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Veröffentlicht am 31.01.2019

Fragen und Geheimnisse

Das kleine Theater am Meer
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Ein kleines geheimnisumwobenes Theater am Meer in Deriu auf Sardinien, das darauf wartet, dass es wieder zum Leben erweckt wird, ist „Schuld“ daran, dass Faye
sich als frischgebackene Innenarchitektin ...

Ein kleines geheimnisumwobenes Theater am Meer in Deriu auf Sardinien, das darauf wartet, dass es wieder zum Leben erweckt wird, ist „Schuld“ daran, dass Faye
sich als frischgebackene Innenarchitektin auf das Wagnis einlässt, an dem Projekt zur Restaurierung des Theaters verantwortlich mitzuarbeiten. Die Vermittlung hat sie ihrer Freundin Charlotte zu verdanken, die ihr auch anbietet, in ihrem Haus zu wohnen, während sie selbst mit ihrem Mann beruflich unterwegs ist.
Doch nicht nur das Theater, auch deren Besitzer, Alessandro und Marisa Rinaldi, der ehemalige Schauspieler Pasquale, und fast sämtliche Einwohner des Ortes, allen voran Enrico, sind von Geheimnissen umgeben.
Faye, Marisa und Alessandro waren auf einem guten Weg, nachdem die ersten Überlegungen zur Restaurierung des Theaters sehr harmonisch verlaufen sind. Doch was haben sie vor Faye zu verheimlichen? Das ist eine von vielen Fragen, die Fayes Arbeit immer wieder behindern. Die Dorfbewohner wären froh, wenn sie wieder ginge. Warum? Nur in Pasquale scheint sie einen Menschen gefunden zu haben, der sie mag und der gern mit ihr spricht – auch wenn der meistens in der Vergangenheit lebt und in Erinnerungen schwelgt.
Trotz aller Gegenwehr der Einwohner hat Faye das kleine Dorf liebgewonnen. Eingebettet in die herrliche Landschaft Sardiniens ist Deriu ein kleiner beschaulicher Ort, der so wunderbar von der Autorin beschrieben wird – ebenso wie die kulinarischen Köstlichkeiten der sardischen Küche, dass beim Lesen sämtliche Sinne angeregt werden.
Faye hängt sehr an ihren Eltern und muss jetzt, so weit fort von ihrem Zuhause, erfahren, dass sie große Probleme haben. Fast wie eine zweite Geschichte ist das Geschehen um Molly und Ade in die Handlung eingewoben.
Über weite Strecken ist die Handlung aufregend, spannend, geheimnisvoll und sehr unterhaltsam. Mir hat das Buch recht gut gefallen, weil es eben nicht nur eine einfache Liebesgeschichte ist – auch wenn die Liebe natürlich nicht zu kurz kommt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.01.2019

Kampf für Freiheit und Gleichheit

Im Schatten der Magnolien
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1868 in Wilkes County, Georgia, die Zeit nach der Sklavenbefreiung. Emily und ihre Familie sind Christen. Sie ist die Tochter des Besitzers einer Baumwollplantage. Die Menschen, die bisher als Sklaven ...

1868 in Wilkes County, Georgia, die Zeit nach der Sklavenbefreiung. Emily und ihre Familie sind Christen. Sie ist die Tochter des Besitzers einer Baumwollplantage. Die Menschen, die bisher als Sklaven dort gearbeitet haben, sind jetzt die Freigelassenen, die als Naturalpächter auf der Plantage bleiben konnten. Emily unterrichtet sie in einem Schulhaus und sie leben in Freundschaft zusammen. Freiheit, das ist für Emily gleichzusetzen mit Gleichberechtigung.
Doch nicht alle Menschen sehen das so – freigelassen heißt noch lange nicht frei sein, denn der Ku-Klux-Klan treibt sein Unwesen und zündet nicht nur die Hütten der Freigelassenen an, sondern schreckt auch vor grausamen Morden nicht zurück. Und nicht nur die Freigelassenen werden Opfer, sondern auch die Menschen, die für die Gleichberechtigung von Schwarz und Weiß eintreten.
Emily ist eine mutige junge Frau, die sich einsetzt für die Menschen, die ihr zu Freunden geworden sind, die es sogar mit dem Klan aufnehmen will im Kampf für die Gerechtigkeit und für die Gleichbehandlung aller Menschen, egal welche Hautfarbe sie haben. Für Emily gibt es keine Menschen zweiter Klasse, weil vor Gott alle Menschen gleich sind. Ihre Kraft findet sie in ihrem Glauben und im Gebet.
Die Autorin Elizabeth Musser schreibt eindringlich und realitätsnah. Die Schrecken und Gräuel der damaligen Zeit sind auf bedrückende Weise spürbar und geben viel Raum zum Nachdenken. Eine Geschichte nicht zum „Mal-eben-schnell-Lesen“.
Das Buch hat ein sehr ansprechendes Cover, bedruckt mit Blättern in der Farbe einer dunklen Magnolie. Durch das ungewohnt kleine Format liegt das Buch sehr gut in der Hand. Auch Schriftart, Zeilenabstand und die Größe der bedruckten Teile empfinde ich als sehr angenehm. Ein weiterer Pluspunkt sind die relativ kurzen Kapitel.
Erschienen ist das Buch im Francke Verlag in der Reihe Kleine Auszeit Romane.
Mit seinen 132 Seiten, dem Epilog und den Anmerkungen der Autorin ist „Im Schatten der Magnolien“ trotz des kleinen Formats ein ganz großes Buch.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Die Lebenstraumreise

Wir träumten vom Fliegen
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Eine traumhaft schöne Geschichte erzählt Leah Maschek und lädt damit zum Mitträumen ein. Schon als Kinder waren Otto und Gustav Lilienthal vom Fliegen fasziniert. Sie träumten davon, selbst einmal wie ...

