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Veröffentlicht am 16.04.2018

Der Korsar und das Mädchen

Der Korsar und das Mädchen
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Der Korsar und das Mädchen

„Habe ich mich jemals daran gehalten, was andere weiße Frauen tun?“ – „Ja, immer dann, wenn es von Vorteil für Sie war.“

Catherine Hanson, die 17jährige Tochter eines Plantagenbesitzers ...

Der Korsar und das Mädchen

„Habe ich mich jemals daran gehalten, was andere weiße Frauen tun?“ – „Ja, immer dann, wenn es von Vorteil für Sie war.“

Catherine Hanson, die 17jährige Tochter eines Plantagenbesitzers aus South Carolina, kam zwar in den Genuss einer exzellenten Ausbildung, ist aber im Gegensatz zu ihrer Halbschwester Emily vom Bild einer sanftmütigen und zarten Südstaatendame meilenweit entfernt. Der übermütige und unbekümmerte Wildfang verbringt seine Freizeit lieber damit, zu Schießen, zu Fechten und sich dem Reiten im Männersattel zu widmen, anstatt den feinen Teegesellschaften ihrer Schwester beizuwohnen. Catherines Trainingspartner ist der gleichaltrige Sklavenjunge First, der durch seinen Sonderstatus auf der Plantage auch gemeinsam mit den Hanson-Töchtern unterrichtet wird. Der gebildete und wortgewandte junge Mann besitzt eine anerzogene Zurückhaltung und ist Catherines bester Freund und Vertrauter. Catherines sorglose und unkonventionelle Kindheit und Jugend scheinen sich ihrem Ende zuzuneigen, als zwei britische Gentlemen um die Hand der beiden Plantagentochter anhalten. Die stolze und standesbewusste Südstaaten-Lady Emily macht sich mit ihrem Verlobten auf den Weg nach England, ihre Schwester Catherine soll das Paar begleiten und anschließend den Sohn eines englischen Viscount kennenlernen, ihren zukünftigen Ehemann. Zu ihrem Schutz wird First mit auf diese Reise geschickt.

In einem zweiten Erzählstrang wird der fähige Offizier Lennart Montiniere zum Lieutenant Commander auf der Kriegsfregatte „Silver Eagle“ ernannt und mit einem geheimen Auftrag auf die Reise geschickt. Im Hintergrund des Britisch-Amerikanischen Krieges geraten Emily und Catherine auf ihrer Überfahrt durch das von Lennart befehligte Kriegsschiff in Bedrängnis und setzen ihre Reise in der Obhut des „Korsaren“ fort. Catherine gibt sich als Schiffsjunge namens Cato aus – ein Verwirrspiel, das durch ihre unkonventionelle Art und ihren wilden, rebellischen Geist nicht Gefahr läuft, aufgedeckt zu werden. Es beginnt ein Abenteuer auf See, das einerseits einige Spannung, andererseits eine Menge Humor bereit hält…

Elisabeth Büchle hat mich mit dieser Neuerscheinung wieder von Beginn an in ihren Bann gezogen. Den Einstieg bildet ein hoch spannender Prolog, dessen brisanter Inhalt sich erst nach und nach im Verlauf des Buches offenbart. Die nachfolgende Beschreibung der beiden Hanson-Geschwister und die Rückblenden auf die unbeschwerte Kindheit Catherines werden ebenso detailliert und lebendig geschildert wie die Charaktere der handelnden Personen. Der Schauplatz dieses Romans ist die Kriegsfregatte Silver Eagle. Die Autorin hat durch eine detaillierte Skizze und den ausführlichen Beschreibungen der Fachausdrücke in der Seefahrt in ihrem Glossar am Ende des Buches für eine praktische und rasche Möglichkeit gesorgt, die verschiedenen Begriffe nachzuschlagen. Auch das Personenregister auf den ersten Seiten fand meinen Beifall – es stellt eine hilfreiche Sammlung von Informationen über die wichtigen Figuren eines Buches dar, die ich mir im Grunde für jeden Roman wünschen würde.

