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Veröffentlicht am 16.04.2018

Gott ist an deiner Seite, vergiss das nicht. Du bist nicht allein

Der unsichtbare Kampf
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Gott ist an deiner Seite, vergiss das nicht. Du bist nicht allein

„Das ist meine Wand der Erinnerung. Wenn mir etwas Angst und Sorgen macht, dann schaue ich mir das hier an und erinnere mich, dass mein ...

Gott ist an deiner Seite, vergiss das nicht. Du bist nicht allein

„Das ist meine Wand der Erinnerung. Wenn mir etwas Angst und Sorgen macht, dann schaue ich mir das hier an und erinnere mich, dass mein Gott die ganze Welt in seinen Händen hält. Das gibt mir immer wieder neuen Mut.“

Als die liebenswürdige Witwe Clara Williams eine Maklerfirma kontaktiert, wird der Weg für eine Begegnung geebnet, die man im Grunde als Gebetserhörung bezeichnen kann. In Elizabeth Jordan trifft Clara auf eine intelligente und tüchtige Immobilienmaklerin, die zwar in ihrem Beruf erfolgreich ist, in deren Privatleben aber einiges im Argen liegt. Ihr Ehemann Tony arbeitet als Pharmavertreter im Außendienst. Der ehrgeizige, elegant gekleidete und körperbewusste Afroamerikaner besitzt ein selbstsicheres Auftreten und großen Charme, den er gerne auch auf andere Frauen wirken lässt. Zuhause zeigt er kaum Interesse an seiner zehnjährigen Tochter, auch seiner Ehefrau Elizabeth gegenüber verhält er sich distanziert, reagiert oft kalt und lieblos. Sowohl Elizabeth als auch ihr Ehemann haben das Gefühl, dass es für ihre Ehe keine Hoffnung mehr gibt, ihre Tochter Danielle leidet ebenfalls unter der verfahrenen Situation. Alle Beteiligten fühlen sich einsam, traurig und gekränkt. Als Elizabeth auf ihre neue Klientin Clara Williams trifft, bricht sie zum ersten Mal in ihrer Karriere eine ihrer eisernen Regeln und spricht mit der warmherzigen älteren Dame über ihre persönlichen Probleme.

Clara praktiziert eine Art der Hingabe, das so genannte „kraftvolle Beten“ und demonstriert auf diese Weise ihr unerschütterliches Vertrauen in Gott und ihre festen Glaubensüberzeugungen. Im Gebetsraum ihres Hauses trägt sie geistliche Gefechte aus und durfte als äußerst aktive „Gebetskämpferin“ bereits viele Gebetserhörungen erleben. Gemeinsam mit Clara nimmt Elizabeth nun den Kampf um ihre Ehe – und gegen „den Feind“ – auf. Die junge Frau wird zu Claras Mitstreiterin in der unsichtbaren Welt, in einem Krieg, der täglich in jedem Menschen tobt…

Chris Fabry erzählt seinen Lesern die Geschichte zweier Menschen, die kurz vor dem Ende ihrer Ehe stehen. Er versteht es ausgezeichnet, die verfahrene Situation der Jordans zu beschreiben, wobei er nicht nur auf Handlungen und Dialoge eingeht, sondern auch deren Emotionen sehr gut zum Ausdruck bringt. Die handelnden Personen sind sehr gut beschrieben und bringen den Leser unweigerlich dazu, sich sofort in sie hinein zu versetzen. Das große Augenmerk dieses Buches liegt jedoch auf dem Gebet. Hier spielt die Protagonistin Clara eine tragende Rolle. Ihr tiefer Glaube an Gott und ihr felsenfestes Vertrauen an die Macht des Gebets stellen die Basis der Handlung dar. Der Autor bringt viele Zitate aus der Bibel in seinen Roman ein und bereichert die Geschichte dadurch ungemein. Das Beten zu Gott wird dem Leser nicht nur nahe gebracht, sondern regelrecht schmackhaft gemacht. Trotz des ernsten Themas gibt es durchaus auch humorvolle Passagen, die vor allem in Dialogen mit der Protagonistin zum Ausdruck kommen. Mich haben nicht nur der außergewöhnliche Schreibstil des Autors, sondern auch seine lebendige und tiefsinnige Art, eine Geschichte zu erzählen, berührt. Die ausgefeilten Charaktere sind mir im Verlauf des Buches ans Herz gewachsen. „Der unsichtbare Kampf“ ist eines der besten Bücher, das ich bislang lesen durfte – eine Perle unter den christlichen Romanen, und eine wahre Bereicherung. Ich werde es mit Sicherheit noch etliche Male zur Hand nehmen, um mich erneut darin zu vertiefen!

