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Veröffentlicht am 19.02.2022

Spannende Einblicke in die Verstrickungen des Mossad

Vertrauen
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Avi Avraham gehört zu den besten Ermittler Israels. Allerdings fühlt er sich zuweilen unterfordert und hat eine Versetzung beantragt. In dem Roman "Vertrauen" vergisst er dieses aber sehr schnell. Er muss ...

Avi Avraham gehört zu den besten Ermittler Israels. Allerdings fühlt er sich zuweilen unterfordert und hat eine Versetzung beantragt. In dem Roman "Vertrauen" vergisst er dieses aber sehr schnell. Er muss zeitgleich zwei Verbrechen aufklären, die ihm sein ganzes Können abverlangen und seinen Wunsch nach Veränderung zunächst vergessen lassen. Immerhin geht es bei einem der Fälle um ein Delikt, welches im Zusammenhang mit dem Israelischen Geheimdienst steht.

Der Verlag Diogenes ist für mich ein Garant für gehobene Literatur. Das gilt auch für dieses Buch. Die vorherigen Krimis um Avi Avraham las ich nicht und konnte dennoch dem Geschehen sofort folgen. Der Autor Dror Mishani verzichtet auf blutige Verbrechen und heiße Sexszenen. Das macht ihn für mich sehr sympathisch. Hier spielen die Akteure der Fälle eine primäre Rolle. Welche Beweggründe führen dazu, dass eine Frau die eigene Tochter dazu veranlasst, ihr Erstgeborenes zu töten? Und welche Macht hat der Mossad über einen Touristen, der wenige Stunden nach seinem Eintreffen in Israel als vermisst gemeldet wird?

Dass das Cover perfekt gewählt wurde und zur Story passt, ist bei Diogenes schon selbstverständlich. Die Charaktere sind realistisch dargestellt und der Spannungsbogen hält über viele Seiten. Ein lockerer aber auch gehobener Stil fesselte mich dauerhaft. Das lag auch daran, dass für mich das Leben in Israel stets etwas Besonderes ist. Autoren, die dort leben und deren Geschichten von hier berichten, faszinieren mich immer wieder. Dror Mishanis Roman zog mich in seinen Bann und ich habe für mich einen Autor entdeckt, dessen andere Bücher ich mit Sicherheit bald lesen werde.

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Spannend bis zum Schluss

Ich vernichte dich
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Melanie ist glücklich. Sie lebt im eigenen Haus, hat einen gut bezahlten Job, einen liebenden Mann und einen kleinen Jungen. Manchmal hat sie Stress, wenn sie nicht pünktlich bei der Tagesmutter sein kann. ...

Melanie ist glücklich. Sie lebt im eigenen Haus, hat einen gut bezahlten Job, einen liebenden Mann und einen kleinen Jungen. Manchmal hat sie Stress, wenn sie nicht pünktlich bei der Tagesmutter sein kann. Die ist nämlich streng und droht immer wieder, dass sie den Kleinen bald nicht mehr zu sich nimmt. Das schöne Leben bricht jedoch eines Tages wie ein Kartenhaus zusammen. Der Junge wird aus dem Haus der Tagesmutter geholt und in die Obhut des Jugendamtes gebracht. Melanie soll ihn zum Verkauf angeboten haben und außerdem mit Drogen handeln. Wer will ihr ihren Sohn wegnehmen und damit das Leben der kleinen Familie zerstören?

„Ich vernichte dich“ war mal wieder ein guter Thriller. Auch wenn sehr schnell klar ist, dass Melanie benutzt wird und ihr die Drogen untergeschoben wurden. Das Warum und die Lösung des Falles lassen keine Langeweile aufkommen. Mit vielen Wendungen und unvorhersehbarem Ende überzeugt der Autor. Bis kurz vor Schluss wusste ich tatsächlich nicht, wer der Täter ist. Aber nicht nur die Story um das Verbrechen ist gelungen. Auch die Kindheitsgeschichte der Hauptperson erzählt Brad Parks mitreißend und realistisch. Auffallend ebenfalls, dass er sich gut in die Gesetzeslage einlas und auch hier mit Fakten daherkam. Ein gelungener Thriller, der an Spannung kaum zu überbieten ist. Klare Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Warum wollen die beiden Frauen sterben?

Ende in Sicht
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Im Klappentext steht der Satz: „Ein unvorhersehbares, dramatisches, unangemessen komisches Lesevergnügen“. Hella ist 69 und auf dem Weg in die Schweiz, zum Sterben. Juli, eine junge Frau von fast 16 stürzt ...

Im Klappentext steht der Satz: „Ein unvorhersehbares, dramatisches, unangemessen komisches Lesevergnügen“. Hella ist 69 und auf dem Weg in die Schweiz, zum Sterben. Juli, eine junge Frau von fast 16 stürzt sich von einer Wildbrücke, die viel zu niedrig für Selbstmord ist. In

EndeinSicht treffen beide aufeinander. Unterschiedlicher können Menschen nicht sein und trotzdem halten sie es miteinander aus. Ja, viel mehr entwickelt sich während der Fahrt Richtung Schweiz.

Wer bei

EndeinSicht tiefgreifende Erfahrungen mit Menschen sucht, die selbstmordgefährdet sind, der wird enttäuscht. Die Autorin Ronja von Rönne schreibt viel mehr ein Roadmovie der besonderen Art. Hella denkt, dass sie auf dem absteigenden Ast ist und ihr das Leben nichts Neues mehr bieten kann. Dabei erlebt sie mit Juli so viel Unvorhergesehenes, dass sie fast ihre Sorgen vergisst. Und Juli? Warum kommt ein so junger Mensch dazu, dass er nicht mehr leben möchte?

