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Veröffentlicht am 30.07.2024

Man muss nicht auf der Suche sein, um zu finden

Nanny über Nacht - Lakeland Love
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Man muss nicht auf der Suche sein, um zu finden

Als die Flugrettungssanitäterin Harriet Watts bei einem Verkehrsunfall erste Hilfe leistet, bittet der schwerverletzte Fahrer sie inständig, sich um seine ...

Man muss nicht auf der Suche sein, um zu finden

Als die Flugrettungssanitäterin Harriet Watts bei einem Verkehrsunfall erste Hilfe leistet, bittet der schwerverletzte Fahrer sie inständig, sich um seine behinderte Tochter Poppy zu kümmern. Entgegen all ihrer Prinzipien stimmt Harriet zu und macht sich auf den Weg, um das Mädchen vom Schulbus abzuholen. Nach anfänglichem Widerstreben betreut sie schließlich nicht nur das Kind, sondern erledigt auch den Haushalt und übernimmt die Versorgung der Tiere. Nach und nach erhält sie immer tiefere Einblicke in das Vater-Tochter-Gefüge, kann jedoch die soziale Isolation, in der die beiden leben, nicht nachvollziehen. Mit ihrer übersprudelnden Lebensfreude bahnt Poppy sich zielstrebig ihren Weg in Harriets Herz und genießt das Zusammensein mit Harriet und ihrer Familie. Schon bald knistert es auch zwischen Tom und Harriet, doch die Geheimniskrämerei um Toms Vergangenheit steht einer Beziehung im Wege.

Bei Alexandra Zöbelis aktueller Neuerscheinung handelt es sich um einen gefühlvollen Wohlfühlroman, in dem man schwelgen und versinken kann. Auf den Leser wartet eine harmonische Vater-Tochter-Beziehung mit einem liebevollen Alleinerzieher, dessen Lebensinhalt es ist, einfühlsam und fürsorglich für seine zwölfjährige Tochter da zu sein. Er möchte das Kind mit Trisomie 21 vor allen Widrigkeiten des Alltags beschützen und ist zugleich der Ansicht, dass seine Poppy das Beste ist, was ihm in seinem ganzen Leben passiert ist. Die Darstellung dieser naseweisen kleine Persönlichkeit mit Down Syndrom und dem sonnigen Gemüt hat mir ausnehmend gut gefallen. Die Autorin geht zwar auf die besonderen Bedürfnisse und die Andersartigkeit Poppys ein, der Fokus liegt jedoch nicht auf ihrer Behinderung, sondern vielmehr auf ihrer liebenswerten Art, mit der dieser strahlende kleine Sonnenschein die Herzen aller im Sturm erobert.

Poppy war von Beginn an meine Lieblingsfigur und die eigentliche Protagonistin dieses Romans, sie steht im Mittelpunkt des Geschehens. Poppy ist sehr wohl bewusst, dass sie anders ist, möchte aber dennoch wie ein ganz normales Mädchen ihres Alters behandelt werden. Sie wehrt sich dagegen, von ihrem Vater in Watte gepackt zu werden.

Tom und Harriet wurden ebenfalls hervorragend charakterisiert und ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen. Harriets Mutter Sarah, ihr Lebensgefährte Colin sowie Harriets Brüder Gregg und Giles waren als handlungsrelevante Nebenfiguren allesamt liebenswerte Sympathieträger. Darüber hinaus nimmt eine riesige Deutsche Dogge namens Maisie einen gewichtigen Part in der Handlung ein. Maisie ist trotz ihres überwältigenden Erscheinungsbilds eine Seele von Hund, ein regelrechter Clown auf vier Pfoten. Sie mutiert jedoch zur Furie, wenn es darum geht, Tom und Poppy zu beschützen. In weiteren tierischen Nebenrollen sorgen Sarahs wichtigtuerischer Dackel Boris und zwei exzentrische Hühner namens McCafé und Espresso für humorvolle Szenen.

