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Veröffentlicht am 17.01.2019

Leben kurz vor Beginn des 30jährigen Krieges

Der Astronom und die Hexe
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Die Autorin Ulinka Rublack wurde in Thüringen geboren und lebt mittlerweile in Großbritannien. Sie lehrt an einer Universität in Cambridge Europäische Geschichte und veröffentlichte bereits einige Sachbücher. ...

Die Autorin Ulinka Rublack wurde in Thüringen geboren und lebt mittlerweile in Großbritannien. Sie lehrt an einer Universität in Cambridge Europäische Geschichte und veröffentlichte bereits einige Sachbücher.

Der Astronom und die Hexe beschreibt eine Zeit, in der die Kirchen ihren Einfluss massiv geltend machten. So wurden Wissenschaftler der Ketzerei beschuldigt, die die Erde als Kugel sahen und behaupteten, dass sie um die Sonne kreist. Unter anderem wurde im Jahr 1600 der Wissenschaftler und Mathematiker Giordano Bruno in Rom verbrannt. Aber nicht nur Astronomen und Naturwissenschaftler hatten es zu der Zeit schwer. Auch viele Frauen wurden denunziert und der Hexerei beschuldigt. Zwischen den Jahren 1580 und 1599 gab es alleine im katholischen Erzbistum Trier hunderte Menschen, die wegen Hexerei angeklagt wurden. Zur Verhaftung genügte eine Denunzierung der Betroffenen, ohne dass diese bewiesen werden muss.

Die Aufarbeitung der Anklage von Katharina Kepler, der Mutter von Johann hätte nie erfolgen können, wenn nicht im Jahr 1820 zwei dicke Bündel mit Schriften gefunden worden wären. Es handelt sich hier um Dokumente der Niederschriften, die alle den Prozess gegen Katharina Kepler betreffen.

In dem Buch wird nicht nur der Prozess erläutert. Der Astronom und die Hexe legt den Lebenslauf Katharinas dar. Wie sie mit ihrem Mann lebte und wie sie ihre Kinder fast alleine erzog. Der Begriff „Kindbett“ und seine Entstehung ist genau beschrieben. Es war einer ihrer Söhne, und zwar Heinrich, der sie im Jahr 1614 zum ersten Mal öffentlich als Hexe titulierte. Als sie 68 Jahre als war, wurde sie beschuldigt und von den Boten des Vogtes verhaftet. Es folgt die Beschreibung des Prozesses und auf welche Weise Katharina verteidigt wurde.

Mir gefiel das Buch sehr gut. Da gibt es zunächst eine Vielzahl an Abbildungen und zwei Karten. Kepler und seine damaligen Kollegen werden unter anderem präsentiert. Ein Foto des Denkmals von Katharina Kepler steht in Eltingen und das Foto wurde von der Autorin selbst gemacht. Mir gefiel auch, dass es hier nicht ein stures Abarbeiten der Fakten zum Prozess zu finden gibt. Viel mehr lernte ich die Lebensweise der damaligen Zeit kennen. Also die Schwierigkeiten der Menschen, wenn es um die Einstellung zu Gott und Kirche ging. Dass es damals bereits Armenkassen gab und sogar Kinder von minderbemittelten Leuten Stipendien für ein Studium erhielten. Das Leben Keplers selbst wird sehr genau beschrieben. Dass er sich nicht gerne wusch und wie er bei täglichen Verrichtungen nach dem Stand des Mondes richtete gehört ebenfalls dazu.

100 Jahre nach der Reformation, welche dann auch im 30jährigen Krieg ihren Höhepunkt erreichte, gab es in Deutschland gewaltige Umbrüche. Diese wirken bis heute nach und wer sich für deutsche Geschichte interessiert, muss dieses Buch einfach lesen. Das ist meine persönliche Meinung. Eins der besten Sachbücher, das ich las. Und davon gibt es viele.

DerAstronomUndDieHexe

NetGalleyDE

Veröffentlicht am 15.01.2019

Ein literarische Genuss mit lehrreichen Aspekten

Liebe ist die beste Therapie
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John Jay Osborn ist ein US-amerikanischer Autor. Zudem war er als Anwalt und Professor für Jura tätig. Schon während seines Studiums schrieb er seine ersten Romane, die ebenfalls erfolgreich waren. Zum ...

John Jay Osborn ist ein US-amerikanischer Autor. Zudem war er als Anwalt und Professor für Jura tätig. Schon während seines Studiums schrieb er seine ersten Romane, die ebenfalls erfolgreich waren. Zum Teil gibt es sogar Filme, die an seine Bücher angelehnt sind.

Im Roman Liebe ist die beste Therapie geht es um ein Ehepaar, die seit einigen Monaten getrennt leben. Dass keiner von beiden sofort einen Anwalt einschaltete gibt Hoffnung und gemeinsam einigen sie sich für eine Ehetherapie. Der Grund für die Frau liegt darin, dass sie trotz Trennung mit ihrem Ehemann befreundet sein möchte. Ihr graut vor einer schmutzigen Scheidung. Er wiederum glaubt, dass diese vermieden werden kann. Zwei Kinder haben die beiden und die leben bei der Mutter. Er arbeitet so viel, dass er kaum Zeit für den Nachwuchs hat.