Die Handlung wird durch das Verwirrspiel um die Verkleidung der Lady Catherine und der Ereignisse an Bord des Kriegsschiffes dominiert. Eine sich anbahnende zarte Liebesgeschichte zwischen dem rebellischen Wildfang und dem steifen, korrekten Kommandanten mit dem weichen Kern bildet den romantischen Part dieses Buches. Nicht zuletzt bringt Elisabeth Büchle durch den bösartigen Viscount Adam Adamson einen gewissen Spannungsbogen ein, der gegen Ende des Buches in einem dramatischen Finale gipfelt. Was mir ganz besonders gefallen hat war der feine Humor in den Dialogen der Protagonisten – ein Stilmittel, das ich mittlerweile bereits als eines der Markenzeichen der Autorin betrachte und sehr zu schätzen lernte.

Fazit: Die Lektüre dieses Buches hat mir großes Lesevergnügen bereitet und ich kann diese spannende, humorvolle und romantische Geschichte wärmstens weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Wer Hoffnung sät

Wer Hoffnung sät
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Wer Hoffnung sät

Chris Fabry stellt uns in seinem Buch „Wer Hoffnung sät“ Karin vor, eine junge Frau, die in ihrem Leben falsche Entscheidungen getroffen und falsche Freunde gewählt hat. Man erfährt gleich ...

Wer Hoffnung sät

Chris Fabry stellt uns in seinem Buch „Wer Hoffnung sät“ Karin vor, eine junge Frau, die in ihrem Leben falsche Entscheidungen getroffen und falsche Freunde gewählt hat. Man erfährt gleich zu Beginn von ihrem Kampf mit seelischen Problemen und Ängsten. Karin lebt in ihrem Heimatort Dogwood in West Virginia und ist mit dem Pastor in der Little Brown Church verheiratet, das Paar hat auch Kinder. Bedauerlicherweise hat Karin keine gute Freundin. Umso mehr freut sie sich, dass das ältere Gemeindemitglied Ruthie Bowles mit offenen Armen auf sie zugeht. Ruthie verbringt Zeit mit Karin und überredet sie sogar dazu, ihren alten Jugendfreund Will Hatfield im Gefängnis zu besuchen. Will sitzt seit vielen Jahren in der Justizvollzugsanstalt Clarkston und lebt nur für seinen großen Traum: ein Haus zu bauen, die Frau seiner Träume zu heiraten und mit ihr die gemeinsamen Kinder großzuziehen. Als Will kurz nach Karins Besuch aus der Haft entlassen wird, kehrt er in seine Heimatgemeinde zurück. Karin ist verunsichert, die Einwohner von Dogwood reagieren ablehnend, die Situation eskaliert sogar und es kommt zu einem tragischen Zwischenfall. Wird Will seinen Lebenstraum, Karin für sich zu gewinnen, endgültig begraben müssen?
Nach dem unvergleichlichen Buch „Der unsichtbare Kampf“, das ein außergewöhnliches schönes und nachhaltig beeindruckendes Leseerlebnis für mich darstellte, hatte ich eine sehr hohe Erwartungshaltung an diese Neuerscheinung des Autors. Leider gestaltete sich jedoch bereits der Einstieg ins Buch als schwierig. Chris Fabry erzählt seine Geschichte abwechselnd aus der Sicht seiner handelnden Personen, teilweise als Ich-Erzähler. Danach rollt er die Geschichte behutsam auf und gestattet seinen Lesern nach und nach immer tiefere Einblicke in die Vergangenheit. Da dieser Roman meiner Meinung nach vom völlig überraschenden Ende lebt, möchte ich auf den Inhalt auch nicht näher eingehen. Die Zusammenhänge beziehungsweise die Bedeutung einiger Aussagen und Ereignisse blieben für mich jedoch lange Zeit schwer erkennbar. Ich war zudem enttäuscht von den flachen und unpersönlichen Figuren der Handlung. Lediglich in der Darstellung von Will Hatfield und Ruthie Bowles wurde tiefe Authentizität vermittelt, ich würde die beiden sogar als eigentliche Protagonisten des Buches bezeichnen. Will und Ruthie sind mir sofort ans Herz gewachsen. Der tiefe Glaube, der sie durchdringt und dem sie das gesamte Buch über Ausdruck verleihen, hat die Lektüre für mich persönlich aufgewertet. Auch aus dem kauzigen alten Eigenbrötler namens Jasper Woods hätte der Autor weit mehr machen können – er war mir ebenso sympathisch wie Will und Ruthie. Leider wird er lediglich auf einigen Seiten erwähnt und spielt danach keine Rolle mehr… schade! Den Rest der Handlung empfand ich den Großteil des Buches über als zusammenhanglos und undurchschaubar, vieles wirkte befremdlich auf mich. Ich war enttäuscht von den leblosen und unglaubwürdigen Nebenfiguren. Speziell die Person des Danny Boyd war mir bis zur letzten Seite ein Rätsel – die „Auflösung“ desselben empfand ich als völlig unbefriedigend, so wie den gesamten Roman und dessen Ende.

