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Veröffentlicht am 12.02.2021

"Ein großer Geist ist wahrhaft frei"

Die Stunde der Räuber
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„Die Stunde der Räuber“ ist der erste Band über das Leben des Friedrich Schiller. Hier schreibt der Autor Udo Weinbörner, wie er aufwuchs, seine Lehrer „ärgerte“ und schließlich die Uraufführung seines ...

„Die Stunde der Räuber“ ist der erste Band über das Leben des Friedrich Schiller. Hier schreibt der Autor Udo Weinbörner, wie er aufwuchs, seine Lehrer „ärgerte“ und schließlich die Uraufführung seines Stücks „Die Räuber“ erlebte. Welche Persönlichkeiten formten ihn? Was verband ihn mit Leonardo Davinci oder warum setzte er sich für den Gefangenen Schubart ein? Spannende Frage, die alle in diesem Buch beantwortet werden.

Friedrich Schiller absolvierte eine militärisch-medizinische Ausbildung und war als Militärarzt tätig. Sein Temperament war bei seinen Vorgesetzten nicht beliebt und er durch seine offene Art machte er sich einige dieser Herren sehr bald zu Gegnern. Seine enge Verbindung zu dem Inhaftierten Daniel Schubart half ihm, sein erstes Stück zu vollenden. „Die Räuber“ fasste alles zusammen, was es an Kritikpunkten gegenüber der Obrigkeit gab. Die Uraufführung fand in Mannheim statt und der Autor konnte kaum fassen, dass sein Stück so erfolgreich war.

Mir gefiel dieser erste Band über Herrn Schiller sehr gut. Das lag vor allen Dingen an der gründlichen Recherche des Autors. Zudem bediente er sich einer Sprache, die perfekt der damaligen Zeit entsprach. Ich konnte mir also sehr gut vorstellen, wie die Studios damaliger Zeit lebten. Welche Probleme und Freuden sie umtrieben und welche Macht Herzöge und Ihresgleichen innehatten. Volle fünf Sterne und eine Leseempfehlung gebe ich sehr gerne und freue mich auf den Genuss des zweiten Buches über Friedrich Schiller.

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Veröffentlicht am 11.02.2021

So aktuell wie im Jahr 1963, leider

Nach der Flut das Feuer
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Der Autor war 10 Jahre alt als er zum ersten Mal die Polizeigewalt weißer Männer am eigenen Leib spüren musste. Dreißig Jahre später, 1963, schrieb er diese Zeilen, die bis heute an Aktualität nichts einbüßten. ...

Der Autor war 10 Jahre alt als er zum ersten Mal die Polizeigewalt weißer Männer am eigenen Leib spüren musste. Dreißig Jahre später, 1963, schrieb er diese Zeilen, die bis heute an Aktualität nichts einbüßten. Und daher verwundert es nicht, dass es damals wie heute ein Bestseller wurde. Er rief in dem Buch dazu auf, den Rassismus zu bekämpfen und die Vorherrschaft des „Weißen“ zu beenden.

James Baldwin war ein Schriftsteller, der etliche Auszeichnungen erhielt. Sein Traum fand immer wieder Einzug in seinen Werken: Zu erleben, dass kein Mensch aufgrund seiner Hautfarbe, seiner sexuellen Orientierung, seines Glaubens oder seiner Herkunft diskriminiert wird. Leider wurde dieser Traum bis heute, im Jahr 2021, nicht erfüllt. Aber es gibt zum Glück viele, die daran arbeiten und sein Vermächtnis in Erinnerung halten.

Das Buch beginnt mit einem Vorwort von Jana Pareigis und die schreibt über die Situation heute. Dann folgt ein emotionaler Brief Baldwins an seinen Neffen und danach seine Gedanken zum Rassismus in den USA. Ich werde das Buch mit Sicherheit noch mehrmals lesen. Zu viele wertvolle Erkenntnisse sind hier aufgeführt. Die Rolle der Kirche und die Ansichten von Christen und Muslimen sowie die Willkür der Staatsdiener sind nur zwei Beispiele. Frau Miriam Mandelkow übersetzte das Werk und ihre Gedanken zum N-Wort, welches damals noch nicht als rassistisch galt, sind interessant.

Zum Schluss gibt es noch Erläuterungen zu den Endnoten und hier auffallend viele Verweise auf Kirchenlieder. Aber auch Hinweise auf antiquarische Bücher, die ihre Aktualität nicht einbüßten. Wussten Sie zum Beispiel, dass es in den Staaten den Begriff „Dreifünftel-Mensch“ gab? Ich nicht aber hier erfuhr ich es. Fünf Sterne und eine dringende Leseempfehlung gebe ich für dieses Highlight.