Eine traumhaft schöne Geschichte erzählt Leah Maschek und lädt damit zum Mitträumen ein. Schon als Kinder waren Otto und Gustav Lilienthal vom Fliegen fasziniert. Sie träumten davon, selbst einmal wie die Vögel durch die Lüfte zu schweben und versuchten schon als Kinder, diesen Traum wahr werden zu lassen. Vor allem die Störche nahmen sie als Vorbild und konstruierten die ersten Flügel. Ständig belächelt von Herrn Theodor, dem Tischler, der Ratschläge geben wollte und nicht an den Erfolg glaubte.
Es dauerte noch viele Jahre, bis es Otto Lilienthal tatsächlich gelungen ist zu fliegen.
"Der Traum vom Fliegen" verbindet Realität und Fiktion zu einer berührenden gefühlvollen Geschichte und begleitet nicht nur Otto bis zu seinem Tod, sondern auch Gustav, der sich wünscht, seinen eigenen Traum vom Fliegen zu verwirklichen.
Das kleine Buch habe ich ganz in Ruhe gelesen und dabei die Stille genossen, um einfach Ottos und Gustavs Traumreise zu begleiten.
Die Illustrationen der Autorin haben noch das ihre dazu getan, das Buch zu einem kleinen Schatz werden zu lassen.

Veröffentlicht am 17.01.2019

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragt nicht euren Arzt oder Apotheker

Seitenweise voraus
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Manchmal wird mein Interesse für ein Buch allein durch das Cover geweckt. „Seitenweise voraus“ gehört einfach dazu. Das Cover ist einfach toll!
Der Klappentext bietet „15 Gute-Nacht-Geschichten zum Aufwachen“ ...

Manchmal wird mein Interesse für ein Buch allein durch das Cover geweckt. „Seitenweise voraus“ gehört einfach dazu. Das Cover ist einfach toll!
Der Klappentext bietet „15 Gute-Nacht-Geschichten zum Aufwachen“ an. Das hört sich zunächst vielversprechend an. Leider wusste ich nicht, dass es sich um Auszüge von Geschichten aus mehreren Büchern der Autorin handelt – mit offenem Ende. Das war für mich ähnlich wie mehrere aneinandergereihte Leseproben.
Leider kann ich nicht viel Gutes sagen, nur dass der Schreibstil mir stellenweise gut gefallen hat, ebenso die Geschichte "Ein Pferd für alle Fälle", die für meinen Geschmack als Kurzgeschichte stehen kann.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Der Duft der Sonnenblume

Stella
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1942: Mit 20 Jahren zieht es Friedrich, der am Genfer See zuhause ist, nach Berlin. Stallburschen hatten ihn neugierig gemacht auf das Leben in Berlin, vor allem aber die Beantwortung einer ganz ...

1942: Mit 20 Jahren zieht es Friedrich, der am Genfer See zuhause ist, nach Berlin. Stallburschen hatten ihn neugierig gemacht auf das Leben in Berlin, vor allem aber die Beantwortung einer ganz bestimmten Frage nach einem Möbelwagen und dem Abtransport von Juden. Ist was dran an dem Gerücht? In Berlin lernt er Kristin kennen und lieben. Der Krieg scheint für beide weit weg zu sein. Doch ganz so einfach ist es nicht; Kristin vertraut Friedrich an, dass sie in Wahrheit Jüdin ist und Stella heißt. Gibt es da noch etwas, das sie ihm verschweigt? Gibt es für sie eine gemeinsame Zukunft?
Jeder Monat des Jahres beginnt mit Informationen über geschichtliche Ereignisse aus Politik und über bekannte Persönlichkeiten aus aller Welt. Die zehn Gebote für jeden Nationalsozialisten des Dr. Joseph Goebbels habe ich an dieser Stelle das erste Mal gelesen – wie furchtbar! Diese vielen Daten sind sehr interessant und unterbrechen die Spannung der Geschichte nicht. Sie machen sie eher komplett, weil sie gekonnt integriert wurden. Das gleiche gilt für die in Kursivschrift eingefügten Protokolle.
Interessant finde ich, dass Friedrichs Kindheit weder in der Buchbeschreibung noch in der Leseprobe erwähnt werden. Dabei ist gerade dieser Abschnitt so wertvoll – auch um seine Entscheidungen zu verstehen. Die Geschichte mit dem Ziegenbock hat mich besonders berührt, ebenso die Erfahrung, die er im Umgang mit seiner Ehrlichkeit machen muss. Friedrich ist ein wunderbarer Mensch und scheinbar der einzige, der den Duft der Sonnenblume kennt.
Nach einer wahren Begebenheit erzählt, ist das Buch ein Buch voller Liebe und Hoffnung, aber es zeigt auch die Grausamkeiten, die Schrecken und die Lügen des furchtbaren Krieges – erschütternd und sehr nachdenklich stimmend!