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Veröffentlicht am 22.07.2020

Leben heißt auch, Mut zu haben

Heute schon für morgen träumen
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Die Ich-Erzählerin Emilia lebt und arbeitet in New York. Ihre Vorfahren sind vor vielen Jahren aus Italien in die USA gekommen. Sie wollten ein besseres Leben und hofften auf ihr Glück. Emilia backt Delikatessen ...

Die Ich-Erzählerin Emilia lebt und arbeitet in New York. Ihre Vorfahren sind vor vielen Jahren aus Italien in die USA gekommen. Sie wollten ein besseres Leben und hofften auf ihr Glück. Emilia backt Delikatessen in einem kleinen Laden, den es seit 1959 gibt. Er heißt „Delikatessen Lucchesi“ und liegt in Brooklyn. Vater, Großmutter, Schwester und Cousine arbeiten ebenfalls dort. Eines Tages bekommt Emilia einen Brief von ihrer Großtante Poppy. Die lädt sie zu einer Reise nach Europa ein und das an ihrem 80. Geburtstag. Die Oma ist absolut nicht damit einverstanden, die Tante ist das „Schwarze Schaf“ der Familie. Emilia setzt sich durch und macht die Reise ihres Lebens. Endlich wagt sie den Widerspruch und hört endlich auf ihre eigenen Wünsche.

Ein nettes Buch, das leicht zu lesen war. Die Familiengeheimnisse waren für mich zwar recht offensichtlich, die genauen Hintergründe aber trotzdem spannen. Die Schönheit Italiens mit dem offenen Menschenschlag gefiel mir gut. Die Furcht vor dem „Fluch der zweiten Tochter“ klingt zwar anfangs ein wenig übertrieben, aber ist durchaus nachvollziehbar. Die Sprache ist schlicht aber nie vulgär. Bei einigen Passagen wären mir tatsächlich fast die Tränen gekommen. Auch wenn ich nicht alles Ereignisse todernst nehmen konnte, sie sind im Großen und Ganzen doch nachvollziehbar und realistisch.

Die ernste Botschaft hinter dem locker geschriebenen Roman finde ich wichtig. Niemals das glauben, was die vermeintliche Wahrheit ist. Häufig gibt es einen völlig anderen Grund, wenn ein Familienmitglied verstoßen wird. Bei der Suche nach der großen Liebe geduldig sein und nicht auf den Willen von Eltern und Großeltern hören. Ja und dann auch den Mut haben, seinen eigenen Weg zu gehen und das selbst dann, wenn die Gefahr des Scheiterns gegeben ist.

Heuteschonfürmorgenträumen ist also mehr als ein Roman. Es ist gleichzeitig eine gute „Anleitung“, inne zu halten und die eigenen Lebensumstände zu hinterfragen.

NetGalleyDE

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Veröffentlicht am 22.07.2020

Der "alte Hund" in Aktion

Alter Hund, neue Tricks
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Inspector Sean Duffy ist Detective und arbeitet bis zu seiner Rente in Teilzeit. Das heißt, dass er nur sechs Tage im Monat arbeitet und die andere Zeit mit seiner Familie in Schottland wohnt. Seine Familie, ...

Inspector Sean Duffy ist Detective und arbeitet bis zu seiner Rente in Teilzeit. Das heißt, dass er nur sechs Tage im Monat arbeitet und die andere Zeit mit seiner Familie in Schottland wohnt. Seine Familie, das ist die Lebensgefährtin und die kleine Tochter. Die Situation ändert sich als ein Maler auf offener Straße erschossen wird. Duffy ist entzückt, da der Chef ihn fragt, ob er die Ermittlungen leiten möchte. Danach sehnte er sich schon lange und steigt voller Tatendrang ein. Schnell stellt sich raus, dass der Tote nicht der war, für den er sich ausgab. Sogar der Name war gefälscht. Duffy startet die Ermittlungen und das mit all seiner Kraft und Erfahrung.