Das Buchcover gibt einen Einblick auf ein gemeinsames Gebete von Elizabeth und Clara, im Hintergrund erkennt man ganz dezent handschriftlich verfasste Gebetszettel der alten Dame sowie die Person des Tony Jordan, der ganz im Gespräch versunken scheint. Ein sehr ausdrucksstarkes Coverfoto, das mich sofort dazu animierte, das Buch zur Hand zu nehmen und den Klappentext zu lesen.

„Durch Gebet wird die Kraft Gottes im Leben anderer Menschen freigesetzt. Gott muss von uns nicht an das Problem erinnert werden. Aber er will, dass wir am Leben anderer Menschen Anteil nehmen und uns für die Sachen interessieren, die um uns herum passieren. Wir sollen seine Mitarbeiter sein und andere Menschen mit ihm bekannt machen. Wenn viele für etwas beten, wird Gott am Ende von vielen geehrt. Durch das Gebet sind wir Gottes Mitarbeiter. Wir sind mit ihm unterwegs, werden davon von ihm verändert und er bekommt die Ehre. Und für die Veränderung, die er an uns vornimmt, wird er noch zusätzlich geehrt.“ (Clara Williams)

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ich fliege mit zerrissenen Flügeln

Ich fliege mit zerrissenen Flügeln
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„Meine autistische Wahrnehmung ist nur selten deckungsgleich mit eurer „normalen“ Wahrnehmung. Wer vermag schon mit objektiver Sicherheit zu sagen, wessen Realität nun realer ist, nehmen wir doch alle ...

„Meine autistische Wahrnehmung ist nur selten deckungsgleich mit eurer „normalen“ Wahrnehmung. Wer vermag schon mit objektiver Sicherheit zu sagen, wessen Realität nun realer ist, nehmen wir doch alle nur Ausschnitte der Wirklichkeit wahr. Jeder erkennt nur einen kleinen Teilbereich und verteidigt diesen tapfer als „die Wahrheit““.