Die sympathische Ruthie meint: „Wenn du bereit bist, es zu hören, wenn dein Kopf und dein Herz zusammenfinden, dann wirst du es verstehen.“ Leider bezieht sich diese an Karin gerichtete Aussage nicht zugleich auch an den Inhalt dieses Buches, denn diesen habe ich wirklich erst ganz am Ende verstanden. Andererseits hätte ich ansonsten „Wer Hoffnung sät“ mit dem Wissen um die Hintergründe vermutlich gar nicht gelesen.

Fazit: Angesichts meines überwältigenden Leseeindrucks von „Der unsichtbare Kampf“ war ich tief enttäuscht von dieser Neuerscheinung und würde jedem potenziellen Leser empfehlen, sich bevorzugt den anderen Büchern dieses Autors zu widmen. „Wer Hoffnung sät“ ist ein Buch, bei dem mich lediglich die Darstellung von Will, Ruthie und Jasper für sich eingenommen hat. Schade.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Beauty – Schönheit statt Asche. Lebenskrisen und neue Perspektiven

Becca - Liebe ist nichts für Feiglinge
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Beauty – Schönheit statt Asche. Lebenskrisen und neue Perspektiven

„Du musst einfach glauben, dass Gott einen Plan für dich hat.“

Vom erfolgreiche Leben der Karrierefrau Rebecca Ilene Moore scheint nur ...

Beauty – Schönheit statt Asche. Lebenskrisen und neue Perspektiven

„Du musst einfach glauben, dass Gott einen Plan für dich hat.“

Vom erfolgreiche Leben der Karrierefrau Rebecca Ilene Moore scheint nur noch ein Scherbenhaufen übrig geblieben zu sein. Nach zehnjährigem Einsatz für ihren Dienstgeber, verbunden mit massiven Überstunden und dem Verzicht auf einen Großteil ihres Privatlebens, verliert Becca ihren Job. Zeitgleich wird sie mit der Tatsache konfrontiert, dass ihr attraktiver, gut betuchter Freund Chris sie mit einer seiner ehemaligen Studentinnen betrügt. Um das Maß voll zu machen ersucht man Becca als erfolgreichste ehemalige Schülerin, beim diesjährigen Klassentreffen eine Rede zu halten. Eine Offenlegung ihrer aktuellen Situation vor ihren einstigen Mitschülern empfindet sie jedoch als beschämend und als drastischen Imageverlust. Sie fühlt sich leblos und ausgelaugt, hat das Gefühl, dass ihr etwas Bedeutendes im Leben fehlt. In ihrer tiefsten Verzweiflung öffnen sich ihr jedoch plötzlich verschiedene Türen: neben der Aussicht auf eine lukrative neue Anstellung im gehobenen Management begegnet sie auch ihrem damaligen High-School-Schwarm Dylan, der mit seinem betörenden Lächeln und seiner mitfühlenden, teilnahmsvollen Art ihr Herz erneut im Sturm erobert. Und dann unterbreitet Beccas Vater ihr ein äußerst großzügiges Angebot. Wie wird Becca sich letztendlich entscheiden? Wird sie den logischen Argumenten und dem Ruf einer steilen Karriere in der Großstadt folgen, oder ihr Herz sprechen lassen und in ihre Heimatstadt Beauty zurückkehren?