Wie schwerwiegend sind die Gründe der beiden Frauen für die Sehnsucht nach dem Tod? Mal mehr oder weniger lustig, da diese „Witze“ mir dann doch zu konstruiert und albern waren, lässt sich das Buch rasch durchlesen. Es bringt wenig Tiefe und hat etliche Längen. Ein Satz gefiel mir aber besonders gut und den zitiere ich hier: „Hatte irgendjemand eigentlich schon mal untersucht, wie klimafreundlich Selbstmord ist.“ Dieses Zitat ist typisch für den Stil der Autorin. Was es mit den Schneckenhäusern auf sich hat, das berührte mich sehr und mein Verständnis für Juli war da. Aus dem Grund gibt es auch vier Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Ein Highlight meines Lesejahres 2022

Single, weiblich (50) sucht Mutter...
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Es ist eine außergewöhnliche Suche, die für Esther so wichtig erscheint. Nicht nur die Tatsache, dass sie alle Brücken hinter sich abbrach und in einem abgelegenen Ort nach Ruhe suchte. Nein, gleichzeitig ...

Es ist eine außergewöhnliche Suche, die für Esther so wichtig erscheint. Nicht nur die Tatsache, dass sie alle Brücken hinter sich abbrach und in einem abgelegenen Ort nach Ruhe suchte. Nein, gleichzeitig die Suche nach Geborgenheit, veranlasste sie dazu. Das Ziel ihrer Wünsche ist nämlich nicht so, wie sie sich das vorstellte. Sie lernt ihre Nachbarin Pia näher kennen und beginnt eine Mailkorrespondenz mit einer ihr völlig Unbekannten. Dass sie auf diesem Weg ihr Inneres nach außen kehrt, liegt wohl daran, dass sie ihr Gegenüber nicht sieht. Ich kann auch mein Herz viel leichter „ausschütten“, wenn ich den Gesprächspartner nicht anschaue.

Ein Buch, das mich noch immer beschäftigt, obwohl bereits etliche Tage nach dem Lesen vergingen. Zunächst gibt es da die Frage, warum eine Frau nach einer „Mutter“ sucht. Was geschah zwischen ihr und der Frau, die sie geboren hat? Beim Lesen der Ereignisse, die dazu führten, habe ich tatsächlich geweint. So hart waren die Fakten und zudem wurden einige Trigger in mir hervorgerufen, die schmerzhafte Erinnerungen enthalten. Die Vorfälle schreiben die Autorinnen so realistisch, dass ich sie in den Arm nehmen und trösten wollte.

Und dann gibt es noch die anderen Momente beim Lesen. Nämlich jene, die mich lauthals lachen ließen. Beides, sowohl Leid als auch Freude halten sich in dem Buch die Waage und das ist gut so. Nicht nur der gehobene Sprachstil, sondern auch die Tiefe der Ausführungen, sind lesenswert. Die Überlegungen für mich sind zum Beispiel: Welchen Einfluss hat meine Mutter bis heute auf mein Leben? Sie wurde vor dem Krieg geboren und erlebte ihn hautnah mit. Was ändert sich, wenn Eltern alt werden und gepflegt werden müssen? Und sind Kinder tatsächlich zu jung oder zu klein, ihnen die Wahrheit zu sagen? Über Trennung oder Tod von Elternteilen?

Die oben angeführten Fragen werden in dem Buch angestoßen, nicht beantwortet. Für Menschen, die gehobene Literatur mögen, wird die Lektüre mehr als normale Unterhaltung sein. Ich gebe eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.02.2022

Mir fehlen die Superlative

Der Erinnerungsfälscher
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Der Ich-Erzähler Said Al-Wahid bekommt die Nachricht, dass seine Mutter sehr krank ist und wohl bald sterben wird. Er macht sich sofort auf in sein Geburtsland, den Irak. Während der Fahrt schweifen seine ...

Der Ich-Erzähler Said Al-Wahid bekommt die Nachricht, dass seine Mutter sehr krank ist und wohl bald sterben wird. Er macht sich sofort auf in sein Geburtsland, den Irak. Während der Fahrt schweifen seine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Er erinnert sich an seine Flucht, an die Schwierigkeiten während und nach der Aktion und seine Besuche im Irak.

Welch ein berührendes Buch. Der Autor nahm mich schon beim Lesen der ersten Seite an die Hand und ließ mich nicht mehr los. Ich ging mit ihm zu Behörden, deren Mitarbeiter ihre Macht demonstrierten. Aber auch seine Besucher bei der Familie im Iran begleitete ich. Für mich unglaublich, was Menschen mitmachen, die in ihrer Heimat verfolgt werden. Sie wollen doch nur eins: In Frieden leben.

Der Autor beschreibt die Reise zur kranken Mutter sowie die Zeit vor und während seinem Entkommen aus den Fängen der Despoten, bis nach Deutschland. Den Sturz des Diktators, die Straßenkämpfe zwischen Anhängern und Gegnern, und das alles verbunden mit dem Leid der Zivilbevölkerung. Es gibt so viele traumatisierte Asylbewerber, die nicht automatisch durch Therapien „geheilt“ werden. Auch das schildert Abbas Khider klar und unmissverständlich. Mein Fazit: Auf jeden Fall lesen und das mit klarem Blick und wachem Verstand.

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