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Veröffentlicht am 16.04.2018

MANCHMAL DAUERT ES EIN GANZES LEBEN, BIS MAN ZU LIEBEN LERNT

Die Hoffnung ihrer Tochter
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MANCHMAL DAUERT ES EIN GANZES LEBEN, BIS MAN ZU LIEBEN LERNT

„Ich habe die Sehnsucht meiner Mutter gelebt und bete, dass ich der Hoffnung meiner Tochter Flügel verliehen habe.“ (Marta Waltert)

Im Nachfolgeband ...

MANCHMAL DAUERT ES EIN GANZES LEBEN, BIS MAN ZU LIEBEN LERNT

„Ich habe die Sehnsucht meiner Mutter gelebt und bete, dass ich der Hoffnung meiner Tochter Flügel verliehen habe.“ (Marta Waltert)

Im Nachfolgeband ihrer zweiteiligen Familien-Saga konzentriert Francine Rivers sich auf die Geschichte von Carolyn und May Flower Dawn. Altbekannte Figuren aus dem ersten Band sind abgesehen von einigen Nebenfiguren dessen beide Protagonistinnen Marta Waltert und ihre Tochter Hildemara. Hildie ist durch eine Tuberkulose-Erkrankung auf Martas Unterstützung angewiesen. Durch ihre Krankheit geschwächt braucht sie Martas Hilfe, um ihre beiden kleinen Kinder Charlie und Carolyn zu versorgen. Viel Unausgesprochenes schwelt vor sich hin und anstatt ihre Probleme offen darzulegen und zu einer gemeinsamen Basis zu finden, werden die Mauern des Schweigens und der Ablehnung zwischen Mutter und Tochter immer größer. Als Hildemara begreift, dass Marta sich vollends auf ihre Enkeltochter Carolyn fixiert hat, ist es bereits zu spät. Das Kind betrachtet Marta als einzige Vertrauensperson und Mutterfigur, eine räumliche Trennung führt schließlich zur Eskalation. Die Konflikte innerhalb der Frauen dieser Familie werden scheinbar unüberwindlich. In Carolyns Tochter May Flower Dawn wiederholt sich diese tragische Geschichte, bis die erwachsene Dawn beschließt, die Familie wieder zu vereinen. Ein langer, schwerer Weg voller Konflikte, voller Misstrauen, Enttäuschungen und nie verheilten Verletzungen liegt vor Marta und Carolyn, doch May Flower Dawn glaubt fest an die Liebe. Sie vertraut darauf, dass Gott ihre Gebet erhört…

Bereits in „Die Sehnsucht ihrer Mutter“, dem ersten Band dieser Saga, erzählt Francine Rivers eine äußerst berührende Geschichte und ich finde, dass die Kenntnis dieser Vorgeschichte unablässig ist. Während im ersten Band streckenweise ein ziemliches Tempo vorgelegt wird und auch ein gewisser Spannungsbogen herrscht, stehen im vorliegenden Buch die Emotionen im Vordergrund. Francine Rivers ist eine Meisterin im Ausdrücken von Gefühlen, und die Art und Weise, wie sie die inneren Kämpfe und die Seelenqual ihrer Figuren darstellt, kann ich nur als exzellent bezeichnen. Es kommt nicht oft vor, dass ich mich derart intensiv in die handelnden Personen eines Buches hinein versetzen, ihre Gedankengänge und Handlungen dermaßen lebhaft nachvollziehen kann. Ich habe mit Hildemara gelitten, war fassungslos Martas Verhalten gegenüber, verzweifelte beinahe an Carolyns Kummer, wurde wütend über Hildemaras Gebaren…

Den Frauen dieser Familie wird definitiv die größte Aufmerksamkeit in dieser Geschichte zuteil. Dennoch verstand es die Autorin, ihre Geschichte mit wundervoll gezeichneten Nebenfiguren zu bereichern. Mitch Hastings, Charlies bester Freund, Jason Steward und natürlich auch Hildemaras Ehemann Trip erreichten für mich den höchsten Sympathie-Wert, während „der Bienenmann“ Lee Dockery das Böse, und der rebellische Freigeist Rachel Altman die Verführung und Sünde darstellt.

