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Veröffentlicht am 18.01.2019

Und wieder mal das Thema Schokolade

Die Villa an der Elbchaussee
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Die Autorin Lena Johannson schreibt bereits seit vielen Jahren historische Romane. Die Villa an der Elbchaussee wurde auf der Grundlage eines tatsächlich existierenden Kakao-Kontors geschrieben. Hamburg ...

Die Autorin Lena Johannson schreibt bereits seit vielen Jahren historische Romane. Die Villa an der Elbchaussee wurde auf der Grundlage eines tatsächlich existierenden Kakao-Kontors geschrieben. Hamburg war der Firmensitz und die Beschreibung der Stadt zur damaligen Zeit ist Frau Johannson sehr gut gelungen.

In dem Roman Die Villa an der Elbchaussee steht die Tochter eines Kakao-Kontors mit Namen Frieda im Mittelpunkt. Es werden die Folgen des 1.Weltkrieges für Heimgekehrte beschrieben und auch die Not der Menschen kommt zum Ausdruck. Hier stehen die Arbeitslosen, Kriegsversehrten und Witwen mit ihren Kindern im Fokus. Sie waren sozial kaum abgesichert und litten an Hunger und Wohnungsnot.

Frieda leidet unter der hysterischen Mutter, hat aber ein sehr gutes Verhältnis zum Vater. Der Bruder ist das Sorgenkind der Familie. Neben finanziellen Engpässen, die auch am Leben von Hannemann und Tiez nicht vorüber gehen, hat Frieda mit Enttäuschungen und Herzensangelegenheiten zu kämpfen. Die politische Situation und der Grund für das Erstarken der NSDAP wird hier nur
am Rande erwähnt.

Mir gefiel das Buch gut. Kenner Hamburgs und/oder Berlins der damaligen Zeit, werden etliche Orte wiedererkennen. Die Worte „Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt“ haben hier ihre ganz eigene Bedeutung. Waren es doch viele junge Männer, die jubelnd in den Krieg zogen und als schwer Verwundete zurückkamen. Vor allen Dingen die psychischen Verletzungen sind für meinen Geschmack gut beschrieben.

Die vielen Wendungen im Leben Friedas waren mir dann aber doch zu viel. Das arme Mädchen kam ja aus dem Schlamassel kaum noch raus. Der Klappentext und der Titel des Buches passen kaum zum Inhalt. Auffallend ist für mich, dass es in den letzten Wochen einige Romane mit ähnlichem Thema und fast identischem Cover gibt. Dennoch, ein Buch für zwischendurch ist Die Villa an der Elbchaussee allemal. Das Lesen lenkte mich vom Alltagsgeschehen ab und daher gebe ich allen, die nicht nur „gehobene Literatur“ lesen, eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Das Ergebnis von Abhängigkeit in einer Sekte

Rabenfrauen
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Die Geschichte im Buch Rabenfrauen beruht auf Tatsachen. Es geht um die Sekte Colonia Dignidad. Hier wird beschrieben, was Menschen dazu veranlasst, alles aufzugeben und dem Anführer einer Sekte zu folgen. ...

Die Geschichte im Buch Rabenfrauen beruht auf Tatsachen. Es geht um die Sekte Colonia Dignidad. Hier wird beschrieben, was Menschen dazu veranlasst, alles aufzugeben und dem Anführer einer Sekte zu folgen. Was in Deutschland begann, endet irgendwann wieder hier. Chile spielt eine große Rolle, weil der Anführer alle Mitglieder dorthin brachte.
Beim Lesen des Buches kam mir oft der Gedanke, was ich in der Situation getan hätte. Zu bedenken ist dabei, dass die Hauptperson Flüchtling und im Ort eh schon nicht so gut angesehen war. Und mal ganz ehrlich, ist es nicht immer mal wieder so, dass die vermeintlich große Liebe die Betroffenen zu Aktionen verführt, die im Nachhinein nicht nachvollziehbar sind. Wie immer leiden die Kinder am meisten. Die Autorin hat den Stoff recht gut verarbeitet, allerdings zeigt das Buch einige Längen und die Berichte gehen für meinen Geschmack zu oft hin und her.
Was für mich absolut ungerecht war, die Entscheidung des Gerichtes in diesem Jahr. Der Boss wurde in Chile schuldig gesprochen, muss hier aber nicht ins Gefängnis.

Veröffentlicht am 25.03.2024

Kadavergehorsam oder tiefe Religiosität?

Der rechte Pfad
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Nach dem Tod der Mutter lebt Benjamin mit seiner Lebensgefährtin zusammen. Nachdem die ihn auch noch verließ und nach einem Unfall sein rechter Arm eingegipst wurde, fuhr er zu seinem Vater. In dem kleinen ...

Nach dem Tod der Mutter lebt Benjamin mit seiner Lebensgefährtin zusammen. Nachdem die ihn auch noch verließ und nach einem Unfall sein rechter Arm eingegipst wurde, fuhr er zu seinem Vater. In dem kleinen Ort herrscht noch immer eine strenge Religiosität. Das war schon so, als er hier die Ferien seiner Kindheit verbrachte. Zucht und Ordnung, das waren Vokabeln, die ihm stets präsent waren, wenn er daran dachte.