In den ersten Gesprächsrunden geht es darum zu lernen, wie eine gute Unterhaltung geführt werden kann. Die Therapeutin greift unmittelbar ein, wenn die Stimme erhoben wird. Sie besteht ebenfalls darauf, dass das gesagt wird, was auf der Zunge liegt. Also Ehrlichkeit der wichtigste Faktor für Gespräche ist. Anfangs schwierig aber später fast von selbst gelingt es den Eheleuten miteinander ruhig und bestimmt zu kommunizieren. Sie zeigen dem Gegenüber unter anderem auf, was sie am meisten verletzte. Hin und wieder lädt die Therapeutin auch zum Einzelgespräch ein. Lässt sich aber nicht überreden zu garantieren, dass der Partner nichts davon erfährt.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Gesprächstherapie ist in vielen Berufen ein ganz wichtiges Unterrichtsfach und sich gut zu unterhalten nicht einfach. Aneinander vorbeireden oder sich nicht trauen das zu sagen, was man gerade denkt, sind typische Merkmale. Aber auch seine Wünsche nicht auszudrücken sondern das genaue Gegenteil aussprechen, ist oft ein Hemmschuh für klare Kommunikation. Ich denke, dass das Buch tatsächlich helfen kann, aufeinander zuzugehen und den Partner besser zu verstehen. Besonders interessant war für mich ein grüner Sessel, der stets im Zimmer der Therapeutin stand. Niemand nahm dort Platz und mit der Zeit offenbarte die Dame, was es damit auf sich hat. Ein spannendes Buch, literarisch hochwertig und unbedingt empfehlenswert.

Veröffentlicht am 14.01.2019

Ein Liebesroman mit ernsten Zwischentönen

Das Erbe der Leyensteins - Krönung der Herzen
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Das Erbe der Leyensteins wurde von einer Autorin unter dem Pseudonym Katharina Glock veröffentlicht. Es beschreibt die Liebesgeschichte dreier Geschwister, die in ihrer Kindheit ein schweres Trauma durchleben ...

Das Erbe der Leyensteins wurde von einer Autorin unter dem Pseudonym Katharina Glock veröffentlicht. Es beschreibt die Liebesgeschichte dreier Geschwister, die in ihrer Kindheit ein schweres Trauma durchleben mussten. Dass sie dadurch gezeichnet sind, beschreibt die Autorin mit viel Fingerspitzengefühl.

Philipp, Isabella und Richard von Leyenstein sind junge Leute, die mit ihrer Vergangenheit keinen Frieden schlossen. Das behindert sie so sehr, dass es für sie kaum die Möglichkeit gibt, sich an einen Partner zu binden. Bis Philipp, der älteste Spross der von Leyensteins, den Anfang macht und die verkrusteten Ansichten des Adelsgeschlechts zum Bröckeln bringt. Seine Geschwister folgen ihm zögerlich. Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt, die jeweils die Liebesgeschichte eines Kindes beschreiben. Ob es zum Happyend kommt, ist eigentlich klar. Spannend ist hingegen, wie es dazu kommt und welche Klippen dabei zu umschiffen sind.

Hin und wieder mal eine schöne „Schnulze“ zu lesen, das macht Freude. Das Erbe der Leyensteins ist aber mehr als das. Alleine die ausführliche Beschreibung von Cochem, Koblenz und Aachen zeugt von mehr. Aber auch die schwierige Situation von altem Adel und seinen Nachkommen wird detailliert aufgezeigt. Was mich persönlich berührte war das indiskrete Verhalten der Journalisten. Sie haben viel dazu beigetragen, dass die Kinder der von Leyensteins so sehr leiden mussten. Dass sich daran nichts änderte, weiß jeder, der Zeitungen liest oder Nachrichten im TV anschaut. Das Buch hat mich bestens unterhalten und eine Weile den Alltag vergessen lassen.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Das Buch hat das Prädikat "historischer Roman" mehr als verdient

Die Tochter der Toskana
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Die Tochter der Toskana ist ein historischer Roman, der die Situation Italiens während der Freiheitskämpfe beschreibt. Die Hauptperson ist Antonella, die in einem kleinen Bergdorf in der Toskana lebt. ...

Die Tochter der Toskana ist ein historischer Roman, der die Situation Italiens während der Freiheitskämpfe beschreibt. Die Hauptperson ist Antonella, die in einem kleinen Bergdorf in der Toskana lebt. Beschrieben wird nicht nur das karge Dasein der Schäfer. Die leben viele Monate weit weg von ihrer Familie und ihre Heimkehr ist jedes Mal ein Fest. Es gibt nicht viele junge Leute und die Heiratskandidaten sind rar. Antonella verliebt sich in den Sohn des reichen Müllers und verlobt sich mit ihm. Der zeigt aber zum Glück bereits vor der Hochzeit seinen wahren Charakter und es kommt zum Bruch. Antonella flieht und bekommt dabei von unerwarteter Seite Unterstützung. Ein junger Mann, den sie zufällig trifft, begleitet sie nach Genua. Der Weg dorthin ist gefährlich und es gilt etliche brenzlige Situationen zu bestehen.