Der Glaube an Gott spielt in diesem Buch eine bedeutende Rolle. Neben den Konflikten zwischen den Generationen der Frauen dieser Familie werden aber auch der Vietnamkrieg und die Hippie-Generation um Woodstock mit der freien Liebe, dem Alkohol- und Drogenmissbrauch thematisiert.

Der einnehmende Schreibstil von Francine Rivers und ihre Schilderung der dramatischen Ereignisse sorgten dafür, dass ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. „Die Hoffnung ihrer Tochter“ hat den ersten Band meines Erachtens bei weitem übertroffen und ich kann diese Lektüre uneingeschränkt weiterempfehlen. Es fiel mir schwer, mich nach knapp 570 Seiten von Marta, Hildemara, Carolyn und May Flower Dawn zu verabschieden und ich stellte fest, dass diese hoch emotionale Lektüre noch eine geraume Zeit Nachwirkungen zeigte. Ein erstklassiges Werk einer begnadeten christlichen Autorin, das ich über alle Maßen genossen habe!

Veröffentlicht am 16.04.2018

CHRISTEN SIND FREMDBÜRGER

Christen sind Fremdbürger
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CHRISTEN SIND FREMDBÜRGER

Gemäß Professor Stanley Hauerwas und Professor William H. Willimon soll das vorliegende Buch „eine Ermutigung für die Gemeinden und ihre Geistlichen darstellen, die Menschen ...

CHRISTEN SIND FREMDBÜRGER

Gemäß Professor Stanley Hauerwas und Professor William H. Willimon soll das vorliegende Buch „eine Ermutigung für die Gemeinden und ihre Geistlichen darstellen, die Menschen in der Kirche stärken und ihnen vor Augen führen, welche wunderbaren Möglichkeiten im Dienst der Gemeinde liegen, wenn die Integrität der Kirche wiederhergestellt ist.“

Auf über 250 Buchseiten und den drei Abschnitten „Abschied, Abenteuer und Ausrüstung“, die ihrerseits wieder in sieben Kapiteln gegliedert sind, berichten sie über das Leben als Gemeinde, als Mitglieder der Kirche. Kirche wird als Kolonie betrachtet, als Insel des Glaubens inmitten einer Kultur des Unglaubens. Das Leben der Christen ist ein Leben als Fremdbürger, mit gegenseitiger Unterstützung von anderen Christen. Im Leben der Fremdbürger, der Christen, gilt deren Loyalität einem anderen Reich als dem Irdischen und sie werden dazu aufgerufen, die „Waffenrüstung Gottes“ (Glaube, Liebe, Hoffnung) anzulegen und in der Gemeinschaft mit anderen Christen ein Leben in Glauben zu führen. Kirche heute – ein Volk , das im Hier und Jetzt lebt, aber als Fremde, in dem Wissen, dass unsere Heimat im Himmel ist.“

Dieses Buch soll eine echte Erneuerung der christlichen Kirchen anregen und versteht sich „als provokative Bestandsaufnahme von Kultur und kirchlichem Dienst für Menschen, die wissen, dass etwas nicht stimmt.“ Die beiden Autoren bieten lt. Einleitung „Einsichten, die anders sind, ungewohnte Blickwinkel und Überzeugungen, die quer liegen. Sie stellen bisherige Denkgewohnheiten in Frage, brechen lieb gewordene Unterscheidungsmuster auf und durchleuchten Paradigmen, die unser Denken bislang stabilisiert haben – bis hin zur Offenbarung ihrer Haltlosigkeit.“

Dieses Buch ist eine regelrechte Herausforderung, es ist durchaus unbequem und analysiert radikal. Das auktoriale „Ich“ und das auktoriale „Wir“ finden in vielen Anekdoten aus dem Leben der Verfasser in diesem Buch Anwendung.

