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Veröffentlicht am 18.08.2022

Ein Thriller der Extraklasse

Im Feuer
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Lilly ist froh, als sie ihr neues Zuhause erreicht: einen Leuchtturm. Hier hofft sie, dass sie die traumatischen Erlebnisse der Vergangenheit hinter sich lassen und wieder ohne Panikattacken leben kann. ...

Lilly ist froh, als sie ihr neues Zuhause erreicht: einen Leuchtturm. Hier hofft sie, dass sie die traumatischen Erlebnisse der Vergangenheit hinter sich lassen und wieder ohne Panikattacken leben kann. Aber nicht nur diese Gluthitze macht ihr zu schaffen. Es mehren sich große Brände in der Umgebung, die zudem Todesopfer fordern. So richtig glaubt sie dabei nicht, dass diese Feuer ohne das Zutun von Menschen entstanden sind und in ihr reift der Verdacht, dass mehr als ein „schlichter“ Feuerteufel dahintersteckt.

„Im Feuer“ las ich während der lang anhaltenden Hitzeperiode im August 2022. Und dabei wurde es mir noch heißer. Auch in Deutschland galt die Warnstufe rot und die Menschen sollten sämtliche Aktivitäten im Freien, die mit Feuer zu tun haben, unterlassen. Zumal es ja tatsächlich so ist, dass Brände stets durch Menschen hervorgerufen werden.

In Schweden sind es nicht nur Brände, die die Bewohner des Ortes in Angst und Schrecken versetzen. Hier geht es um Tote, die jeder kannte und schätzte. Und immer schaut es aus, als sei es ein unglücklicher Zufall oder technisches Versagen, was zur Katastrophe führte. Obwohl Lily wahrlich genug zu tun hat, lässt sie der Gedanke an die Toten nicht los und während ihrer Ermittlungen begibt sie sich selbst in Lebensgefahr.

Ein Thriller der Extraklasse, so ist mein Urteil dazu. Die Übersetzerin Friederike Buchinger hat wirklich sehr gute Arbeit geleistet. Die Sprache ist sehr bildhaft und ich konnte mir die Aktionen der Protagonisten sehr gut vorstellen. Ich spürte förmlich die Hitze und hörte das Knistern der Flammen. Zudem war das Ende absolut überraschend und in keiner Weiser vorauszusehen. Also spannend bis zum Schluss. Eine Leseempfehlung ist für mich selbstverständlich.

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Veröffentlicht am 16.08.2022

Sehr emotional und eindringlich erzählt

Der Hunger nach Leben
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Im Jahr 1930 ist die Hauptperson des Romans „Der Hunger nach Leben“, 12 Jahre alt. Er lebt mit seinen Eltern und zwei Geschwistern in einem Haus in der Ukraine. Der Wunsch nach Veränderung ist so groß, ...

Im Jahr 1930 ist die Hauptperson des Romans „Der Hunger nach Leben“, 12 Jahre alt. Er lebt mit seinen Eltern und zwei Geschwistern in einem Haus in der Ukraine. Der Wunsch nach Veränderung ist so groß, dass der Vater beschließt, mit seinen Lieben das Land zu verlassen. Das geht schief, sie werden erwischt und müssen umkehren. Alle leiden unter den anschließenden Racheakten der Russen. Besonders Noah ist betroffen, da er nach der Inhaftierung des Vaters für die Familie verantwortlich ist. Er wandert durch die Lande und versucht immer wieder, ein wenig Nahrung zu erbetteln. Dabei lernt er ein Mädchen in seinem Alter kennen und lieben. Jedoch wird er auch hier vom Pech verfolgt, bei seinem Wunsch, mit ihr eine Familie zu gründen.

Ich mag die Bücher von Ella Zeiss. Sie schreibt so realistisch, dass ich immer wieder merke, dass sie viele Sachen hautnah erlebte. Auch wenn sie immer mal wieder abschweift und dann ein wenig zu ausführlich wird. Aber diese bildhaften Erläuterungen, wie es damals war und was die Menschen leiden mussten, das hat mich mitgenommen. Ich fühlte mich in die Vergangenheit und die hier genannten Orte versetzt. Und ja, auch war ich noch einmal mehr dankbar, immer in Deutschland leben zu dürfen und niemals Hunger und Not erfahren zu haben.

