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Veröffentlicht am 29.12.2024

2 Mal 35 Jahre

Freiheit
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Das Buch "Freiheit" beginnt mit einer Schilderung. Einer Schilderung des 09.11.1989, als die Grenzen zwischen Ost- und Westberlin geöffnet wurden. Dann geht es chronologisch weiter. Ihre ersten Jahre in ...

Das Buch "Freiheit" beginnt mit einer Schilderung. Einer Schilderung des 09.11.1989, als die Grenzen zwischen Ost- und Westberlin geöffnet wurden. Dann geht es chronologisch weiter. Ihre ersten Jahre in Hamburg, der Umzug ihrer Eltern nach Ostdeutschland und ihre Jugend in der Diktatur. Zunächst gab es noch keine Mauer. Die kam dann am 13. August 1961 und für die Familie brach eine Welt zusammen. Das kann nur jemand nachempfinden, der es selbst erlebte.

Ihre Kindheit und Jugend verlebte Frau Merkel in Ostdeutschland. Hier absolvierte sie auch ihr Studium und erst nach dem Mauerfall begann ihr politisches Engagement. Sie berichtet von Detlev Karsten Rohwedder, der als Präsident der Treuhandanstalt von einem Heckenschützen ermordet wurde. In seinem eigenen Zuhause, von der Gruppe der RAF. Warum es geschah weiß bis heute kein Mensch.

Auch wenn der Mauerfall zunächst nur freudig begrüßt wurde. Es kam das Erwachen und das dauerte nicht lange. Hohe Arbeitslosenzahlen, da keine Arbeitsplätze vorhanden waren und Immobilien, die verschleudert wurden. Nein, so hatten sich die Menschen in der DDR die Wiedervereinigung nicht vorgestellt. Unzufriedenheit breitete sich aus.

Das Buch besteht aus drei Kapiteln. Hier werden jeweils vier Jahre ihrer Kanzlerschaft näher betrachtet. Wie es leider üblich ist, wurde sie als Politikerin heftig kritisiert. Vor allen Dingen im Jahr 2015, als sie die Grenzen für Geflüchtete öffnen lies. Mir zeigt es aber, dass sie ein empathischer Mensch geblieben ist und das Grundgesetz ernst nimmt.

Zwei Jahre gemeinsamer Arbeit mit ihrer engsten Vertrauten Beate Baumann dauerte das Schreiben an dieser Biographie. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt und Frau Merkel lässt zu, dass Leser sie ganz privat erleben dürfen. Nein, ich war nie ein großer Fan von ihr und werde auch diese Partei nicht wählen. Aber ich sehe in ihr eine empathische Frau, die viel Kritik einstecken musste. Und das bis heute. Sie hat aber ihr Herz am rechten Fleck und setzte sich gekonnt gegen ihre Widersacher durch.

Ja, nach dem Lesen des Buches habe ich Achtung vor dieser Frau. Im Epilog schreibt sie, was das Wort Freiheit für sie bedeutet. Auch das ist für mich nachvollziehbar. Die Fotos im Anhang schaute ich mir gerne an. Auch sie zeugen von der ganz privaten Angela. Ich hoffe und wünsche, dass sie noch etliche Jahre mit ihrem Mann erleben kann.

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Veröffentlicht am 29.12.2024

"Wie interviewt man einen Diktator?"

Hitlers Interviews
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War er tatsächlich so charismatisch? Wie ging er mit seinem Gesprächspartner um und ließ er sein Gegenüber überhaupt zu Wort kommen? "Hitlers Interviews" klärt über diese und viel mehr Fragen auf. Ließ ...

War er tatsächlich so charismatisch? Wie ging er mit seinem Gesprächspartner um und ließ er sein Gegenüber überhaupt zu Wort kommen? "Hitlers Interviews" klärt über diese und viel mehr Fragen auf. Ließ dieser sich doch damals von über 100 Journalisten interviewen. Ob seine Meinung für die Menschen wirklich so interessant war? Wenn man sich den Jubel der Deutschen anschaut, dann ist das wohl wahr. Nicht nur in seiner Heimat war er ein angesehener Machthaber.

