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Veröffentlicht am 05.07.2019

Himmelschreiendes Unrecht durch Ärzte und Behörden

Nie wieder ohne dich
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NieWiederOhneDich ist ein sehr bewegendes Buch. Beim Lesen kamen mir oft die Tränen und das nicht nur aus Mitleid. Auch eine große Portion Wut war dabei. Worum es geht ist rasch beschrieben. Ein junges ...

NieWiederOhneDich ist ein sehr bewegendes Buch. Beim Lesen kamen mir oft die Tränen und das nicht nur aus Mitleid. Auch eine große Portion Wut war dabei. Worum es geht ist rasch beschrieben. Ein junges Ehepaar fährt mit seinem sehr kranken Baby zur Klinik. Dort sind sich sowohl Ärzte als auch Pflegepersonal rasch einig. Das Kind wurde misshandelt und das von den Eltern. Sie lassen gar keine andere Meinung zu und die beiden jungen Menschen erleben einen regelrechten Alptraum. Sie werden von Polizisten gefoltert (ja, mit Worten und dummen Fragen) und von Ärzten als Unmenschen angesehen. Sie müssen ihr Kind in die Obhut einer Pflegefamilie geben und dürfen es erst nach harten Auseinandersetzungen mit Staatsanwalt und Richter wenige Stunden in der Woche sehen. Welches Unrecht und welche unnötigen Verletzungen, die der kleinen Familie angetan wurden.

Das Erlebte wird in dem Buch von beiden Elternteilen unabhängig voneinander erzählt. Die Mutter, Simone, war damals 18 Jahre alt und litt an einer sehr seltenen Krankheit, dem Angioödem. Dabei schwellen plötzlich und offenbar ohne äußere Einwirkungen Körperteile an. So war es auch bei dem Baby, der kleinen Luna. Sie hatte geschwollene Augen und auch andere Körperteile waren betroffen. Eine simple Untersuchung des Blutes hätte direkt belegt, dass sie die Krankheit der Mutter erbte. Aber nein, die Halbgötter in Weiß ignorierten die Bitten der Eltern. Waren doch beide noch sehr jung und hatten nach Ansicht der Studierten so gar keine Ahnung. Drei Jahre und acht Monate dauerte die Odyssee der Familie und nur das Eingreifen von Journalisten, konnte Abhilfe geschaffen werden. Luna ist zuhause und hat sogar ein Brüderchen bekommen. Sabrina ist eine liebevolle Mutter und Yoan ein toller Vater, der den Unterhalt seiner Lieben verdient.

NieWiederOhneDich nahm mich so sehr mit, weil ich mich absolut in die Eltern hineinversetzen konnte. Wer schon einmal mit seinem Kind in der Notaufnahme saß und zitterte, der weiß, wie sich das anfühlt. Man ist hilf- und machtlos und was bleibt einem denn übrig, als den Ärzten zu vertrauen? Ich wünsche der Familie Bombarde, dass ihr Alltag erträglich bleibt und sie weiter zu den Glücklichen Menschen gehören.

Ich danke dem Verlag und #NetGalleyDE, dass ich das Buch lesen durfte.

Veröffentlicht am 04.07.2019

Seine Schuld wird nie vergehen

Die Vergessenen
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Ellen Sandberg ist das Pseudonym einer beliebte deutsche Autorin. Bekannt wurde sie durch ihre Kriminalromane, wodurch sie eine große Fangemeinde bekam. Mit dem Roman Die Vergessenen nimmt sie sich eines ...

Ellen Sandberg ist das Pseudonym einer beliebte deutsche Autorin. Bekannt wurde sie durch ihre Kriminalromane, wodurch sie eine große Fangemeinde bekam. Mit dem Roman Die Vergessenen nimmt sie sich eines ganz anderen Themas an.

Das Buch berichtet von einer Zeit, in der das „lebensunwerte Leben“ für etliche Menschen ein völlig normaler Begriff war. Behinderte Kinder und Erwachsene wurden getötet oder bekamen so wenig zu essen, dass sie verhungerten. Die sogenannten Hungerhäuser sind an Grausamkeit kaum zu überbieten. Aber auch die „Sonderbehandlung“ von Kindern mit Trisomie 21 oder anderen Behinderungen machen sprachlos und lassen Abscheu und Ekel hochkommen.

