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Veröffentlicht am 02.11.2019

Was geschah vor 100 Jahren?

Der Ursprung der Welt
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Es ist ein Kunstwerk des Malers Gustave Courbet und trägt den Namen L'Origine du monde („Der Ursprung der Welt“). Als ich mir die Aussagen zu diesem Werk im Internet anschaute, wurde mir der Roman von ...

Es ist ein Kunstwerk des Malers Gustave Courbet und trägt den Namen L'Origine du monde („Der Ursprung der Welt“). Als ich mir die Aussagen zu diesem Werk im Internet anschaute, wurde mir der Roman von Ulrich Tukur wesentlich klarer. Es gehört zur Geschichte im gleichnamigen Buch von Ulrich Tukur und lässt sich auf unterschiedliche Weise interpretieren. Ich schaute mir das Gemälde an und bin noch immer beeindruckt. Es stammt aus dem Jahr 1866 und befindet sich im Museum d´Orsay, einem Kunstmuseum in Paris. Was mich so beeindruckte? Das Gemälde ist für mich nicht von einer Fotografie zu unterscheiden und das finde ich imponierend.

In dem Roman geht es um einen jungen Mann namens Paul Goullet, der alleine lebt und vor den eigenen vier Wänden in Stuttgart flieht. Er macht sich im Jahr 2033 auf den Weg nach Paris. Neben anderen Gründen, die ihn dazu veranlassten, spielt oben erwähntes Gemälde dabei eine Rolle. Vor vielen Jahren fand er eine Postkarte mit eben diesem Torso des Ursprungs der Welt im Büro seines Großvaters. Er möchte es im Original sehen und der Weg führt ihn zur Hauptstadt Frankreichs. Dort schlendert er durch die Straßen und beim Anschauen von Werken alter Meister, fällt ihm ein Fotoalbum in die Hände.

Das Cover des roten Albums zeigt seine Initialen P.G. und ein Foto, welches von ihm sein könnte. Auch im Innenteil befinden sich nur Fotografien, sein Ebenbild vor 100 Jahren zeigen. Er macht sich auf die Suche nach diesem Menschen und begibt sich dabei in Gefahr.

Der Ursprung der Welt ist ein eigenwilliger und besonderer Roman. Besonders, weil der Autor einen außergewöhnlichen Stil hat und eigenwillig, weil die häufigen Wechsel zwischen den Zeiten nicht dem momentan üblichen Aufbau eines Romans entsprechen. Es fehlen ebenfalls Überschriften und ich musste höllisch aufpassen, damit ich dem Geschehen folgen konnte.

Paul reist im Heute durch Paris und in Frankreich herrscht der Ausnahmezustand. Es ist ein Polizeistaat und wer nicht spurt, wird weggesperrt. Überwachung an allen Ecken und sogar Drohnen werden dafür eingesetzt. Im Gegenzug gibt es Widerständler, die sich mit den Polizisten blutige Auseinandersetzungen liefern. „In Deutschland herrscht das blanke, aufgeheizte Chaos, das sich im Netz schon längst in einen virtuellen Bürgerkrieg ausgewachsen hatte.“(Ein Zitat aus dem Roman) Ist das wirklich utopisch und kann es nicht sein, dass wir in Europa bald diese Zustände haben?

Die andere Zeitstrang spielt im Zweiten Weltkrieg. Nazis besetzten Frankreich und auch damals boten Widerständler den Eindringlingen die Stirn. Doch, was haben diese beiden Zeitstränge gemeinsam? Wie passt der Großvater Pauls ins Bild und welche Gräueltaten geschahen damals in Paris? Der Ursprung der Welt ist ein Roman, der sich zu lesen lohnt. Weitab des Mainstreams bietet er Spannung und unterhaltsame Lektüre. Also, von mir eine eindeutige Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 29.10.2019

Ein Mord im Land der tausend Seen

Marlene Torvett und das Märchen vom Glück
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Neustrelitz ist ein kleiner und bis vor wenigen Tagen auch ruhiger Ort an der Mecklenburger Seenplatte. Alles ändert sich als eine junge Frau in der Nacht über eine Leiche stolpert. Sie kam von ihrem Freund, ...

