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Veröffentlicht am 01.08.2021

"Die Gärten der Himmelsfrau oder globale Ökosysteme"

Der Nachtwächter
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Louise Erdrich schreibt in ihrem neuen Roman über den Großvater. Der setzte sich für seine Leute ein und wehrte sich gegen die Enteignung der Ureinwohner Amerikas. Was Einzelne damals zuwege brachten und ...

Louise Erdrich schreibt in ihrem neuen Roman über den Großvater. Der setzte sich für seine Leute ein und wehrte sich gegen die Enteignung der Ureinwohner Amerikas. Was Einzelne damals zuwege brachten und wie schwer ihr Kampf für Gerechtigkeit war, das kommt in
„Der Nachtwächter“ eindrücklich zum Vorschein.

Die Autorin lebt mit der Natur und für sie. Sie beschreibt den Glauben an eine Himmelsfrau und in welcher Weise Pflanzen miteinander kommunizieren. Das Buch ist ein beeindruckendes Zeugnis einer Frau, die ihre Wurzeln bei den Ureinwohnern Amerikas hat. Nein, das bedarf für mich keines Beweises durch wissenschaftlichen Studien, dass Bäume, in welcher Weise auch immer, „Gespräche“ führen. Ihre Weisheit ist legendär und nicht nur bei diesem Thema kann ich viel von den „Indianern“ lernen.

Welchen Einfluss hat die durch Menschenhand arg ausgenutzte Umwelt auf das Klima und das Wachstum der lebenswichtigen Pflanzen? Auch das beschreibt Frau Erdrich sehr deutlich. Das Buch faszinierte mich und das lag nicht nur an den Ausführungen. Die Sprache gefiel mir nämlich ebenfalls sehr gut und hier hat die Übersetzerin Gesine Schröder wirklich ganze Arbeit geleistet. Einzig Ruhe und Konzentration aufs Lesen sollten Interessierte mitbringen. Dann erleben sie nämlich kostbare und lehrreiche Stunden, wobei am Ende des Buches viele Themen zum Nachdenken übrig sind.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Erschreckend realistisch und mit den heutigen Zuständen vergleichbar

Revolution der Träume
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Zwar nicht ohne Blessuren aber überlebt haben die drei Freunde Isi, Carl und Artur. Sie treffen in Berlin wieder aufeinander und es ist verständlich, dass die Freude sehr groß ist. Carl strebt eine Karriere ...

Zwar nicht ohne Blessuren aber überlebt haben die drei Freunde Isi, Carl und Artur. Sie treffen in Berlin wieder aufeinander und es ist verständlich, dass die Freude sehr groß ist. Carl strebt eine Karriere als Kameramann bei der UFA an und Isi möchte immer noch die Welt retten. Tja und Artur hat sich als „King der Unterwelt“ etabliert. Und auch wenn die drei mitunter gegen das Gesetz verstoßen, sie halten zusammen und helfen einander in jeder brenzligen Situation. Bange machen gilt für sie immer noch nicht.

Ja, ich kann schon sagen, dass ich sehnsüchtig auf dieses Werk wartete. Las ich doch den ersten Band über die drei Freunde und war enttäuscht, dass etliche Fragen offen blieben. Diese wurden nun im Buch "Revolution der Träume", das im Dumont Buchverlag erschien, beantwortet. Sehr ausführlich und kenntnisreich ersteht das Berlin der 20er Jahre vor den Augen der Leser. Der Kampf ums Überleben wird dabei genau so detailliert beschrieben wie das Erstarken der Nationalisten. Es ist für mich nachvollziehbar, wie verzweifelt die Menschen waren und dass sie sich von den Politikern und Verantwortlichen verraten fühlten. Wie leicht hatten es dann Populisten, diese Hoffnungslosen für ihre Ideen zu gewinnen. Zumal die „Altparteien“ zerstritten waren und keine Perspektive für die Zukunft aufzeigen konnten. Die Parallelen zur heutigen Situation sind deutlich.

