Cover-Bild Ratten am Bullenhuser Damm
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23,99
inkl. MwSt
  • Verlag: BoD – Books on Demand
  • Themenbereich: Graphic Novels, Comics, Cartoons - Historisches
  • Genre: Weitere Themen / Comics
  • Seitenzahl: 52
  • Ersterscheinung: 05.10.2020
  • ISBN: 9783751952330
Jürgen Ehlers

Ratten am Bullenhuser Damm

Dieses Buch ist kein Bilderbuch für Kinder, obwohl Kinder darin vorkommen. Die Kinder waren im Konzentrationslager Neuengamme zu medizinischen Experimenten missbraucht worden und sind am 20. April 1945 von der SS in der ehemaligen Schule am Bullenhuser Damm in Hamburg ermordet worden. Die Geschichte ist ein Beispiel dafür, wozu Menschen fähig sind. Ganz gewöhnliche Menschen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2020

Unendliche Abgründe der Grausamkeit!

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Ein erschütterndes Kapitel aus der Endzeit des Zweiten Weltkriegs! Leider wahr und wieder einmal die Aussage stützend, Mensch = Bestie!

Natürlich will ich in meiner Kurzbewertung nicht intendieren, daß ...

Ein erschütterndes Kapitel aus der Endzeit des Zweiten Weltkriegs! Leider wahr und wieder einmal die Aussage stützend, Mensch = Bestie!

Natürlich will ich in meiner Kurzbewertung nicht intendieren, daß alle Menschen automatisch Bestien sind. Selbstverständlich gibt es immer Menschen mit Mut und Zivilcourage sowie Humanität, die sogar unter Einsatz des eigenen Lebens andere retten. 

Ich will vielmehr andeuten, daß jeder das Potential in sich trägt, eine Bestie werden zu können, unter bestimmten Bedingungen, Umständen und Voraussetzungen. 

Das Dritte Reich stellt ein besonders dunkles Kapitel der Menschheitsgeschichte dar. Auf ewig wird man rätseln, wie scheinbar ganz normale, ja gewöhnliche Menschen, manche sogar banal ( wie Hannah Arendt so treffend mit der Banalität des Bösen ausdrückt ), zu skrupellosen Mördern werden konnten, sogar manche große sadistische Freude dabei empfinden konnten. 

Es wird endlos analysiert, weil der Mensch dieses Enigma der Abartigkeit nicht begreifen kann oder will. Denn es sind sehr finstere Abgründe, in die man blickt und bekanntlich sagte Nietzsche, daß der Abgrund irgendwann in einen zurückblickt. Es ist ein schmerzliches, unangenehmes Thema, aber sehr wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, um die Dynamiken dahinter zu erkennen und bestenfalls so etwas zukünftig verhindern zu können, auch wenn das bei der entfesselten Gewalt auf unserer Erde illusorisch erscheint. 

Was nützt es rational die Antriebe und Motive der Täter nachzuvollziehen? Man kann es so vielleicht ansatzweise begreifen, aber emotional wird man das nie erfassen können, eine Ungeheuerlichkeit bleiben.

Am 20. April 1945 wurden in einer Schule am am Bullenhusener Damm 20 Kinder ermordet, von der SS, an Hitlers Geburtstag und nicht lange vor Kriegsende. Sie wurden erhängt. Welch ein widerwärtiger, gräßlicher Tod, vorher waren deren Pfleger erhängt worden, unter anderem war ein französischer Medizinprofessor darunter. Überhaupt Menschen zu ermorden und dann wehrlose Kinder, auf solch abscheuliche Art. Was bringt einen Menschen dazu so etwas zu tun? Kann er sich wirklich auf Befehle berufen? Hat er es tatsächlich geschafft, die Opfer derart zu entmenschlichen, daß er sie nur als lästiges Ungeziefer ansieht, das exterminiert werden muß? Wie sehr ist er dann selber schon entmenschlicht? 

Das Böse kommt nicht von außen, wird niemandem eingeflüstert, weder vom Teufel noch Dämonen. Jeder Mensch trägt diese Saat der Verdorbenheit in sich selbst, aber bei vielen trägt sie glücklicherweise nie Früchte.

Wer waren die Kinder? Sie kamen aus Auschwitz und wurden für medizinische Experimente mißbraucht. Jürgen Ehlers schildert verknappt in verdichteten Worten eine erschütternde, berührende, tieftraurige, wütend machende, leider wahre Begebenheit aus dem Krieg und dem Dritten Reich, das in seinen letzten Zügen lag. 

Die beiden Protagonistinnen, die im Mittelpunkt stehen, sind fiktionalisiert. Die zehnjährige Maria, eines der Kinder und die überlebende jüdische ehemalige KZ - Insassin Carmen. Keines der Kinder hieß Maria, aber dieses Mädchen steht exemplarisch für diese Individuen. 

