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Veröffentlicht am 12.12.2018

Plotter im Auftrag des Diktators

Die Plotter
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„Er hatte 15 Jahre in einem Gewerbe durchgehalten, in dem die Plotter darauf achteten, hinter sich aufzuräumen. Wenn das „Dog House“ und Old Raccoon nicht wären, er wäre längst tot. Und das mit 32 Jahren.“ ...

„Er hatte 15 Jahre in einem Gewerbe durchgehalten, in dem die Plotter darauf achteten, hinter sich aufzuräumen. Wenn das „Dog House“ und Old Raccoon nicht wären, er wäre längst tot. Und das mit 32 Jahren.“ So geht es zu im Leben eines Plotters und er ist stets auf der Hut, nicht getötet zu werden. In dem Thriller Die Plotter von Un-Su Kim entführt den Leser nach Südkorea, wo die Hauptperson Raesing als Plotter tätig ist. Als Säugling wurde er in einer Mülltonne gefunden und von „Old Raccoon“ aufgenommen wurde. Er erzog ihn in seinem Haus und in der hier eingerichteten Bibliothek, dem „House of Dogs“, lernte er zum Leidwesen Raccoons das Lesen. Sein Mentor lehrte ihm unter anderem, was einen guten Plotter ausmacht.

Plotter, das ist die Bezeichnung für Auftragsmörder. Sie waren häufig für die Regierung tätig, wenn unbeliebte Oppositionelle ohne Aufsehen zu beseitigen waren. Raesing wollte das Milieu verlassen und schaffte das auch für einige Monate. Dann aber erfuhr er, dass seine Identität komplett gelöscht werden sollte und er ging zurück zu seinem Ziehvater. Obwohl Killer, so wird er doch dem Leser zuweilen als ganz sympathischer Mann gezeigt. Hilfsbereit und voller Empathie begegnet er sogar seinen Opfern.

Der koreanische Autor Un-Su Kim gewann in seiner Heimat bereits mehrere Literaturpreise. Die Plotter ist sein erster Thriller, der bei einer großen Zahl von Lesern gut ankam. Mir fällt es schwer, die Schreibweise anzunehmen. In etwa so, wie bei Murakami muss ich zunächst ebenfalls an den eigenwilligen Humor gewöhnen. Das Buch hat einige Längen und dadurch lässt auch die Spannung immer wieder nach. Dennoch empfehle ich Die Plotter allen, die den japanischen und koreanischen Schreibstil mögen.

Veröffentlicht am 11.12.2018

Ein beeindruckendes Buch, erstaunlich ehrlich

Tödlicher Irrtum
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Wer ist im wahrsten Sinne des Wortes prädestiniert, wenn es um das Schreiben eines Romans nach Tatsachen geht? Ganz klar jemand, der sich auskennt und an der Quelle sitzt. So ist es auch in dem Thriller ...

Wer ist im wahrsten Sinne des Wortes prädestiniert, wenn es um das Schreiben eines Romans nach Tatsachen geht? Ganz klar jemand, der sich auskennt und an der Quelle sitzt. So ist es auch in dem Thriller Tödlicher Irrtum. Der Autor Patrick Burow ist zudem Staatsanwalt und Richter und kennt sich bestens mit Fehlurteilen seiner Kollegen aus.

In dem Thriller geht es um ein neunjähriges Mädchen, welches morgens aus dem Haus geht und sich auf den Weg in ihre Schule macht. Danach nicht mehr gesehen wird. Trotz groß angelegter Suchaktionen verliert sich ihre Spur. Sie wurde zum letzten Mal einige hundert Meter von der Schule entfernt gesehen. Schnell finden die Ermittler einen Tatverdächtigen, der sehr bald den Mord an der Kleinen gesteht. Er wird in die Psychiatrie eingewiesen und dort soll er laut Urteil ein Leben lang bleiben.

Eine kleine Crew, bestehend aus dem alkoholabhängigen Professor Heckscher und zwei Studenten bilden das neu gegründete „Institut für Justizirrtümer“ und stoßen auf den Fall der Neunjährigen. Schon bald fallen ihnen Ungereimtheiten auf. Und nicht nur das. Sie erkennen rasch, dass bei den Ermittlungen äußerst nachlässig gearbeitet wurde. Rasch stellt sich der Grund für das Geständnis heraus und dass es unter Drogeneinfluss abgelegt wurde. Es ergeben sich neue Ansatzpunkte und es gibt einige Verdächtige. Bis zum Schluss wird der Leser in Atem gehalten.

Mir gefiel der Thriller gut. Herr Burow hat sich intensiv mit dem Thema Justizirrtümer befasst und bereits einige Titel dazu veröffentlicht. Tödlicher Irrtum spannt den Leser bis zur letzten Seite auf die Folter und ich wusste bis dahin nicht, wer der Täter ist. Und das ist, wenn jemand so viel liest wie ich, äußerst selten. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 07.12.2018

Sehr berührend und einwandfrei recherchiert

Die Frau im hellblauen Kleid
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Das Buch hatte ich innerhalb von zwei Tagen durch. Der Grund dafür lag in der Spannung mit dem dieses traurige Thema umgesetzt wurde. Hier konnte ich leider mal wieder hautnah miterleben, wie sich der ...

Das Buch hatte ich innerhalb von zwei Tagen durch. Der Grund dafür lag in der Spannung mit dem dieses traurige Thema umgesetzt wurde. Hier konnte ich leider mal wieder hautnah miterleben, wie sich der Hass Andersdenkender langsam aufbaute und niemand vor Denunzierung geschützt war.

