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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.03.2019

Gegenseitiger Respekt ist zwingend erforderlich

Denn wir waren Krieger
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Der Geburtsort von Wajima Safi liegt in Afghanistan. In Kabul erblickte sie das Licht der Welt und ihre Beschreibung von Mentalität und Landschaft ist sehr authentisch. „Denn wir waren Krieger“ ist ihr ...

Der Geburtsort von Wajima Safi liegt in Afghanistan. In Kabul erblickte sie das Licht der Welt und ihre Beschreibung von Mentalität und Landschaft ist sehr authentisch. „Denn wir waren Krieger“ ist ihr Debütroman und hoffentlich nicht ihr letzter.

Denn wir waren Krieger beschreibt die Flucht aus der Heimat. Ein junges Paar flieht mit Tochter und dem Baby im Bauch der Mutter nach Deutschland. Obwohl sie während der beschwerlichen Reise auch in Indien bleiben konnten, zog es sie dennoch in den Westen Europas. Die Autorin beschreibt die schwierigen Anfänge, wozu die Sehnsucht nach der Heimat stets auch gehören. Obwohl der Roman zu Anfang der 80er Jahre angesiedelt ist, war damals bereits eine gewisse Fremdenfeindlichkeit vorhanden. Die Kinder litten unter ihrem fremden Aussehen, da sie häufig nicht von ihren Spielkameraden anerkannt wurden.

Doch es gab auch erfreuliche Situationen. Das Ehepaar schloss Freundschaft mit einer deutschen Familie, wozu auch ein Kind gehörte, welches sich mit der Tochter verstand. Aber nicht nur das Heimweh und der mangelnde Respekt setzt den beiden zu. Sie haben ebenfalls miteinander große Probleme, die ihnen das Leben zusätzlich schwer machen.

Das Buch Denn wir waren Krieger ist nicht einfach zu lesen. Die Autorin springt nicht nur bei den Zeiten hin und her. Sie beschreibt ebenfalls Ereignisse in Afghanistan und dann ohne Vorwarnung wieder in Deutschland. Das erfordert hohe Konzentration beim Lesen.

Sehr gut gefiel mir die Beschreibung der Mentalität dieser Menschen. Sie sind sehr gastfreundlich und so ganz anders, als die Leute hier in Deutschland. Die Diskriminierungen und rassistischen Erlebnisse von allen beschreibt die Autorin nur am Rande, aber es hat mich doch sehr mitgenommen. Zumal der Fremdenhass in den letzten Jahren tatsächlich größer wurde. Die Täter sind brutaler und scheuen selbst vor Mord nicht zurück. Das macht traurig und zuweilen schäme ich mich für meine Landsleute.

Denn wir waren Krieger empfehle ich ausdrücklich, da es sehr einfühlsam geschrieben ist und zeigt, wie sich Fremde hier fühlen. Dabei wäre es ein leichtes, ihnen freundlich entgegenzutreten. Sie nehmen uns nichts weg. Im Gegenteil. Sie bereichern uns.

DennWirWarenKrieger

NetGalleyDE

Veröffentlicht am 04.03.2019

Mutig und brillant erzählt

Die Akte Rosenrot
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Es gehört sehr viel Mut und Zivilcourage dazu, wenn ein Autor das schreibt, was er von dem Mord an Agenten und deren Angehörigen hält. Sergei Wiktorowitsch Skripal und seine Tochter wurden in hinterhältiger ...

Es gehört sehr viel Mut und Zivilcourage dazu, wenn ein Autor das schreibt, was er von dem Mord an Agenten und deren Angehörigen hält. Sergei Wiktorowitsch Skripal und seine Tochter wurden in hinterhältiger Weise ermordet. Die Briten wissen zwar genau, wer die Täter sind. Sie scheuen sich allerdings diese zu benennen und Herr Putin weist jede Schuld von sich. Dieses Ereignis war für die Autorin Astrid Korten Grund genug, einen Thriller über das Thema zu schreiben.

Im Thriller Die Akte Rosenrot ist es unter anderem der Profiler Ibsen Bach, der eine wichtige Person darstellt. Zudem spielt auch die Bloggerin Leonela Sorokin eine Rolle. Es geht um Misshandlungen an Kindern, die von Kirche und Staat nicht nur gedeckt sondern sogar gefördert wurden. Ibsen Bach erkennt im laufe der Zeit, dass er seiner Kindheit beraubt wurde. Kaum ein Erlebnis seiner Erinnerung ist real und selbst der Mord an seiner Frau scheint utopisch.