Stanley Hauerwas und William H. Willimon gehen auf die Veränderungen in der heutigen Zeit ein, sie durchleuchten die politische Mission der Kirche zur Verbesserung der Welt und thematisieren die Bedeutung der Nachfolge in der heutigen Zeit. Die christliche Ethik wird diskutiert, wobei hier großes Augenmerk auf die Bergpredigt gelegt wird. Ethik wird als eine Frage des rechten Sehens betrachtet, noch bevor die Autoren sich dem Aspekt des rechten Handelns zuwenden. Ein Abschnitt dieses Buches befasst sich mit der Gemeindearbeit und ihren verschiedenen Facetten und soll Pfarrern bzw. Pastoren bei der Ausübung ihres Amtes eine Unterstützung sein, deren Aufgabe es ist, „Diener der Diener Gottes zu sein und die Gemeinde aufzubauen.“ Es wird auch über die Ausbildung der Pfarrer berichtet und über jenen Zeitpunkt, wo sie aktiv ihren Dienst in einer neuen Gemeinde antreten. Die Autoren stellen auch Reflexionen über den christlichen Dienst in und an der Gemeinde an.

Im gesamten Buch werden immer wieder Beispiele aus der Praxis (aus dem Gemeindeleben) sowie Bibelzitate angeführt. In den Anmerkungen findet man einige Erläuterungen zu bestimmten Buchstellen, ein Index ermöglicht das rasche Auffinden bestimmter Passagen.

Das schlichte Cover mit den geradlinigen Konturen, dem in dezenter Farbe gehaltenem Hintergrund und der gelben Untermalung des Titels passt perfekt zum Inhalt dieses Buches. Für die Lektüre sollte man sich jedoch ausreichend Zeit nehmen, für mich selber war es an einigen Stellen sogar notwendig, einzelne Begriffe bzw. deren Bedeutung nachzuschlagen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

DAS BUCH DER GANZ NORMALEN WUNDER

Sternstunden
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DAS BUCH DER GANZ NORMALEN WUNDER

Bernhard Meusers Sammlung „normaler Wunder“ beinhaltet Geschichten über scheinbare Kleinigkeiten, die unglaublich Großes bewirken. Die „Protagonisten“ seiner insgesamt ...

DAS BUCH DER GANZ NORMALEN WUNDER

Bernhard Meusers Sammlung „normaler Wunder“ beinhaltet Geschichten über scheinbare Kleinigkeiten, die unglaublich Großes bewirken. Die „Protagonisten“ seiner insgesamt 35 wahren Geschichten sind ausnahmslos Menschen, von denen man schon gehört hat, bzw. Menschen, die aufgrund ihrer Taten zu deren Lebzeiten, oder danach, zu Berühmtheiten wurden.

So berichtet der Autor beispielsweise vom Stammvater der Mendelssohn-Dynastie, der als vierzehnjähriger Junge im Herbst des Jahres 1743 zu Fuß von Dessau nach Berlin ging. Bernhard Meuser erzählt die Geschichte seiner Einreise und seiner Liebe zu seiner zukünftigen Ehefrau, Fromet Gugenheim.

Er veranschaulicht jenen Augenblick im Leben der Mutter Teresa, als sie unter einem Guavenbaum in Kalkutta im Dezember 1948 beschließt, ihr Leben den Armen und Kranken in den Slums zu widmen. Ihre Devise lautete hierbei: „Gott wird sorgen. Believe me. Lass nie zu, dass jemand zu dir kommt, der nicht glücklicher von dir geht, als er zu dir gekommen ist.“

In einer anderen Geschichte erfährt man die Hintergründe über die Geburtsstunde der Communauté de Taizé, wo ein idealistischer evangelischer Pastor aus der Schweiz namens Frère Roger Schutz das alte Klosterland von Cluny im August 1940 erwirbt, und so den Grundstein für diese Gemeinschaft legt.

Bernhard Meuser widmet sich jedoch auch Künstlern, und erzählt beispielsweise vom Halbjuden und Überlebenskünstler Carl Zuckmayer oder Vincent Van Gogh. Man erfährt auch über den „wahren Robinson Crusoe“, einem Seemann namens Alexander Selkirk, der schließlich als Vorbild für den Roman Daniel Defoes diente.

