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Veröffentlicht am 31.10.2020

Ich glaube an die Liebe

Die Sache mit der Liebe
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Ich glaube an die Liebe

„Es ist nicht schwer, sich zu verlieben. Der schwere Teil ist, jemanden zu lieben, der einem gut tut.“

Der fünfzigjährige Hayden Reese führt nicht gerade ein Leben auf der Überholspur. ...

Ich glaube an die Liebe

„Es ist nicht schwer, sich zu verlieben. Der schwere Teil ist, jemanden zu lieben, der einem gut tut.“

Der fünfzigjährige Hayden Reese führt nicht gerade ein Leben auf der Überholspur. Nach einer schwierigen Kindheit mit einem unbarmherzigen und lieblosen Vater ist schließlich auch seine Ehe gescheitert. Der als sonderbar und gewalttätig bekannte Hayden lebt in einer kleinen Holzhütte, der Kontakt zu seiner Familie ist schon vor fünfzehn Jahren abgerissen. Haydens Probleme mit seiner Selbstkontrolle bringen ihn laufend in Schwierigkeiten. Die Liebe zu einer verheirateten Frau führt schließlich dazu, dass die Situation außer Kontrolle gerät – und Hayden steht einmal mehr vor den Scherben seines Lebens…

Catherine Ryan Hyde beschreibt in ihrer aktuellen Neuerscheinung das Leben eines Mannes, der all seine Ängste, seine Schuldgefühle und seine Verzweiflung, sogar seine Trauer, ganz fest in seinem Inneren eingeschlossen hat. Die einzige Art, Emotionen zu zeigen, sind Wutanfälle, die sehr oft in Form von Gewalt gegen andere eskalieren. Die Autorin zeichnet ein Bild von einem Mann, der trotz seiner schlimmen Erfahrungen nicht gänzlich aufgegeben hat, sondern immer noch an die Liebe glaubt. Doch manchmal verliebt man sich in den falschen Menschen.

Mit Hayden hat Catherine Ryan Hyde einen sehr starken, eigenwilligen, nicht unbedingt sympathischen Protagonisten geschaffen. Seine Gedanken und Handlungen konnte ich so gut wie nie befürworten, und nur ganz wenige Dinge nachvollziehen. Vielmehr fühlte ich mich während der gesamten Lektüre seltsam distanziert zu dieser Figur. Die Geschichte umfasst den Zeitraum zwischen 1960 und 1996, wichtige Nebenfiguren sind das Ehepaar Jack und Laurel sowie Laurels Tochter Peg, der Zuhälter Joey, der Tierarzt Doktor Meecham und ein mit Hayden befreundeter Polizist namens Scott. Im Handlungsstrang der Vergangenheit spielen Haydens Ehefrau Judith, seine Schwiegermutter Thea sowie seine Tochter Allegra eine Rolle. Haydens Eltern Lucy und Ed sowie sein Bruder Daniel sorgten für schlimme Erinnerungen und große Schuldgefühle, ihre Beziehung ist ebenfalls seit fünfzehn Jahren auf Eis gelegt.

Die Hauptperson wurde zwar ausführlich charakterisiert, die Nebenfiguren blieben jedoch blass. Es gab laufende zeitliche Sprünge in der Geschichte. Nur sehr langsam erfährt man Einzelheiten über Haydens Vergangenheit und die Gründe für sein aggressives Verhalten. In diesem Buch gibt es angesichts einer Verfolgungsjagd zwar ein gewisses Spannungsmoment, ansonsten plätschert die Geschichte jedoch dahin.

Fazit (Achtung Spoiler!):
„Die Sache mit der Liebe“ war nach einigen wundervollen Romanen für mich das bislang schlechteste Werk dieser Autorin. Catherine Ryan Hyde zeichnete einen Protagonisten, der sein Leben vergeudet, vollkommen unsympathisch ist, absolut lernresistent, defensiv und jähzornig agiert. Beinahe das gesamte Buch hindurch liest man von Gewaltakten und wütenden Ausbrüchen sowie Haydens hasserfüllten Gedanken. Zudem bedient die Autorin sich einer sehr derben Sprache, im ganzen Buch wird permanent geflucht. Inhaltlich war ich vom Plot, unsympathischen und blassen Charakteren und Themen wie Prostitution, Ehebruch und Gewalttaten abgestoßen. Trotz einiger positiver Erfahrungen mit ihren Büchern wird „Die Sache mit der Liebe“ wohl mein letzter Roman von Catherine Ryan Hyde bleiben.