Raphael Müller, der durch einen Schlaganfall vor seiner Geburt im September des Jahres 1999 körperliche Einschränkungen erdulden muss, lässt uns durch sein Buch an seiner ganz persönlichen Sichtweise auf sein Erleben und die Welt im Allgemeinen teilhaben. Er erzählt von der ersten harten Zeit der innerlichen Isolation, bis er sich nach sieben Jahren erstmals durch Schreiben mitteilen, und seine außergewöhnlichen Fähigkeiten seinen Mitmenschen offenbaren konnte. Der Junge, der fälschlicherweise oftmals als geistig behindert galt, durfte sich nach einem abgegrenzten und von seiner Umwelt unverstandenen Dasein endlich äußern und seine Genialität zu erkennen geben. Ich vertiefte mich in die Geschichte des jungen Autors, und mein anfänglich ungläubiges Staunen verwandelte sich sehr rasch in respektvolle Faszination, als er Einblick in seine ganz besonderen Fähigkeiten gab, um die ihn unzählige Menschen beneiden würden. Nicht nur das fotooptische Gedächtnis oder das für ihn scheinbar spielend einfache autodidaktische Lernen, sondern auch sein Umgang mit Buchstaben und Zahlen, die seiner eigenen Aussage nach seine Freunde und seine Vertrauten sind, verlangten mir höchsten Respekt und große Bewunderung ab. Raphael Müllers Schilderungen seines oftmals harten Alltags und seiner körperlichen Einschränkungen sind manchmal nüchtern und realistisch, teilweise zu Tränen rührend. Durch seine selbst verfassten Texte erlaubt er seinen Lesern, sich ein wenig näher an seine autistische Welt heran zu wagen, ein wenig tiefer zu blicken. Er erzählt auch von seinem starken Glauben an Jesus, der ihn hält, der die Quelle seiner Hoffnung, und neben seiner Familie auch die einzige Konstante in seinem Leben war bzw. ist. Im Kapitel „Ich möchte Brücken bauen!“ vermittelt der Autor eindrucksvoll, was ihn bewegt. Raphael Müller möchte Positives bewirken, so wie einige seiner großen Vorbilder Ghandi, Nelson Mandela oder Alber Schweitzer. Er ist der Meinung, dass auch sein Schicksal Sinn machen und anderen Betroffenen den Weg ebnen sollte, und er möchte Brücken zwischen seiner eigenen, autistischen Welt, und der unseren bauen. Hierbei ist Inklusion ein sehr wichtiges, dominierendes Thema in seinem Leben. Sehr beeindruckend war es für mich, den bedingungslosen Zusammenhalt und die Unterstützung durch die gesamte Familie in den Ausführungen zu erleben, und die Briefe seiner Mutter und einiger ihm nahestehender Personen im Anhang des Buches komplettieren den Gesamteindruck dieses außergewöhnlichen Autors.

Besonders berührt hat mich ein kleiner Satz im ersten Drittel des Buches, wo Raphael Müller über seine Schulzeit schreibt: „Dabei sein dürfen und einen Hauch Normalität erleben, das bedeutet mir sehr viel“. Vielleicht sollten wir uns an dieser Stelle selber fragen, wie oft wir eigentlich unseren Alltag bewusst wahrnehmen? Wie oft danken wir für die Tatsache, in einem gesunden Körper leben und uns verbal äußern zu dürfen? Wie oft nehmen wir die Geschenke des Lebens wirklich und wahrhaftig wahr?

Ich bin der Meinung, wir können von Raphael eine Menge lernen, und ich würde mich freuen, auch zukünftig noch einiges von ihm zu lesen bzw. zu hören. Und vielleicht können wir über unseren Schatten springen und seinem Wunsch entsprechen, wenn er sagt: „Ich wünsche mir Menschen, die nicht vor meinem Anderssein zurückschrecken, sondern die den Mut haben für eine Freundschaft, und mich begleiten auf meinem manchmal holprigen Weg durch das Gestrüpp des Alltags hin zu meiner Bestimmung.“

Vielleicht können wir alle lernen, hinter die Fassade zu blicken und vorurteilsfrei auf Menschen wie Raphael zuzugehen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Mut ist Angst, die gebetet hat

Und jenseits der Berge das Leben
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Mut ist Angst, die gebetet hat

„Eines der wichtigsten Dinge, die ich in meinem Leben gelernt habe, ist es, dankbar anzunehmen, was mich an jedem Tag erwartet. Sozusagen ein vierundzwanzig-Stunden-Abenteuer.“

Diese ...