„Das Leben hat einen Rückspiegel, und in dem sieht man immer die Eltern.“ Dieses Zitat stammt aus dem Buch Die Vergessenen und es steht für ein schreckliches Erlebnis, welches der Vater eines Protagonisten, Manolis Lefteris, ertragen musste. Er berichtete dem 6jährigen Manolis davon und der hat bis heute Alpträume davon. Kein Wunder, dass er sich als „Mann für alle Fälle“ einsetzt und versucht, auf eigene Faust für Gerechtigkeit zu sorgen. Ein Spezialauftrag führt ihn zu Vera, der Nichte von Kathrin. Diese war während des 2. Weltkriegs in der Pflegeanstalt Winkelberg tätig und dem damaligen Arzt Karl Landmann verfallen.

Die Vergessenen ist in zwei Zeitspannen aufgeteilt, zum einen damals 1944 sowie dem Jetzt 2013. Nicht nur die Ermordung und Folter von Behinderten machte die Autorin zur Grundlage des Romans. Auch ein Massaker, welches am 10.06.1944 in Griechenland geschah, spielt eine gravierende Rolle. Bis heute ist es nicht als solches anerkannt sondern wird nach wie vor als normales Kriegsgeschehen bezeichnet. Wohl deshalb, weil Entschädigungen für Griechen nicht im Sinne deutscher Politiker sind.

Die Vergessenen berührte mich sehr. Zumal es ja heute wieder so ist, dass Babys mit Trisomie 21 bis zur Geburt getötet werden dürfen. Das ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit und ich frage mich, wohin das alles noch führen wird. Auch die Gräueltaten der Waffen - SS damals an den Menschen von Distomo müsste doch eigentlich zumindest als Massaker anerkannt werden. Das heißt auch, dass die Hinterbliebenen eine entsprechende Entschädigung zu erhalten haben. Nun ja, was nicht ist, das kann ja noch werden. Der Roman ist in meinen Augen ein Aufruf zur Gerechtigkeit und sollte von jedem gelesen werden, der mit Braunem Gedankengut sympathisiert.

Noch ein Zitat aus dem Buch:

Nach langem Ringen bin ich zu dem Standpunkt gelangt, dass nur das Lebensfähige zum Leben berechtigt ist. Und es somit besser wäre, das Kind aus dem Volkskörper auszuscheiden. Das schrieb übrigens ein Vater, Mitglied der NSDAP an die Klinik, in dem sein behindertes Kind untergebracht war.

Veröffentlicht am 27.06.2019

Gefährliches Leben in Schweden

Mord in den Schären
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MordInDenSchären ist der erste Kriminalroman von Anna Ihrén, der in Deutschland erscheint. Dennis, ein Polizist aus Göteborg, nimmt sich eine Auszeit und reist nach Smögen. Hier, auf der Schäreninsel möchte ...

MordInDenSchären ist der erste Kriminalroman von Anna Ihrén, der in Deutschland erscheint. Dennis, ein Polizist aus Göteborg, nimmt sich eine Auszeit und reist nach Smögen. Hier, auf der Schäreninsel möchte er sich von einer unglücklichen Liebe erholen und den Stress der Arbeit vergessen. Doch die Ruhe währt nur zwei Tage, bis ein Mord die Bewohner des kleinen Ortes entsetzt. Als kurz darauf auch noch sein Freund aus Jugendtagen spurlos verschwindet, macht Dennis sich auf die Suche und gerät dabei selbst in Gefahr. Wer ist der Mörder und wo ist Ake abgeblieben? Hängt das Verbrechen mit einem Schiffsunglück zusammen, bei dem vor über 100 Jahren etliche Seeleute starben?

Beim Lesen des Buches kam keine richtige Spannung auf. Er dümpelte so vor sich hin. Zwischendurch schwenkte die Autorin immer mal wieder in das 19. Jahrhundert. Die Zeitsprünge sind in kursiver Schrift gedruckt und nie länger als drei Seiten im E-Book. Was sie allerdings mit dem Geschehen der Gegenwart zu tun haben, das erschloss sich mir nicht. Für meine Begriffe hat Frau Ihrén zu viel Wert auf die Nebenschauplätze gelegt. Es gab immer wieder neue Namen und es wurde willkürlich zwischen den Personen „gesprungen“. Der Lesefluss war dadurch empfindlich gestört. Etwas weniger oberflächliche Handlungen und mehr Tiefe hätten

MordInDenSchären gut getan.

Vielen Dank an #NetGellayDE, dass ich die Plattform nutzen darf.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Konnte mich nicht überzeugen

Kalte Wasser
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KalteWasser ist ein Roman, der zu keinem Genre passt. Es ist eine Mischung aus Mystery, Psychothriller und Krimi. Dem Geschehen zu folgen ist nicht ganz leicht, obwohl hier nicht auf verschiedenen Zeitebenen ...