Ich kann für dieses Buch leider keine Leseempfehlung aussprechen, da ich mich durch die Lektüre quälte und oft kurz davor war, sie abzubrechen. Eine kleine positive Entwicklung auf den letzten Seiten entschädigt leider nicht für den gesamten vorangegangenen Inhalt, zumal ich auch das Ende nicht wirklich überzeugend fand.

Veröffentlicht am 31.10.2020

Wir brauchen nicht viel… solange wir zusammen sind

Solange wir zusammen sind
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Wir brauchen nicht viel… solange wir zusammen sind

„Da draußen gibt es gute Menschen. Ein paar schlechte Menschen, aber meistens sind es gute. Vergiss das nie, Baby. Meistens sind sie gut.“

Jewel Knight ...

Wir brauchen nicht viel… solange wir zusammen sind

„Da draußen gibt es gute Menschen. Ein paar schlechte Menschen, aber meistens sind es gute. Vergiss das nie, Baby. Meistens sind sie gut.“

Jewel Knight ist eine traurige und verwirrte alte obdachlose Frau, die in einem Park lebt. Sie hat alles verloren, was ihr wichtig war – ihr Zuhause, ihre Familie, ihre Erinnerungen. Ein kleiner brauner Hund mit schokoladenbraunen Augen und einem weißen Fleck auf dem Hinterkopf ist alles, was sie noch hat. Ihr „Baby“ ist für Jewel die ganze Welt – und umgekehrt ist es ebenso. Baby ist glücklich bei Jewel, er liebt sie über alles. Doch es zeichnet sich ab, dass die beiden einander verlieren könnten.

Die zwölfjährige Piper Elizabeth Trudeau macht sich um viele Dinge Sorgen. Nachdem ihre Eltern arbeitslos wurden und die Familie ihr Heim verlor, fanden sie in einem Obdachlosenheim Aufnahme. Piper vermisst ihre Heimat, ihre Freunde und die Schule. Als sie Jewel und Baby begegnet, verliebt sie sich auf der Stelle in den kleinen Hund, weiß aber, dass Jewel Baby viel dringender braucht, als sie. Gemeinsam mit ihren neuen Freunden bei den „Firefly Girls“ startet sie eine Rettungsaktion für Jewel. Gemäß deren Motto „Wir sind eine Familie. Wir halten zusammen. Und wir werden etwas erreichen“ erinnert sie sämtliche Mitglieder an deren „Firefly-Girls-Versprechen“: „Ich verspreche, täglich mein Bestes zu tun, um die Welt besser zu machen, freundlich, mitfühlend, fair und stark zu sein. Mein Licht soll ein Strahl der Hoffnung sein. Ich verspreche, meine Familie zu ehren, mich selbst und alle Lebewesen auf der Welt. Zusammen leuchten wir heller. Zusammen sind wir stärker. Zusammen können wir alles erreichen.“

Bobbie Pyron hat mit dieser zutiefst berührenden Geschichte auf der Stelle mein Herz erobert. Sie stellt Jewels Schicksal und jenes ihrer obdachlosen Freunde der jugendlichen Leserschaft vor, ermutigt sie dazu, nicht nur auf den äußeren Schein zu achten, sondern viel weiter, bis ins Innerste eines Menschen, zu blicken. Die zwölfjährige Piper ist ein herausragendes Vorbild darin, seinen Mitmenschen Mut und Hoffnung zu machen und sich selbstlos für sie einzusetzen. Der Wert von Familie, Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe wird in diesem Buch hochgehalten. In eindringlichen Worten schildert die Autorin das Schicksal der alten Obdachlosen und ihres Hundes, welches durch die kleine Piper und ihr Engagement beeinflusst wird. Wundervoll gezeichnete Charaktere, ein der jugendlichen Zielgruppe angepasster und äußerst einnehmender Schreibstil sowie tiefgründige und Werte vermittelnde Aussagen machen diese Lektüre zu einem herausragenden Leseerlebnis. Der kleine Hund fungiert als tierischer Protagonist, auch seine Gedanken werden in berührender Art und Weise zum Ausdruck gebracht und sollen dem Leser deutlich vor Augen führen, welche Werte im Leben wirklich wichtig sind:

„Menschen tragen eine zu große Last. Baby versteht nicht, warum Menschen so viel brauchen. Es gibt doch Essen. Es gibt Obdach. Es gibt Spiel. Es gibt Liebe. Baby weiß: die Aufgabe eines Hundes ist es, seinem Menschen zu zeigen, was wichtig ist. Die Freude über einen vollen Magen. Das Glück. Spielen und springen zu können, einfach mit Freunden herumtoben. Wie köstlich ein süßer Duft. Wie tröstlich die warme Sonne auf dem Bauch. Und die Welt ist vollständig, ganz, wenn es eines gib: uns gemeinsam. GEMEINSAM.“

Tief berührt haben mich in diesem Buch auch die Prioritäten und Werte der Obdachlosen:

„Unsere Tiere gehen immer vor. Weißt du auch, warum? Weil wir sie lieben. Und weil sie unsere Liebe erwidern, ganz egal, was ist. Wenn sie uns ansehen, dann sehen sie nicht irgendeinen zerlumpten Alten, der einen Einkaufswagen schiebt, oder irgendeine gesichtslose alte Frau. Sie sehen in uns hinein!“

Fazit: „Solange wir zusammen sind“ war mit Abstand das am meisten berührende und tiefgründige Jugendbuch, das ich jemals in Händen halten durfte. Die wundervolle Geschichte um Piper und Jewel hat mir ausgezeichnet gefallen und wird noch lange in meinem Gedächtnis bleiben.

Ich gebe völlig begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung dafür!

Veröffentlicht am 11.10.2020

Das Recht auf Gelehrsamkeit

Das Juliusspital. Ärztin aus Leidenschaft
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Das Recht auf Gelehrsamkeit

„Sie hätte das Zeug zu einer guten Ärztin, einer wahren Ärztin aus Leidenschaft. Sie will die Medizin nicht um des Ruhmes willen lernen.“

Viviana Winkelmann wuchs im behüteten ...

Das Recht auf Gelehrsamkeit

„Sie hätte das Zeug zu einer guten Ärztin, einer wahren Ärztin aus Leidenschaft. Sie will die Medizin nicht um des Ruhmes willen lernen.“

Viviana Winkelmann wuchs im behüteten Umfeld einer angesehenen und wohlhabenden Bankiersfamilie in Würzburg auf. Bereits von Kindheit an wurde die kluge und wissensdurstige Viviana von ihrer unnahbaren Mutter Elisabeth dazu gezwungen, den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Als sie im April des Jahres 1850 von ihrer ersten großen Liebe schwanger wird, ist die Katastrophe vorprogrammiert. Es werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Skandal von der Familie fernzuhalten. Vivianas Schande soll vertuscht, das uneheliche Kind in einem Kloster zur Welt gebracht und sofort weggegeben werden. Doch die impulsive und eigensinnige Viviana entscheidet sich für einen anderen Weg als jenen, den ihre Familie für sie vorgesehen hat. In der wohlmeinenden und gutherzigen Magda Vogelhuber findet sie eine Unterstützerin und Freundin, die Anstellung in der Apotheke des angsteinflößenden Juliusspitals weckt in der jungen Mutter das Interesse und die Leidenschaft für die Medizin. Vivianas vorrangiges Ziel ist es ab diesem Zeitpunkt, ihren großen Traum zu verwirklichen und Ärztin zu werden.

Claudia & Nadja Beinert erzählen im ersten Band um das Würzburger Juliusspital die Geschichte einer verwöhnten jungen Frau aus gutem Hause, deren Leben durch einen einzigen Fehltritt vollkommen aus den Fugen gerät. Die Ansichten der sogenannten besseren Gesellschaft im Bayern des neunzehnten Jahrhunderts, die eingeschränkten Rechte der Frauen sowie der Kampf um ihre Bildung nehmen viel Raum ein. Großes Augenmerk wird in diesem Krankenhausroman natürlich auch auf den Bereich der Medizin und Wissenschaft/Forschung gelegt. Ausnahme-Mediziner wie der Erforscher der Zelle namens Rudolf Ludwig Karl Virchow, der sympathische Schweizer Professor Rudolf Albert Kölliker, der vielfachbegabte Erforscher der Syphilis Franz von Rinecker sowie Karl Friedrich von Marcus sind wichtige Figuren im Juliusspital. Die Autorinnen verstanden es perfekt, dem Leser die faszinierende Welt der Medizin und die Fortschritte der Forschung nahezubringen. Ich verfolgte ebenso wie die Protagonistin Viviane in atemloser Spannung Vorlesungen der Ärzte, durfte an Erkenntnissen der Gelehrten und Wissenschaftler teilhaben und auf diese Weise Medizingeschichte hautnah erleben. Für mich wurde es keine einzige Sekunde langweilig, die im Vordergrund stehende Geschichte der fiktiven Protagonistin Viviana wurde geschickt mit dem Leben und Wirken historisch belegter Persönlichkeiten verwoben. Die Autorinnen schilderten das Leben in Würzburg im neunzehnten Jahrhundert, welches zunächst aus der Sicht von Vivianes wohlhabender Familie, später aus jener der ledigen jungen Mutter in einem der ärmsten Viertel der Stadt beschrieben wurde. Das Misstrauen und die Angst der Bevölkerung hinsichtlich einer Behandlung im Juliusspital wird durch Magda Vogelhuber veranschaulicht, eine Figur, welche durch ihre geradlinige, nüchterne Art und vor allem ihren Würzburger Dialekt überzeugte.