Mut ist Angst, die gebetet hat

„Eines der wichtigsten Dinge, die ich in meinem Leben gelernt habe, ist es, dankbar anzunehmen, was mich an jedem Tag erwartet. Sozusagen ein vierundzwanzig-Stunden-Abenteuer.“

Diese lebensbejahende Einstellung der aktiven und abenteuerlichen Bobbie Blake aus Atlanta wird durch die schreckliche Diagnose „Krebs im Endstadium“ in ihren Grundfesten erschüttert.
Nachdem sie sich nach dem plötzlichen Tod ihres Schwagers ausschließlich um ihre verwitwete Schwester und deren sechs Kinder gekümmert hatte, verspürt sie nun nach so vielen Jahren den Wunsch, noch einmal zu jenem Ort zurück zu kehren, wo sie großen Einsatz in der Flüchtlingshilfe und als Bibelschmugglerin gezeigt und zugleich auch die glücklichste Zeit ihres Lebens verbracht hatte. Ihre Nichte Tracie begleitet Bobbie schließlich an ihren ehemaligen Wirkungsort nach Österreich, wo sie in der christlichen Einrichtung „Oase“ Flüchtlinge aus der ganzen Welt unterstützt hatte. In Traiskirchen begegnet sie schließlich nicht nur ehemaligen Weggefährten, sondern wird auch mit den Schatten ihrer Vergangenheit konfrontiert und trifft ihre große Liebe Amir wieder.

Elizabeth Musser erzählt im vorliegenden Roman anhand einiger beispielhafter Protagonisten die Geschichte von Menschen, die in ihren Herkunftsländern bedroht werden, denen als letzter Ausweg nur noch die Flucht ins rettende Ausland bleibt. Verfolgung, Folter, Mord und Willkür werden sehr authentisch dargestellt, der Überlebenskampf während der gefährlichen Flucht durch unwegsames Gelände und vom Militär verfolgt in grauenhaften Details skizziert. Der Glaube an Isa al-Masih, wie Jesus Christus auf Farsi genannt wird, spielt eine zentrale Rolle im gesamten Buch. Allein der Besitz des Injil, des neuen Testaments auf Farsi, kann in einigen Ländern das Todesurteil bedeuten – und das nicht nur für einen bekehrten Islamisten, sondern für dessen gesamte Familie. Die Autorin schildert in diesem Roman die Einsätze der Missionare aus aller Herren Länder, beleuchtet die Vielseitigkeit der Hilfe. So berichtet sie von christlichen Radiosendern, die verschlüsselte Nachrichten der Hoffnung ausstrahlen, von Christen, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um Flüchtlingen über die Grenzen ins rettende Ausland zu helfen, und von amerikanischen Freiwilligen, die einerseits durch ihre Missionarsarbeit in der „Oase“, aber auch durch Gebetsketten in den USA ihren christlichen Glauben leben. Einige dieser mutigen Helfer setzen sogar ihr Leben aufs Spiel, um jenes von politisch oder religiös Verfolgten zu retten.

Elizabeth Musser steigt in ihrem Prolog im Jahre 1989 in die Geschichte ein, wo sie ihren Lesern einen Einblick in Bobbie Blakes Arbeit als Bibelschmugglerin gestattet. In einem anschließenden Wechsel in das Amerika des Jahres 2005 erfährt man von Bobbie Blakes aktuellem Leben bei ihrer Schwester in Atlanta und der tragischen Krebsdiagnose. Im Zuge ihrer Reisevorbereitungen und während der Rückkehr in ihre zum Teil sehr schmerzhafte Vergangenheit werden nach und nach die Ereignisse von damals aufgerollt. Die Autorin bringt hierbei immer wieder die Flüchtlingsthematik ein und berichtet anhand ihres iranischen Protagonisten Hamid von der Anklage der Gotteslästerei und der drohenden Todesstrafe, sobald ein Muslim mit einem christlichen Buch ertappt wird. Die Geschichte wird jeweils aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Elizabeth Musser bedient sich einiger Hauptpersonen, die die Ereignisse aus ihrer Sicht schildern. Auf diese Weise ermöglicht sie es ihren Lesern, tief in die Handlung einzutauchen und an den Gedankengängen ihrer Figuren Anteil zu nehmen. Die Autorin bleibt in der Sprache der jeweiligen handelnden Person treu und gibt in Dialogen die Aussagen der Flüchtlinge in teilweise „gebrochenem Deutsch“ wieder. Für Rückblenden in die Vergangenheit oder der Darstellung von Telefongesprächen bedient Elizabeth Musser sich der kursiven Schrift. Den Schreibstil der Autorin empfand ich als sehr angenehm und mitreißend, durch einige waghalsige Fluchtszenen brachte sie zudem eine gehörige Portion Spannung ins Buch ein.

