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Veröffentlicht am 11.08.2020

Wenn aus Freunden Feinde werden...

Eine Liebe zwischen den Fronten
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„Eine Liebe zwischen den Fronten“ ist ein historischer Roman der Autorin Maria W. Peter, erschienen im Lübbe Verlag.
Niemand versteht es besser, historische Ereignisse so gut und gründlich recherchiert, ...

„Eine Liebe zwischen den Fronten“ ist ein historischer Roman der Autorin Maria W. Peter, erschienen im Lübbe Verlag.
Niemand versteht es besser, historische Ereignisse so gut und gründlich recherchiert, mit unendlich vielen interessanten Informationen angereichert zu präsentieren, ohne dass auch nur ein Hauch von Langeweile beim Lesen aufkommt, als Maria W. Peter. Gerade in diesem Roman spüre ich die Freude der Autorin am Schreiben und ihren Herzschlag, was dem Buch eine ganz besondere und persönliche Note gibt.
Gegenstand der Geschichte ist der Deutsch-Französische Krieg, der vor genau 150 Jahren begann. Es sollte der Verlobungsabend des deutschen Arztes Paul und der Französin Madeleine werden, als während der Feierlichkeiten in Berlin der Krieg zwischen Preußen und dem Französischen Kaiserreich ausbricht. So werden aus zwei sich liebenden Menschen plötzlich politische Feinde. Viel Zeit für einen Abschied bleibt nicht und so versuchen Madeleine und ihr Vater noch rechtzeitig wieder in ihre französische Heimat nach Metz zu gelangen, während Paul, der viel lieber als Arzt in seiner eigenen Praxis arbeiten würde, als Militärarzt zurück zu seinem Regiment nach Coblenz muss.
Djamila und Kalim sind Geschwister mit algerischen Wurzeln, die nach dem Tod ihrer Eltern nach Frankreich gekommen sind. Djamila arbeitet im Haus von Madeleines Eltern, Kalim gehört als Tirailleur zu einer Einheit des französischen Heeres.
Die Schicksale dieser drei Familien sind Gegenstand der Geschichte, die die Leser an verschiedene Schauplätze führt, vorwiegend in Frankreich.
Die Schrecken und Grausamkeiten des Krieges werden schonungslos, realistisch und in all seiner Grausamkeit dargestellt. Am Anfang des Buches gibt es eine Landkarte aus der damaligen Zeit, die es mir sehr erleichtert hat, auf einen Blick zu erkennen, auf welchen Wegen und an welchen Orten sich die Protagonisten gerade befinden, von denen abwechselnd berichtet wird.
Ein umfangreicher Epilog hat noch offene Fragen geklärt, das Nachwort bietet weitere ausführliche historische Informationen und das Glossar eine gute Übersicht.

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Aus der Hoffnungslosigkeit über den Weg der Sehnsucht in eine helle Zukunft

Spuren der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
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„Spuren der Vergangenheit, …Gegenwart und Zukunft“ von Walter Maria Wintzen ist erschienen im Verlag Treeangel.

Das Buch hat einen festen Einband, dessen Hintergrundfarbe genau wie die der Innenseiten ...

„Spuren der Vergangenheit, …Gegenwart und Zukunft“ von Walter Maria Wintzen ist erschienen im Verlag Treeangel.

Das Buch hat einen festen Einband, dessen Hintergrundfarbe genau wie die der Innenseiten in Dunkelblau gehalten ist. Jede Doppelseite bildet eine Einheit aus einem kurzen Text auf der linken und einem dazu passenden Foto auf der rechten Seite. Die gezeigten Illuminationen sind Teil ders „Lichtfestival Schloss Dyck“ in Jüchen und lassen die Natur durch eine gekonnte Mischung aus Licht und Dunkelheit wie Kunstwerke erscheinen. Auch das Cover ziert eines dieser Fotos. Es zeigt einen wunderschönen Schmetterling, ebenfalls in Blautönen, der an Zartheit und Zerbrechlichkeit denken lässt. Und an seine Vergangenheit, an die jetzt nicht mehr viel erinnert, doch jeder Schmetterling hat ja bereits eine Verwandlung erfahren. Darum ist das Bild des Schmetterlings gerade für dieses Buch eine sehr gute Wahl, denn:

Auch Walter Maria Wintzen beschreibt mit seinen Gedanken den Weg, den er selbst in Zeiten tiefer Trauer gegangen ist. Es ist ein Weg, der in kleinen Schritten aus der Hoffnungslosigkeit herausführt, irgendwann die Sehnsucht und mit ihr die Abzweigung erkennen lässt, die zurück ins Leben führen kann. Dann können neue Lichter auftauchen – Spuren neuer Zuversicht.

Walter Maria Wintzen – sein Weg der Verwandlung kann den Menschen Trost und Hoffnung schenken, die verzweifelt sind und nicht mehr an eine lebenswerte Zukunft für sich glauben mögen.