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Veröffentlicht am 09.02.2021

Ein wertvolles Buch, das helfen kann, Vorurteile abzubauen

Die verdammte Generation
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Während andere Nationen ihrer Helden gedenken, hat dieses Erinnern stets einen faden Beigeschmack. Ja, es scheint teilweise so als schämten wir uns unserer Väter und Großväter. Weil sie beteiligt waren ...

Während andere Nationen ihrer Helden gedenken, hat dieses Erinnern stets einen faden Beigeschmack. Ja, es scheint teilweise so als schämten wir uns unserer Väter und Großväter. Weil sie beteiligt waren am Zweiten Weltkrieg. Weil sie ja wissen m u s s t e n, was in den Konzentrationslagern geschah. In dem Sachbuch „Die verdammte Generation“ lässt der Autor die „Verdammten“ selbst zu Wort kommen. Er interviewt 13 Männer und gibt ihnen Gelegenheit, die Zeit des Zweiten Weltkriegs aus ihrer Sicht zu schildern. Er ist keiner von den 1960ern, die pauschal alle Männer der Wehrmacht als Nazis abstempelten. Herr Hardinghaus wollte den Vorurteilen ein Ende setzen und das ist ihm gelungen.

Christian Hardinghaus schreibt zu den Verdammten:
- Verdammt zum Kämpfen
- Verdammt zum Schweigen
- Verdammt, weil sie am Krieg teilnahmen

Es ist noch nicht lange her da hatte ich auf Facebook eine Diskussion mit einer jungen Frau. Die ließ sich nicht davon abbringen, dass ihr keiner erzählen könnte, die Deutschen hätten von den Gräueltaten an Juden, Sinti und Roma sowie Behinderten nichts gewusst. Sie war von ihrer festgefahrenen Meinung nicht abzubringen. Nun gehört sie zu einer anderen Generation als ich und hat keinen Vater, der im Krieg gedient hat. Aber bitte, ich appelliere an jeden jungen Menschen, der diese Zeilen liest, „Die verdammte Generation“ zur Hand zu nehmen. Ihr werdet viel mehr Verständnis für Eure Vorväter haben und auch die Zeichen der heutigen Zeit ganz anders wahrnehmen. Und nein, ich bekomme keine Prozente beim Verkauf des Buches und auch Herr Hardinghaus ist nicht darauf aus, dass es ein Bestseller wird. Das hat er nämlich nicht nötig.

Einige Punkte, die ich aus dem Buch mitnehme:

- Es muss differenziert werden, wer einfacher Landser war und zum Militärdienst gezwungen wurde und wer als Leitender der Ideologie Hitlers folgte. Das waren nämlich nur sehr wenige.

- Lest euch einmal durch, welche Lügen bei der Wanderausstellung mit dem Namen „Reemtsma-Ausstellung“ verbreitet wurden. Sie dienten ausschließlich dazu, die Soldaten zu verunglimpfen.

- Der Autor beleuchtet ganz klar, wie sich die Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Wehrmacht änderte. Die Beurteilung kam häufig von Außen und auch die Furcht, als Rechter oder Nazi bezeichnet zu werden, spielt eine Rolle.

- Und noch eins: In den nächsten Tagen jährt sich wieder die Bombardierung Dresdens. Mit welchem Recht wurde diese schöne Stadt dem Erdboden gleichgemacht? Hier gab es keine Soldaten oder Nazis. Hier suchten Flüchtlinge aus den Ostgebieten Schutz, Verwundete Heilung und Frauen und Kinder wachten über die Häuser und warteten auf ihre Väter.

Auch der Hürtgenwald und der D-Day in der Normandie ist ein Thema. Ich schreibe jetzt nicht noch mehr, sonst kommt der Aufschrei, dass ich ja zu viel ausplaudere. Aber wie heißt es? „Wenn das Herz voll ist, dann geht der Mund über.“

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Endlich mal wieder ein guter Thriller

Leichenblume
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Anne Mette Hancocks erster Thriller war ein Volltreffer. Er landete direkt auf der Bestsellerliste Dänemarks und wird auch in Deutschland erfolgreich sein. In „Leichenblume“ geht es um die Medienvertreterin ...