Die Autorin besitzt einen sehr einehmenden, locker-leichten Schreibstil und erzählt ihre Geschichte in salopper Sprache. Die herrliche Situationskomik und amüsante Dialoge brachten mich wiederholt zum Schmunzeln. Einzig die Flüche und Kraftausdrücke im Buch haben mein Lesevergnügen etwas geschmälert. Was mich jedoch am meisten faszinierte waren die Thematik und die Charakterzeichnung der handelnden Figuren. Die inneren Konflikte und die persönliche Entwicklung von Tom und Harriet empfand ich überzeugend dargestellt. Die Autorin beleuchtet das Problem mit Carol aus verschiedenen Perspektiven und ist dabei auf jede der beteiligten Personen dieses Konflikts eingegangen. Ich konnte Toms Sichtweise und zu guter Letzt sogar auch jene von Carol zumindest nachempfinden, auch wenn ich diese nicht befürwortete. Harriets und Poppys Einstellung dazu fand jedoch meine uneingeschränkte Zustimmung.

Abschließend möchte ich die eindrucksvolle optische Aufmachung dieser Neuerscheinung mit der Abbildung eines prachtvollen Cottage inmitten eines malerischen Gartens hervorheben. Das Cover stellt dank dieser bezaubernden Optik und der harmonischen farblichen Gestaltung einen außergewöhnlichen Blickfang dar und ich hätte es in einer Buchhandlung schon allein deswegen unweigerlich zur Hand genommen.

FAZIT: Mit „Nanny über Nacht“, dem Auftakt der Lakeland-Love-Reihe, hat Alexandra Zöbeli sich pfeilgerade in mein Herz geschrieben. Ich habe die Lektüre dieses bezaubernden Romans mit Happy End-Garantie sehr genossen und freue mich bereits auf den zweiten und dritten Band, die sich auf Harriets Brüder Gregg und Giles konzentrieren. Für mich persönlich war dieses Buch zweifellos ein Lese-Highlight und ich vergebe daher trotz des winzigen Kritikpunkts hinsichtlich der sprachlichen Umsetzung (der verwendeten Kraftausdrücke) fünf Bewertungssterne.

„Ich bin Poppy und ich liebe mein Leben!“ Ich hoffe von Herzen, diesem kleinen bezaubernden Sonnenschein in den Nachfolgebänden wiederzubegegnen!

Veröffentlicht am 27.07.2024

Ein Gefühl zwischen Euphorie und Jagdtrieb

Im Kopf des Bösen - Ken und Barbie
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Ein Gefühl zwischen Euphorie und Jagdtrieb

Nach einem spannenden Auftakt mit dem „Sandmann-Fall“ setzt das Autorenduo Axel Petermann und Petra Mattfeldt seine Buchreihe um wahre Verbrechen mit dem zweiten ...

Ein Gefühl zwischen Euphorie und Jagdtrieb

Nach einem spannenden Auftakt mit dem „Sandmann-Fall“ setzt das Autorenduo Axel Petermann und Petra Mattfeldt seine Buchreihe um wahre Verbrechen mit dem zweiten Band der „Im Kopf des Bösen-Reihe“ fort. „Ken und Barbie“ gewährt detaillierte Einblicke in die Geschichte einer schockierenden Mordserie, in der junge Frauen entführt, misshandelt, vergewaltigt und getötet wurden.

Das Hauptaugenmerk ist auf die autistische Fallanalytikerin Sophie Kaiser gerichtet, die gemeinsam mit Leonhard Michels im ersten Band den sogenannten „Sandmann“ zur Strecke brachte. Die Kriminalbeamtin lässt sich nicht von ihren Gefühlen leiten und betrachtet die Dinge auf eine besondere Art und Weise. Ihre analytische Art, ein eidetisches Gedächtnis und die Fähigkeit, tief in die Psyche eines Täters einzutauchen, um seine Motive und Handlungen nachzuvollziehen, machen sie zu einer außergewöhnlichen Profilerin. Mit Kriminalhauptkommissar Leonhard Michels steht Sophie ein hervorragender Ermittler zur Seite, der sich nicht an den Eigenheiten seiner autistischen Kollegin stört. Er ist zudem der einzige Mensch, der auch Sophies verletzliche Seite kennt und gerne mit ihr zusammenarbeitet. Durch ihre gegenseitige Wertschätzung und das Vertrauen in die Fähigkeiten des anderen stellen Sophie und Leonhard ein außergewöhnliches Team dar, deren Ziel es ist, Serientäter zu überführen.