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Erschreckend und beschämend

Ratten am Bullenhuser Damm
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Jürgen Ehlers erzählt – laut Buchbeschreibung – mit „Ratten am Bullenhuser Damm“ beispielhaft eine Geschichte darüber, wozu Menschen fähig sind. Ganz gewöhnliche Menschen… Weiter heißt es in der Beschreibung, ...

Jürgen Ehlers erzählt – laut Buchbeschreibung – mit „Ratten am Bullenhuser Damm“ beispielhaft eine Geschichte darüber, wozu Menschen fähig sind. Ganz gewöhnliche Menschen… Weiter heißt es in der Beschreibung, dass Kinder in der Geschichte vorkommen: „Die Kinder sind am 20. April 1945 am Bullenhuser Damm in Hamburg ermordet worden.“

Ich habe schon viele Bücher gelesen, in denen von den Gräueltaten eines Krieges berichtet wird. Doch nie, niemals ist mir ein Buch so nahe gegangen und hat mich so bewegt wie diese Geschichte. Ich fühle mich hilflos, unsagbar traurig und verletzt. Ich schäme mich für das, was geschehen ist und kann es immer noch nicht fassen! Es ist unbegreiflich, wie ein Mensch so gewissenlos sein kann.

Es sind nicht nur die Texte, die heftige Emotionen in mir ausgelöst haben, sondern auch die eindrucksvollen Illustrationen, die einen großen Beitrag dazu geleistet haben.

Trotz meiner Fassungslosigkeit und des Entsetzens bin ich froh, dieses Buch gelesen zu haben. Und ich wünsche mir, dass noch ganz viele Menschen ebenfalls Zugang dazu finden. Es gibt Dinge, die man einfach nicht vergessen darf und an die immer wieder erinnert werden muss, damit allen klar wird, dass so etwas nie wieder geschehen darf!

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Veröffentlicht am 21.07.2020

Un-Zertrennlich

Schatten der Welt
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Mit „Schatten der Welt“ führt Andreas Izquierdo den Leser nach Thorn in Westpreußen – zurück in das Jahr 1910. Das Cover zeigt einen Jungen, der völlig unbeschwert auf einer Mauer balancierend in der Weite ...

Mit „Schatten der Welt“ führt Andreas Izquierdo den Leser nach Thorn in Westpreußen – zurück in das Jahr 1910. Das Cover zeigt einen Jungen, der völlig unbeschwert auf einer Mauer balancierend in der Weite der Landschaft seine glückliche Kindheit genießt. Für mich ist dieser Junge Carl, einer der drei jungen Menschen, von dem die Geschichte erzählt, neben Carl sind das Artur und Isi.

Carl ist ein stiller, zurückhaltender Junge, der allein mit seinem Vater in dessen Schneiderei lebt. Das liebevolle Verhältnis zwischen Vater und Sohn macht der Autor durch seinen einfühlsamen Schreibstil sehr deutlich. So hört sich Carl die Geschichten seines Vaters aus der Zeit vor Carls Geburt geduldig an, egal, wie oft der sie wiederholt – und er hilft dem Vater auch gern bei der Arbeit in der Schneiderei.

Im Gegenteil zu Carl ist sein Freund Artur, mit 14 Jahren ein Jahr älter als Carl, ein ziemlich rauer Geselle. Er ist nicht nur groß und kräftig, sondern er weiß recht früh, dass er sein Dasein nicht als Wagner in der Werkstatt seines Vaters fristen will, der übrigens nicht so liebevoll ist wie der Vater von Carl, sondern zu Hause ein strenges Regiment führt. Artur will mehr aus seinem Leben machen und nicht in den ärmlichen Verhältnissen leben wie seine Familie.

Isi ist ein intelligentes Mädchen, hat allerdings bei ihrem strengen Vater im Gegensatz zu ihren Geschwistern nichts zu lachen. Vielleicht ist sie deswegen vorlaut und frech. Sie lässt sich nämlich nicht einschüchtern und lernt bald, dass man sich wehren muss, wenn man nicht untergehen will. Isi verfügt außerdem über eine gehörige Portion schauspielerisches Talent. Das erfährt Carl auf unliebsame Weise, als sie ihm ein Kleid abluchst, das für eine „Dame der besseren Gesellschaft“ bestimmt war. Nachdem sie sich allerdings in einer anderen Situation noch einmal begegnen, sind die drei jungen Leute nach kurzer Zeit beste Freunde.

Carls Herz schlägt bald für den Beruf des Fotografen, Arturs Herz für Isi.