Der Autor schreibt auch über Karol Wojtyla, den späteren Papst Johannes Paul II, der als junger Priester der dreizehnjährigen Edyta aus dem Arbeitslager Tschenstochau das Leben rettete.

Unter den fünfunddreißig beeindruckenden und teilweise sehr bewegenden Berichten hat mich besonders das Schicksal Mohandas Karamchand Gandhis berührt, als der Autor ein schicksalhaftes Ereignis während einer Zugfahrt im Juni 1893 wiedergibt, das in seiner Flüchtigkeit einem Flügelschlag eines Schmetterlings gleicht, und dennoch unfassbare Auswirkungen zeigte.

Der Untertitel dieses Buches wurde sehr gut gewählt – denn „Das Buch der ganz normalen Wunder“ konzentriert sich auf Ereignisse, wo Gottes Eingreifen spürbar erlebt wurde und gravierende Einschnitte in das Leben von Menschen zur Folge hatte. Der Autor hat einen flüssigen Schreibstil, brachte viele Fakten, aber auch Emotionen in seine Geschichten ein und hat mich mit seiner Erzählung tief berührt.

Die optische Gestaltung des Buchcovers hat mich ein wenig enttäuscht. Die große Menge an Textzeilen auf dem Cover auf dem weißen Hintergrund war für meinen persönlichen Geschmack zu sehr „Raum einnehmend“, es war eine kleine „Reizüberflutung“, das das Auge überfordert. Nimmt man jedoch den Schutzumschlag ab, offenbart sich ein wunderschöner, vor allen Dingen sehr edler Anblick – auf tiefroter Farbe werden in schlichten, silbernen Buchstaben der Name des Autors, Buchtitel und der Verlag genannt. Wie schade, dass dem Leser dieses prachtvolle Erscheinungsbild erst nach der Entfernung der Hülle erlaubt ist!

Veröffentlicht am 16.04.2018

DAS BESSERE IST DER FEIND DES GUTEN

Endlich frei von Perfektionismus
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DAS BESSERE IST DER FEIND DES GUTEN

„Herr, bewahre uns vor dem naiven Glauben, es müsse im Leben alles glattgehen. Schenke uns die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlange, Misserfolge ...

DAS BESSERE IST DER FEIND DES GUTEN

„Herr, bewahre uns vor dem naiven Glauben, es müsse im Leben alles glattgehen. Schenke uns die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlange, Misserfolge und Ängste eine oft selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, wodurch wir wachsen und reifen.“ (Antoine de Saint-Exupéry)

Cornelia Mack beschäftigt sich in ihrer Neuerscheinung „Endlich frei von Perfektionismus“ mit den Grundmustern des Perfektionismus. Sie analysiert diesen Zwang zur Vollkommenheit in den verschiedensten Bereichen des Lebens, führt auch extreme Auswüchse an und macht sich anschließend an die Ursachenforschung.

Die Situation eines Perfektionisten wird meiner Ansicht nach ausgezeichnet beschrieben, die Verhaltensmuster werden sehr realistisch und ohne sie zu beschönigen dargestellt. Der Perfektionismus mit all seinen Merkmalen und Begleiterscheinungen wird von der Autorin gründlich durchleuchtet. Cornelia Mack tut dies in einem sehr flüssigen Schreibstil, lockert ihre theoretischen Ausführungen mit Praxisbeispielen in kursiver Schrift auf, und verzichtet vor allen Dingen auf hochtrabenden Fachjargon. Dieses Buch ist nicht nur ein wahres Geschenk für perfektionistisch veranlagte Menschen, es ist zudem auch ein leicht verständlich geschriebener Ratgeber – ein Pageturner, der den Leser in seinen Bann zieht und ihn bis zur letzten Seite nicht mehr los lässt. Nachdem ich bereits einige Bücher zu diesem Thema gelesen habe, kann ich bestätigen, dass das vorliegende Werk von Cornelia Mack das verständlichste war – und zwar ohne, dass Qualität oder Intensität darunter gelitten hätten.