Das ist wohl der achte Band einer Reihe rund um Inspector Sean Duffy. Für mich war es das erste Buch, welches ich problemlos ohne Vorkenntnisse lesen konnte. Als Thriller bezeichne ich es zwar nicht, aber es hat mich gut unterhalten. Die Spannungen in Irland und das Verhältnis zu den Briten zeigt der Autor recht anschaulich. Immer wieder kommt es zu Ausschweifungen ins Privatleben des Ermittlers und das fand ich zu ausführlich. Trotzdem unterhielt mich der Krimi gut und was mir besonders zusagte, das waren die humorvollen Dialoge. Duffy ist ein Typ mit Ecken und Kanten. Er geht anderen auf die Nerven und das stets mit einem Augenzwinkern. Er ist kein Held und bekommt selbst immer wieder einige Blessuren ab. Vier Sterne und eine Leseempfehlung gibt es daher von mir.

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Veröffentlicht am 20.07.2020

Die Wirtschaftswunderjahre humorvoll beschrieben

Die Wunderfrauen
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Sie heißen Luise, Annabel, Helga und Marie und wollen die schweren Jahre des Krieges vergessen. Luise möchte einen Laden aufmachen, Annabel von ihrem Mann geliebt werden, Helga eine Ausbildung zur Krankenschwester ...

Sie heißen Luise, Annabel, Helga und Marie und wollen die schweren Jahre des Krieges vergessen. Luise möchte einen Laden aufmachen, Annabel von ihrem Mann geliebt werden, Helga eine Ausbildung zur Krankenschwester machen und Marie ihre Flucht aus Schlesien verarbeiten. Die vier Frauen treffen immer wieder aufeinander und freunden sich nach einigen Missverständnissen sogar an. Sie haben gelernt, was es heißt, zu verzichten. Jetzt möchten sie endlich auch ein Stück vom Wohlstandkuchen abbekommen.

Das Buch ist locker leicht und mit viel Humor geschrieben. So lässt es sich auch lesen. Wir lernen etwas über die bange Sorge von Eltern und Geschwistern, wenn in der Familie ein behindertes Kind lebte. Das war unter Hitler lebensgefährlich und wer hier half, der bezahlte oft mit dem Leben. Die Männer berichten von ihren Erfahrungen im Krieg und der anschließenden Gefangenschaft. Das prägt sie bis viele Jahre danach und es ist nicht immer so einfach, mit ihnen umzugehen. Das erste Fernsehen oder die ersten Autos waren damals noch Dinge, die für offene Augen der Nachbarn sorgte. Es gab Menschen, die rasch vergaßen, was sie hinter sich hatten. Sie wurden auf Kosten anderer reich und scherten sich nicht um ihre Nächsten. Dann gab es aber zum Glück auch solche, die sich miteinander freuten, endlich in Frieden leben zu können. Sie halfen sich gegenseitig und waren dankbar, wenn die Ernte gut ausfiel.

Die Wunderfrauen gefiel mir gut. Die vier Frauen kommen aus unterschiedlichen Verhältnissen und das beschreibt die Autorin sehr bildhaft. Für alle vier ist Freundschaft wichtig und nur so können sie ihren Weg zum Glück gehen. Mit Freude warte ich auf die folgenden Bücher und gebe gerne fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 19.07.2020

AHAWAH heißt Liebe

AHAWAH. Das vergessene Haus
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„Ich nenne ihre Namen, damit sie hier stehen. Wenigstens hier, dann keine dieser Frauen wird einen Grabstein haben.“ (Zitat aus dem Buch AHAWAH)

Das Wort Ahawah stand über dem Eingang einer Schule in ...

„Ich nenne ihre Namen, damit sie hier stehen. Wenigstens hier, dann keine dieser Frauen wird einen Grabstein haben.“ (Zitat aus dem Buch AHAWAH)

Das Wort Ahawah stand über dem Eingang einer Schule in Berlin. Sie lag in der Auguststraße und die Autorin besuchte sie. Immer wieder fragte sie sich, welche Geschichte dieses Haus wohl hatte. Dann kam sie darauf, dass es unter anderem ein jüdisches Kinderheim war. Regina Scheer befasste sich einige Jahre mit der Vergangenheit. Dabei lernte sie Menschen kennen, die davon berichteten. Aber auch einige, die schwiegen. Ob aus Scham oder weil sie nichts damit zu tun haben wollten, das erschloss sich ihr nicht. Heraus kam dieses Zeitzeugnis. Wertvoll, weil es viele Sichtweisen zusammenfasst und für Berliner mit Sicherheit sehr interessant ist.