Das Buch empfehle ich nicht nur für Erwachsene. Meiner Meinung nach sollten es auch Kinder und Jugendliche lesen. Sie werden wohl hoffentlich erkennen, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sein dürfen. Ja, und ich freue mich schon jetzt auf den zweiten Teil der Reihe rund um Noah und seine Lieben.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Diese Schuld wird nie vergehen

Braunes Erbe
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Verena Bahlsen, 26 Jahre alt, gehört ¼ der Fabrik Bahlsen. Vor wenigen Monaten sagte sie: „Ich will es (Geld aus der Fabrik) behalten, will mir Jachten kaufen. Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg? Das ...

Verena Bahlsen, 26 Jahre alt, gehört ¼ der Fabrik Bahlsen. Vor wenigen Monaten sagte sie: „Ich will es (Geld aus der Fabrik) behalten, will mir Jachten kaufen. Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg? Das war vor meiner Zeit. Wir haben sie bezahlt, wie Deutsche.“ So beginnt das Buch „Braunes Erbe“ von David de Jong. Das Interview mit Frau Bahlsen schlug hohe Wellen, änderte jedoch nichts an den Tatsachen.

Unternehmen, um die es in diesem Buch geht, werden bereits im Klappentext benannt. Die Firma Bahlsen zum Beispiel beschäftigte 700 Zwangsarbeiter. Die meisten von ihnen waren Frauen aus Polen und der Ukraine. Sie schufteten in einer Backwarenfabrik bei Hannover. Und Bahlsen war nicht der einzige Unternehmer, der durch Zwangsarbeiter sein Geld vermehren und seine Fabriken zu Großunternehmen werden ließ. Eine sehr beliebte Vorgehensweise war damals auch diese abscheuliche „Arisierung“. Es wurden Jüdische Werke für sehr wenig oder gar kein Geld übernommen. Die Not der Menschen wurde schamlos ausgenutzt und bis heute gibt es kaum Erben, die dieses Vorgehen verurteilen.

De Jong schreibt, wie die Nationalsozialisten so stark werden konnten. Es gab den Börsencrash, die höchste Inflation und eine übergroße Arbeitslosigkeit. Hit.. und seine Getreuen verstanden es, die Not der Deutschen zu instrumentalisieren. Sie versprachen ihnen das Blaue vom Himmel und durch großartige Spenden finanzstarker Unternehmer, konnten sie zunächst einiges erreichen. Dann kam die Aufrüstung und mit ihr der Rückgang der Arbeitslosen. Als dann diese sogenannte „Machtergreifung“ kam, war das der „Beginn von 12 langen und blutigen Jahren“.

Ein US-Amerikaner, der Colonel George Lynch sagte während einem der Nürnberger Prozesse:

„Die sogenannte Herrenrasse hat bewiesen, dass sie lediglich in den Bereichen Verbrechen, Grausamkeit und Sadismus führend ist. Den Respekt der zivilisierten Welt habt ihr verloren.“

Nein, verantwortlich ist keiner der heutigen Milliardäre für das, was ihre Väter damals taten. Aber es tut nicht weh, sich in deren Namen zu entschuldigen, Reue zu zeigen und auch Entschädigungsleistungen in Form von Geld zu leisten. Alleine zuzugeben, dass es Zwangsarbeiter, Arisierung und weitere unmenschliche Machenschaften gab, das wäre doch etwas. Würde sich in der Historie einiger Firmen gut machen und ein ganz anderes Licht auf die Nachkommen werfen. Das ist meine ganz persönliche Meinung.