Die Grundlage der Geschichte wird aus vier Generationen der Altmannfamilie gebildet. Verena möchte die abwechslungsreiche Historie ihrer Vorfahren veröffentlichen. Da gefällt der Mutter absolut nicht. Der Grund für diese Abwehr wird deutlich, wenn sich Leser mit den Gegebenheiten der damaligen Zeit auseinander setzten. Juden wurden diskriminiert und für sie gab es nur den einzigen Ausweg, dass sie sich nach Übersee absetzen.

Die Frau im hellblauen Kleid suchte ihr Glück und fand es nur für wenige Monate. Hitler hatte seine vielen Anhänger fest im Griff. Er verstand es vorzüglich, seine abstrusen Gedanken zu offenbaren und als einzige Wahrheit in die Köpfe seiner Anhänger einzupflanzen. Viele Künstler erkannten die Gefahr sehr rasch und flüchteten in die vereinigten Staaten.



Möge es noch mehr Leser solcher Bücher geben und diese dann auch gegen die hier so bildhaft beschriebene Rechte Gesinnung kämpfen.

Veröffentlicht am 01.12.2018

Solider Krime für angenehme Unterhaltung

Die Sonne über Berlin - Nebelwände
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Die Autorin des Krimis „Die Sonne über Berlin-Nebelwände“ hat bereits ein bewegtes Leben hinter sich und dabei einige beruflich relevante Stationen bewältigt. Sie studierte Journalistik in Leipzig und ...

Die Autorin des Krimis „Die Sonne über Berlin-Nebelwände“ hat bereits ein bewegtes Leben hinter sich und dabei einige beruflich relevante Stationen bewältigt. Sie studierte Journalistik in Leipzig und wurde sogar mit einem Grimmepreis geehrt. Ich Ziel war es dabei stets, dass sie einen eigenen Verlag gründet und dieser auch erfolgreich ist. Ihr neues Werk stammt aus diesem Verlag und das kann sich durchaus sehen (lesen) lassen.

In diesem Krimi geht es nicht nur um Industriespionage. Verschiedene Handlungsstränge gibt es dabei und sie spielen nicht ausschließlich in Deutschland. Anfangs waren sie für mich ein wenig suspekt aber beim Eintauchen in die Geschichte erkannte ich rasch, dass die lockeren Fäden sehr schnell zu einem perfekten Ganzen geflochten werden konnten.

Keine Fragen, der Markt an guten Thrillern und Krimis ist eigentlich gedeckt. Das kann ich beurteilen, da ich sehr viel lese und fast alle neuen Werke des Genres kenne. Autoren, deren Werke ich tatsächlich als gut einschätze sind selten und zählen nur mitunter zum Mainstream. Das Buch von Carla Kalkbrenner ist eine Ausnahme. Es hat mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten. Der Täter war nicht schon nach wenigen Minuten gefunden. Die Sprache ist gehoben und sämtliche Unterhaltungen der Akteure lassen sich mühelos nachvollziehen. Für mich ist es ein Buch, welches ich sehr gerne las und immer mal wieder lesen werde.

Veröffentlicht am 26.11.2018

Wunderschön und sehr tiefgründig

Das Weihnachtscafé in Manhattan
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„Das Weihnachtscafé in Manhattan“ ist mehr als „nur“ ein schöner Liebesroman. Hier werden Probleme beschrieben, die nicht alltäglich sind. Eine der Hauptpersonen leidet auch noch 2 Jahre nach dem Tod ihres ...

„Das Weihnachtscafé in Manhattan“ ist mehr als „nur“ ein schöner Liebesroman. Hier werden Probleme beschrieben, die nicht alltäglich sind. Eine der Hauptpersonen leidet auch noch 2 Jahre nach dem Tod ihres Vaters unter seiner Strenge und den Ansichten, die sie nie teilte. Ein kleines Mädchen trauert der Mutter nach, welche viel zu früh verstarb. Sie hoffte auf ein Wunder und dass ihre Mama gesund würde. Da das nicht eintrat, mag sie weder Weihnachten noch den Nikolaus. Ein junger Witwer, der Vater des Mädchens, traut sich nicht, wieder an das Glück zu glauben und darauf hinzuarbeiten. Drei Menschen, die tief verletzt sind und immer mal wieder gemeinsam die Vorweihnachtszeit erleben.

Das schöne Cover zeigt zwei Tassen, die wohl mit Kakao gefüllt sind. Weil es im Geschäft von Iona (einer Hauptperson) häufig um Schokolade in allen Variationen geht. Zwei Plätzchen lehnen an den Tassen und der Hintergrund wird von verschwommenen Lichtern gebildet. Für mich ein perfektes Cover, da es die weihnachtliche Stimmung gut rüber bringt.

Das Buch gefiel mir, weil es keinen „Kitsch“ vermittelt. Die Autorin schreibt abwechslungsreich und in bildhafter Sprache. Sie vergisst dabei nicht, auf die Ernsthaftigkeit der Emotionen einzugehen. Freud und Leid sind oft unmittelbar verbunden und das zeigt sich auch in diesem Buch. Weihnachten ist nun mal das Fest der Gefühle und die Monate November und Dezember fallen allen Trauernden besonders schwer. Ob sich das Blatt für die drei Hauptpersonen noch wendet, das verrate ich hier nicht. Aber ich gebe eine ganz klare Leseempfehlung.