AHAWAH konnte ich nicht lesen, wie einen Roman. Zu hart waren die Schilderungen der Menschen, welche hautnah die Qual der Juden miterlebten. Das Haus war nämlich weit mehr als das Kinderheim. Im Keller finden sich noch Spuren von Gefangenschaft und Qual der Menschen. Frau Scheer suchte die Überlebenden und fand viele von ihnen aber nicht nur in Berlin. Verteilt auf der ganzen Welt, auch in Israel und USA, gaben sie nach einigem Zögern ihre Erlebnisse preis.

Das Buch wurde immer wieder erweitert und aktualisiert. Es gibt Originalfotos, die Kinder und deren Erzieher zeigen. Auch Nachworte zu den verschiedenen Ausgaben durch die Autorin sowie ein Personenregister und ein Literaturverzeichnis sind erfasst. Es ist anders als die Bücher, welche ich bisher zum Thema las und daher wohl auch so bewegend. Fünf Sterne sowie die Leseempfehlung gebe ich dafür.

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Veröffentlicht am 16.07.2020

Absolut lesenswert

Unter den Linden 6
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Sie heißen Anni, Hedwig und Lise. Drei junge Frauen, die sich im Jahr 1907 in Berlin treffen. Unterschiedlicher können die Verhältnisse nicht sein, aus denen sie kommen. Aber eins haben alle drei gemeinsam: ...

Sie heißen Anni, Hedwig und Lise. Drei junge Frauen, die sich im Jahr 1907 in Berlin treffen. Unterschiedlicher können die Verhältnisse nicht sein, aus denen sie kommen. Aber eins haben alle drei gemeinsam: Sie möchten mehr erreichen als Hausfrau und Mutter zu sein. Nein, auch nicht nur für den Mann kochen und die Wohnung sauber halten oder Besucher empfangen. Zum Beispiel will Lise unbedingt an der Universität zu Berlin studieren. Das war damals für Frauen verboten und sie kämpft um ihr Recht. Die drei verbünden sich und lernen auch noch einige Damen kenne, die ebenfalls für die Emanzipation kämpfen wollen.

„Unter den Linden 6“ ist ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte. So gefällig ist die Sprache und auch die abwechslungsreiche Beschreibung der Lebensumstände damaliger Zeit machte es zum „Pageturner“. Die Autorin schreibt über die Anfänge der Berliner Universität und die Entwicklung bis zum Krieg. Wie hart die Frauen arbeiten mussten und dennoch nicht die Anerkennung bekamen, die ihre Kommilitonen längst hatten. Wie schwierig es war, sich gegen die Eltern durchzusetzen und n i c h t den Mann zu heiraten, der für sie ausgesucht wurde, das können wir uns heute kaum noch vorstellen. Sogar der Titel Professorin half ihnen nicht viel.

Der Schluss lässt einige Fragen offen und ich hoffe sehr, dass es eine Fortsetzung der Geschichte um die drei Damen gibt. Die Autorin erläutert, dass der Titel des Buches nicht historisch sei. Ebenfalls schreibt sie am Ende des Buches, welche Fakten sie verarbeitete und wo sie ihre dichterische Freiheit einsetzte. Viele der hier genannten Personen lebten tatsächlich und dazu zählt unter anderem die hier erwähnte Lise. Für mich ein wenig zu ausführlich, das waren die Erklärungen physikalischer Lehren und deren Erforschung. Die Autorin studierte eine Weile dieses Fach und daher kam wohl die Lust am Darlegen der Zusammenhänge. Das konnte aber meine Lust am Lesen und Lernen nicht wesentlich dämpfen. Fünf Sterne und eine Leseempfehlung gebe ich ganz eindeutig.

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