Auch in Genua lauern gefahren, die vor allen Dingen den Begleiter Antonellas, Marco, betreffen. Die Gefahren lauern überall. Ob und wie die beiden Hauptpersonen diese bestehen und ob sie Hilfe bekommen, das ist äußerst spannend beschrieben. Auch wenn der erste Blick aufs Cover etwas anderes vermuten lässt, es ist keine Schnulze, bei der die Liebesgeschichte an erster Stelle steht.

Die Tochter der Toskana war mein erster Roman von Karin Seeberg. Daher ging ich unvoreingenommen ans Lesen und war schon nach dem ersten Kapitel gefangen. Die bildhafte Beschreibung der Landschaft und die vielen unvorhersehbaren Wendungen nahmen mich mit auf die beschwerliche Reise der beiden Flüchtenden. Ein historischer Roman hat in meinen Augen nur dann das Adjektiv verdient, wenn er auch wirklich Fakten der Vergangenheit enthält. Das ist hier der Fall und Karin Seeberg schreibt im Anhang des Buches genau, was Wahrheit ist und was sie erfand. Ich vergebe klare fünf Sterne und das aus voller Überzeugung. Ein Buch, welches bis zur letzten Zeile spannend und abwechslungsreich ist.

Veröffentlicht am 09.01.2019

Welch ein bemerkenswertes Buch

Hemingway und ich
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Mit ihrem Roman Hemingway und ich gelang Paula McLain ein Roman, der zur Rubrik „außergewöhnlich und literarisch ein Genuss“ gehört. Sie recherchierte etwa 10 Jahre lang, um das Zusammenleben Martha Gellhorns ...

Mit ihrem Roman Hemingway und ich gelang Paula McLain ein Roman, der zur Rubrik „außergewöhnlich und literarisch ein Genuss“ gehört. Sie recherchierte etwa 10 Jahre lang, um das Zusammenleben Martha Gellhorns und Ernest Hemingways authentisch zu beschreiben. Der Roman wurde in 35 Sprachen übersetzt und nicht ohne Grund tatsächlich ein Bestseller.

Martha Gellhorn war eine Journalistin und Schriftstellerin, die in Kriegsgebiete reiste. Dort machte sie sich von dem Geschehen vor Ort ein Bild und berichtete davon. Ihre Kommentare wurden in großen Journalen der USA veröffentlicht. Sie lernte Hemingway zunächst in einer Bar in Key West kennen und der lud sie, ihren Bruder und die Mutter zu sich nach Hause ein. Zu dem Zeitpunkt war Pauline seine Ehefrau. Hemingway war damit befasst, Geld für spanische Krankenwagen zu sammeln. Er berichtete Martha von der Situation in Spanien und in ihr wuchs der Wunsch, nach Madrid zu reisen und von dort über den Bürgerkrieg zu berichten. Franco wollte ein faschistisches Spanien errichten und ging dabei im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen.

Ernest ist von Martha fasziniert und sie beginnen bereits in Spanien eine Affäre. Es ist ein Wechselbad der Gefühle und Ernest macht sich die Trennung von seiner Frau nicht leicht. Das Hin und Her geht über mehrere Jahre aber beide lieben einander so sehr, dass sie nicht ohne den anderen leben können. Sie heiraten und Martha lernt auch die Söhne Hemingways kennen und lieben. Sie muss aber immer wieder weg an die Front um von dort zu berichten. Das treibt sie auf die Spitze und Ernest kann und will ihr nicht verzeihen. Sie gehen getrennte Wege und Hemingway heiratet zum vierten Mal.

Das war das erste Highlight in meinem Lesejahr 2019. Hemingway so persönlich kennenzulernen war für mich ein Genuss. Auch die Zerrissenheit der beiden Hauptfiguren hat Paula McLain so plastisch beschrieben, dass ich zuweilen dachte, ich säße mit ihnen in einem Zimmer. Einen Satz aus dem Nachwort zitiere ich hier, damit Sie die außergewöhnliche Sprache der Autorin ein wenig kennenlernen:

„Welche Fehler und Schwächen und Eigenarten ich selbst auch haben mag. So hoffe ich, dass meine Zuneigung, Bewunderung und Empathie für sie – und auch für Hemingway – stets durchscheinen“. Das sind die letzten Worte, welche die Autorin Paula McLain an die Leser richtet. Und ja, das habe ich mit jedem gelesenen Satz des Romans Hemingway und ich gespürt. Ihre Achtung vor zwei so großartigen Menschen.