Unglaublich atmosphärisch
Der Schwur des Drachen (Die sechs Kraniche 2)Wer Elizabeth Lim kennt, weiß, was man bei ihr erwarten kann: ein unfassbar atmosphärisches Worldbuilding. Und das ist auch hier wieder völlig gelungen.
Zu Beginn befinden wir uns im Land der Drachen, ...
Wer Elizabeth Lim kennt, weiß, was man bei ihr erwarten kann: ein unfassbar atmosphärisches Worldbuilding. Und das ist auch hier wieder völlig gelungen.
Zu Beginn befinden wir uns im Land der Drachen, ein völlig neuer Ort, an dem sogar die Zeit anders vergeht. Ein Ort, an dem überall Gefahr für Shiori lauert und Elizabeth Lim schafft es einfach mal wieder, dieses angespannte Gefühl die ganze Zeit über aufrechtzuerhalten. Zusätzlich dazu kommt auch noch, dass durch die vielen Beschreibungen des Drachenreiches ein Bild im Kopf des Lesers entsteht, das mich völlig in das Buch hineinversetzt hat.
Aber auch in Kiata war dieses asiatische Feeling, das ihre Bücher ausmacht, wieder da und hat sich vollkommen entfaltet. Ich liebe es einfach, wie märchenhaft ihre Welten aufgebaut und geschrieben sind. Das schafft nicht jeder.
„Euer Herz ist Eure Heimat. Bis Ihr das verstanden habt, gehört Ihr nirgendwo hin.“
(Elizabeth Lim: Der Schwur des Drachen, Seite 149)
Hinzu kommen die Charaktere, denn Shiori nimmt einfach kein Blatt vor den Mund und sagt immer, was sie gerade denkt. Ihr Charakter ist mal ein ganz anderer und ich liebe ihre freche Art, die zeitgleich aber einen totalen Familienmenschen beinhaltet. Shiori würde alles für ihre Brüder tun, wie sie bereits bewiesen hat, und auch ihr Vater ist ihr unglaublich wichtig, was dieser Teil noch einmal verdeutlicht. Dann ist da auch noch der ruhige Takkan, der den Gegenpol zu Shioris aufbrausender Art darstellt. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden schreitet zwar nur sehr langsam voran, aber zeitgleich sind die Gefühle zwischen den beiden so tief und gehen einem so unter die Haut, dass ich nicht anders kann, als auch dies einfach nur bewundernswert an Elizabeths Schreibstil zu finden.
„Finde das Licht, das deine Laterne leuchten lässt.“
(Elizabeth Lim: Der Schwur des Drachen; Seite 476)
Diese kleinen Momente zwischen Shiori und Takkan haben die Geschwindigkeit der Handlung immer wieder etwas runtergeschraubt. Denn hier passiert einfach so viel auf einmal und in rasender Geschwindigkeit, gerade die letzten 200 Seiten hatten es völlig in sich. Es wird gekämpft, erforscht und Geheimnisse werden gelüftet. Auch über Raikama wird noch das ein oder andere entdeckt.
„Ein gehaltenes Versprechen ist tausend Geheimnisse wert.“
(Elizabeth Lim: Der Schwur des Drachen, Seite 175)
Gerade auch das Ende war mal etwas ganz anderes. Mich persönlich hat es nicht ganz glücklich gemacht, aber die Idee dahinter ist durchaus ausgefallen und mal etwas anderes, als man sonst immer liest. Gerechnet habe ich damit zumindest nicht.
Wer bereits „Ein Kleid aus Seide und Sternen“ und „Bestickt mit den Tränen des Mondes“ gelesen hat, der wird hier nun deutlich mehr Hinweise auf diese Bücher finden, als es noch in Band 1 der Fall war. Wir treffen auf einen Charakter (nicht Bandur), in den ich mich damals verliebt hatte, und bereisen Gegenden, in denen wir bereits mit Maia und Edan gewesen sind. Gerade diese Bezüge haben mich unglaublich begeistern können.
Zwar sind alle bisherigen Aspekte einfach nur unglaublich überzeugend gewesen, aber trotzdem hat mir das gewisse Etwas gefehlt. Mir hat das Lesen Spaß gemacht, aber es hat nicht diese sonstige Sogwirkung auf mich ausgeübt, bei der ich das Buch normalerweise gar nicht aus der Hand legen kann. Aus diesem Grund muss ich hier leider einen kleinen Punkt abziehen.
Fazit:
Das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen, was sowohl Schreibstil und Charaktere, als auch den Plot angeht. Allerdings hat der letzte Funke gefehlt, deswegen vergebe ich 4,5 Sterne.