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Veröffentlicht am 30.08.2022

Ein bedrückendes Kapitel deutscher Geschichte

Dein Schweigen, Vater
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Es war am Fronleichnamstag 1945 als der Vater mit Mutter und Großeltern aus der Heimat vertrieben wurde. Ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Ja, es gab vorher schon einige kleine Scharmützel zwischen den ...

Es war am Fronleichnamstag 1945 als der Vater mit Mutter und Großeltern aus der Heimat vertrieben wurde. Ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Ja, es gab vorher schon einige kleine Scharmützel zwischen den Deutschen und den Tschechen und deutsch zu sprechen, das sollte vermieden werden. Aber, so denken die erwachsenen Kinder Maria und Uli heute, warum erzählt der Vater nicht davon? Und was hat das mit uns zu tun?

Er war 12 Jahre alt, als er gemeinsam mit über 25000 anderen die Heimatstadt Prüm verlassen musste. Der Marsch war unendlich lang und grausam. Viele starben und wurden am Wegesrand liegen gelassen, sie verhungerten oder waren verdurstet. „Dein Schweigen Vater“ beruht auf Tatsachen und die Autorin beschreibt einen Teil ihrer Familiengeschichte. Maria und Uli haben es schwer, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Maria hat zwar eine Familie, aber glücklich ist sie nicht. Und Uli? Der lebt alleine in seiner Schreinerwerkstatt. Beide hadern mit sich und ihrer Umwelt. Bis sie sich ein Herz fassen und nach Brünn fahren. Sie wollen genau diesen Weg gehen, den ihr Vater vor so vielen Jahren ging. Vielleicht können sie ihn danach ein wenig besser verstehen, so meinen sie.

Der Roman ist ein Debüt und ich bin beeindruckt. Vom Stil, von der Umsetzung dieses so ernsten Themas und von der abwechslungsreichen und bildhaften Sprache. Es wird keinerlei Schuld zugewiesen und wer denkt, dass die Betroffen in Jammern und Wehklagen verharren, der irrt. Ja, sie haben bleibenden psychische Schäden davongetragen. Aber sie kämpfen um einen Platz im Leben und das ohne Verbitterung.

Das Schicksal der Vertriebenen berührte mich sehr und ich wollte mehr darüber erfahren. Aus dem Grund griff ich auch zu diesem Buch. Es kann sich niemand vorstellen wie es ist, die Heimat verlassen zu müssen. So viele Jahre lebten Deutsche und Tschechen in einer Stadt, Straße oder sogar unter einem Dach. Und dann, von heute auf morgen, wurden aus Freunden erbitterte Feinde. Beim „Todesmarsch von Brünn“ waren hauptsächlich Frauen, Senioren und Kinder beteiligt. Die jüngeren Männer waren in Gefangenschaft. Und erst im Jahr 2015 gab es eine Entschuldigung vonseiten des Stadtrats aus Brünn. Wobei ich persönlich meine, dass die nicht für die Sünden der Väter verantwortlich sind. Eine nette Geste war es trotzdem.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Ein guter Krimi mit Tiefgang

Der Fremde
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Nach einem Überfall wurden dem jungen Nick multiple Verletzungen zugefügt. Sie sind so heftig, dass er stationär behandelt werden muss. Als sein Bruder ihn so zugerichtet sieht, verliert er die Fassung. ...

Nach einem Überfall wurden dem jungen Nick multiple Verletzungen zugefügt. Sie sind so heftig, dass er stationär behandelt werden muss. Als sein Bruder ihn so zugerichtet sieht, verliert er die Fassung. Er fühlt sich für Nick verantwortlich und macht sich Vorwürfe. Seine Frau Julia ist ruhiger und sieht die Sache pragmatischer. Obwohl sie sehr bald merkt, dass Nick nicht die Wahrheit sagt. Jetzt hat sie ein Problem. Ihr Ehemann Tony will Vergeltung üben, ja vielleicht sogar töten. Julia hat Angst davor, dass er die ganze Familie ins Unglück stürzt. Nick möchte am liebsten alles vergessen und weiß noch gar nicht, ob er Anzeige erstatten möchte.