Das über 170 Seiten zählende Buch wurde in vier grobe Abschnitte geteilt, wobei es unzählige Unterkapitel gibt, die verschiedene Aspekte des Perfektionismus, die Ursachenforschung sowie die Ansätze für einen Weg aus diesem Zwang thematisieren. Im Anhang findet man einen Selbsterforschungsbogen, und als Abschluss eine Meditation, die auf einen Text Dietrich Bonhoeffers eingeht. Im gesamten Buch werden zudem immer wieder sehr treffende Zitate eingebracht, die sich auf das Thema dieses Buches beziehen, wie zum Beispiel: „Du lebst nicht von deinen Leistungen und du stirbst nicht an deinem Versagen, sondern du lebst von Gottes grenzenloser Güte“ oder beispielsweise auch eine Aussage Bonhoeffers: „Gott liebt uns nicht, weil wir so wertvoll sind. Aber wir sind wertvoll, weil Gott uns so liebt.“ In jedem einzelnen Abschnitt dieses Buches fasst die Autorin am Ende die wichtigsten Punkte noch einmal zusammen und regt dadurch an, über sich selber nachzudenken, einige Dinge zu hinterfragen, Ursachen und Auswirkungen von bestimmten Verhaltensweisen im eigenen Umfeld zu erforschen.

Der Verlag hat sich auch bei der optischen Aufmachung dieses Buches große Gedanken gemacht. In einem perfekten, zentriert angeordneten Quadrat wird auf grünem Hintergrund der Buchtitel in weißen Lettern angeführt. Der Hintergrund ist jedoch alles andere als geradlinig oder gar „perfekt“ – die Pinselstriche in hell- und dunkelgrüner Farbe zerstören das Bild der Vollkommenheit – sie untermalen das akkurate Quadrat und lenken den Blick des Betrachters auf die „störende Unvollkommenheit“. Wirklich „perfekt“ durchdacht!

FAZIT:. Ich empfand „Endlich frei von Perfektionismus“ als eine umfassende, höchst interessante und vor allen Dingen überaus bereichernde Abhandlung. Das Buch stellt eine in einnehmendem Schreibstil verfasste Lektüre mit großem Fokus auf den christlichen Glauben dar. Es bietet zudem sehr gute Lösungsansätze, um einerseits die Ursachen für den Perfektionismus verstehen zu lernen, und sich andererseits aus dessen Zwängen zu befreien und das Leben gelassener zu gestalten. Für meine Person ein weiteres Werk von Cornelia Mack, das ich uneingeschränkt weiterempfehle!

Veröffentlicht am 16.04.2018

DAS UNTERNEHMEN „WILDER WESTEN“

Licht über weitem Land
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DAS UNTERNEHMEN „WILDER WESTEN“

„Sie lief hinaus in die Prärie, der unerwarteten Verheißung neuer Möglichkeiten entgegen, das Herz neu erfüllt mit Gnade.“

Die schwarze Amerikanerin Letitia hat es als ...

DAS UNTERNEHMEN „WILDER WESTEN“

„Sie lief hinaus in die Prärie, der unerwarteten Verheißung neuer Möglichkeiten entgegen, das Herz neu erfüllt mit Gnade.“