Ihre handelnden Figuren hat Elizabeth Musser meiner Meinung nach sehr überzeugend dargestellt. Die unverheiratete Bobbie Blake sprüht vor Tatendrang und nicht einmal der Krebs schafft es, ihrer Energie, ihrer Leidenschaft für die Flüchtlingsarbeit und ihrem unerschütterlichen Glaube an Gott Abbruch zu tun. Bobbie hütet ein schmerzhaftes dunkles Geheimnis aus ihrer Vergangenheit, das sie quält und dem sie sich letztendlich wird stellen müssen. Ihre sensible, tiefsinnige und begabte Nichte Tracie wird als Sonnenschein dargestellt, der ihre Tante auf ihrem schweren Weg begleiten wird. Der sanfte Professor aus dem Iran namens Hamid steht beispielhaft für jene Menschen, die aufgrund ihrer Religion oder ihrer Überzeugungen verfolgt, gefangen und gefoltert werden und ihr Leben nur noch durch eine Flucht ins Ausland retten können. Die Problematik der Familiennachholung bzw. Familienzusammenführung und der gnadenlosen Verfolgung der zurück bleibenden Angehörigen stellen schauderhafte Höhepunkte in Elizabeth Mussers Berichten dar. Der starke Gegenpart zu Bobbie Blake ist ihr ehemaliger Partner Amir, der als Flüchtling ins Land kam und nun als Pastor einer iranischen Gemeinde selber Flüchtlingsarbeit leistet. Der charismatische, herzliche und freundliche Mann mit den schwarzen Augen zeichnet sich durch unermüdlichen Einsatz und großer Leidenschaft für seine Tätigkeit aus. In Stephen Lefort, einem franko-amerikanischen Reporter, Peggy Milner aus Atlanta und einigen weiteren ehrenamtlichen Helfern lässt die Autorin ihren Protagonisten tatkräftige Unterstützung zuteilwerden. Auch die übrigen Nebenfiguren dieses Buches empfand ich als sehr authentisch dargestellt, ich hätte jedoch gerne noch ein wenig mehr von ihnen erfahren.

Die optische Gestaltung des Buches ist vortrefflich gelungen. Das Bild auf dem Cover zeigt zwei Menschen, die nebeneinander auf einem Felsen sitzen und ins Tal dahinter sehen, das von der Sonne in goldenes Licht getaucht wurde. Ein romantischer, hoffnungsvoller Anblick, der meiner Meinung nach sehr gut zum Titel passt.

Fazit: Elizabeth Musser hat mit ihrem Buch „Und jenseits der Berge das Leben“ erneut einen sehr aussagekräftigen und überzeugenden Roman zu Papier gebracht, dessen Lektüre ich als anregend, zum Teil „aufregend“ und auf jeden Fall zum Nachdenken animierend empfand. Ein Lese-Erlebnis, das ich keinesfalls missen möchte und das ich uneingeschränkt weiter empfehle.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Hirten von Bethlehem

Das Gebet der Hirten
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Die Hirten von Bethlehem

„Ein Adler zog am fast wolkenlosen Himmel über ihm seine Kreise. Dieses stolze Lebewesen verherrlichte Gott durch seine Kraft und Anmut. Ja, jedes der Tiere besaß einen einzigartigen ...