Der KZ - Arzt Alfred Trzebinski, der im Fokus der Graphic Novel steht, war allerdings real und gegen Ende des Buches gibt es noch einen kurzen Abriß, was aus ihm wurde. Er war Standortarzt im KZ Neuengamme gewesen. 

Das Buch enthält plastische Illustrationen, die von Jürgen Ehlers grafisch gestaltet worden sind und dem Buch zugleich eine gespenstische und melancholische Note zugleich verleihen. 

Die relative Kürze des Gesamttextes stört mich überhaupt nicht, denn es ist ja kein Sachbuch oder Dokumentation, sondern will schlaglichtartig abartige Grausamkeit von eben ach so normalen Menschen beleuchten. Und das ist Jürgen Ehlers gelungen. Mit einer immensen Wucht und Emotionalität sowie dem hilflosen Warum ob dieser Unbegreiflichkeit wirkt dieses Buch extrem lange nach. Lernt aus der Vergangenheit, sonst seid ihr verdammt, sie zu wiederholen!




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Veröffentlicht am 17.08.2020

Ein leichtes Buch (knapp 300 Gramm) - aber so schwerer Inhalt

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Mit seinem Buch „Ratten am Bullenhuser Damm“ hat Jürgen Ehlers ein außergewöhnliches, ein ganz besonderes Buch geschaffen!
Auf dem rückwärtigen Cover steht: „WARNUNG Dieses Buch ist kein Kinderbuch, obwohl ...

Mit seinem Buch „Ratten am Bullenhuser Damm“ hat Jürgen Ehlers ein außergewöhnliches, ein ganz besonderes Buch geschaffen!
Auf dem rückwärtigen Cover steht: „WARNUNG Dieses Buch ist kein Kinderbuch, obwohl Kinder darin vorkommen.“ Ja, es kommt so leicht und unbeschwert daher, tatsächlich in „normaler“ Bilderbuchgröße... Aber schon das Cover - und besonders der Vergleich vom vorderen mit dem hinteren Cover macht den Inhalt deutlich: vorn ist ein kleines Mädchen mit Puppe, hinten liegt die Puppe zerbrochen am Boden...
Alles an diesem Buch ist ungewöhnlich: die gesetzte Schrift erinnert an Schreibschrift, die Grafiken (leicht verwischt) sind – bis auf einige sehr schöne Blumenbilder – dunkel und düster, sehr passend zum Text!
Ich zitiere noch einmal das hintere Cover: „Die Geschichte ist ein Beispiel dafür, wofür Menschen fähig sind. Ganz gewöhnliche Menschen." Auch die stilistische Herangehensweise ist beeindruckend „anders“ als in der herkömmlichen Literatur: der Autor lässt den realen Arzt Dr. Alfred Trzebinski die Geschichte der Ermordung der Kinder in der Schule Bullenhuser Damm in Hamburg am 20.4.1945 selbst erzählen – der reale KZ-Arzt erzählt sie fünf Monate nach Kriegsende der fiktiven Carmen, einer 20-jährigen Jüdin, die aus der Außenstelle des KZ Neugraben geflüchtet war. Alfreds „Berichterstattung“ ist sachlich und vollkommen emotionslos – und er badet dabei in Selbstmitleid: „'Ich habe es nicht gewollt,' sagte er“ und ergänzt „Es war ein Befehl und ich habe ihn ausgeführt. So ist das im Krieg. Man bekommt einen Befehl, den muss man ausführen.
Das Buch macht nachdenklich, erschüttert, rüttelt auf, hallt lange nach.... Ich habe auch noch beim 3. Mal Lesen wieder neue Nuancen entdeckt, die mir vorher nicht aufgefallen waren, man spürt förmlich, dass der Autor jedes Wort und jede Grafik (die er selbst verfremdet hat) ganz bewusst eingesetzt hat.
Ich bin mir der Gefahr bewusst, mich zu wiederholen: es ist ein Buch mit einem „Alleinstellungsmerkmal“ - mir ist zumindest kein auch nur ähnliches Buch bekannt.
Ich finde, eine reine Weiterempfehlung von mir reicht für dieses Buch nicht aus, das ist das mindeste, was ich machen kann... Ich wünsche dem Autor von ganzen Herzen, dass sein Buch so bekannt wird, dass es Preise gewinnt – oder wahrscheinlich besser: dass sein Buch so bekannt wird, dass es ganz viele Menschen kaufen und es in sich wirken lassen!