Was ich zunächst als leichten Liebesroman einschätzte, entpuppte sich als tiefgründige Geschichte über eine Frau, die zielstrebig ihren Weg ging, dabei die Beziehung zu Gott immer mehr vernachlässigte, und letztendlich vor den Scherben ihres Lebens stand. Doch Gott war schon immer gut darin, aus Scherben etwas Neues zu gestalten. Und so geschah es auch bei der Protagonistin dieses Romans. Die Geschichte wird dem Leser durch Rebecca Moore als Ich-Erzählerin und im Präsens dargeboten. Der lockere, flüssige Schreibstil trug dazu bei, ihre Schilderungen unterhaltsam und an manchen Stellen sogar mit einer Menge Situationskomik zu gestalten. Die Autorin versteht es jedoch zugleich sehr gut, den Emotionen und inneren Beweggründen ihrer Figuren Ausdruck zu verleihen. Die handelnden Personen waren allesamt authentisch und sehr gut ausgearbeitet. Rachel Hauck stellt Rebecca sympathische und aussagekräftige Nebenfiguren zur Seite, die sie letztendlich erkennen lassen, was im Leben wirklich zählt. Neben der überzeugenden Protagonistin haben mich die Person des Surfers Drag sowie Beccas Nachbarin Elaine am meisten berührt. Drag findet durch Becca nicht nur zum Glauben, sondern wird sich auch seiner eigenen Ziele und Prioritäten im Leben bewusst. Besonders von der reizenden, aber sehr einsamen älteren Dame mit ihrer Eleganz und vornehmen Zurückhaltung hätte ich zu gerne noch mehr gelesen.

Der Glaube spielt in diesem Buch eine sehr bedeutende, zentrale Rolle. Becca muss einsehen, dass ihre eigenen Bestrebungen sie bislang nicht ans Ziel geführt hatten und sie bei ihrer Suche nach den Antworten des Lebens „irgendwo da draußen“ unmöglich fündig werden konnte. Erst als sie erkennt, dass man mit einem hoch dotierten Job und einem Leben auf der Überholspur keine Liebe, keinen Frieden und keine Zufriedenheit kaufen kann, hört sie auf, gegen Gottes Pläne für ihr Leben anzukämpfen. „Schon komisch, wie eine Krise einen dazu bringt, das Leben aus einer neuen Perspektive zu betrachten und die Sehfähigkeit des Herzens wiederzugewinnen.“

Fazit: „Becca. Liebe ist nichts für Feiglinge“ war wider Erwarten keine leichte Lektüre für ein paar unterhaltsame Stunden auf der Lesecouch. Es handelt sich vielmehr um eine sehr berührende, tiefsinnige und zu Herzen gehende Geschichte über das Wirken Gottes in unserem Leben. Für mich persönlich ein sehr wertvolles Lesehighlight, das lange nachwirkt und das ich uneingeschränkt und aus ganzem Herzen weiter empfehle.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Menschsein bedeutet, für das einzustehen, was richtig ist

Nur wenn ich fliehe
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Menschsein bedeutet, für das einzustehen, was richtig ist

„Der Psychopath ist entweder meine Informationsquelle oder mein Zielobjekt. Ich muss nur noch herausfinden, was.“

Dieser hochspannende Roman ...

Menschsein bedeutet, für das einzustehen, was richtig ist

„Der Psychopath ist entweder meine Informationsquelle oder mein Zielobjekt. Ich muss nur noch herausfinden, was.“