Die Reparationszahlungen waren nicht zu begleichen und das Volk litt erheblich. Nein, nicht alle. Es gab die Schieber und Schwarzhändler, die es auch während der Weimarer Zeit zu Reichtum brachten. So auch Artur obwohl er sich dabei immer wieder in Lebensgefahr brachte. Das Buch ist spannend geschrieben aber auch für Empathie und Liebe gibt es viel Raum. Ein wertvolles Stück Historie in einem gut lesbaren und dennoch anspruchsvollen Stil geschrieben.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Spannende Fakten über eine außergewöhnliche Glaubensgemeinschaft

Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg
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Das Jahr 1816 ging als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein. Menschen hungerten und viele wollten nur noch weg. So auch die Eheleute Rebekka und Daniel. Gemeinsam mit etlichen Angehörigen wanderte ...

Das Jahr 1816 ging als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein. Menschen hungerten und viele wollten nur noch weg. So auch die Eheleute Rebekka und Daniel. Gemeinsam mit etlichen Angehörigen wanderte sie aus. Es zog sie nach Amerika, dem Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“. Hier können sie sich eine Existenz aufbauen und ein glückliches Leben führen. Bis durch Zufall herauskam, wer Daniel wirklich ist.

In dem Roman „Der Himmel über Amerika“ schreibt die Autorin viel über die Glaubensgemeinschaft der Amischen. Wie sie leben, welche Einstellung sie gegenüber Andersgläubigen und Fremden haben und wie sie ihre Kinder erziehen. Es ist schon erstaunlich, dass es bis heute etliche weitere ebenso strenge Glaubensgemeinschaften gibt. Zum Glück werden sie kaum noch angefeindet und können in Ruhe ihres Glaubens leben.

Die Hauptperson Rebekka ist keine stille Dulderin. Sie wagt es sogar, sich den Wünschen ihrer Eltern zu widersetzen und folgt ihrem Herzen. Das war mutig und keineswegs normal für damalige Verhältnisse. Es existierten Regeln und diese mussten streng befolgt werden. Wer nicht gehorchte, der musste damit rechnen, dass er ausgeschlossen wurde. Und das nicht nur in Situationen, wo Kinder nicht ihren Eltern gehorchen wollten. So war zum Beispiel Homosexualität etwas Widernatürliches und eine Todsünde. Menschen, die sich „outeten“ wurden verstoßen und mussten in die Ferne ziehen.

Bisher las ich alle Bücher von Karin Seemayer und auch dieses gefiel mir sehr gut. Neben vielen historischen Fakten gibt es zwar ebenfalls eine Liebesgeschichte, aber die ist ohne Pathos und übertriebene Sentimentalitäten erzählt. Was mir nicht so gut gefiel, das ist der Klappentext. Hier hätte der Verlag darauf achten sollen, dass nicht so viel vom Inhalt verraten wird.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Grausame Morde erschüttern Wien

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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In Wien treibt ein Mörder sein Unwesen. Er hat es auf junge Frauen abgesehen und seine Methoden sind abscheulich. August Rothmayer ist Totengräber auf dem Zentralfriedhof. Hier arbeitet er und auch seine ...

In Wien treibt ein Mörder sein Unwesen. Er hat es auf junge Frauen abgesehen und seine Methoden sind abscheulich. August Rothmayer ist Totengräber auf dem Zentralfriedhof. Hier arbeitet er und auch seine Wohnung befindet sich mitten unter den Verblichenen. Dass er sich bestens mit der Materie im Bereich Tod und Verwesung auskennt, sieht jeder, der sich mit seinem neuesten Werk befasst. Dem „Almanach für Totengräber“. Das erkennt auch der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt sehr schnell. Leopold ist nämlich gerade erst in Wien bei der neuen Arbeitsstelle angekommen und wird von den Kollegen keineswegs mit offenen Armen empfangen. Das liegt nicht alleine daran, dass er ein „Piefke“ ist. Auch seine Methoden der Ermittlung treffen auf Unverständnis.