„Jedes Opfer hat es verdient, dass ihm Gerechtigkeit widerfährt. Und meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen.“ (Sophie Kaiser)

„Sophie mag manch einem eigenartig erscheinen. Für mich jedoch ist sie der logischste Mensch, der mir je begegnet ist. „(Leonhard Michels)


Die Charakterzeichnung der beiden Protagonisten weist eine hohe Authentizität auf und hat mir ausgezeichnet gefallen – ich konnte die Gedanken, aber auch die Emotionen der beiden Figuren hautnah miterleben. Sophies Demonstration ihrer Methoden der Fallanalytik haben mich tief beeindruckt. Es war höchst interessant, die Ermittlungsarbeit der Kriminalbeamten – insbesondere der beiden Protagonisten – mitzuverfolgen, wobei die Aspekte des Autismus und die Arbeit einer Profilerin mich persönlich am meisten faszinierten. Mit den Ermittlerkollegen der Kripo sowie den Familien und Freunden der Opfer werden zahlreiche Nebenfiguren eingebracht. Die Identität des Täters bleibt lange im Dunkeln, seine Aktivitäten und Gedanken werden im Buch kursiv dargestellt.

Axel Petermann und Petra Mattfeldt beschränkten sich in ihren Ausführungen jedoch nicht allein auf die Ermittlungstätigkeiten, sie beleuchteten vielmehr auch die Hintergründe – die Auswirkungen der Morde auf das Umfeld der Opfer, Selbstvorwürfe und Anklagen, Verzweiflung und Trauer sowie Beziehungen, die an diesen traumatischen Erlebnissen zerbrochen sind.

Der einnehmende und fesselnde Schreibstil und der hohe Spannungsbogen haben mich bereits im ersten Band voll und ganz für sich eingenommen. Und obgleich man als Leser dank kursiver Passagen Einblicke in das Denken und Handeln sowie die Motive und Vergangenheit des Täters erhält, bleibt dessen Identität lange Zeit im Dunkeln. Das Buch weist bereits aufgrund der Thematik ein durchgehend hohes Spannungsniveau auf, das durch die kursiven, auf den Täter bezogenen Passagen, deutlich erhöht wird. Tragisch, da dieses Buch auf einem realen Fall basiert, auf dem im Anhang ausführlich Bezug genommen / eingegangen wird.

Das aufwändig gestaltete Buchcover zeigt ein düsteres, auf den Inhalt bezogenes Szenario. Auf der ersten Innenseite dieser Hochglanzbroschur findet man eine Kurzvorstellung inklusive Foto beider Autoren. Fettgedruckte Angaben von Zeit und Schauplatz der Handlung sowie ein kurzes, auf den Inhalt bezogenes Zitat vor jedem einzelnen Kapitel tragen zur Orientierung und Übersichtlichkeit bei. Wie bereits erwähnt heben sich die Passagen über die Aktivitäten des Täters durch ein kursives Schriftbild vom restlichen Inhalt ab.