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Erschreckend und beschämend

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Jürgen Ehlers erzählt – laut Buchbeschreibung – mit „Ratten am Bullenhuser Damm“ beispielhaft eine Geschichte darüber, wozu Menschen fähig sind. Ganz gewöhnliche Menschen… Weiter heißt es in der Beschreibung, ...

Jürgen Ehlers erzählt – laut Buchbeschreibung – mit „Ratten am Bullenhuser Damm“ beispielhaft eine Geschichte darüber, wozu Menschen fähig sind. Ganz gewöhnliche Menschen… Weiter heißt es in der Beschreibung, dass Kinder in der Geschichte vorkommen: „Die Kinder sind am 20. April 1945 am Bullenhuser Damm in Hamburg ermordet worden.“

Ich habe schon viele Bücher gelesen, in denen von den Gräueltaten eines Krieges berichtet wird. Doch nie, niemals ist mir ein Buch so nahe gegangen und hat mich so bewegt wie diese Geschichte. Ich fühle mich hilflos, unsagbar traurig und verletzt. Ich schäme mich für das, was geschehen ist und kann es immer noch nicht fassen! Es ist unbegreiflich, wie ein Mensch so gewissenlos sein kann.

Es sind nicht nur die Texte, die heftige Emotionen in mir ausgelöst haben, sondern auch die eindrucksvollen Illustrationen, die einen großen Beitrag dazu geleistet haben.

Trotz meiner Fassungslosigkeit und des Entsetzens bin ich froh, dieses Buch gelesen zu haben. Und ich wünsche mir, dass noch ganz viele Menschen ebenfalls Zugang dazu finden. Es gibt Dinge, die man einfach nicht vergessen darf und an die immer wieder erinnert werden muss, damit allen klar wird, dass so etwas nie wieder geschehen darf!

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Veröffentlicht am 08.08.2020

Schockierend und sehr interessant

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„ Ratten am Bullenhuser Damm“ von Jürgen Ehlers.

Diese Geschichte hat mich von der ersten Seite an, nicht mehr losgelassen. Zu wissen, dass diese Geschichte auf wahren Begebenheiten ruht und dass es ...

„ Ratten am Bullenhuser Damm“ von Jürgen Ehlers.

Diese Geschichte hat mich von der ersten Seite an, nicht mehr losgelassen. Zu wissen, dass diese Geschichte auf wahren Begebenheiten ruht und dass es den Arzt Alfred Trzebinski wirklich gegeben hat, erzeugt bei mir Gänsehaut.

Dieses Buch könnte man innerhalb weniger Minuten lesen, da es nicht besonders dick ist. Aber ich musste zwischendurch immer wieder eine Pause einlegen, da mich das Gelesene zu sehr mitgenommen hat.

Der Autor beschreibt sehr realistisch, emotional und erschreckend, zu was Menschen fähig sind ( möchte nicht zu viel verraten).

Der Plot ist sehr interessant, lehrreich, informativ und hat mich schockiert zurückgelassen. Eine schreckliche Tat, kurz vor Kriegsende, wird hier sehr anschaulich beschrieben.

Die Illustrationen passen perfekt zu dieser Geschichte . Leicht verschwommen, aussagekräftig und gut gezeichnet, verdeutlichen diese noch einmal das Gelesene.

Ich empfehle dieses Buch weiter.

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Veröffentlicht am 04.08.2020

Verbeugung vor den Opfern

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Kurz nach Kriegsende kehrt Alfred an den Ort seiner schlimmsten Verbrechen zurück, den Bullenhuser Damm. Hier wurden kurz vor Kriegsende jüdische Kinder und ihre Pfleger erhängt. Alfred war einer der ...

Kurz nach Kriegsende kehrt Alfred an den Ort seiner schlimmsten Verbrechen zurück, den Bullenhuser Damm. Hier wurden kurz vor Kriegsende jüdische Kinder und ihre Pfleger erhängt. Alfred war einer der Täter. In Selbstmitleid badend rechtfertigt er seine Taten vor der dem Holocaust entkommenen Jüdin Carmen mit dem Hinweis auf erhaltene Befehle.

Schon als ich das Buch in die Hand genommen habe, war ich beeindruckt. Denn obwohl das Buch dünn ist, wog es schwer in meiner Hand. Der Text wird von überwiegend schwarz-weißen Bildern begleitet. Nur die Bilder der Blumen, die Carmen am Schauplatz der Gräuel pflanzt, sind farbig. Sie bilden den heiteren Kontrast zu all dem Schrecken. Die Ereignisse werden in knappen Worten geschildert. Manchmal nur angedeutet und doch entstehen Bilder im Kopf, verstärkt durch die düsteren Zeichnungen der Kinder. Für mich ist die Kombination von Sprache und Bildern ein gelungenes Gesamtwerk, das den Opfern Respekt erweist und die Täter bloß stellt.

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