Je mehr ich Bücher aus der Zeit des Nationalsozialismus lese, desto mehr Parallelen sehe ich in der heutigen Zeit. Auch jetzt gibt es Despoten, die lauthals ihre Ansichten verkünden und denen das Volk schlicht egal ist. Ein Zitat aus dem Buch stammt von Gustave le Bon und ist aus dem Jahr 1895.

„Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.“

Beim Lesen blieb mir ein Name im Gedächtnis. SS-Sturmbannführer Paul Karl Schmidt. Er war Pressechef im NS-Auswärtigen Amt. Nach 1945 dann Bestsellerautor unter dem Pseudonym Paul Carell. Und tatsächlich auch Mitarbeiter des „Spiegels“. Nein, das ist nicht alles. Er war auch Sicherheitschef von Axel Springer.

Der Autor schreibt detailliert, wie es zu den Interviews mit A. Hitler kam. Es mussten Anträge gestellt und geduldig gewartet werden, bis er Zeit hatte. Zu viele Fragen durften die Interviewer nicht stellen, dann wurde das Gespräch sofort abgebrochen. Besser war es, wenn sie schwiegen und den Despoten reden ließen. Das Heimatland der Journalisten ist ebenfalls Gegenstand der Ausführungen in diesem Buch.

Im Epilog gibt es ausführliche Betrachtungen über die Frage: „Wie interviewt man einen Diktator?“ Genug Beispiele für die Zeit nach Hitler werden angeführt. Umfangreiche Quellenangaben zu den Endnoten werden am Schluss dargestellt. Alle hier verwendeten Quellen befinden sich im Archiv des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik in Köln. Interessierte Leser können von dort Belegstellen anfordern.

Es ist kein Buch, das der Unterhaltung dient. Viel mehr gibt es Zeugnis von den Gedanken eines Diktators und seiner Follower.

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Veröffentlicht am 29.12.2024

"Der hungrige Gott des Kapitalismus"

Alexandria - Auf der Suche nach der verlorenen Stadt
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Es war am 04. Juli 1827 als James Lewis seiner Einheit für immer den Rücken kehrte. Er desertierte. Floh aus der Ostindien-Kompanie. Sein Vorbild war Alexander der Große. Ihm eiferte er nach. Seine Überlebensstrategien ...

Es war am 04. Juli 1827 als James Lewis seiner Einheit für immer den Rücken kehrte. Er desertierte. Floh aus der Ostindien-Kompanie. Sein Vorbild war Alexander der Große. Ihm eiferte er nach. Seine Überlebensstrategien waren „Reden und Rennen“. Niemals suchte er Streit. Er ging ihm jederzeit aus dem Weg. Ihm war gleichgültig, wenn seine Gegner ihn als Feigling bezeichneten.



In dem Buch Alexandria gibt es viel über Kabul und die Historie Afghanistans zu lesen. Das Hauptthema ist aber die Lebensgeschichte von Charles Masson. Wie aus dem Deserteur James Lewis dann der berühmte Charles Masson wurde, beschreibt der Autor von Alexandria sehr genau.



Es ist nicht das erste Buch, das ich im Zusammenhang mit Kolonialherren und deren „Untertanen“ las. Auch in dem Buch „Alexandria“ lässt der Autor immer wieder erkennen, wie Charles Masson eingestellt war. Kritisierte dieser doch häufig, dass regelmäßig wertvolle Gegenstände entwendet und in die Heimat der Kolonialherren transportiert wurden. Diese häuften also Schätze an, die sie ihren Untergebenen raubten. Sie standen eigentlich den Einwohnern der Kolonien zu. James Lewis wusste sehr genau, wie die Mächtigen „ticken“. Zu keinem Zeitpunkt nahmen sie Rücksicht auf ihre „Untergebenen“.

Neben den historischen Fakten versteht es der Autor, die Abenteuer des Entdeckers spannend zu vermitteln. Ich war von der lebendigen und bildhaften Sprache genau so fasziniert, wie von den Fakten der unglaublichen Entdeckung. Von meiner Seite also eine klare Leseempfehlung. Zumal der Autor am Schluss auch noch Quellen und Referenzen zu seinen Endnoten angibt.

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Veröffentlicht am 25.12.2024

Wo wären wir ohne diese mutigen Journalisten?