Die Hirten von Bethlehem

„Ein Adler zog am fast wolkenlosen Himmel über ihm seine Kreise. Dieses stolze Lebewesen verherrlichte Gott durch seine Kraft und Anmut. Ja, jedes der Tiere besaß einen einzigartigen Platz in der Schöpfung. Im Gegensatz zu ihm. In stillen Momenten wie diesem fühlte sich Anam noch mehr allein und fehl am Platz.“

Bereits der Name des jungen Mannes Anam ist aussagekräftig – er bedeutet „namenlos“. Anam wurde von einem liebevollen Mann namens Micha und seiner Ehefrau Miriam adoptiert, fühlt sich jedoch im Kreise seiner Adoptivgeschwister stets fehl am Platz. Im Alter von dreißig Jahren macht er sich auf die Suche nach seiner Herkunft, als einziger Hinweis dient ihm eine Lammfelldecke, in die er als Baby gewickelt war. In Bethlehem erfährt der junge Mann von der abweisenden Bevölkerung über eine Verkündigung der Geburt des Messias durch zwölf Hirten vor dreißig Jahren, die einen brutalen Massenmord an allen männlichen Babys in Bethlehem zur Folge hatte. Anam findet tatsächlich das Lager der Hirten, und diese erzählen von dieser ganz besonderen Nacht, als ein heller Lichtstrahl vom Himmel zu fallen schien und ein Engel zu ihnen gesprochen hatte. Anam löst durch seine Begegnung mit diesen Hirten nicht nur das Rätsel um seine Herkunft, sie verändert vielmehr sein gesamtes Leben…

Richard M. Barry hat in seiner Weihnachtserzählung die Geschichte der Geburt Jesu auf interessante Art und Weise wieder gegeben. Er bedient sich seines Protagonisten Anam, der durch seine Begegnung mit den Hirten von der lange verheißenen Ankunft des Messias erfahren darf.

Der Autor schildert die Ereignisse in lebendiger Sprache. Die Gedanken des Protagonisten sowie die Dialoge zwischen den handelnden Personen werden in kursiver Schrift wiedergegeben. Das kleinformatige dünne Büchlein findet in jeder Handtasche Platz, neben einem ansprechenden Buchcover wurde auch das Innenleben aufwändig gestaltet. Jedes der insgesamt acht Buchkapitel wird von einem einseitigen Schwarz-Weiß-Foto eingeleitet, das stets das gleiche Motiv zeigt: einen kleinen, unscheinbaren gemauerten Stall mit einem großen Baum davor, der schwarze Nachthimmel übersät mit funkelnden Sternen. Unter jeder in römischen Ziffern geschriebenen Seitenanzahl dieses Buches befindet sich ein kleines Ornament, das jeweilige Kapitel wird in Fettdruck und Schreibschrift angeführt.

Anam ist als Protagonist auf der Suche nach seinen Wurzeln. Im Verlauf von Anams Nachforschungen erfährt der Leser dann auch den richtigen Namen dieses jungen Mannes, der eine bedeutende Rolle unter den ersten Christen einnahm. Alle weiteren handelnden Figuren - die Adoptivfamilie des Anam, die Bewohner von Bethlehem sowie die Hirten - werden nur spärlich charakterisiert und spielen eine untergeordnete Rolle.

Fazit: Bei diesem Büchlein handelt es sich um eine interessante und einnehmende Art, die Weihnachtsgeschichte aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Die Lektüre hat mir sehr gut gefallen, ich hätte mir zudem noch viele weitere Seiten und Erzählungen von dem Wirken Jesu gewünscht.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Eine Welt aus Illusionen und Träume

Drei Küsse für ein Halleluja
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Eine Welt aus Illusionen und Träumen

Im Klappentext wird im Grunde bereits der Inhalt dieses Buches angedeutet: eine ehemalige Nonne, die den Klosterwänden entflieht und in die Berufstätigkeit eintaucht, ...