Dieser hochspannende Roman aus der Feder der amerikanischen Bestseller-Autorin Terri Blackstock startet gleich zu Beginn mit jenem Mordfall, der die Grundlage für die gesamte Handlung dieses Buches darstellt. Die Ich-Erzählerin Casey Cox befindet sich an dessen Schauplatz, das Mordopfer ist ihr bester Freund und Vertrauter Brent. Gebrandmarkt als Mörderin ist sie ab diesem Zeitpunkt auf der Flucht vor dem Gesetz, die Feinde ihres Vaters sind mit gnadenloser Brutalität und Skrupellosigkeit hinter ihr her. Zwar arbeitet die Polizei von Shreveport intensiv an der Aufklärung dieses Verbrechens, die finanziellen Ressourcen reichen jedoch für eine Ausweitung der Suche nach der potenziellen Verdächtigen nicht aus. Brent Paces Eltern engagieren daher einen ehemaligen Militär-Kriminalpolizisten, der zugleich auch ein sehr guter Freund der Familie und ehemaliger Schulkamerad des Opfers war. Casey ist als Tochter eines Polizisten sehr geschickt darin, spurlos zu verschwinden, die Gesetzeshüter sind nicht in der Lage, sie aufzuspüren. Der ermittelnde Polizeibeamte Gordon Keegan setzt daher seine Hoffnungen auf Dylans Erfahrungen bei der Militärpolizei. Eine rasante Flucht und eine abenteuerliche Verfolgungsjagd beginnen, und dieser Fall ist lediglich die Spitze eines Eisberges. Als Dylan tiefer zu bohren beginnt, kommen unfassbare Dinge ans Tageslicht, die nicht nur Caseys, sondern auch sein eigenes Leben in große Gefahr bringen.

Terri Blackstock erzählt diese atemberaubende Geschichte abwechselnd aus der Sicht des jeweiligen Protagonisten als Ich-Erzähler. Die Handlung ist mit einem sehr großen Spannungsbogen versehen, der sich ab der Mitte des Buches steigert und zuletzt in einem fulminanten Finale eskaliert. Die Protagonistin verstand es exzellent, ihre Spuren zu verwischen und erschwerte es ihren Verfolgern, sie aufzustöbern. Der erfahrene Ermittler Dylan heftet sich auf Caseys Fersen, möchte jedoch mehr über seine „Jagdbeute“ in Erfahrung bringen. Was hierbei ans Tageslicht kommt, ist brisant – und tödlich.

Der hohe Spannungsfaktor sorgte dafür, dass ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Zudem begeisterten mich die sehr gut ausgearbeiteten handelnden Personen. Die Protagonistin Casey wird besonders detailliert beschrieben, sie hat mich am meisten für sich eingenommen. Ihre tragische Vergangenheit und das Trauma ihrer Kindheit haben es letztendlich nicht geschafft, ihr liebenswertes, aufrichtiges, stets optimistisches und gutherziges Wesen zu verändern. In Dylan Roberts könnte Casey einen Seelenpartner gefunden haben – wäre es nicht jener Mann, der sie unerbittlich quer durch das Land verfolgt. Auch Dylan trägt eine Last mit sich und ist meines Erachtens ein interessanter Charakter. Der Antagonist dieses Buches ist hingegen eiskalt, vollkommen skrupellos und trägt beträchtlich dazu bei, das Buch zu einem Page Turner zu machen. Als besonders liebenswürdig empfand ich eine der Nebenfiguren dieses Buches, die großmütterliche und freundliche Lucy, die mich mit ihrem starken Glauben begeisterte, an dem sie trotz ihrer tragischen Vergangenheit und der schweren Bürde, die ihrer Familie auferlegt ist, unerschütterlich festhält.

Fazit: Diese Buch hat mir alles geboten, was ich mir von einem guten Spannungsroman erwarte: eine rasante und gut konstruierte Handlung, authentische Charaktere, großes Augenmerk auf zwischenmenschliche Werte und einen hohen Stellenwert des christlichen Glaubens. „Nur wenn ich fliehe“ war ein außergewöhnliches Lese-Erlebnis, das ich uneingeschränkt weiter empfehle und dessen Fortsetzung ich bereits ungeduldig herbei sehne!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Tagebuch einer politischen Gefangenen im Frauenzuchthaus Hoheneck

Gefangen im Stasiknast
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Tagebuch einer politischen Gefangenen im Frauenzuchthaus Hoheneck

„Ich weiß jetzt, dass man selbst unter den brutalsten Umständen überleben kann, und dass der Mensch viel mehr ertragen kann, als man oft ...

