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Veröffentlicht am 16.04.2018

Maschas Geheimnis

Maschas Geheimnis
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„Nicht ein einziges Ding kannst du mit der Erinnerung festhalten. Sie verblasst. Was du brauchst, ist etwas anderes. Es heißt: Vertrauen.“

Es gibt für jeden Menschen nur eine einzige Stelle in der ganzen ...

„Nicht ein einziges Ding kannst du mit der Erinnerung festhalten. Sie verblasst. Was du brauchst, ist etwas anderes. Es heißt: Vertrauen.“

Es gibt für jeden Menschen nur eine einzige Stelle in der ganzen Welt, an die er hingehört, nur einen einzigen Weg, den er gehen kann, ohne sein Leben zu verfehlen und unglücklich zu werden. Ich für mich weiß nichts Größeres, als danach zu suchen, was mein Platz ist im Plan des Lebens. Ich weiß nichts Schöneres, als den einzigen Weg zu erkennen, der mir bestimmt ist. Und ich weiß nichts Verächtlicheres, als diese Stelle um kleiner Vorteile willen zu verkaufen und diesen Weg aus Feigheit zu verraten.

„Die Sehnsucht führte die Muschel an ihr Ohr. Und Mascha hörte: einen feinen Hauch zunächst, unter den sich von außen her das Geräusch der heranrollenden Wogen mischte; dann ein Rauschen, von dem nicht zu sagen war, ob es aus den Tiefen des Meeres oder aus dem Inneren der Muschel kam; dann(als sie mit feinerem Ohr in das Rauschen hineinhörte) war ihr, als wohne in seinem Inneren ein ozeanisch tiefes Murmeln. Ein Summen vielleicht, kaum hörbar, so fern, dann anwachsend im Bauch der Erde und immer stärker werdend, ein urhaftes Dröhnen auf einem einzigen, nach unten offenen, klaftertief ins Dunkel der Fluten sich verlierenden Ton.“


Nachdem Mascha, die älteste Tochter des obersten der Ratsleute Vinetas, eine Muschel fand, hatte sie einen Traum von dem untergegangenen Vineta, dem Atlantis der Ostsee, einer hochberühmten und von drei Meeren umspülten Stadt. Mascha, blind geboren und erst spät das Augenlicht erlangt, glaubt an die Liebe, an das Gute, an die Ideen und an die Wahrheit. Und sie urteilt nicht nach dem Augenschein, sondern bewertet die Dinge und Menschen nach ihrem Klang, sieht, urteilt und fühlt mit ihrem ausgeprägten Gehör und folgt ihren inneren Eingebungen. So verliebt sich die vornehme junge Frau, der letzte Spross eines alten und einst sehr mächtigen Geschlechts, in die Stimme des Fischers Farin, einen Musiker, Dichter und Sänger aus Ramin, noch bevor sie ihn überhaupt gesehen hatte. Die kluge Wanda, seit dem frühen Tod ihrer Mutter Maschas Vertraute seit Kindheitstagen warnt das Mädchen und meint, „man könne einen Menschen erst dann wirklich lieben, wenn man seine Nähe erfahren und ausgehalten hat, wenn man seine dunklen Seiten kennen lernte und sie genauso gut annehmen möchte wie seine hellen Seiten.“ Mascha lässt sich jedoch nicht beirren und sie tut, was sie tun muss, geht ihren eigenen Weg. Doch die Zeichen stehen nicht gut für Vineta, denn die Zunft der Geometer, der Schreiber und Rechenmeister, durchsetzt mit ihrer Gier die Stadt, beugt das Recht und strebt nach Größe, Macht und Reichtum. Ihren Plan, die Macht in Vineta an sich zu reißen, verfolgen die Geometer mit unbeirrbarer Entschlossenheit. War Maschas Muscheltraum lediglich eine Spielerei ihrer Fantasie, oder ein warnender Blick auf die Zukunft der mächtigen Handelsstadt?