Neustrelitz ist ein kleiner und bis vor wenigen Tagen auch ruhiger Ort an der Mecklenburger Seenplatte. Alles ändert sich als eine junge Frau in der Nacht über eine Leiche stolpert. Sie kam von ihrem Freund, den sie heimlich besuchte und war auf dem Heimweg. Dabei beobachtete sie ebenfalls, wie ein Mann und eine Frau die Leiche in den Zierker See stießen. Wer ist der Mann und warum wurde er getötet?

Marlene Torvett ist Krankenschwester, arbeitet aber nicht mehr in ihrem Beruf. Sie schreibt Romane und verdient damit Geld, sehr viel Geld. Damit es ihr nicht gar zu langweilig wird, hilft sie dem Hauptkommissar Babuske bei der Aufklärung von Kriminalfällen. Die beiden ergänzen sich sehr gut und arbeiten erfolgreich zusammen. Leider vergisst Marlene dabei häufig, sich zu schützen und sieht die Gefahr für Leib und Leben nicht.

Marlene Torvett und das Märchen vom Glück ist ein Kriminalroman, der sich gut lesen lässt. Es kommt immer mal wieder zu Verdachtsmomenten, die sich aber oft als nichtig herausstellen. Marlene ist eigensinnig und bringt den Kommissar immer mal wieder auf die Palme. Bis zum Ende, welches für mich nicht vorauszusehen war, hält die Autorin die Spannung hoch. Das gefiel mir gut und ich freue mich auf die nächsten Bücher von ihr. Sehr schön fand ich auch die Beschreibung der Landschaft. Die hätte für meine Begriffe ruhig noch ein wenig ausführlicher ausfallen können.

Veröffentlicht am 28.10.2019

Eine sehr gute Mischung aus Lovestory und Krimi

Im Fokus der Vergangenheit
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Erst dachte ich: „Ein Liebeskrimi, was soll das denn sein?“ Aber ich bin neugierig und fing an zu lesen. Jetzt weiß ich nicht nur, was sich hinter dem Begriff verbirgt, sondern entdeckte ein neues Genre ...

Erst dachte ich: „Ein Liebeskrimi, was soll das denn sein?“ Aber ich bin neugierig und fing an zu lesen. Jetzt weiß ich nicht nur, was sich hinter dem Begriff verbirgt, sondern entdeckte ein neues Genre für mich. Worum geht es im Buch Im Fokus der Vergangenheit?

Eine junge Frau zieht wieder zu ihren Eltern nach San Diego. Sie hat dort einen Job bei der Polizei und zwar als Assistentin der Chefin. Die Kollegen sind freundlich und sie lebt sich schnell ein. Dass sie vor der Vergangenheit floh und nicht ganz freiwillig wieder bei den Eltern wohnt, das verschweigt sie. Das Schweigen rächt sich aber schon bald und ….

Neben der Spannung rund um Joselyne und ihrer Vergangenheit spielt auch die Liebe eine Rolle. Es knistert zwischen Jo und Eric, ihrem Kollegen, aber wie es sich entwickelt, ist keineswegs vorauszusehen. Im Fokus der Vergangenheit glänzt durch die fein ausgearbeiteten Charaktere. Es sind ganz „normale“ Menschen, die sowohl Fehler als auch ihre Vorzüge haben.

Im Fokus der Vergangenheit gefiel mir sehr gut und diese Mischung aus Liebe und Krimi ist der Autorin perfekt gelungen. Sie hat es verstanden, die Spannung aufzubauen und bis zur letzten Seite fiebert der Leser mit. Und die Liebesgeschichte ist niemals schnulzig oder dick aufgetragen. Ein tolles Debüt, das hoffentlich noch einige Fortsetzungen erhält.

Veröffentlicht am 28.10.2019

Nichts kommt von ungefähr, alles hat seinen Grund

Der Zug der Waisen
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Im Roman Der Zug der Waisen berichtet Christina Baker Kline über einen Teil der Geschichte der USA, die mir nicht bekannt war. Es ist zwar ein Roman und die Figuren sind fiktiv, aber die Historie stimmt ...

Im Roman Der Zug der Waisen berichtet Christina Baker Kline über einen Teil der Geschichte der USA, die mir nicht bekannt war. Es ist zwar ein Roman und die Figuren sind fiktiv, aber die Historie stimmt und das belegt die Autorin auch am Ende des Buches.