Es dauert einige Seiten, bis die Story in Fahrt kommt. Dann geht es aber Schlag auf Schlag. Der Spannungsbogen bleibt gestrafft, bis das unvorhersehbare Ende eintritt. Die Charaktere entwickeln sich langsam und das gilt vor allen Dingen für Julia. Sie, die überaus korrekte Anwältin denkt dann doch darüber nach, wie sie ihrem Mann helfen kann. Und die Frage, was Nick verschweigt und ob es tatsächlich ein Fremder war, der ihn überfiel, bleibt spannend. Ein sympathischer Kommentar, der private Probleme hat und zudem noch krank ist, darf natürlich nicht fehlen.

Das Buch gefiel mir gut. Es ist kein seichter Krimi sondern ein Stück Literatur, mit ernster Ansage. Will sagen, es hat Tiefgang. Wie weit geht eine Frau, um ihre Familie zu retten? Und gilt jederzeit die Ansicht, dass jeder immer nach dem Gesetz handeln muss? Ich denke nicht, kann mir aber kein Urteil erlauben, da ich selbst nie in einer vergleichbaren Situation war. Absolute Leseempfehlung daher von mir.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Auch der dritte Band konnte mich restlos überzeugen

Wir sind für die Ewigkeit
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Und weiter geht es mit dem dritten und gleichzeitig letzten Band der Spanien-Saga. Lutz setzt mal wieder ihren Kopf durch und klammert sich ganz an einen Mann. Sie ist mit ihrem Können recht erfolgreich, ...

Und weiter geht es mit dem dritten und gleichzeitig letzten Band der Spanien-Saga. Lutz setzt mal wieder ihren Kopf durch und klammert sich ganz an einen Mann. Sie ist mit ihrem Können recht erfolgreich, aber ob sie privat auch glücklich ist? Und wird Felicidad ihre Eltern jemals finden? Lucia setzt sich weiter konsequent für die Belange benachteiligter Frauen ein. Dass sie damit aneckt, ist eigentlich vorprogrammiert.

Ich kann mich nicht erinnern, dass ich eine Reihe mit so viel Begeisterung bis zum Schluss las. Die Spanien-Saga ist eine Ausnahme. Hier wird nicht nur die Geschichte Spaniens zum Leben erweckt. Viele beschriebene neue Wege stehen dabei nicht nur für Spanien. Frauenhäuser gibt es auch hier noch nicht sehr lange und die Anfänge waren überall kein Zuckerschlecken. Das Thema Abhängigkeit von Männern und deren Brutalität ist überall und immer wieder aktuell.

Dass Lucia so viele Schicksalsschläge hinnehmen muss, das hat sie nicht verdient. Und was mich beim Lesen beeindruckte: Es kam mir zu keinem Zeitpunkt übertrieben oder kitschig vor. Nein, alle Ereignisse hätten tatsächlich so stattfinden können. Und das macht das Lesen der Bücher von Astrid Töpfner so kurzweilig. Ihr fallen Wendungen ein, die ich so nie erwartet hätte. Zugleich beschreibt sie aber auch Fakten, die eine umfangreiche Recherche erforderten. Ich gebe fünf Sterne plus und eine Empfehlung für alle drei Bände der Spanien-Saga.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

So leiden Kinder, wenn die Eltern sich streiten

Lügen über meine Mutter
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„Lügen über meine Mutter“ beginnt, als Ela noch im Kindergarten ist. Sie ist die Hauptperson und auch die Erzählerin. Sie lebt mit Eltern und Großeltern in einem Haus. Der ständige Streit zwischen Vater ...

„Lügen über meine Mutter“ beginnt, als Ela noch im Kindergarten ist. Sie ist die Hauptperson und auch die Erzählerin. Sie lebt mit Eltern und Großeltern in einem Haus. Der ständige Streit zwischen Vater und Mutter nervt sie sehr und immer wieder versucht sie zu vermitteln. Dabei ist der Grund eigentlich gar nicht wichtig. Der Vater regt sich nämlich darüber auf, dass die Mutter zu dick ist. Er schämt sich, wenn er mit ihr in die Öffentlichkeit gehen soll. Er denkt sogar, dass er ihretwegen nicht befördert wird. Es geht so weit, dass die Mutter jeden Morgen auf die Wage steigt und er das Gewicht kontrolliert. Und „die Mutter schweigt“.