Das Buch liest sich wie ein Krimi, dabei besteht es nur aus Fakten. Es hat mich nachdenklich zurückgelassen und ich werde alles daran setzten, den leider immer stärker werdenden antidemokratischen Kräften entgegenzutreten. Einige Fotos zeigen die „Größen“ mit ihren Familien und machen das Geschriebene noch einmal mehr authentischer.

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Veröffentlicht am 04.08.2022

Eine sehr gute Milieustudie

Beifang
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„Beifang“ ist nicht nur der Titel des Buches. Auch eine Zechensiedlung trägt diesen Namen. Hier lebte Winfried, der Vater von 12 Kindern und Großvater von Frank. Martin Simons, der Autor, schreibt in der ...

„Beifang“ ist nicht nur der Titel des Buches. Auch eine Zechensiedlung trägt diesen Namen. Hier lebte Winfried, der Vater von 12 Kindern und Großvater von Frank. Martin Simons, der Autor, schreibt in der Ich-Form und aus Sicht Franks, wie es sich damals im Ruhrgebiet leben ließ. Schwerpunkt des Buches liegt auf der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Als Kind des „Potts“ habe ich diese typische Beschreibung der Menschen und ihrer Umwelt genossen. Viele Erinnerungen kamen auf und sehr oft musste ich schmunzeln. Nein, die Zechenarbeiter hatten es wahrlich nicht leicht. Aber die meisten von ihnen nahmen alles mit Humor und diesen ließen sie sich nicht nehmen. Aber viele Männer wollten ihr Elend auch vergessen und der Gang an den Kiosk „umme“ Ecke war normal. Dann kam es oft vor, dass Kind oder Ehefrau vergeblich auf den Ernährer mit seiner Lohntüte warteten.

Enge Wohnverhältnisse waren normal und Privatsphäre gab es nicht. Nachbarn hörten alles. Wer für sich sein wollte, der musste raus aus dem Haus und in einen Park gehen. Herr Simons schreibt abwechslungsreich und so, dass der Lesefluss nie gestört wird. Und nicht nur Menschen aus dem Ruhrgebiet empfehle ich das Lesen des Romans. Es lohnt sich, da er ein Stück der Geschichte Deutschlands erzählt.

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Veröffentlicht am 04.07.2022

Ein wunderschönes Herzensbuch

Ein unendlich kurzer Sommer
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Lale will schlicht nur noch weg. Ihr Mann nervt sie und der letzte Streit brachte das Fass zum Überlaufen. Schnell ein paar Sachen gepackt und ab in den Zug. Wohin ist ihr erst einmal egal. Sie landet ...

Lale will schlicht nur noch weg. Ihr Mann nervt sie und der letzte Streit brachte das Fass zum Überlaufen. Schnell ein paar Sachen gepackt und ab in den Zug. Wohin ist ihr erst einmal egal. Sie landet in einem kleinen Ort und will in einer Pension übernachten. Dann spricht sie ein älterer Mann an und Lale landet auf einem kleinen Campingplatz. Dass daraus das Abenteuer ihres Lebens wird, das ahnt Lale noch nicht. Denn nur wenige Tage nach ihr trifft Chris ein. Und der ist ihr alles andere als unsympathisch.

Hach das war mal wieder ein Buch fürs Herz. Nein, keineswegs schmalzig, im Gegenteil. Mit viel Humor beschreibt die Autorin Situationen, die so richtig typisch für Deutschland sind. Yogaübungen am See oder eisernes Festhalten an Traditionen zum Beispiel. Lale sucht einen Weg aus ihrem Alltag und sie muss zudem einen schweren Verlust verarbeiten. Sie braucht vor allen Dingen offene Ohren und Verständnis. Bei Chris findet sie beides.

Chris hilft Lale bei den Renovierungsarbeiten auf dem Campingplatz.
„Ein unendlich kurzer Sommer“ beschreibt, wie in wenigen Wochen die Welt im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf gestellt wird. Es gibt traurige Momente aber viel mehr jene, die mir ein Lachen entlockten. Ja, es ist ein Sommerbuch zum Träumen und eintauchen in eine Welt der Freundschaft, dem Wandel und der Hoffnung. Toll.

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