Bernhard Meusers Erzählung hat mich bereits von der ersten Seite an in den Bann gezogen. In einer wunderschönen, ausgefeilten und malerischen Sprache erzählt er die Geschichte einer Legende um eine im Meer verschwundene Stadt. Der Autor verstand es nicht nur, eine zauberhafte Geschichte darzubieten, sondern begeistert auch mit den vielen ins Buch eingeflochtenen Weisheiten. Er schreibt nicht nur VON Emotionen, sondern vermittelt diese auch durch seine gelungene Wortwahl. Er erzählt, und berührt damit das Herz seiner Leser. „Maschas Geheimnis“ ist ein Roman, der mich mit seiner poetischen Sprache sofort für sich eingenommen hat. Einziger Wermutstropfen war die Tatsache, dass die christlichen Bezüge in diesem Buch äußerst dürftig vorhanden waren – in dieser Hinsicht hätte ich mir von einem Roman aus einem christlichen Verlag wahrlich mehr erwartet. Nichtsdestotrotz hat mir die Lektüre aufgrund der bereits erwähnten Tatsachen großes Lesevergnügen bereitet und ich kann es jedem ans Herz legen, der durch dieses Buch berührt werden möchte.

Ich habe verstanden, dass es kommt, wie es kommt, und dass es stimmt, wie es kommt. Wir werden geführt, Farin!“

Veröffentlicht am 16.04.2018

ACHTE AUF DEINE GEDANKEN UND GEFÜHLE, DENN SIE BEINFLUSSEN DEIN GANZES LEBEN

Barfuß im Beziehungsdschungel
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ACHTE AUF DEINE GEDANKEN UND GEFÜHLE, DENN SIE BEINFLUSSEN DEIN GANZES LEBEN (Sprüche 4,23)

„Warum beschreiben Menschen ANGST und nennen es LIEBE? Warum beschreiben sie Chaos, Kontrollzwang, Geringschätzung ...

ACHTE AUF DEINE GEDANKEN UND GEFÜHLE, DENN SIE BEINFLUSSEN DEIN GANZES LEBEN (Sprüche 4,23)

„Warum beschreiben Menschen ANGST und nennen es LIEBE? Warum beschreiben sie Chaos, Kontrollzwang, Geringschätzung und Kummer, nennen es aber Liebe? Kein Wunder, dass das Leben so verwirrend ist, vor allem für Teens.“

Der Autor spricht mit seinem Buch „Barfuß im Beziehungsdschungel“ Jugendliche und Teenager an und verwendet hierfür die vertrauliche Anrede „Du“ sowie den flapsigen Jargon seiner Zielgruppe. Zunächst für mich als Erwachsene sehr gewöhnungsbedürftig gefiel mir dieser Schreibstil nach und nach ein wenig besser, und ich finde, dass er zum Inhalt dieses Buches gut gewählt wurde.

Chad Eastham liefert in seinen Ausführungen über „Liebe, Herzschmerz und Gefühlschaos“ keine vorgefertigten Lösungen für die Probleme seiner Leser, sondern möchte sie vielmehr dazu ermutigen, diese selber zu finden. Entgegen meiner Erwartungen hinsichtlich des Buchtitels sowie des Klappentextes konzentriert sich der Autor jedoch hauptsächlich auf das Thema „Trennung“. Er führt unter anderem Vorzeichen und Gründe einer Trennung an und bietet eine Hilfestellung für den Umgang damit. Er gesteht freimütig, dass es keine Patentlösung für das „Schlussmachen“ gibt, seine Anregungen in „drei Schritten“ empfand ich aber als gute Hilfestellung. Chad Eastman plädiert dafür, eine Beziehung respektvoll und freundlich und ohne emotional auszurasten zu beenden. Neben vielen wertvollen Tipps und ausführlichen Erläuterungen beschäftigt er sich auch mit der Aufarbeitung einer Trennung, mit den Gefühlen der Trauer und des Verlustes. Er zeigt auf, was man tun, und was man möglichst unterlassen sollte, wenn es zu einer Trennung kommt und begründet dies anschaulich.