Tagebuch einer politischen Gefangenen im Frauenzuchthaus Hoheneck

„Ich weiß jetzt, dass man selbst unter den brutalsten Umständen überleben kann, und dass der Mensch viel mehr ertragen kann, als man oft glaubt.“

Birgit Schlicke ist das Opfer einer totalitären Diktatur. Sie widmet dieses in Tagebuchform verfasste Buch über die Hintergründe und die Zeit ihrer Inhaftierung allen Opfern der stalinistischen Willkür in der ehemaligen DDR. Es ist ihr ein Anliegen, jungen Menschen ein Stück Zeitgeschichte zugänglich zu machen. Die Autorin berichtet über die Verfolgung durch die Staatssicherheit (Stasi) 1988 und 1989 und klagt das totalitäre SED-Regime und seinen gefürchteten Geheimdienst mit all seiner kriminellen Energie an.

Birgit Schlicke ist überzeugte Christin und lebte vor ihrer Verhaftung in der Kleinstadt Weißwasser im Südosten der DDR. Für die gesamte Familie Schlicke stellte die ständige Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland und damit verbunden das Erlangen der Freiheit, ein Leben ohne Mauern und Stacheldraht, das ersehnte Ziel dar. Die Eltern Wally und Jürgen und die Geschwister Britta und Holm stellten ebenso wie Birgit Schlicke im Jahre 1985 den Ausreiseantrag – und zwar aufgrund der Perspektivenlosigkeit, staatlicher Drangsalierung und allgemeiner Unfreiheit. Die Folge waren Diskriminierung, Bespitzelung, Schulrausschmiss, Boykottmaßnahmen, Bildungsverbot, Drohungen, Verhöre durch die Stasi und letztendlich die Inhaftierung von Vater Jürgen und Tochter Birgit. Einen Tag nach Birgits 19. Geburtstag im Jahre 1988 wurden die beiden nach einer Hausdurchsuchung verhaftet.

Birgit Schlicke berichtet von den Schikanen bei den unzähligen Verhören und gestattet ihren Lesern schonungslosen Einblick in ihren Alltag hinter Gittern. Sie erzählt von der Diskriminierung und Verfolgung durch einen Staat, der sich stets nach außen demokratisch gab, seinen Bürgern jedoch primäre Menschenrechte vorenthielt und politische Gegner erbarmungslos unterdrückte. Sie schreibt von Zwangsarbeit, zermürbender Monotonie, katastrophalen Zuständen und Intrigen, von zunehmender Aggressivität und entwürdigenden Durchsuchungen. In ihrer Haftzeit war sie permanenter Beobachtung ausgesetzt und hatte keinerlei Privatsphäre. Birgit Schlicke erzählt schonungslos offen von der brutalen Zuchthausatmosphäre und der damit verbundenen Destruktivität, der Hoffnungslosigkeit und der Verzweiflung.

Die Autorin verbrachte ihren 20. Geburtstag hinter Gittern und „feierte“ mit heimlich fabrizierter „Knasttorte“ und „Knastwein“. Ihre Schilderungen beinhalten tiefe Emotionen, die mit ihrem Freiheitsentzug verbunden waren – begonnen von der Hoffnung auf Häftlingsfreikauf, über aufkeimende Verzweiflung und letztendlich beginnende Resignation. Die 21 Monate ihrer Haft erlebte sie als schrecklich und menschenunwürdig. Erst der Mauerfall, die Wende, brachte durch die damit verbundene Amnestie im Herbst 1989 den Schlickes endlich die ersehnte Freiheit.

Der Inhalt dieses Buches hat mich tief betroffen zurück gelassen, sehr nachdenklich gemacht und mir erneut vor Augen geführt, dass man die kostbare Freiheit, in der wir leben, noch viel mehr schätzen sollten. Ich empfand „Gefangen im Stasiknast“ als beeindruckenden Bericht, der durch die Fotos der Haftanstalt Hoheneck und der ehemaligen Insassen zusätzlich an Authentizität gewinnt.

Abschließend möchte ich noch anmerken, dass die Inhaltsbeschreibung zu diesem Buch bei Amazon nicht den Tatsachen entspricht. Hier wird steht geschrieben: „Obwohl die Berliner Mauer bereits am 09.11.1989 fällt, wird Birgit Schlicke, nach fast 20 Jahren Zuchthaus, erst am 17.11. in die Freiheit entlassen.“ Tatsache ist, dass Frau Schlicke sich 21 Monate in Haft befand und davon 15 Monate Zwangsarbeit verrichten musste… aber keine 20 Jahre (!).