Es gibt Bücher, die erst nach mehrmaligem Lesen so recht zu verstehen sind. „Der rechte Pfad“ ist so ein Roman. Die Geschichte spielt in Welsum und wechselt zwischen dem Aufenthalt Benjamins als Erwachsener und Erlebnissen seiner Kindheit. Die strengen Regeln einer Religionsgemeinschaft werden aus Sicht des Kindes dargestellt. Es liest sich zuweilen recht humorig, so ist es aber keineswegs. Erstaunlich fand ich, dass es bis in die Gegenwart noch Menschen gibt, die sich den harten Geboten einer Glaubensgemeinschaft beugen.

Nein, „Der rechte Pfad“ konnte mich nicht mitnehmen. Mir fehlte der rote Faden und ich habe einige Fragen, die nicht beantwortet wurden. Ja, die Autorin schreibt über Kadavergehorsam gegenüber „Kirchenvätern“. Mir fehlen aber die Konsequenzen daraus. Was macht es mit Kindern und Jugendlichen, in solch einem Dorf aufzuwachsen? Welche Folgen hat es für sie selbst und ihre Nachkommen? Die Empfehlung von mir gilt nur sehr bedingt und knappe drei Sterne empfinde ich noch als wohlwollend.

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Veröffentlicht am 23.06.2023

Zwar nicht atemberaubend, aber gut

Die Wahrheit
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„Die Wahrheit“ ist der Titel des neuen Romans von Mattias Edvardsson Gleichzeitig ist das Wort ein dehnbarer Begriff. Was nach außen als Wahrheit angenommen wird, ist es nicht automatisch. Zwei der Hauptpersonen, ...

„Die Wahrheit“ ist der Titel des neuen Romans von Mattias Edvardsson Gleichzeitig ist das Wort ein dehnbarer Begriff. Was nach außen als Wahrheit angenommen wird, ist es nicht automatisch. Zwei der Hauptpersonen, Regina und Steven Rytter leben in einem großen Haus. Hier wird Karla, eine Studentin, als Putzhilfe arbeiten. Sie wohnt bei Bill, einem Witwer und Vater einer kleinen Tochter. Ja, und dann ist da noch Jennica, die ehemalige Freundin von Bills verstorbener Frau. Alle meinen, dass sie die Wahrheit kennen…

Der ausführliche Klappentext irritierte mich zwar zunächst, je weiter ich aber im Buch vorankam, desto mehr schätzte ich ihn. Es gibt so viele Personen und deren Geschichten. Sie finden sich zwar alle irgendwie zusammen, aber das dauert. Eine Tochter, die für meinen Geschmack zu viel Rücksicht auf die Alkoholkranke Mutter nimmt, ist eine davon. Oder Bill als Vater, der für seine Tochter alles tun würde und dabei sich selbst vergisst.

Ja, spannend war das Buch schon und der Schreibstil angenehm zu lesen. Der Schluss gefiel mir aber überhaupt nicht. Für meinen Geschmack zu konstruiert und es gibt noch immer offene Fragen. Und nein, atemberaubend war er ebenfalls nicht.

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Veröffentlicht am 08.03.2023

„Mein Leben liegt in der Hand Gottes, nicht in der Macht eines raffgierigen Papstes.“

Der Teufel von Rom
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Vinzenz ist Mönch und lebt in einem Kloster der Dominikaner. Mit sich und der Welt zufrieden hätte er niemals gedacht, dass ein Mensch so böse und ohne Skrupel sein könnte. Bis er den Kardinal Rodrigo ...

Vinzenz ist Mönch und lebt in einem Kloster der Dominikaner. Mit sich und der Welt zufrieden hätte er niemals gedacht, dass ein Mensch so böse und ohne Skrupel sein könnte. Bis er den Kardinal Rodrigo Borgia kennenlernt. Da Vinzenz ihm den Gehorsam verweigert und das immer wieder, wird er verhaftet und in einen Kerker unterhalb der Engelsburg gebracht.
„Der Teufel von Rom“ beschreibt das Leben des Widerlings Rodrigo, der am 03. August 1482 zum Papst gewählt wurde und als Alexander VI in die Geschichte einging.

Bevor Vinzenz Mönch wurde, erlebte er bereits Entbehrung, Tod und schwerste Arbeit. Nachdem sein Vater starb und die Not in der Familie immer größer wurde, schickt ihn die Mutter in ein Kloster. Da war er 12 Jahre alt. Der gottesfürchtige Junge verlor nie seine Bescheidenheit und predigte immer wieder gegen die Genusssucht von Lateran und Adel. Die Feinde ließen nicht lange auf sich warten und sein ärgster war dieser Rodrigo Borgia. Sein unerschütterliches Gottvertrauen war es wohl, was ihn so stark machte, dass Vinzenz Borgia die Stirn bieten konnte.

Die Schilderung der Machenschaften des späteren Papstes ließen mich sprachlos und erschüttert zurück. Alles in lebendiger und bildhafter Sprache geschrieben und kurzweilig. Bei der Sprache waren diese Kraftausdrücke, teilweise ins Vulgäre abdriftend, so gar nicht mein Fall. Auch die minutiöse Beschreibung der Geschlechtsakte haben in einem historischen Roman nichts verloren. Das Cover wiederum passt ausgezeichnet zum Genre.

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