Mit Viviana Winkelmann präsentieren Claudia & Nadja Beinert eine sehr sympathische, offene und ehrliche weibliche Hauptfigur, deren einziges Vergehen es ist, sich in einen nicht standesgemäßen jungen Mann zu verlieben. Die Wandlung vom unbedarften jungen Mädchen aus besserem Hause zu einer mit beiden Beinen im Leben stehenden Frau, die für das Leben ihres Kindes sowie die Verwirklichung ihrer Träume kämpft, ist hervorragend dargestellt. All die Ängste, Hoffnungen und Träume, auch die Sehnsucht nach Versöhnung mit der Familie, haben mich während dieser knapp sechshundert Seiten zählenden Lektüre tief bewegt. Mit dem freundlichen jungen Steinmetz Paul, dem selbstsicheren Studenten der Kinderheilkunde Hubertus von Hardenberg und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Doktor Richard Staupitz betreten interessante männliche Darsteller den Schauplatz der Handlung. Vivianas Vater Johann Gottlieb Winkelmann und ihr Bruder Valentin spielen jeweils wichtige Rollen im Leben der jungen Frau. Während der Vater Vivianas wichtige Bezugsperson darstellt, setzt ihr kaltherziger und hasserfüllter älterer Bruder alles daran, Vivianas Hoffnungen und Träume zu zerstören. Neben weiteren kleinen Nebenfiguren erhielten die beiden Frauenrechtlerinnen Roswitha Höpfer und Ursula Schleich ebenfalls Gastauftritte im Buch. Die persönlichen Hintergründe der Protagonistin, gut gehütete Familiengeheimnisse und Vivianas verbotene Aktivität im Kampf um die Frauenrechte sorgten darüber hinaus für Spannung und einige Turbulenzen im Buch.

Fazit: „Ärztin aus Leidenschaft“ hat mich voll und ganz begeistert! Hervorragend recherchierte historische Fakten, in einnehmendem Schreibstil gekonnt mit einer ausgefeilten Geschichte verwoben, und liebevoll gezeichnete authentische Charaktere bescherten mir allergrößten Lesegenuss. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann es jedem Leser empfehlen, der sich für diese Epoche interessiert, tief ins Würzburg des neunzehnten Jahrhunderts eintauchen und Medizingeschichte hautnah erleben möchte.

Völlig begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.10.2020

Ich will dich nicht auch noch verlieren

Hannahs Gefühl für Glück
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Ich will dich nicht auch noch verlieren

Als der ehemalige Mountie Eric Nyland kurz vor Weihnachten bei einer Fahrt in Schnee und bitterster Kälte auf eine kleine Ausreißerin trifft, bietet er ihr an, ...

Ich will dich nicht auch noch verlieren

Als der ehemalige Mountie Eric Nyland kurz vor Weihnachten bei einer Fahrt in Schnee und bitterster Kälte auf eine kleine Ausreißerin trifft, bietet er ihr an, sie nach Hause zurückzubringen. Das völlig erschöpfte Mädchen lebt bei Nigel Wilson, dem ehemaligen Lebensgefährten ihrer verstorbenen Mutter. Dieser ist wenig erfreut, als er Eric, dem verhassten Feind seit Jugendtagen, die Türe öffnet. Die nachfolgenden Ereignisse erfordern rasches Eingreifen – und das Jugendamt benötigt über die Weihnachtsfeiertage dringend einen Pflegeplatz für die knapp zwölfjährige Hannah. Erics Frau Ellie ist zwar nicht begeistert, willigt jedoch ein. Und Hannah wird für die Nylands zu einem Sonnenschein in deren Leben. Doch die Zeit des Abschieds naht schneller, als allen Beteiligten lieb ist…