Anne Mette Hancocks erster Thriller war ein Volltreffer. Er landete direkt auf der Bestsellerliste Dänemarks und wird auch in Deutschland erfolgreich sein. In „Leichenblume“ geht es um die Medienvertreterin Heloise Kaldan, die sich als Enthüllungsjournalistin bereits einen Namen machte. Während sie momentan um ihren Job kämpfen muss, bekommt sie eine brisanten Brief. Er ist so explosiv, weil er von einer Mörderin kommt. Die wird schon seit einigen Jahren per Steckbrief gesucht. Auch der Kommissar Erik Schäfer findet neue Spuren in diesem Fall und auch die führen zu Heloise Kaldan. Die beiden kennen sich noch nicht gut und wissen nicht, ob sie sich vertrauen können. Für Heloise beginnt eine spannende und zuweilen lebensgefährliche Suche nach der Briefschreiberin.

„Leichenblume“ hat die Bezeichnung Thriller wahrlich verdient. Spannend von Beginn an und erfrischende Dialoge sind nur zwei Pluspunkte. Auch der Fall wirkt nicht konstruiert sondern glaubwürdig. Hier geht es nicht um die Tätersuche sondern um den Grund für die Tat. Das ist ein ganz neuer Ansatz und er gefiel mir sehr gut. Immer gab es neue Aktionen und Wendungen. Langeweile kam zu keinem Zeitpunkt auf. Die privaten Befindlichkeiten der Ermittler sind nicht übertrieben und liegen im Rahmen des Üblichen. Außerdem weiß ich jetzt, welche Eigenschaften die Leichenblume auszeichnen. Ich freue mich schon sehr auf eine Fortsetzung der Reihe und gebe gerne fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Vom Reiten im Sturm und anderen Songs

Ich und der Andere
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Zitat aus dem Buch „Ich und der Andere“ :
„Warum trinke ich? Damit ich Gedichte schreiben kann.“

Eigentlich wollte er ja zum Film aber dann gründete er kurz entschlossen eine Band. Gemeint ist Jim Morrison, ...

Zitat aus dem Buch „Ich und der Andere“ :
„Warum trinke ich? Damit ich Gedichte schreiben kann.“

Eigentlich wollte er ja zum Film aber dann gründete er kurz entschlossen eine Band. Gemeint ist Jim Morrison, das Gesicht und die Stimme der „Doors“. Zunächst tingelten sie in Vororten der großen Städte und traten in kleinen Szenekneipen auf. Ihr Leben wurde geprägt durch Sex, Drogen und Alkohol und schon bald glaubte keiner mehr so recht an einen Erfolg. Dabei wollten sie doch nur auf die Missstände der Regierung aufmerksam machen und ein Sprachrohr der jungen Leute sein. Alles änderte sich als ein Typ im Publikum sitzt, der absolut nicht zu den üblichen Gästen passt. Für Jim ist die Begegnung mit ihm der Schlüssel zum Erfolg und da er den Dichter sehr mag, nannte er ihn schlicht und einfach Hölderlin.

Das Buch ist keine reine Biographie obwohl viele Fakten über Jim Morrison nachzulesen sind. Wie er zu dem wurde, was er war: „ein aufsässiger und ruheloser junger Mann.“ Welche Rolle sein Vater dabei spielte und das hat meine Einstellung zu Jim sehr verändert. The Doors gehörten damals zur besten Musik und teilweise überholten sie sogar die Beatles auf den vorderen Plätzen der Charts. Im Gegensatz zu den heutigen „Stars“ wollten die Musiker damals die Welt verändern. Sie sangen gegen den Vietnamkrieg, gegen die Verfolgung der Indianer oder den Rassismus. Angst hatten sie nicht vor den Staatsdienern und etliche mussten auch einige Zeit im Gefängnis verbringen.

In „Ich und der Andere“ erwähnt der Autor unter anderem, wie „Riding in the storm“ und „Light my fire“ entstanden sind. Jim Morris war nämlich nicht nur ein guter Sänger, er war ein begnadeter Lyriker. Sehr beeindruckend empfand ich die Schilderung über das Geschehen in Woodstock. Bis heute gilt sein Grab als Wallfahrtsort für eingefleischte Fans und sein früher Tod sorgt bis jetzt für wilde Spekulationen. Wenn ich jetzt seine Stimme höre, sehe ich einen völlig anderen Menschen vor mir als vor dem Lesen des Buches. Das Ende ist der Phantasie des Autors geschuldet und war nicht so mein Fall. Trotzdem gebe ich fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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