FAZIT: Die fesselnde, auf einem wahren Kriminalfall beruhende Neuerscheinung „Im Kopf des Bösen – Ken und Barbie“ hat aus meiner Sicht den Reihenauftakt „Der Sandmann“ bei weitem übertroffen. Als passionierter Krimi-Fan mit einer Vorliebe für das Profiling und einem mindestens ebenso großen Interesse für die verschiedenen Ausprägungen des Autismus lag mein persönlicher Fokus auf der Ermittlungsarbeit und den faszinierenden Einblicken in die Welt der Fallanalytik. Obgleich ich die Gräueltaten dieses sadistischen Mörderpaares zutiefst erschütternd und abstoßend fand und ich mir das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen nicht annähernd vorstellen kann, hat mich die Arbeit der sympathischen Protagonistin Sophie Kaiser völlig in den Bann gezogen. Aus genannten Gründen stellt dieses Buch daher eine hochspannende Lektüre dar und ich sehe einer Fortsetzung dieser interessanten Reihe erwartungsvoll entgegen.

Veröffentlicht am 22.07.2024

CHAOS UND ORDNUNG

Klick – Der perfekte Moment
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CHAOS UND ORDNUNG

„Ich will keine Rebellin sein. Ich will bloß fotografieren. Dafür würde ich alles tun – außer die Regeln zu brechen. Regeln sind notwendig und nützlich. Sie verleihen meinem Leben Sicherheit.“ ...

CHAOS UND ORDNUNG

„Ich will keine Rebellin sein. Ich will bloß fotografieren. Dafür würde ich alles tun – außer die Regeln zu brechen. Regeln sind notwendig und nützlich. Sie verleihen meinem Leben Sicherheit.“ (Ava Pelier)

Die große Leidenschaft von Ava Pelier gilt der Fotografie. Die achtzehnjährige Journalistik Studentin möchte eine erfolgreiche Fotografin werden, einen Fotografie-Contest einer angesagten Werbeagentur betrachtet sie als ersten Schritt zu ihrem Ziel. Zu ihrem Leidwesen nimmt aber auch ihr Studienkollege Magnus daran teil, mit dem sie laufend aneinandergerät. Magnus Hiller ist für Ava „der Fluch ihrer Existenz“, den sie insgeheim „Magnus-der-Mistkäfer“ nennt. Dem Sohn eines Profi-Fotografen fehlt es materiell an nichts, er hat ebenso wie sein berühmter Vater ein Auge für das Besondere, ihm gelingen fantastische Bilder. Und obgleich er ein unzuverlässiger und schlampiger Chaot ist, stellt er für Ava eine ernstzunehmende Konkurrenz bei diesem Wettbewerb dar. Avas Ziel ist es, bei diesem Contest als Siegerin hervorzugehen und Magnus damit zu beweisen, dass sie die besseren Fotos schießt.

Barbara Schinko erzählt die Geschichte zweier konkurrierender Studenten, die voller Gegensätze sind. Während Ava Regeln und Ordnung liebt, glänzt der unzuverlässige Magnus auch bei wichtigen Terminen gerne mit Abwesenheit. Regeln sind für ihn dazu da, um gebrochen zu werden, seine Spontaneität bildet einen krassen Gegensatz zu Avas Perfektionismus. Zwei vollkommen unvereinbare Charaktere stehen vor der riesengroßen Herausforderung, für diesen Contest zusammenzuarbeiten. Die schrittweise Annäherung zwischen Magnus und Ava erfordert gewisse Anstrengungen und Kompromisse von beiden Seiten, und Avas Neid auf den finanziellen Hintergrund und die Möglichkeiten ihres Konkurrenten verwandelt sich nach und nach in aufrichtige Anerkennung seines außergewöhnlichen Talents.

