Langeweile war gestern
Nur 300 kmCarl macht Urlaub mit seiner Mutter an der Ostsee. Gelangweilt sitzt er in seinem Rollstuhl am Strand, als er Fee trifft. Na ja, das ist vielleicht nicht ganz richtig ausgedrückt, eher trifft Fee ihn – ...
Carl macht Urlaub mit seiner Mutter an der Ostsee. Gelangweilt sitzt er in seinem Rollstuhl am Strand, als er Fee trifft. Na ja, das ist vielleicht nicht ganz richtig ausgedrückt, eher trifft Fee ihn – mit einem ihrer Flipflops, der plötzlich auf Carl zugeflogen kommt und ihn am Kopf trifft. Diese Begebenheit ist erst der Beginn der Geschichte und gibt aber doch schon einen kleinen Einblick in den weiteren Verlauf. Es wird auf keinen Fall langweilig, so viel kann ich jetzt schon versprechen.
„Bin mit Fee in Berlin, abends zurück“ steht auf dem Cover als kleine Notiz irgendwo unterhalb des Buchtitels „Nur 300 km“. Als Fee von Carl erfährt, dass das Verhältnis zu seinem Vater, der in Berlin lebt, nicht ganz einfach ist, dauert es nicht lange, bis sie Carl überredet, sich heimlich auf den Weg zu machen und den Vater zu besuchen. Dass sie für sich selbst auch gute Gründe hat, nach Berlin zu kommen, verschweigt sie erstmal.
Damit beginnt eine aufregende und spannende Reise mit guten und weniger guten Begegnungen und Überraschungen. Die flippige Fee weiß eigentlich genau, wie der Roadtrip ablaufen wird, wenn es da nicht die eine oder andere Schwierigkeit gäbe…
Rüdiger Bertram hat diese Geschichte für Kinder – nach meiner Einschätzung ab 12 Jahre – geschrieben, doch sie hat auch mich als Seniorin restlos begeistert. Fee gibt ein tolles Beispiel dafür, Menschen mit körperlicher Einschränkung ebenso zu begegnen und zu behandeln wie andere. So ganz nebenbei macht der Autor noch auf einige Missstände im Bereich von Barrierefreiheit aufmerksam. Da ist zum Beispiel die Rede von Stehtischen, die von Rollstuhlfahrer nur genutzt werden können, um die Kaugummis zu betrachten, die unter der Tischplatte kleben. Besonders originell demonstriert er das Schneckentempo des Treppenlifts im barrierefreien Ferienhaus.
Ich gebe gern meine volle Leseempfehlung für dieses Buch, das prall gefüllt ist mit Humor und Spannung, mit Überraschungen und auch mit ein paar Tränen, die vergossen werden (dürfen).