Ein sehr interessantes Kapitel dieses Buches, das mich persönlich besonders angesprochen hat, befasst sich mit den „zwei verschiedenen Arten zu denken“. Der Autor führt hier das „Emotionale Denken“ sowie das „Rationale Denken“ an - „der Körper fühlt, der Verstand denkt“.

Am Ende des Buches überrascht er mit einem sehr offenen Bericht über seine eigenen Ängste und gibt hierbei Anregungen, den eigenen Blickwinkel auf seine Ängste zu verändern. „Du bist gut genug und du bist es wert, geliebt zu werden“ – Allein dieser Satz gegen Ende des Buches verdeutlicht, wofür der Autor steht und was er hervorzuheben versucht – nämlich den Wert eines jeden einzelnen Menschen. Damit verbunden steht auch Chad Easthams Aufforderung, die Wertschätzung anderen gegenüber auch in ernsten Gesprächen niemals gering zu schätzen.

Die christliche Einstellung zu Beziehungen bringt der Autor in verschiedenen Passagen dezent ins Buch ein, jedoch ohne belehrend zu wirken.

Fazit: „Barfuß im Beziehungsdschungel“ ist meiner Meinung nach ein hilfreicher, leicht zu lesender Ratgeber für junge Menschen, der in der flapsigen Sprache der Teenager sein Publikum direkt anzusprechen vermag. Einzig die Tatsache, dass der Autor sich hauptsächlich auf die Thematik der Trennung konzentriert und andere Beziehungsprobleme weitgehend außer Acht lässt, wäre meines Erachtens eine Erwähnung im Klappentext wert gewesen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein bezauberndes Märchen für Erwachsene

Das Café zwischen Himmel und Erde
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Ein bezauberndes Märchen für Erwachsene

Mitten in einer großen Beziehungskrise erhält Chelsea Chambers, die junge Ehefrau und Mutter von zwei Kindern, eine große Chance: sie erbt das 1968 von ihrer Großmutter ...

Ein bezauberndes Märchen für Erwachsene

Mitten in einer großen Beziehungskrise erhält Chelsea Chambers, die junge Ehefrau und Mutter von zwei Kindern, eine große Chance: sie erbt das 1968 von ihrer Großmutter Sophia Grayson gegründete Café in einem der ältesten Stadtviertel von San Antonio, das mit einer Künstleratmosphäre, einem Vintage-Charme, hausgemachten Gebäck und einem köstlichen Kaffee aufwartet. Das „Higher Grounds Cafe“ bietet zudem mit einer Wohnung im Obergeschoß eine ideale Zufluchtsstätte für Chelsea und ihre Kinder Emily und Hancock. Von ihrem Ehemann Sawyer, einem Football-Star mit „wilder Seite“ schmählich betrogen versucht Chelsea nach dreizehnjähriger Ehe nun, alleine auf ihren Füßen zu stehen. Allen Widrigkeiten zum Trotz bekommt sie durch einen wundersamen „Gott-Blog“ regen Zulauf und erhält sogar ein Kaufangebot eines interessierten Konkurrenten. Etwas Ungewöhnliches ist im Gange, und der dreißigjährige Manny aus Mexico mit seiner etwas unbeholfenen, aber zutiefst liebevollen Art und dem Latino-Akzent wird bald unentbehrlich für Chelsea. Als der selbstsichere und attraktive Immobilienmakler Dennis Darling sich nicht nur für das Café, sondern auch für Chelsea zu interessieren beginnt, erscheint plötzlich auch Sawyer wieder auf der Bildfläche und bittet seine Ehefrau um eine zweite Chance. Wie wird Chelsea sich entscheiden? Gibt es eine Chance auf Vergebung?