Molly ist eine der Hauptpersonen im Zug der Waisen. Sie lebt bei Pflegeeltern und gerät immer wieder mit ihnen in Streit. Sie ist uneinsichtig und lässt sich nicht gerne etwas sagen. Sie hat schon viele Pflegefamilien kennengelernt und muss diese immer wieder verlassen. Die Leute möchten jemanden haben, der ganz brav ist und keine eigene Meinung vertritt. Aus dem Grund ist Molly auch äußerst verschlossen und verkriecht sich immer mehr. Nur ein Junge ist ihr Freund und der hilft ihr immer wieder hilft, wenn es für sie brenzlig wird. Dieser Strang spielt im Jahr 2011.

Der Zweite Erzählstrang geht zurück ins Jahr 1929 zur kleinen Vivian. Sie ist Waise und soll in eine Familie vermittelt werden. Mit ihr reisen viele Waisen in einem Zug durch die Staaten und alle hoffen darauf, dass sie zu netten Menschen kommen. Das ist aber leider nicht immer so und auch Vivian merkt rasch, dass ihr Traum nicht in Erfüllung geht.

Der Zug der Waisen fesselte mich. Es ließ sich sehr gut lesen, da die Sprache bildhaft und klar ist. In diesem Zusammenhang danke ich der hervorragenden Übersetzerin. Die Autorin hat gründlich recherchiert und das habe ich gemerkt. Am Schluss des Romans gibt eine Zusammenfassung der Fakten und diese sind mit Fotos von damals bereichert. Das Buch zeigt ebenfalls deutlich, wie wichtig es ist, dass Kinder eine faire Chance bekommen. Egal, ob sie Waise sind oder Eltern haben. Sie dürfen niemals als billige Arbeitskräfte oder für schlimmere Dinge missbraucht werden.

Veröffentlicht am 26.10.2019

Island im 17. Jahrhundert

Die Farbe von Glas
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Island im 17. Jahrhundert. Eine junge Frau sorgt sich um ihre sehr kranke Mutter. Ihr Vater, der Bischof von Skalholt starb vor etwa 2 Monaten. Eigentlich war er ein reicher Mann und hätte seiner Frau ...

Island im 17. Jahrhundert. Eine junge Frau sorgt sich um ihre sehr kranke Mutter. Ihr Vater, der Bischof von Skalholt starb vor etwa 2 Monaten. Eigentlich war er ein reicher Mann und hätte seiner Frau und der Tochter ein sorgenfreies Leben hinterlassen können. Aber nur eigentlich. Als frommer Christ sorgte er sich vornehmlich um den Fortbestand seiner christlichen Gemeinde und nach seinem Tod mussten Ehefrau und Tochter hungern. Die Tochter Rosa und seine Frau Sigridur hungern und fürchten sich vor dem nahenden Winter. Sie haben keinen Torf zum Heizen und Sigridur ist krank. Sie leidet an einem quälenden Husten.

Jon Eriksson ist ein reicher Mann, der sein Geld mit Fischen, Landwirtschaft und Handel verdient. Er möchte die hübsche Tochter Rosa als Frau und hält um ihre Hand an. Nach einigem Widerstreben sieht diese ein, dass sie nur so ihre Mutter vor dem sicheren Tod retten kann. Sie willigt in die Heirat ein und zieht mit dem Ehemann in sein Haus. Dieses liegt viele Meilen von ihrem Elternhaus entfernt und die Nachbarn begegnen der jungen Frau keineswegs freundlich.

DieFarbeVonGlas ist ein Buch, welches die Ängste der Menschen damals lebendig werden lässt. Es sind Runen und Mythen, die das Leben bestimmten. Aberglaube und fanatische Religiösitat bestimmten das damalige Leben. Daraus resultierte Furcht vor Strafe der Götter und ja, auch der Nachbarn. Als Rosa sich schweren Herzens dazu entschied, den reichen Jon Eriksson zu heiraten wusste sie nicht, was auf sie zukommt. Das war aber typisch für die hier beschriebene Zeit. Sympathie oder gar Liebe, diese Gefühle kannte man kaum. Es wurde aus praktischen Gründen geheiratet.

Bei dem Buch

DieFarbeVonGlas gebe ich keine eindeutige Empfehlung ab. Es gehört nicht zum sogenannten „Mainstream“ und ich bezeichne es als eigenwillig. Hier geht es um den Glauben an die Götter der Urväter, um Hexenwerk und um fanatische Religiosität. Im Glossar erklärt die Autorin ausführlich, was unter den im Buch angeführten Begriffen zu verstehen ist.