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Veröffentlicht am 30.11.2018

Verhängnisvoller Abend

Als das Leben vor uns lag
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Als das Leben vor uns lag – diese Geschichte beginnt im Jahr 1950. Da gab es diesen verhängnisvollen letzten gemeinsamen Abend für fünf junge Mädchen in einer Klosterschule. Ein Pfänderspiel sollte zur ...

Als das Leben vor uns lag – diese Geschichte beginnt im Jahr 1950. Da gab es diesen verhängnisvollen letzten gemeinsamen Abend für fünf junge Mädchen in einer Klosterschule. Ein Pfänderspiel sollte zur spannenden und lustigen Unterhaltung beitragen. Doch schon bald lief das Spiel aus dem Ruder und keines der Mädchen wusste etwas über den Ausgang und darüber, was aus den Mädchen geworden ist.
Erst 30 Jahre später haben sich die ehemaligen Schulfreundinnen noch einmal getroffen, um einen Abend gemeinsam zu verbringen und zu erfahren, wie ihre Lebensgeschichten sich entwickelt haben.
Neugierige Fragen gab es: Was ist aus der dicken Olga geworden? Im Internat und dort auch gerade am letzten Abend hatte sie das große Sagen, war die Zeremonienmeisterin, sehr dominant, skrupellos und ziemlich taktlos. Ihre Zwillingsschwester Marta war genau das Gegenteil: schlank, eher ruhig und zurückhaltend und meistens nicht mit Olgas Verhalten einverstanden. Nina war mit ihren 13 Jahren ein Jahr jünger als die anderen Mädchen. Ob das Handlesen immer noch ihre große Leidenschaft ist? Julia war die einzige, die niemanden hatte, der für ihren Aufenthalt im Internat bezahlt hat. Dafür musste sie selbst hart arbeiten, putzen und die anderen bedienen. Aber Julia hat sehr gern gelernt und dafür, dass sie den Unterricht besuchen durfte, die Strapazen in Kauf genommen. Für Olgas Bosheiten musste Julia häufig herhalten. Doch zum Glück gab es noch Lolita, die Fünfte im Bunde, die immer versuchte, Julia beschützend beizustehen.
Auf sehr angenehme emotionale Weise erzählt die Autorin die Lebenswege der unterschiedlichen Frauen und ich fühlte mich gut mitgenommen. Ich bewundere, wie die Wege, die jede Frau auf ganz unterschiedliche Weise gegangen ist, als eigene Geschichten beschrieben und dann miteinander verknüpft worden sind und wie alles am Ende zu einer einzigen großen Geschichte geworden ist.
Am Ende bleibt Raum für eigene Spekulationen, die während der gesamten Geschichte auch schon Platz hatten.
Das Buch hat mir vergnügliche Lesestunden bereitet und ich empfehle es gern weiter. Am besten würde mir gefallen, wenn es noch eine Fortsetzung geben würde.
(Über die nächsten 30 Jahre könnte ja schon wieder berichtet werden.)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 20.11.2018

Stumme Schreie

Loyalitäten
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Théo hat in der Schule keine Schwierigkeiten. Doch mit der Trennung der Eltern beginnen seine Probleme. Wechselweise verbringt er jeweils eine Woche bei seiner unglücklichen Mutter und eine Woche ...

Théo hat in der Schule keine Schwierigkeiten. Doch mit der Trennung der Eltern beginnen seine Probleme. Wechselweise verbringt er jeweils eine Woche bei seiner unglücklichen Mutter und eine Woche bei seinem Vater, der immer mehr vereinsamt. Was soll da ein zwölfjähriger Junge ausrichten können? Nur wenn er Alkohol trinkt, fühlt er sich besser und geschützt und nur sein einziger Freund Mathis weiß, dass er trinkt, ohne die Hintergründe zu kennen.