Eine Welt aus Illusionen und Träumen

Im Klappentext wird im Grunde bereits der Inhalt dieses Buches angedeutet: eine ehemalige Nonne, die den Klosterwänden entflieht und in die Berufstätigkeit eintaucht, Haushälterin eines weltbekannten Schauspielers wird und in eine Welt aus Illusionen und Träumen gerät. Leider wird im Verlauf dieses Buches nicht mehr wirklich viel zu dieser groben Beschreibung hinzugefügt, der grundsätzliche Ablauf wurde bereits erzählt. Bei diesem Roman handelt es sich für meinen Geschmack um eine Lektüre, die keine große Tiefe aufweist und bei der an manchen Stellen Langeweile aufkam. Die Personen und deren Handlungen haben mich nicht überzeugt.

Der Schreibstil ist zwar flüssig, bleibt aber oberflächlich. Mich haben sowohl der Einsatz der Vulgärsprache, als auch die permanenten Wiederholungen gestört, wenn die Protagonistin immer wieder davon spricht, träumt, daran denkt oder es schließlich einfach tut: nämlich den schillernden Filmstar zu küssen. Zwar beinhaltet der Buchtitel das Wort „Küsse“, meiner Meinung nach wurde dessen Verwendung im Buch aber übertrieben. Die Autorin setzt kursive Schrift ein, um die Gedanken ihrer Darsteller hervorzuheben. Man findet in diesem Buch keinen Spannungsbogen, die Handlung plätschert völlig vorhersehbar dahin und endet genauso, wie man es angesichts des Klappentextes und des farbenfrohen Coverfotos mit dem tanzenden/küssenden Paar im Vordergrund erwartet.

Ella Wünsche konzentriert sich in diesem Buch vor allem auf die beiden Protagonisten Sarah und James, wobei ich beide nicht authentisch fand. Sarah, die ehemalige Nonne, kommt nach 13 Jahren im Kloster in die Großstadt. Es werden zwar permanent Sarahs Glaube, ihre Gebete und die Lektüre der Bibel erwähnt, Sarahs Verhalten spricht jedoch eine andere Sprache. Sie passt sich sehr rasch an die Glitzer-Glamour-Welt an, und spätestens als sie als neue Haushälterin splitterfasernackt im Pool ihres Arbeitgebers schwimmt, hatte sie für mich jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Obgleich sie sich für etliche Jahre für ein Leben im Kloster entschieden hatte, kreisen ihre Gedanken nun nur noch darum, den gutaussehenden und erfolgreichen Filmstar zu küssen. Einerseits engagiert sie sich in der Gemeindearbeit ihrer neuen Wohnstätte, andererseits besucht sie in einem Fünftausend-Dollar-Kleid eine Jetset-Party mit James und liest in Klatschzeitschriften über das Liebesleben der Stars und Sternchen. Was James betrifft, ist auch dessen Verhalten konträr dargestellt. Die Menschen am Filmset scheinen Angst vor dem herrischen Verhalten und den cholerischen Ausbrüchen des von sich über alle Maßen überzeugten Perfektionisten zu haben. Als jedoch die züchtig gekleidete ehemalige Nonne in sein Leben tritt, serviert er seine aktuelle Gespielin kurzerhand ab und begnügt sich mit Küssen und Händchenhalten. Ein Großteil der Nebenfiguren blieb blass und farblos, während mir das Ehepaar Ellie und Dirk Brenner sympathisch erschien und durchaus Potenzial hatte. Doch auch hier wird der Ehekonflikt der beiden zwar erwähnt, das Thema dann im Verlauf des Buches jedoch für mein Empfinden nicht ausreichend behandelt.

Fazit: „Drei Küsse für ein Halleluja“ ist eine seichte Unterhaltung für ein paar gemütliche Lesestunden. Ich empfand es jedoch für meinen persönlichen Geschmack als zu oberflächlich und die Handlungen der Protagonisten als unglaubwürdig.

Eine Leseempfehlung kann ich hierfür nicht aussprechen.