Dieser Roman von Fran Kimmel hat durch den aussagekräftigen Klappentext mein Interesse geweckt, dennoch ist es der Autorin gelungen, mich zu überraschen. Ich hatte mit einer gefühlvollen Familiengeschichte gerechnet, mit der Geschichte über ein Waisenkind, das endlich eine Familie, Liebe, Wärme und Geborgenheit findet. Dieser Roman thematisiert jedoch weit mehr als nur Hannahs Schicksal. Zwar stellt dieses sympathische und sensible Mädchen die Protagonistin des Buches dar, großes Augenmerk lag jedoch auf den einzelnen Mitgliedern der Familie Nyland. In vielen Rückblenden erfährt man Details über die Vergangenheit und den übermäßig beanspruchenden Beruf des Ex-Mounties Eric sowie über seine Ehefrau Ellie, die sich mit ihrem Leben hoffnungslos überfordert fühlt. Ellie kümmert sich nach dem Umzug in die kanadische Kleinstadt Neesley nicht nur um ihren Mann und die beiden Söhne, ihr obliegt auch die Betreuung ihres verwirrten und unzurechnungsfähigen Schwiegervaters Walter, der ihre Geduld mit seinen abstrusen Äußerungen und Handlungen strapaziert. Während der fünfjährige Sammy durch sein kompliziertes Wesen und seine Andersartigkeit das Problemkind der Familie darstellt, macht sein aufsässiger und mürrischer vierzehnjähriger Bruder Daniel im Verlauf der Geschichte eine große Wandlung durch. Nigel Wilson fungiert als böser Antagonist, der gutherzigen Jugendarbeiterin Betty Holt und Erics verstorbener Mutter Myrtle wurden Nebenrollen zuteil. Während Hannah und Daniel meine favorisierten Figuren waren, stand ich dem Verhalten der Ellie Nyland oftmals ratlos gegenüber. Doch mit jeder einzelnen Seite durfte ich tiefer in ihre Gedankenwelt eindringen und es offenbarten sich langsam auch die Gründe dafür. Bei den beiden tierischen Nebendarstellern handelt es sich um Hannahs schwarze Langhaarkatze namens Mandy sowie Thorn, dem dicken alten Labradormischling der Nylands, der mit seinen Eigenheiten für humorvolle Momente verantwortlich zeichnete.

Der Schreibstil der Autorin hat mir ausnehmend gut gefallen, sie verstand es hervorragend, die dramatischen Hintergründe dieser Familiengeschichte authentisch darzustellen. Die nach Hannahs Einzug veränderte Atmosphäre im Hause Nyland war für mich als Leserin förmlich zu spüren. Meine einzigen Kritikpunkte sind einige deftige Flüche und derbe Ausdrücke, dir mir das Lesevergnügen etwas verleideten sowie ein Ende, welches mir angesichts der langen Aufarbeitung dieser Familiengeschichte viel zu kurz und rasch abgehandelt wurde.

FAZIT: „Hannahs Gefühl für Glück“ ist eine sehr berührende Geschichte über eine Familie, hinter deren heiler Fassade sich kleine Dramen abspielten. Ein einnehmender Schreibstil und sehr gut ausgearbeitete Charaktere sorgten dafür, dass ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Gerne gebe ich hierfür eine Leseempfehlung!


Veröffentlicht am 29.09.2020

Eine abenteuerliche Reise in längst vergangene Zeiten

Mitternacht in Charlbury House
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Eine abenteuerliche Reise in längst vergangene Zeiten

Mitternacht ist eine gefährliche Zeit, wenn man als Dreizehnjährige in einem geheimnisumwitterten alten Herrenhaus zu Besuch ist. Die Protagonistin ...