Gibt es denn niemanden, der ihm helfen kann? Seine Eltern sind so sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, dass sie das Leid ihres Sohnes einfach nicht erkennen. Sein Freund Mathis? Dessen Mutter ist mit der Wahl seines Freundes nicht einverstanden, dennoch steht Mathis Théo bei, so gut er kann. Seine Lehrerin Hélène hat ein feines Gespür und bemerkt, dass Théo sich verändert. Doch ihr sind die Hände gebunden – niemand will ihr Glauben schenken. Dennoch will sie nicht aufgeben.

Loyalitäten – welch passender Name für dieses ganz besondere Werk, aufrüttelnd, erschütternd und erschreckend zugleich. Dies ist sicherlich nicht nur eine Geschichte, sondern vergleichbar auch in der Realität zu finden. Ich fühle mich machtlos.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Abenteuerliche Blumensuche

Der Blumensammler
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Peter Manyweathers betreibt eine Reinigungsfirma. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit der Pflanzenwelt. Blumen sind sein großes Hobby. Regelmäßig besucht er die Bibliothek und liest ...


Peter Manyweathers betreibt eine Reinigungsfirma. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit der Pflanzenwelt. Blumen sind sein großes Hobby. Regelmäßig besucht er die Bibliothek und liest Bücher. Dass irgendwann ein Liebesbrief aus einer Enzyklopädie über Blumen in seine Hände fällt, in dem die Rede von sechs höchstseltenen Blumen ist, die auf der ganzen Welt verteilt sind, lässt Peter nicht lange zögern: Er überlässt seine Firma der Obhut seiner einzigen Angestellten und begibt sich auf die Suche nach den Blumen. Dreißig Jahre später ist es Dove Gale, der plötzlich Erinnerungen an Peter Manyweathers, an die Blumen und sein Leben hat, ohne ihn überhaupt zu kennen.
Das wunderschöne Cover mit den seltenen Pflanzen macht neugierig auf die Expedition, auf die Peter sich begibt und damit zu einem Blumensammler werden möchte.
Der Einstieg in die Geschichte ist nicht ganz einfach, ist vielleicht selbst schon eine kleine Expedition. Doch nach und nach entwickelt sich eine Geschichte, in deren Mittelpunkt die Blumen aus dem Liebesbrief stehen. Um die ganze Welt reist Peter, manchmal allein, manchmal in Begleitung. Es ist eine fantastische Zeit, jedoch nicht immer nur schön. Es gibt Begegnungen und es gibt Gefahren, die überwunden werden wollen. Glück und Unglück, Liebe und Leid liegen sehr nah beieinander und immer wieder gibt es Überraschungen und Augenblicke, auf die man vorher nicht gefasst war.
Die Spannung mit den vielen Fragen, die im Hinterkopf herumschwirren, zieht sich durch das ganze Buch und am Ende bin ich erstaunt, dass tatsächlich alle Fragezeichen verschwunden sind und nur ein Lächeln zurück bleibt.
Eine wunderschöne abenteuerliche Geschichte, die ich gerne allen und vor allem den Blumenliebhabern empfehle.

Veröffentlicht am 03.11.2018

Die Macht der Worte

Die Unsterblichen
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Der Klappentext gefällt mir besonders gut. Er beschreibt die Geschichte, ohne das Geringste zu verraten. Die vier Kinder der Familie Gold machen sich auf den Weg zu einer Wahrsagerin, die bekannt ...

Der Klappentext gefällt mir besonders gut. Er beschreibt die Geschichte, ohne das Geringste zu verraten. Die vier Kinder der Familie Gold machen sich auf den Weg zu einer Wahrsagerin, die bekannt dafür ist, den Menschen den Tag ihres Todes vorherzusagen. Was sie dort hören, wie sie mit dem Gehörten umgehen und ob es ihr zukünftiges Leben beeinflusst, ist Inhalt des Romans.
Das Buch setzt sich aus vier Teilen zusammen, wobei jeder Teil die Geschichte eines Kindes erzählt. Mit hohem Einfühlungsvermögen werden die Lebenswege beschrieben, von denen keiner dem anderen gleicht. Von Anfang an ist Spannung angesagt, die bei mir nur kurz nachgelassen hat zu Beginn des vierten Teils, um dann mit Macht wieder zurückzukehren. Das Schicksal jedes einzelnen ist emotionsgeladen, lässt mitfühlen, mitlachen und mitweinen. So unterschiedlich die vier Geschwister auch sind, empfinde ich Sympathie für jeden einzelnen von ihnen. Auch wenn sie kaum direkt angesprochen wird, bleibt beim Lesen die Vorhersage der Wahrsagerin immer im Kopf wie ein imaginärer Begleiter.
Das Cover ist sehr gelungen. Nach dem Ende der Geschichte noch einmal betrachtet, finde ich die gesamte Geschichte in dem Bild wieder: die Farben der Blätter, so unterschiedlich wie das Wesen der Kinder; der helle Baum im Vordergrund, dahinter das Dunkel der Nacht, aber nicht ohne Sterne; die einzelnen Blätter, die leicht herabschweben und die, die sich festhalten.
Ein großartiges Buch, das beschreibt, welche Macht Worte auf die Psyche des Menschen haben können. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 30.10.2018