Die Akte Rosenrot glänzt nicht mit einem präzisen Verlauf der Handlung. Der Thriller wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart und das war für mich anfangs verwirrend. Ich ließ mich aber darauf ein und das war gut so. Das Hin und Her in Zeit und Ort gehört dazu und die Story kann nur auf diese Weise erzählt werden. Mit einem Satz: Anfangs schwierig zu lesen, aber dranbleiben lohnt sich durchaus.

Veröffentlicht am 04.03.2019

Spannend und keineswegs utopisch

Auf Null gesetzt
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Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die für Normalsterbliche unvorstellbar sind. Dass sie dennoch zur Tatsache werden könnten, zeigt die Autorin Sylvia Kaml mit ihrem neuesten Thriller Auf Null gesetzt. ...

Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die für Normalsterbliche unvorstellbar sind. Dass sie dennoch zur Tatsache werden könnten, zeigt die Autorin Sylvia Kaml mit ihrem neuesten Thriller Auf Null gesetzt. Es ist der erste Thriller der Autorin und hoffentlich nicht ihr letzter.

Auf Null gesetzt beschreibt, wie eine junge Frau in einer Privatpraxis in Frankfurt erwacht und keinerlei Erinnerung an die Vergangenheit hat. Sie kennt weder ihren Namen, wer ihre Eltern sind und wo sie lebte. Nichts ist präsent. Nur die schrullige „Krankenschwester“ und ein schweigsamer Arzt begegnen ihr. Die Tür des Krankenzimmers ist versperrt und sie hat keine Möglichkeit, an die frische Luft zu gelangen. Ihr Kopf ist rasiert und in ihrer Armbeuge steckt eine Braunüle.

Jessia, so heißt die junge Frau, wird zunächst ins Haus des Arztes gebracht. Sehr schnell merkt sie, dass sowohl Eltern als auch der angebliche Verlobte sie belügen. Sie flieht und bekommt Hilfe von Menschen, die ihr eigentlich fremd sind. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, da auch der Arzt und seine Auftraggeber hinter ihr her sind und sie sehr schnell wieder inhaftieren würden.

Auf Null gesetzt ist kein realitätsferner Thriller. Es gibt mittlerweile Versuche, die ausdrücklich auf die hier geschilderten Ereignisse verweisen. Sylvia Kaml hat diese recherchiert und sie dann in ihrem Thriller verarbeitet. Mir persönlich gefiel der Schreibstil der Autorin sowie ihre bildhafte Sprache. Aber nicht nur das. Die Spannung aufbauen und dann kontinuierlich hochzuhalten ist eine „Kunst“, die kaum ein Autor von Thrillern versteht. Das schaffte Frau Kaml nahezu perfekt und ich empfehle das Buch ausdrücklich.

Veröffentlicht am 04.03.2019

Ein historisches Ereignis spannend erzählt

Gleann Comhann - Gefangen im Tal der Tränen
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Am 13.02.1692 befahl König Wilhelm III von Oranien die Ermordung vieler Unschuldiger vom Clan der McDonalds. Das Perfide daran war, dass sie von den Einwohnern des Ortes Tage zuvor mit offenen Armen empfangen ...

Am 13.02.1692 befahl König Wilhelm III von Oranien die Ermordung vieler Unschuldiger vom Clan der McDonalds. Das Perfide daran war, dass sie von den Einwohnern des Ortes Tage zuvor mit offenen Armen empfangen und gut bewirtet wurden. Das Massaker geschah in Glencoe, einem Ort in Schottland, mitten in der schönsten Landschaft, den Highlands. Dieses historische Ereignis bildet das Fundament zum Roman Glencoe; Gefangen im Tal der Tränen. Die Autorin Daniela Vogel verstand es äußerst gelungen, die damaligen Ereignisse aus Sicht der betroffenen zu schildern.