Mit Ava und Magnus stehen zwei grundverschiedene Protagonisten im Zentrum des Geschehens. Abgesehen von Avas bester Freundin Viola, der in dieser Geschichte ebenfalls große Aufmerksamkeit zuteilwird, bleiben sämtliche Nebenfiguren eher blass und weisen keine erwähnenswerte Tiefe auf. Die Charakterzeichnung von Ava und Viola hingegen ist Barbara Schinko meines Erachtens gut gelungen, bei Magnus war dies für meinen Geschmack weniger zutreffend. Trotz permanenter Präsenz blieb Magnus mir fremd, ich erfuhr nur wenig über seine Charaktereigenschaften, seine Vergangenheit, seine Vorlieben und Marotten, seine Hobbies, seine Gefühle und Gedanken, seine Hoffnungen und Träume oder seine Ziele im Leben. Seine Zuneigung zu Ava vermochte mich ebenfalls nicht zu überzeugen. Und obgleich laufend auf die schlampige Kleidung und seine schwarzen Locken hingewiesen wurde, hatte ich von Magnus kein konkretes Bild vor Augen. Am meisten überzeugte mich die Darstellung von Avas Freundin Viola, die für mich ebenfalls zu einer Hauptfigur dieses Buches wurde. Viola stellt ebenso wie Magnus einen komplett konträren Charakter dar, doch obwohl sie grundverschieden sind, ergänzen sie und Ava einander perfekt. Violas lebhafte, unbekümmerte Art, das selbstbewusste Auftreten und ihre schauspielerischen Einlagen zeichneten für zahlreiche humorvolle Szenen im Buch verantwortlich. Ich mochte diesen chaotischen Wirbelwind auf Anhieb, denn Ava trägt ihr Herz auf der Zunge und glaubt ganz fest an ihre Freundin.

Fazit: „Klick – Der perfekte Moment“ war eine unterhaltsame, an vielen Stellen auch äußerst humorvolle Sommerlektüre, die mich wiederholt zum Schmunzeln brachte. Dieser amüsante Roman hat mir einige vergnügliche Lesestunden bereitet und ist durch den locker-leichten Schreibstil, einer sehr saloppen Sprache und einer gehörigen Portion Situationskomik die ideale Strandlektüre für Jugendliche und junge Erwachsene.

Veröffentlicht am 19.07.2024

Drachenschiffe am Horizont – die Wikinger auf den Hebriden

Die Liebenden von Islay
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Drachenschiffe am Horizont – die Wikinger auf den Hebriden

Freya MacLean ist alleinerziehende Mutter einer zwölfjährigen Tochter und besitzt ein kleines Gästehaus auf der Hebrideninsel Islay. Als sie ...

Drachenschiffe am Horizont – die Wikinger auf den Hebriden

Freya MacLean ist alleinerziehende Mutter einer zwölfjährigen Tochter und besitzt ein kleines Gästehaus auf der Hebrideninsel Islay. Als sie bei einem Unfall schwer verletzt ins Krankenhaus muss, springt ihre Schwester Shona ein und kümmert sich um ihre Nichte Erin und das Gästehaus in dem kleinen verschlafenen Ort am Loch Indaal. Der Fund einer sehr alten silbernen Spange aus der Zeit der Nordmänner animiert Erin und Shona dazu, mehr über die Besitzerin dieser Gewandnadel herauszufinden. Mit der Unterstützung von Gavin Ramsay, dem Inhaber einer kleinen Destillerie, begeben die beiden sich auf Spurensuche und kommen dabei gefährlichen Menschen in die Quere.

„Irgendetwas geht hier vor und das macht mir zunehmend Angst“ (Shona MacLean)

In den vierunddreißig Kapiteln dieses Buches erzählt die Autorin die Geschichte der MacLeans in der Gegenwart, sie thematisiert aber auch eine Liebesgeschichte aus längst vergangenen Zeiten. Der siegreiche Kriegsherr Fjell Halvorson galt im Jahre 1085 als bester Schwertkämpfer und erfolgreicher Heerführer, er hatte ein Auge auf eine hochgewachsene Schönheit mit ebenmäßigen Zügen, blondem Haar und blauen Augen geworfen. Mit dem Segen des Vaters, jedoch gegen den Willen ihrer christlichen Mutter, heiratete Hulda Rokadóttir den attraktiven Wikinger mit dem wilden braunen Haar und den dunklen Augen. Während Fjell und seine Männer die meiste Zeit auf ihren Drachenschiffen unterwegs waren, wartete Hulda geduldig auf die Rückkehr ihres Ehemannes. Huldas Volk glaubte an die Macht der Nornen, welche die Schicksalsfäden verweben. Sie fügten sich dem Willen ihrer Götter und brachten Opfer dar, um sie gnädig zu stimmen. Fjells Leben gehörte wie das eines jeden Wikingers seinem Schwert, er glaubte an die alten Götter und daran, dass sein Schicksal von Geburt an vorherbestimmt ist. Die gegenseitigen Machtkämpfe und Raubzüge der Nordmänner waren stets mit großen Gefahren verbunden. Nicht alle kehrten wohlbehalten wieder zurück zu ihren Frauen und nur ein Krieger, der mit seinem Schwert in Händen im Kampf starb, fand nach ihrem Glauben Einlass in Walhall.