Vieles, was die Autorin erzählt, kommt mir bekannt vor. Der Holzlöffel, der dem Hinterteil so gar nicht gut tat oder die Aussage über Kaugummis, ja das erlebte ich auch. Dieses Schauen nach links und rechts und was die Nachbarn wohl denken, war in den 80er Jahren stark ausgeprägt. Das Buch ist in der Ich-Perspektive und aus Sicht von Ela geschrieben. Die erzählt von ihren Gedanken zum Leben als solches und ihre Sorge um Vater und Mutter. Das ständige Gezanke stört sie sehr. Zwischendurch gibt es dann auch Kapitel, die aus der Sicht einer erwachsenen Ela geschrieben sind.

Die Sprache ist schlicht und zuweilen recht kindisch. Den Charakter der Mutter, mit all seinen Facetten, hat die Autorin gut dargestellt. Sie war fast schon besessen davon, jedem zu gefallen und immer richtig zu handeln. Schwierig, und ohne professionelle Hilfe wohl kaum zu ändern. Ihre Leibesfülle hängt sicherlich auch mit ihrem Frust zusammen. Schwierig, hier eine Empfehlung zum Lesen zu geben. Es fehlt ein roter Faden und das Ende ist mir persönlich zu offen. Ja, warum dann vier Sterne? Weil die Charaktere stimmig und die Beschreibung der Gegebenheiten damals gut sind.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Eine große Liebe zwischen zwei Welten

Die Wolkenstürmerin
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Im Jahr 1957 bangt Marlene Lilienthal um die Zukunft der Firma, die zu 50% ihr gehört. Nachdem ihre Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen, macht sie sich noch mehr Gedanken. Sie spürt die große ...

Im Jahr 1957 bangt Marlene Lilienthal um die Zukunft der Firma, die zu 50% ihr gehört. Nachdem ihre Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen, macht sie sich noch mehr Gedanken. Sie spürt die große Last auf ihren Schultern und dann kommt auch noch ihr Onkel mit einem für sie nicht akzeptablem Vorschlag daher. Sicher, er will das Unternehmen retten. Aber nein, verkaufen? Nur, wenn es gar nicht anders geht, so denkt Marlene. Sie hat auch schon eine Idee und hofft, dass sie damit ihre Familie vom Erfolg überzeugen kann. Ja, und dann gibt es da noch einen attraktiven Mann, der zunächst komisch auf sie reagiert.

„Die Himmelsstürmerin“ hat gegen Repressalien zu kämpfen, die in der Zeit des Aufschwungs wohl normal waren. Adenauer meinte noch immer, dass die Frau für Kinder, Kochen und Haus verantwortlich sei. Versammelten sich Menschen einer Vereinigung, zum Beispiel der MIT, so war die Teilnahme einer Frau wohl eher eine Ausnahme. Aber auch die Kluft zwischen Ost und West kam deutlich zum Vorschein. Die Mauer war zwar noch nicht gebaut, aber die Zeichen zur völligen Trennung mehrten sich. Das alles spielt auch in dem Roman eine Rolle.

Ein leichtes Buch zum Schmökern, so lautet meine Einschätzung zum Buch. Die Beschreibung der gravierenden Unterschiede beider Deutscher Staaten ist der Autorin gut gelungen. Der große Alex, das pulsierende Leben in Berlin, ja, das war stimmig. Und wie schwer mag es für die Menschen gewesen sein, die an den Sozialstaat DDR glaubten? Als sie erfuhren, dass es häufig den Oberen gut ging und sie noch nicht einmal alle Lebensmittel zur Verfügung hatten. Jedes Ding hat zwei Seiten und auch das stellte Birgit Zimmermann schön dar. Wer zudem auch noch Interesse am Fliegen hat, der wird das Buch einmal mehr mögen.

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