Der Autor Oliver Pötzsch beschreibt die Stadtteile Wiens sehr genau. Er kennt sich aus in dieser Stadt und auch die Situation der Dienstmädchen wird zuweilen erschreckend realistisch geschildert. Diese Schere zwischen Armen und Reichen war damals auf keine Fall breiter als heute. Leider ist es vielen Menschen nicht bewusst und es gibt einige, die sich nach der „guten alten Zeit“ zurücksehnen. Schon dieses Schubladendenken auf den Friedhöfen ist zum Glück vorbei. Wie war es noch? Selbstmörder dürfen nicht in „geweihte Erde“? Wir erbärmlich. Und auch diese Vorgehensweise, dass Arme, die sich die Kosten eines vernünftigen Grabes nicht leisten konnten, mit vielen weiteren Leichen in einer Gruft verschwanden… All diese Dinge sind in dem Roman „Das Buch des Totengräbers“ anschaulich geschildert.

Die Furcht vor Neuerungen bei Ermittlungen war damals mit Sicherheit vorhanden. Nicht nur Polizeifotografen wurden skeptisch betrachtet, zumal die Fotografie ja noch in den Kinderschuhen steckte. Niemals kann es mit den heutigen Formaten verglichen werden. Das gilt wohl auch für den Studiengang „Kriminalistik“. Man mag sich nur mal vor Augen führen, dass es weder Fingerabdrücke noch die Möglichkeit der Analyse von DNA gab. Herr Pötzsch schreibt schlicht und ich konnte seinen Ausführungen gut folgen. Zuweilen war es für mich zu ausführlich, was die Methoden der Ermittlung betrifft. Eine Leseempfehlung gibt es aber auch von mir.

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Veröffentlicht am 13.07.2021

Für mich ein Highlight für das Lesejahr 2021

Verrat in Colonia
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Immer wieder gerät die Sklavin Invita in Situationen, die nicht nur ihr eigenes Leben sondern auch das ihrer Freunde, gefährdet. Gemeinsam mit ihrer Herrin Marcella reist sie nach Köln und wohnt dort bei ...

Immer wieder gerät die Sklavin Invita in Situationen, die nicht nur ihr eigenes Leben sondern auch das ihrer Freunde, gefährdet. Gemeinsam mit ihrer Herrin Marcella reist sie nach Köln und wohnt dort bei dem Cäsaren Licinus Salonius. Während des Aufenthaltes kommt es zum Mord an einem hohen Beamten, welcher gleichzeitig der künftige Schwiegervater Marcellas sein soll. Und da der Sklave Flavus beim Auffinden des Opfers in seiner Nähe weilte, ist der Tatverdächtige rasch ausgemacht. Flavus soll es sein. Invita weiß, was ihrem Liebsten widerfahren wird, wenn, ja wenn sie seine Unschuld nicht beweisen kann.

Es ist der vierte Band in dem es um die Mordermittlungen der Sklavin Invita geht. Jedes Buch kann unabhängig von den anderen gelesen werden, jedoch das Verständnis für die Entwicklung der Charaktere ist klarer, wenn auch die vorherigen Bücher gelesen werden.

Es ist mal wieder ein Buch, welches mich bestens unterhielt. Das liegt alleine an der Autorin
Maria W. Peter. Sie zeichnet sich nicht nur durch genaue Recherche aus. Auch ihre bildhaften Erläuterungen zu Plätzen und Personen ist einzigartig. Dazu kommt auch, dass die Lebenssituation im damaligen „Coeln“ so genau beschrieben sind, dass ich sowohl die Gerüche als auch das sanfte Plätschern des „Rhins“ wahrnehmen konnte.

Schon damals gab es diese „typischen Kölschen“ also die Leichtigkeit des Seins, welches bis heute echte Kölner ausmacht. Spannend ist das Buch ebenfalls. Der Spannungsbogen baut sich langsam auf und hält bis zum Schluss. Nein, ich wusste absolut nicht, wer für den Mord verantwortlich war und in welcher Weise die Geschichte endet. Nach dem Roman schrieb Frau Peter nochmals sehr ausführlich, welche Fakten
"Verrat in Colonia" zugrunde lagen. Schade, dass es nur fünf Sterne für eine Bewertung gibt.

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