„Solange ich ein Schwert führen kann, wird dir niemals jemand ein Leid tun.“ (Fjell zu Hulda)

In Constanze Wilkens Roman stehen zum einen die Geschichte der sympathischen und liebenswerten Familien MacLean und Ramsay im Mittelpunkt, wobei Shona und Gavin als Protagonisten fungieren. In einem zweiten Erzählstrang entführt die Autorin ihre Leser dann in das elfte Jahrhundert und gibt anhand der Lebensgeschichten von Fjell Halvorson und Hulda Rokadóttir interessante Einblicke in den Alltag und die Kultur der Wikinger, die sich auf Islay, der Königin der Hebriden, niedergelassen hatten.

Die große Leidenschaft der Autorin für die Hebriden äußert sich nicht nur in der bildhaften Beschreibung der malerischen Landschaft und eindrucksvoller Schauplätze, auch das zauberhafte Buchcover zeigt ein märchenhaft schönes Bild dieser Inselgruppe vor der Nordwestküste Schottlands. Eine hervorragende Recherche historischer Hintergründe trägt gemeinsam mit dem einnehmenden Schreibstil sowie interessanter Charaktere dazu bei, dass man diese Lektüre nur ungern aus der Hand legen möchte. Ich durfte einen Blick hinter die Fassade der gefürchteten Nordmänner werfen, die mit ihren Drachenschiffen zu Raubzügen und Plünderungen auszogen und dabei Angst und Schrecken verbreiteten. Anhand der Aktivitäten des Protagonisten Fjell und seiner Krieger wird die Fähigkeit zum klugen Taktieren dieser ausgezeichneten Seefahrer aufgezeigt, zugleich aber auch die menschliche Seite dieses streitbaren Volkes offenbart, dem das Reisen zwar im Blut lag, die aber dennoch immer wieder gerne zu ihren Ehefrauen und Kindern zurückkehrten.

Fazit: Ich habe es genossen, erneut ein wenig über die Geschichte einer Hebrideninsel zu erfahren und an der Seite von Fjell Halvorson und Hulda Rokadóttir in das Jahr 1085 nach Ìl zu reisen. Aber auch die bildhaften Beschreibungen im Handlungsstrang der Gegenwart mit Shona MacLean und Gavin Ramsey als Protagonisten weckten den Wunsch in mir, diesen wunderschönen Flecken Erde einmal mit eigenen Augen zu sehen. „Die Liebenden von Islay“ war eine unterhaltsame, aber auch sehr informative Lektüre, die mir das Leben der Wikinger näherbrachte. Ein Roman zum Träumen, mit atemberaubenden Landschaftsbeschreibungen, zwei Zeitebenen und überzeugenden Figuren – das perfekte Buch, um der Langeweile zu entfliehen und Abenteuer im Kopf zu erleben.

Veröffentlicht am 14.07.2024

Das wildeste, aberwitzigste und wunderbarste Abenteuer meines Lebens!

Die Freundin der Braut
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Das wildeste, aberwitzigste und wunderbarste Abenteuer meines Lebens!

„Ich war zur richtigen Zeit am falschen Ort, und am Ende war es das Beste, was mir passieren konnte.“ (Jean-Pierre Morel)

Mit ihrer ...