Cat Campbell ist eine der Hauptpersonen in dem Roman Glencoe; Gefangen im Tal der Tränen. Sie studiert schottische Geschichte und muss für eine Aufgabe ihres Professors zum Thema Samhain und dem Massaker in Glencoe recherchieren. Samhain wird die Nacht zum 01. November genannt und dann soll es den Menschen möglich sein, mit der „anderen Welt“ Kontakt aufzunehmen. Cat gelingt dies und sie begegnet einem Highlander mit Namen Dusten MacDonald, der im 17. Jahrhundert lebte. Die junge Frau erfährt, dass dieser Mann mit einem Fluch belegt wurde und im Reich einer Fee sein Dasein fristet. Cat möchte zu ihm gelangen, erreicht aber den Ort Glencoe im 17. Jahrhundert und das vor dem Massaker.

Der Roman Glencoe; Gefangen im Tal der Tränen spielt in zwei Zeiten. Das ist das Heute und es sind die Tage und Wochen vor dem 13.02.1692. Mir gefiel die Mischung aus historischem Roman und Fantasy, weil die Autorin die Ereignisse so lebendig beschrieb. Ich litt mit Cat und freute mich darüber, dass ich das Blutbad in den schottischen Highlands so spannend und bildhaft erzählt bekam. So lernte ich ein Ereignis aus der schottischen Geschichte und konnte gleichzeitig eine rührende Lovestory verfolgen. Das Buch empfehle ich auch jenen Lesern, die wie ich, eigentlich nicht im Genre Fantasy zuhause sind. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Veröffentlicht am 03.03.2019

Literarisch hochwertig und zu Herzen gehend

Fünf Tage im Mai
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Der erste Blick auf das Buch Fünf Tage im Mai zeigt, dass hier ein besonderes Werk vor einem liegt. Das Cover ist einzigartig gestaltet und fällt aus dem Rahmen der momentan üblichen Fotos. Wer den Schutzumschlag ...

Der erste Blick auf das Buch Fünf Tage im Mai zeigt, dass hier ein besonderes Werk vor einem liegt. Das Cover ist einzigartig gestaltet und fällt aus dem Rahmen der momentan üblichen Fotos. Wer den Schutzumschlag nicht haben möchte, wird sich an dem geschmackvollen Einband erfreuen. Decke und Rücken schauen aus, als seien sie in dünnes Holz gefasst. Die Maserung ist gut zu erkennen. Den Rücken zieren Titel und Name der Autorin in hellroter, glänzender Schrift.

Fünf Tage im Mai fängt mit der Kommunion der Hauptperson Illy an. Der Leser erfährt, warum der Urgroßvater Tat´ka heißt und was die beiden verbindet. Sofort ist klar, wie sehr die Kleine an ihm hängt, und, was noch viel wichtiger ist, warum dies der Fall ist.

Die Autorin beschreibt fünf Tage im Mai, die nicht in einem Zeitabschnitt stattfinden. Es liegen etliche Jahre dazwischen, jedoch ist jeder dieser Tage ein Meilenstein im Leben Illys. Es sind insgesamt 20 Jahre, die von Freude und großem Leid geprägt sind. Obwohl Illy zwischenzeitlich wenig Zeit für ihren Urgroßvater hat, er versteht sie sehr gut, und das besser als sie sich vorstellen kann.

Das Buch Fünf Tage im Mai las ich an einem Tag durch. Ich war dermaßen gefesselt, dass ich es nicht aus der Hand legen konnte. Die liebevolle Beschreibung der Eigenarten des Seniors (er putzte sein Gebiss mit Zeitungspapier und verlegte es hin und wieder) war nur ein Grund dafür. Auch die konsequente Haltung von Illy gefiel mir gut, obwohl es zwischendurch nicht so aussah als hätte sie Rückgrat.

Der Roman beweist, was Vertrauen bedeutet und dass Liebe viel mehr ist, als nur der Austausch von Körperflüssigkeiten. Die Sprache ist so lebendig, dass ich mir alle Orte des Geschehens vor meinen inneren Augen sehen konnte. Auch die Sorge des Urgroßvaters über die Schäden an der Natur konnte ich nachvollziehen. Er ist in einer Gegend aufgewachsen, die nicht von Touristen besucht wurde. Das änderte sich in den letzten Jahren rapide und es wurde Raubbau an der Natur betrieben. Kein Wunder, dass er am liebsten für sich war und oft nur Illy neben sich duldete.