KalteWasser ist ein Roman, der zu keinem Genre passt. Es ist eine Mischung aus Mystery, Psychothriller und Krimi. Dem Geschehen zu folgen ist nicht ganz leicht, obwohl hier nicht auf verschiedenen Zeitebenen berichtet wird.

Ein junges Paar bekommt Zwillinge. Es ist eine schwere, eine Zangengeburt. Während die Mutter am Ende ihrer Kräfte ist, verhält sich der Vater recht gleichgültig. Auf der Entbindungsstation hat die Wöchnerin ein traumatisches Erlebnis und niemand glaubt ihr. Sie geht davon aus, dass ihre Kinder entführt werden sollen. Die Polizei nimmt sie nicht ernst, nur eine Ermittlerin, nämlich Jo Harper, steht der Frau bei.

Patrick und Lauren Tranter sind mit ihrer Situation überfordert. Sie leidet an einer Psychose und er kann zunächst kein Verständnis für das seltsame Verhalten seiner Frau aufbringen. Bis, ja bis die Kinder tatsächlich entführt werden. Was hat es also mit der seltsamen Obdachlosen aus dem Krankenhaus auf sich? Wen sieht Lauren, wenn sie sich dermaßen erschreckt und warum will sie das Haus nicht verlassen?

Der Aufbau von

KalteWasser ist gut. Zunächst wird Spannung erzeugt und die hält eine Weile an. Immer wieder wenden sich die Erkenntnisse in eine andere Richtung und der Leser weiß mit Fortgang der Geschichte nicht mehr, wem oder was er glauben kann. Das Ende war für mich allerdings unglaubwürdig und es kam zu plötzlich. Auch kommt es mir vor, als wenn die Story noch weiter geht. Mir blieben zu viele Fragen offen.

Vielen Dank an #NetGalleyDE, dass ich die Plattform nutzen darf.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Einen Stern für Herrn Wittenberg

Sündenkammer
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Die Sündenkammer war mein erstes Buch von Catherine Shepherd. Der Thriller spielt in Zons, wo die Autorin auch lebt. Er ist in zwei Zeitebenen aufgebaut: der Gegenwart und der 500 Jahre zurück liegenden ...

Die Sündenkammer war mein erstes Buch von Catherine Shepherd. Der Thriller spielt in Zons, wo die Autorin auch lebt. Er ist in zwei Zeitebenen aufgebaut: der Gegenwart und der 500 Jahre zurück liegenden Vergangenheit.

Oliver Bergmann ist Kommissar und wird zu einem Tatort gerufen. Dabei handelt es sich nicht um den „gewöhnlichen“ Ort eines Verbrechens. Er sieht viel mehr so aus, als habe ein Geschehen aus längst vergangener Zeit stattgefunden: die Hexenverbrennung. Und es bleibt nicht bei einer Toten. Zudem erhält Oliver auch noch mysteriöse Päckchen und eine Freundin Anna wird bedroht.

Vor etwa 1500 Jahren in der Nähe des Klosters, wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Vorher beobachteten Bewohner von Zons, dass auf dem Friedhof eigenartige Gestalten herumliefen und sie denken, dass Untote ihr Unwesen treiben. Der Zonser Stadtsoldat Bastian Mühlenberg ist mit der Auflösung des Falles betraut. Jedoch stößt er bei der Befragung der Mönche und ihrer Novizen auf undurchdringliches Schweigen.

Die Sündenkammer war für mich ein locker, leichter Krimi, mit einigen Wendungen. Interessant war dabei, dass der Name Thomas von Aquin eine Rolle spielt und dieser Mensch tatsächlich lebte. Ja und er verfasste sogar ein Buch über seine kruden Ansichten. Dass es auch heute noch Menschen gibt, die sexuelle Praktiken verabscheuen und immer noch denken, dass Sexualität nur etwas mit Fortpflanzung zu tun hat, das wird so sein. Vereine wie „Die Schwarze Freiheit“ haben mit Sicherheit auch heute noch eine Daseinsberechtigung.

Mir persönlich waren es zu viele Ereignisse und dadurch zieht sich der Thriller für meine Begriffe zu sehr in die Länge. Das Ende kam dann doch sehr überraschend und das wiederum zu schnell. Dennoch gebe ich eine Empfehlung für alle, die einen saloppen Krimi für heiße Sonnentage am Strand suchen. Was eindeutig mal wieder ein Highlight für mich war, das ist der Sprecher Erich Wittenberg. Er versteht es wie kein zweiter, mich in den Bann des Geschehens zu ziehen.