Das wildeste, aberwitzigste und wunderbarste Abenteuer meines Lebens!

„Ich war zur richtigen Zeit am falschen Ort, und am Ende war es das Beste, was mir passieren konnte.“ (Jean-Pierre Morel)

Mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Die Freundin der Braut“ präsentiert die Bestsellerautorin Daniela Thiele unter ihrem weltbekannten Pseudonym Nicolas Barreau eine humorvolle, turbulente und romantische Geschichte mit einem sympathischen Protagonisten und einem chaotischen Wirbelwind als liebenswert-schräges weibliches Pendant.

In den ersten Kapiteln geht die Autorin ausführlich auf Jean-Pierre Morel und seinen ehemals besten Freund Paul Gèrard ein, die seit der Schulzeit unzertrennlich waren. Sie erzählt von gemeinsamen Erlebnissen, beruflichen und privaten Träumen und erläutert, wie es durch die Rivalität um die Liebe einer Frau zum Zerwürfnis zwischen den beiden kam. Die Hochzeitseinladung von Paul zehn Jahre später bewirkt, dass Jean-Pierre sich endlich mit seinem Freund versöhnen möchte. Er bricht zu jenem Chalet in Aquitanien auf, wo die Hochzeit stattfinden soll, platzt aufgrund zahlreicher Turbulenzen und Missgeschicke aber verspätet mitten in die Hochzeitsfeier. Jean-Pierre hat jedoch keine Sekunde lang damit gerechnet, dass ihm durch diese Reise das wunderbarste Abenteuer seines Lebens bevorsteht.

"Wenn das Glück dir den Schlüssel zum Paradies in die Hände spielt, musst du die Tür auch öffnen.“

Jean-Pierre Morel steht im Mittelpunkt des Geschehens. Der gutaussehende und belesene Besitzer eines Literaturcafés mit dem klangvollen Namen „Café des Poètes“ wird als sympathischer Single dargestellt. In zahlreichen Rückblenden erfährt man einiges über Paul Gérard, einige hübsche junge Damen sowie die Familien von Jean-Pierre und Gerard fungieren als interessante Nebenfiguren. Zu guter Letzt zieht die Freundin der Braut - eine bezaubernde Schönheit mit grünen Augen und leuchtendem Haar - den Protagonisten durch ihre unkonventionelle und unverblümte Art in ihren Bann.

Die Autorin erzählt von Liebe und Freundschaft, von Vertrauensbruch und der Entfremdung von ehemals besten Freunden. Die Umsetzung dieses Romans ist Daniela Thiele alias Nicolas Barreau vortrefflich gelungen. Ich mochte den einnehmenden Schreibstil, gepaart mit liebevoll charakterisierten Figuren, zahlreiche turbulenter Verwicklungen sorgen zudem für Spannung im Buch. In eindrucksvollen Bildern und mit großer Leidenschaft beschreibt die Autorin kleine Läden und Cafés, den Alltag und das Leben der Menschen in Paris, man spürt auf jeder einzelnen Buchseite ihre Begeisterung für diese Stadt. Durch einen temporeichen Plot wird das Leben des Protagonisten gehörig auf den Kopf gestellt und führt schließlich zu einem vorab im Klappentext angekündigten Happy End. Und auch wenn die Zufälle sich an mancher Stelle bereits ungewöhnlich häufen, kann man sich dem Zauber dieser märchenhaften Geschichte dennoch nicht entziehen.

FAZIT: Ich habe mich vollends auf diese romantische und unterhaltsame Liebeskomödie eingelassen, der einnehmende Schreibstil sowie etliche Zitate und Lebensweisheiten sorgten in Kombination mit den sympathischen Figuren dafür, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte. „Die Freundin der Braut“ ist die ideale Sommerlektüre für Menschen, die gerne ein wenig träumen möchten und in Büchern Entspannung und Ablenkung von ihrem Alltag suchen. Ein Faible für Frankreich und insbesondere die Stadt der Liebe sind natürlich dabei keineswegs fehl am Platz