Der Titel und der amüsante Einfall mit dem „Gott-Blog“ haben mich dazu gebracht, mich für dieses Buch zu interessieren. Max Lucado unterhält seine Leser mit einem wunderschönen Märchen und hinreißenden Pointen und bringt vor allem das Thema „Vergebung“ ins Spiel. Sein lebhafter Schreibstil brachte mir das gemütliche Café mit dem Charme der guten alten Zeit bildhaft vor Augen, als er von den antiken Einrichtungsgegenständen und dem Rückzugsort von Chelseas Großmutter Sophia schreibt. Seine Protagonisten werden durch einnehmende Nebenfiguren ergänzt, wobei mein Augenmerk besonders auf den alten Stammkunden Bo Thompson lag. Auch die Idee, einen leibhaftigen Engel in der Person des Manny auf die Erde zu schicken, der zu Chelseas Schutz abgestellt wurde, fand ich sehr amüsant.

Als wunderschönes Märchen, in das man einige Zeit versinken kann, würde ich das Buch unbedingt weiter empfehlen. Für eine Höchstwertung fehlte es mir jedoch ein wenig an Tiefe und Glaubwürdigkeit. Nichtsdestotrotz hatte ich eine vergnügliche Lesezeit mit diesem Buch, das seine Leser zum Träumen bringt und an das Gute glauben lässt.

Im Anhang dieses Buches fand ich Fragen zum Nachdenken, wobei ich mir eine davon bereits zu Beginn gestellt hatte: „Wenn es einen Gott-Blog gäbe, welche Frage würde ICH Gott stellen?“ Es lohnt sich, darüber nachzudenken

Veröffentlicht am 16.04.2018

Der Tod, der Herr Jesus, die Liebe und ich. Ich mache mich auf die Reise in die Angst.

Leben ist das neue Sterben
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Der Tod, der Herr Jesus, die Liebe und ich. Ich mache mich auf die Reise in die Angst.

„Live life. Live life like you’re gonna die. Because you’re gonna. I hate to be the bearer of bad news – but you’re ...

Der Tod, der Herr Jesus, die Liebe und ich. Ich mache mich auf die Reise in die Angst.

„Live life. Live life like you’re gonna die. Because you’re gonna. I hate to be the bearer of bad news – but you’re gonna die.“ (William Shatner)

„No matter how you struggle and strive – you’ll lnever get out of this world alive.“ (Hank Williams)


Johanna Klöpper begibt sich durch dieses Buch in die Konfrontation mit einer ihrer größten Befürchtungen und Ängste, nämlich dem Blick auf die eigene Sterblichkeit. Die vielseitige junge Autorin, die nicht nur schreibt, sondern zudem auch komponiert und singt, möchte ergründen, wie Trauer und der Umgang mit dem Sterben funktionieren und engagiert sich dazu im Hospiz „Haus Emmaus“, wo Ärzte und Pflegepersonal nach der Devise „nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben“ arbeiten. Sie schreibt zunächst als ehrenamtliche, kurze Zeit später jedoch bereits als festangestellte Mitarbeiterin über ihre Erfahrungen im Hospiz und erzählt unter anderem, wie wichtig das Thema „Zeit“ für die Menschen dort ist, die im Haus Emmaus nicht als Patienten, sondern liebevoll als „Gäste“ bezeichnet werden. Auf vielen Seiten darf man einen kleinen Einblick in das Tätigkeitsfeld der Angestellten dieses Hospizes nehmen, wobei Johanna Klöpper es vortrefflich schafft, auch eine Prise Lebensfreude in dieses ernste Thema einzubringen.