Niemand kann sagen, er hätte es nicht gewusst
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Als CORRECTIV das Ergebnis der Recherche veröffentlichte, war der Aufschrei groß. Nein, es waren keineswegs nur Anhänger der AfD, die es nicht glauben konnten. Und dann gab es noch das Treffen in Potsdam. ...

Als CORRECTIV das Ergebnis der Recherche veröffentlichte, war der Aufschrei groß. Nein, es waren keineswegs nur Anhänger der AfD, die es nicht glauben konnten. Und dann gab es noch das Treffen in Potsdam. Am 25. November 2023 in der Villa Adlon. Am Lehnitzsee in Potsdam. Hier wurden Pläne zur Remigration entworfen und zugegen waren nicht nur allseits Bekannte der Rechtsextremisten. Aber nicht nur das ist Thema in dem Buch "Niemand kann sagen er hätte es nicht gewusst |Glanzlicht 2024".

Beim Hören des Buches wurde mir Angst und Bange. So viele Beispiele werden hier angeführt und mit Fakten belegt. Über das Ansinnen der Parteimitglieder. Sie veröffentlichten Bücher und scheuten sich nicht, auch hier ihre kruden Denkweisen zum Ausdruck zu bringen. Aufschlussreich sind zudem die Aussagen der wechselnden Parteifunktionäre. Während es den Gründern dieser Partei tatsächlich nur um ihre Kritik an der Rettung des Euros ging, tendierten die Nachfolger ganz klar zum Gedankengut der Rechten.

Wie kam es dazu, dass ein Geschichtslehrer so viel Macht innerhalb der eigentlich liberalen Partei erlangen konnte? Welches Ansinnen hatte ein Herr Krah, als er sein Buch veröffentlichte? Es gibt so viele Fragen, die nur von einem Kenner der Akteure beantwortet werden kann. Marcus Bensmann ist ein Kenner. Er verfolgte die Ansichten der Mitglieder dieser Partei über etliche Jahre. Das Ergebnis seiner Recherche ist in diesem Hörbuch zusammengefasst und wird von Günther Harder in einzigartiger Weise übermittelt.

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Veröffentlicht am 25.12.2024

Ein literarisch hochwertiger Roman, perfekt vorgetragen

Bei Licht ist alles zerbrechlich
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Davide hat es nicht leicht. Sein Vater ist nicht nur streng, sondern äußerst brutal. Er schlägt ihn bis zur Bewusstlosigkeit und macht auch vor der Mutter nicht Halt. Trotzdem fühlt der Junge sich in seiner ...

Davide hat es nicht leicht. Sein Vater ist nicht nur streng, sondern äußerst brutal. Er schlägt ihn bis zur Bewusstlosigkeit und macht auch vor der Mutter nicht Halt. Trotzdem fühlt der Junge sich in seiner Umgebung wohl. Dass er sich zu einer Tat motivieren lässt, die so sehr dem Handeln seines Vaters gleicht, merkt er erst hinterher. Davide und seine Freunde überfallen einen jüdischen Jungen und seinen Vater. Dabei verletzen sie die beiden so sehr, dass diese fast gestorben wären. Nicolas, so heißt der Junge, wird sein Freund und Davide findet bei ihm und seinem Vater faste eine neue Heimat. Das ändert sich, als der Konkurrenzkampf um ein Mädchen beginnt.

„Bei Licht ist alles zerbrechlich“ beschreibt das harte Leben der einfachen Bauern in Italien. Mussolini terrorisiert das Land, diese Tatsache erkennen seine Anhänger aber leider nicht. Das Leben der drei Hauptpersonen kann der Leser mehr als 10 Jahre verfolgen und es fällt leicht, sich mit ihnen zu identifizieren. So klar und einfühlsam schreibt Gianni Solla. Das liegt auch an der hervorragenden Übersetzerin Verena von Koskull. Wer gute und sogar gehobene Literatur mag, der wird dieses Buch mit Sicherheit sehr gerne lesen.

Nicht nur die Sprache des Autors konnte mich bei diesem Buch überzeugen. Es war ebenfalls der Sprecher Florian Schmidtke. Sein Vortrag zog mich in seinen Bann und ich konnte das Buch tatsächlich kaum zur Seite legen.

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