Eine abenteuerliche Reise in längst vergangene Zeiten

Mitternacht ist eine gefährliche Zeit, wenn man als Dreizehnjährige in einem geheimnisumwitterten alten Herrenhaus zu Besuch ist. Die Protagonistin Evi Tregarron fühlt sich vernachlässigt, nachdem sie für die Zeit der Hochzeitsreise ihrer Mutter bei ihrer schrillen Patentante Anna in Charlbury House untergebracht wird. Nicht nur die Trennung von der Mutter, sondern auch die Tatsachen, dass es dort weder Internetempfang, noch ein Fernsehgerät gibt, machen ihr zu schaffen. Evi ist außer sich, und als sie in ihrer ersten Nacht noch dazu einen Geist erblickt, ergreift sie die Flucht. Doch dabei wird sie auf unerklärliche Weise in eine längst vergangene Zeit katapultiert und mit einem ungelösten Rätsel konfrontiert. Evi darf tief in die Ereignisse des Jahres 1814 eintauchen, lernt den Alltag und die Gepflogenheiten dieser Zeit kennen und erlebt als Hausmädchen in Charlbury House das harte, arbeitsame und mühevolle Dasein der dienenden Klasse. Obgleich Evi den Komfort und all die Errungenschaften der modernen Zeit vermisst, darf sie dennoch von ihrem spannenden Ausflug in die Vergangenheit profitieren. Sie lernt interessante Menschen kennen, gewinnt eine gute Freundin, und stellt sich dabei stets die Frage, wie es ihr wohl gelingen wird, wieder in ihre eigene Welt zurückzufinden…

Helen Peters präsentiert mit diesem Jugendbuch einen höchst interessanten, lehrreichen und amüsanten Zeitreise-Roman, in welchem die junge Protagonistin Evi einige Abenteuer in der Vergangenheit bestehen muss. Die verwöhnte junge Dame lernt bei ihrem Ausflug die Bequemlichkeit und die vielen technischen Hilfsmittel ihres Lebens in London so richtig zu schätzen. Denn als Hausmädchen im Jahre 1814 ist sie zu körperlich anstrengender Arbeit verpflichtet. Die Idee der Zeitreise ist nicht neu, und dennoch hat die Autorin es geschafft, mich vom ersten Augenblick an dafür einzunehmen. Man verfolgt gespannt Evis Aktivitäten, wird vom Zauber längst vergangener Zeiten gefangen, erfährt aber auch viele Einzelheiten vom harten Leben der Hausmädchen, Küchenmädchen, Mägde und Diener eines solch imposanten Anwesens. Standesdünkel und Kinderarbeit, Aufbegehren gegen die soziale Ungerechtigkeit, und nicht zuletzt ein mysteriöses Familiengeheimnis sind Themen dieses Buches.

Der einnehmende Schreibstil der Autorin und der mit dem rätselhaften Verschwinden einer der Figuren des Buches einhergehende Spannungsfaktor machen diese Lektüre zum reinen Vergnügen. Interessante Figuren bereichern die Handlung, ein aufregendes Finale mit einer Überraschung am Ende des Buches runden das Ganze ab. Es hat mir große Freude bereitet, Evis Ausflug in das Jahr 1814 mitzuverfolgen und die hasserfüllte Küchenmagd Alice, die verängstigte Spülmagd Nell, die gefürchtete Haushälterin Mrs. Hardwick, die singende Waschmagd Mary, den kreativen und sensiblen Gärtnergehilfen Robbie und den üblen Stallburschen Jacob kennenzulernen. Die herrschende Klasse wird durch den stark verschuldeten Hausherrn Sir Henry Fane, dessen strenge und hoheitsvoll auftretende Schwester Mrs. Bailey sowie den schwerreichen Mr. Charles Ellerdale vertreten, dem sein arrogantes Auftreten, sein Alter und sein Hang zur Gewalttätigkeit die Brautwerbung um die junge Tochter des Hauses erschweren. Im Handlungsstrang der Gegenwart fungieren Evis Patentante Anna sowie Evis Mutter Lara als Nebenfiguren. Obgleich Anna relativ große Aufmerksamkeit zuteilwurde und ihre Person ausführlich beschrieben wurde, konnte ich mich mit ihr nicht anfreunden. Ihr schrilles Aussehen und ihre Marotten bildeten einen eigenartigen Gegensatz zu ihrem Beruf als forensische Anthropologin, ihre nüchterne und kühle Art und ihr offensichtliches Desinteresse an ihrer jungen Besucherin konnten mich letztendlich nicht von dieser Figur überzeugen.

Fazit: „Mitternacht in Charlbury House“ war ein faszinierendes Abenteuer und eine interessante und lehrreiche Zeitreise in die Vergangenheit dieses alten Herrenhauses, die mir großes Lesevergnügen bereitet hat. Evis Erlebnisse und ihre Bestrebungen, in das Schicksal der Menschen einzugreifen und zu versuchen, die Vergangenheit zu verändern, boten aufregende Momente. Ich kann dieses Buch jedem jungen Leser ans Herz legen, der sich für vergangene Epochen interessiert und Spannung und Abenteuer zu schätzen weiß.

Begeisterte fünf Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!