Es macht unglaublichen Spaß, die Jugendlichen auf dem Weg ins Erwachsenenleben zu begleiten. Artur und Isi haben aufgrund der Nachricht, der Komet Halley könne die Menschheit vernichten, ihre erste Geschäftsidee, die sie mit Raffinesse vertreten. Auch wenn das Ganze nicht ganz lupenrein war, ist zu erkennen, dass ein kluger Geschäftsmann in Artur steckt.

Ich mag sehr gern Bücher, die in Ich-Form geschrieben sind. Da gefällt es mir in diesem Buch natürlich besonders gut, dass mein Lieblingsprotagonist Carl der Erzähler ist. Aber auch Isi und Artur sind mir ans Herz gewachsen und ich freue mich nicht nur über ihren Übermut, ihre Schlitzohrigkeit, den unglaublichen Zusammenhalt und ihre anhaltende Freundschaft, sondern auch darauf, wie das Trio auch weiter gemeinsam das Leben gestaltet…

Leider kommt es anders als erwartet, denn der Erste Weltkrieg macht auch vor den Toren Thorns nicht halt. Damit beginnt ein Teil deutscher Geschichte, bei dem ich auf eindrückliche Weise mein Wissen um das Geschehen in dieser Zeit erweitern konnte. Das erlebe ich gern bei so gut recherchierten historischen Romanen wie diesem und anhand von beispielhaften Einzelschicksalen.

Carl und Artur werden eingezogen, müssen getrennte Wege gehen und ihre eigenen Erfahrungen machen mit den Ungerechtigkeiten, dem Machtmissbrauch und den Gräueltaten des Krieges. Isi kann zwar in Thorn bleiben, hat aber hier ihre eigenen Kämpfe zu bestehen. Stark wie immer setzt sie ihre vollen Kräfte für die Rechte der Frauen ein.

Andreas Izquierdo hat mich auch in diesem Teil der Geschichte voll überzeugt, indem er mich mitgenommen hat auf die unterschiedlichen Wege, die die Freunde jeweils allein gehen mussten. Wechselweise und hautnah habe ich spüren können, was Carl, Artur und Isi erlebt haben - und nicht selten fühlte ich mich hilflos, verletzt und entsetzt, denn durch den eindringlichen, emotionalen Schreibstil war ich einfach immer ganz nah dabei. Ganz besonders berührend war für mich die Verbundenheit ihrer Herzen, die die Freunde niemals haben abbrechen lassen – bis zum Schluss!

Ein großartiges emotionsgeladenes Buch, das ich uneingeschränkt und liebend gern empfehle!

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Veröffentlicht am 20.07.2020

Zweifel, Hoffnung, Glauben

Gott suchen in der Krise
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Der Titel „Gott suchen in der Krise“ und dazu der Teaser „Glaube und Corona“ haben mich neugierig gemacht darauf zu erfahren, was andere Menschen in Zeiten von Corona erlebt haben.

Verschiedene Autorinnen ...

Der Titel „Gott suchen in der Krise“ und dazu der Teaser „Glaube und Corona“ haben mich neugierig gemacht darauf zu erfahren, was andere Menschen in Zeiten von Corona erlebt haben.

Verschiedene Autorinnen und Autoren berichten in ganz persönlichen Beiträgen, wie sie mit den Glaubensfragen, die in der „Zeit mit Corona“ entstehen, umgehen und wie ihre Beziehung zu Gott in Krisenzeiten belastbar und offen bleibt.

Das Buch hat großen Eindruck auf mich gemacht. Die Geschichten konnte ich nicht einfach hintereinander weg lesen, sondern einige haben mich nicht nur zum Nachdenken angeregt, sondern auch inspiriert, sie mit anderen Menschen zu teilen und - wenn es die Zeit wieder erlaubt - in einem kleinen Kreis zu besprechen und mich auszutauschen.

Bereits das Vorwort des Herausgebers, Ulrich Eggers, hat mich stark beeindruckt. Es heißt dort, dass Corona gar nicht die Krise ist, sondern dass die Krise doch immer präsent ist, in Form von Leid, Schmerz Verlust immer da – nur eben nicht hier…

…und jetzt mit Corona doch hier – so wie überall. Alle sind gleich betroffen.

Mich hat es fasziniert, wie die ganze Situation mit wenigen Worten genau auf den Punkt gebracht werden kann.

Ich bin froh und dankbar, dass ich dieses Buch gefunden habe. Es ist wunderbar, wie offen in den Geschichten über den Glauben, aber auch über die Ängste und Hoffnungen gesprochen wird. Vielen Dank dafür.

Jede der einzelnen Erzählungen hat mir etwas (mit-)gegeben, ganz viele Markierungen „schmücken“ jetzt mein Buch – Zettel an Stellen, die mir wichtig sind, mit denen ich mich noch lange weiter beschäftigen möchte.

Geschichten, die Mut machen und mich spüren lassen, dass niemand ganz allein ist. Sehr gern gebe ich meine Empfehlung für das krisenfeste Buch.

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