In ihrem Buch „Leben ist das neue Sterben“ „begegnet man dem Leid, Krankheiten, Verlusten und Tränen“, wie bereits zu Beginn angekündigt wird. Auf insgesamt 185 Buchseiten und in 22 Kapitel erzählt sie beispielsweise von ihrer Teilnahme an einem Begräbnis eines Atheisten und berichtet, welche Gedanken ihr hierbei durch den Kopf gehen. Sie schreibt über das große Problem des Loslassens, wenn wir geliebte Menschen irgendwann gehen lassen müssen, aber auch über Glücksmomente in einem Hospiz, die es dort tatsächlich zu finden gibt. In einem Kapitel widmet sich die Autorin der Theodizee-Frage: „Wie kann man angesichts des Leidens in der Welt noch an Gott glauben?“, und bringt unter vielen weiteren Themenbereichen des Buches auch die Thematik der Trauertraditionen zur Sprache.

Johanna Klöppers Ziel ist es, mit diesem Buch Menschen zu erreichen und etwas zu bewegen, und sei es nur eine Kleinigkeit. So schreibt sie: „Wenn meine Reise in die Angst dazu beitragen konnte, dass das irgendwann oder irgendwie geschieht, dass sich das Herz irgendwie weicher anfühlt als gestern noch, dann hat sie sich gelohnt. Und wenn sich einer in Bälde traut, einen Traurigen zu fragen, wie es ihm wirklich geht oder ihm kommentarlos sein Steak klein schneidet oder einfach fragt, oder Lust auf einen Kaffee hat, dann hat es sich ebenfalls gelohnt.“

Der saloppe Schreibstil mit den vielen umgangssprachlichen Ausdrücken lässt eine lockere Atmosphäre beim Lesen aufkommen, die lesefreundliche Schriftgröße trägt viel dazu bei, die Lektüre angenehm zu gestalten. Einzig die Tatsache, dass Frau Klöpper sich an wenigen Stellen des Fäkaljargons bediente, hat mich etwas befremdet. Ausdrücke wie „Dreckhaufen“ oder „Scheiße“ hätte ich mir in einem Buch aus einem christlichen Verlag nun doch nicht erwartet, zumal die Autorin im vorliegenden Buch durchaus auch bewies, dass man dies umschreiben oder vermeiden kann.

Die optische Gestaltung des Buchcovers ist vortrefflich gelungen – schlicht und unaufdringlich, dennoch sehr aussagekräftig durch die Symbolik (schwarzer Trauerrand rund um den weißen Hintergrund, dazu die schwarzen Lettern und den Totenschädel sowie das Kreuzzeichen).

Fazit: eine tiefsinnige Lektüre über ein sehr ernstes Thema, das die Autorin sehr gut umgesetzt hat und das jeden von uns unweigerlich betreffen wird.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein Plädoyer für Weite im Glauben

Wie Gott uns Raum zum Leben schenkt
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Ein Plädoyer für Weite im Glauben

Der Theologe, Prediger und Buchautor Julius Steinberg macht den „Raum zum Leben“ zum zentralen Thema seines Buches, und zwar sowohl in geographischer, als auch in sozialer ...

Ein Plädoyer für Weite im Glauben

Der Theologe, Prediger und Buchautor Julius Steinberg macht den „Raum zum Leben“ zum zentralen Thema seines Buches, und zwar sowohl in geographischer, als auch in sozialer Hinsicht. Der Autor lädt seine Leser zu einer Entdeckungsreise ein und analysiert hierfür einerseits die Schöpfungsgeschichte, andererseits die 10 Gebote im Alten Testament. Er thematisiert unter anderem den Umgang mit ethnischen Minderheiten, die Frage nach Arbeitsagenturen christlicher Gemeinden, den Umweltschutz, oder aber Wege, seine eigenen Räume im Leben entdecken und jene seiner Mitmenschen schützen und respektieren zu können. Er klammert dabei jedoch ganz bewusst die Frage „Schöpfung oder Evolution“ aus.