Martha wie Paula sie sieht

Hemingway und ich
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Paula McLain schreibt ihre eigene Geschichte über die Schriftstellerin und Journalistin Martha Gellhorn, die dritte Ehefrau des Schriftstellers Ernest Hemingway. Sie umfasst dabei eine Zeitspanne von 1936 ...

Paula McLain schreibt ihre eigene Geschichte über die Schriftstellerin und Journalistin Martha Gellhorn, die dritte Ehefrau des Schriftstellers Ernest Hemingway. Sie umfasst dabei eine Zeitspanne von 1936 bis 1945. Nach guter Recherche ist es der Autorin außerordentlich gut gelungen, Fakten und Fiktion miteinander zu verbinden. Die Protagonisten Martha und Ernest werden lebendig und realitätsnah dargestellt, dazu kommt Martha als Ich-Erzählerin, wodurch es manchmal schwer fällt daran zu denken, dass es sich hier um einen Roman handelt und nicht alles so gewesen ist, wie es dargestellt wird, aber durchaus so hätte sein können.
Schon als Kind spürte Martha den Drang nach Freiheit – ein kleiner Gruß an die Mutter und dann nichts wie hinaus in die weite Welt! Ein Anfang war gemacht, auch wenn sie am Abend schon wieder zu Hause war.
Martha war 28, als sie zufällig Hemingway begegnete. Sein Bild auf einem Zeitungsausschnitt trug sie schon lange bei sich. Was zunächst freundschaftlich begann – Martha mochte auch Hemingways Frau Pauline und deren zwei Kinder – entwickelte sich bald in eine andere Richtung.
Im Bürgerkrieg in Spanien trafen sie sich – Ernest wollte den Spaniern mit einer Filmdokumentation helfen, Martha war als Kriegsberichterstatterin unterwegs – und nach kurzem Sträuben beim Gedanken an Ernests Frau und Kinder hatten beide ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle und das Herz siegte über den Verstand.
Martha war in Kriegsgebieten in aller Welt unterwegs und oft waren es Einzelschicksale unschuldiger Menschen, die sie besonders bewegten und die sie zum Inhalt ihrer Berichte machte.
Als Schriftstellerin war sie nicht so erfolgreich wie Ernest, der mit dem Roman „Wem die Stunde schlägt“ einen Welterfolg feiern konnte. Sie fühlte sich ihm in ihrer Arbeit immer unterlegen und es gelang ihr nicht, aus seinem Schatten herauszutreten.
In vielen Dingen waren sich Martha und Ernest sehr ähnlich, hatten beide ihren eigenen Kopf, wenn es um die Verwirklichung ihrer Pläne oder um das Leben an sich ging. Das Ende ihrer Ehe war lange in Sicht, allerdings hätte ich mir einen weniger schmutzigen Ausgang gewünscht.
Was mir besonders gefallen hat:
Es ist ein bewegender Roman, der den Unterschied zwischen Realität und Fiktion manchmal vergessen lässt.
Ganz besonders durch die Erzählungen aus den verschiedenen Kriegs- und Krisengebieten wird zusätzlich zu einer unterhaltsamen Geschichte spannendes Wissen vermittelt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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