schlägen zu entkommen. Millie ist einsam, und als eines Tages Zigeuner in die Kleinstadt kommen, ist die Neugier des jungen Mädchens geweckt und sie sucht ihre Gesellschaft. Millie ist fasziniert von ihrer Gemeinschaft und beneidet das Wandervolk um dessen Freiheit und Zusammengehörigkeitsgefühl. Im Alter von 16 Jahren lernt sie den charmanten River kennen, und bittet ihn, seiner Sippe zu überzeugen, sie mitzunehmen. Doch als der Morgen ihrer Flucht angebrochen ist, muss River feststellen, dass Millie nicht zum vereinbarten Treffpunkt kommt - eine schreckliche Tragödie hat alle Pläne des verzweifelten jungen Mädchens mit einem Schlag zunichte gemacht…

„Zeig mir das Morgen“ ist ein Buch, das mich überwältigt hat. Es handelt sich um keinen leichten Roman, den man als gute Unterhaltung in kurzer Zeit liest und ebenso rasch wieder vergessen kann. Julie Cantrells Geschichte reißt den Leser aus seinem gemütlichen Sofa und katapultiert ihn in eine Welt voller Armut, voller Vorurteile und Hoffnungslosigkeit. Millies Geschichte ist tragisch, die Welt, in der sie lebt, leider allzu realistisch. Nicht nur das Leben der armen Bevölkerungsschicht in Zeiten der Wirtschaftskrise, sondern auch das schwierige und zugleich aber faszinierende Leben des Wandervolkes der Roma werden sehr anschaulich dargestellt. Die Autorin versteht es exzellent, den Leser mit einzubeziehen, ihm die wirklich gelungenen Protagonisten und Nebenfiguren nahe zu bringen, ihnen liebenswerte – aber auch böse Charaktereigenschaften zu verleihen. Obgleich die Person der kleinen Millie im Mittelpunkt dieses Romans steht, widmet sich Julie Cantrell auch eingehend ihrem Umfeld – wie beispielsweise dem sympathischen Sloth, der sein gesamtes Leben auf der Farm verbracht hatte und sich liebevoll um das einsame kleine Mädchen kümmert, ihr viel beibringt und sie gerne zu seinen Angelausflügen mit nimmt. Als liebste Nebenfigur präsentierte sich mir Mabel, die Angestellte der Familie Miller, die Millie sofort in ihr Herz schloss und ihr nicht nur mütterliche Zuneigung, sondern durch ihre unerschütterlichen Glauben an Gott auch Trost und Hoffnung vermittelte.

Julie Cantrells Schreibstil hat mich überrascht. Ich empfinde es grundsätzlich als Qual, eine Handlung, die sich über mehr als zwei Jahrzehnte erstreckt, im Präsens verfasst zu lesen – eine Tatsache, die aber in diesem Fall durch den beeindruckenden Inhalt wett gemacht wird. „Zeig mir das Morgen“ war für mich ein ganz besonderes Leseerlebnis, das stark mit den Emotionen seiner Leser spielt und die Geschichte eines außergewöhnlichen Mädchens erzählt, das trotz der überwältigenden Schicksalsschläge immer wieder aufsteht und mutig nach vorne blickt. Eine Geschichte voller Tragik und Hoffnung zugleich – eine uneingeschränkte Leseempfehlung und fünf Bewertungssterne für dieses wirklich gelungene Erstlingswerk, auf dessen Nachfolgeband ich mich bereits jetzt freue.