Gleich zu Beginn liefert Julius Steinberg Beispiele für interessante Zahlensymboliken in der Bibel und weist darauf hin, wie sorgfältig und kunstvoll der Text geschrieben wurde. Er stellt den biblischen Text der Schöpfungsgeschichte als ein Kunstwerk mit Botschaft dar und verblüffte mich mit Überlegungen, die ich selber bei der Lektüre der Bibel noch niemals angestellt hatte. Vielmehr präsentiert er die Schöpfungsgeschichte als „kunstvoll gestaltetes literarisches Werk, eine Sachinformation, eingebettet in erzählerische Gestaltung.“ Und er offenbarte mir auf diese Weise einen völlig neuen Blick darauf.

Der Autor widmet auch dem ökologischen Gewissen seine Aufmerksamkeit und betrachtet „Christen als Weltgestalter Gottes, die die Schöpfung in seinem Sinne gestalten und verwalten, sie bebauen und bewahren, und die vor Gott darüber Rechenschaft ablegen werden.“ Er sieht ein ausgewogenes Zusammenspiel von Zusammenleben, Herrschaft und Verantwortung als Idealfall, was die Schöpfung anbelangt. Dazu nennt er dann auch praktische Beispiele zur Umsetzung, zeigt auf, wie jeder einzelne von uns einen Beitrag dazu leisten kann, Verantwortung zu übernehmen und unsere Lebensweise nachhaltiger zu gestalten. In einem eigenen Kapitel befasst er sich mit der sozial-politischen Verantwortung eines Menschen und bringt dabei ein brandaktuelles Thema ein: den Umgang mit Flüchtlingen, Asylanten und Migranten. Hierbei plädiert er für politisches Engagement und Einsatz der Christen für bedrohte Völker und Volksgruppen. Der Autor schreibt: „Wir können die weltweiten Probleme nicht lösen. Aber wir können auch nicht so tun, als gingen sie uns nichts an. Wenn wir uns an dem Ort, an dem wir sind, mit unseren Möglichkeiten einsetzen – allein oder als Gemeinde -, dann können wir etwas bewegen. Wir können heimatlos gewordenen Menschen helfen, neue Räume für sich zu finden. So machen wir Gottes Liebe für die Welt konkret.“

Julius Steinberg geht auf die Rollenvorstellungen bzw. den Erwartungen von Mann und Frau ein, für ihn ist Achtsamkeit ein wichtiges Thema, und er referiert über das Fundament der Gelassenheit. Ein für mich bedeutendes Kapitel ist jenes über den siebten Tag, wo er über den Stress, die ungezählten unerledigten Aufgaben spricht. Über „das Zuviel, das uns zu wenig Raum zum Leben lässt.“ Er befürwortet den siebten Tag als Tag der Entspannung, Tag, um loszulassen, Ruhe zu finden, Kraft zu schöpfen, und befindet ihn für äußerst wichtig hinsichtlich der Pflege unserer Beziehungen sowie jener zu Gott.

Einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit widmet der Autor seinem Kernthema „Raum zum Leben“, indem er es mit den 10 Geboten in Zusammenhang bringt. Hierbei eröffnet er eine mir bislang völlig unbekannte Perspektive auf deren Zusammenhang in sich sowie deren Aufbau.

Durch den einnehmenden Schreibstil, dem interessanten Thema und den zwischendurch immer wieder eingeflochtenen Bibelstellen und Praxisbeispielen wurde die Lektüre dieses Buches an keiner Stelle langatmig oder gar langweilig. Im Gegenteil. Julius Steinberg gelang es bereits zu Beginn des Buches, mich mit seinen Ausführungen zu fesseln und sorgte für höchst anregende und informative Lesestunden.

Leider hat die optische Gestaltung des Buchcovers mich in keiner Weise angesprochen. Die Abbildung eines Hauses im Comic-Stil, das an einem mit Luft gefüllten Ballon Richtung Himmel schwebt, losgelöst vom Fundament und dem weißen Lattenzaun, der das Erdreich (den Raum!) herum begrenzt, aber auch die grellen Farben hätten mich niemals dazu bewogen, das Buch zur Hand zu nehmen. Wirklich schade angesichts des bereichernden und wertvollen Inhalts!