Die schwarze Amerikanerin Letitia hat es als freigelassene ehemalige Sklavin trotz der Papiere, die diese Tatsache bestätigen, nicht leicht. Schwarze werden nach wie vor als Menschen dritter Klasse betrachtet und als billige Arbeitskräfte und Dienstboten missbraucht. Doch Letitia hegt den Traum von einem selbstbestimmten Leben in Freiheit, den sie sich um keine Macht der Welt verbieten lassen möchte. Im Kentucky des Jahres 1842 verlässt sie das Land in einem Planwagen als freie Frau und geht nach Missouri. In dem irischen Einwanderer und Viehzüchter David Carson begegnet ihr zum ersten Mal in ihrem Leben ein Mensch, der ihr Respekt und Wertschätzung entgegen bringt. Der gutmütige Mann mittleren Alters hat ein Herz für jene, die in Unfreiheit leben, er ist redselig, fröhlich, und freundlich zu Letitia. Als Familie Bowman, Letitias Arbeitgeber, sich auf den Weg in den Westen machen, nimmt David Carson Letitia in seine Dienste, und schon bald wird aus einer gegenseitigen Wertschätzung und Zuneigung Liebe. Doch eine Heirat zwischen Menschen zweier verschiedener Hautfarben ist in diesen Zeiten undenkbar, eine Ehe verboten. Und dennoch gehen die beiden unbeirrbar ihren Weg. Der Ruf des Westens ist stark, die Ferne lockt, und nach einiger Zeit brechen auch David und Letitia in eine neue, unbekannte Zukunft in Oregon auf…
Ich habe eine Schwäche für Geschichten über die Besiedelung des amerikanischen Kontinents, und ich mag es auch, wenn Romane auf einer wahren Begebenheit beruhen. Die Tatsache, dass ich bereits ein Werk dieser Autorin gelesen habe, war der weiterer Aspekt, der aus meiner Sicht für die Lektüre dieses Buches sprach. Auch die tragische Geschichte der Sklaverei, vor allem in den Südstaaten, interessiert mich – all dies gemeinsam mit dem beeindruckenden Buchcover und der Leseprobe überzeugten mich bereits im Vorfeld. Leider hat „Licht über weitem Land“ im Nachhinein betrachtet meinen hohen Erwartungen nicht entsprochen.

Zunächst empfand ich die handelnden Figuren als äußerst schwach ausgearbeitet, was bereits bei der Beschreibung der äußeren Erscheinung begann. Letitia ist eine amerikanische Schwarze, ihre Beschreibung beschränkt sich auf „Frau mit krausem, pechschwarzem Haar und dunklen braunen Augen“. Vom irischen Einwanderer David Carson erfährt man, dass er rotes Haar, buschige rötliche Augenbrauen und einen roten Bart hatte. Was Letitias Äußeres betrifft, eine logische Schlussfolgerung, die im Grunde keiner weiteren Erläuterung bedarf, beim irischen Einwanderer wurde schlichtweg ein Klischee bedient. Ansonsten erfährt man kaum etwas über die charakterlichen Eigenschaften, die Träume und Gedankenwelt der Protagonisten dieses Buches, auch die Ausarbeitung der Nebenfiguren war eher dürftig.

Ein weiterer Aspekt, der meinen Lesefluss störte, war der hölzerne und trockene Schreibstil der Autorin, der stellenweise Langeweile in mir erzeugte. Die Fahrt in den Westen zog sich endlos in die Weite und ich hatte Mühe, bei der Sache zu bleiben. Jener Punkt, der mich am meisten irritierte, war auf alle Fälle die permanente Anwendung der Dialektsprache durch David und Letitia im Buch, wobei die mangelnde Bildung durch eine sehr einfache Sprache, verkürzte Sätze und fehlende Silben ausgedrückt wurde. Auch die Tatsache, dass das Wort „S’anzunehm’n“ in jedem Buchkapitel mehrfach anzutreffen war, weckte in mir nach einiger Zeit bereits großen Unmut.

Positiv anführen möchte ich, dass die Autorin das einfache und teilweise harte Leben der Farmersfrauen realistisch darstellte, die mühselige und gefährliche Reise im Planwagen auf dem Treck in den Westen nicht beschönigte, und man als Leser zudem viel über das harte und menschenunwürdige Schicksal der Sklaven und der Standesdünkel der Weißen erfuhr. In einem zweiten Erzählstrang berichtet Jane Kirkpatrick zudem auch über das Leben der amerikanischen Ureinwohner, wo eine gewisse Betsy aus dem Volk der Kalapuya am Soap Creek mit ihrem Enkelsohn Little Shoot ihren Part innehatte.

Fazit: ein interessantes Buch mit großem Potenzial, das meinen Erwartungen leider nicht wirklich entsprochen hat.