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Veröffentlicht am 29.09.2021

Spannender und zugleich zermürbender Thriller

Sharing – Willst du wirklich alles teilen?
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Sharing - Willst du wirklich alles teilen?

Bereits beim Titel dachte ich mir: auf gar keinen Fall!

Es gibt Dinge, die ich nicht gern teile. Ich war gespannt, auf was Arno Strobel in seinem neuesten ...

Sharing - Willst du wirklich alles teilen?

Bereits beim Titel dachte ich mir: auf gar keinen Fall!

Es gibt Dinge, die ich nicht gern teile. Ich war gespannt, auf was Arno Strobel in seinem neuesten Thriller abzielt, wenn es um die Frage geht, ob ich wirklich alles teilen will.









Nach dem Klappentext zu urteilen, haben Bettina und Markus eine tolle Geschäftsidee und gründen ein Sharing-Unternehmen. Nun geht bei gebrauchten Sachen manches Mal auch etwas zu Bruch. Und während ich den ersten Minuten im Hörbuch lausche, könnte es sich um die Beziehung von Markus und Bettina handeln. In diesem Thriller ist die Realität allerdings eine Spur härter. Markus sieht seine Frau im Darknet. Und plötzlich ist der Gedanke alles zu teilen gar nicht mehr so attraktiv.

Sharing - Willst du wirklich alles teilen? habe ich gemeinsam mit einer Freundin in der Hörbuchausgabe erlebt. Nach den ersten Kapiteln war ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich die Geschichte noch zu Ende hören möchte. Die Geschichte ist nicht nur spannend erzählt und mit dem richtigen "drive" in der Stimme gelesen, sie ist auch abartig - um nicht zu sagen pervers.

Hätte ich diese Geschichte nicht gemeinsam mit einer Freundin gehört, so hätte ich sie wohl abgebrochen. So aber ließ ich ihre Neugier über den Ausgang der Geschichte die Oberhand gewinnen und verfolgte weiter das Geschehen.

Die Auflösung ist krass. Sie kommt unerwartet und ist doch nachvollziehbar. Schlussendlich muss ich sagen, war es gut, die Geschichte kennengelernt zu haben. Das Wissen jedoch, das solche Dinge - wenn auch mit anderem Hintergrund - tatsächlich geschehen, macht es nicht leichter. Es bestärkt mich aber, weiter für den Opferschutz tätig zu sein. Sei es durch Spenden oder dadurch darauf aufmerksam zu machen, dass der Opferschutz weitere Hilfe und Helfer benötigt.



Fazit
Sharing - Willst du wirklich alles teilen? ist sehr spannend, sehr emotional und vor allem für Leser*innen mit starken Nerven.

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Hochspannender Psychothriller

SCHWEIG!
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Schweig! ist ein Psychothriller, bei dem ich richtig viel Freude hatte, die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den beiden Schwestern Esther und Sue sowie Esthers Mann Martin nachzuvollziehen.

Ich ...

Schweig! ist ein Psychothriller, bei dem ich richtig viel Freude hatte, die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den beiden Schwestern Esther und Sue sowie Esthers Mann Martin nachzuvollziehen.

Ich kann sehr schön miterleben, wie die unterschiedlichen Charaktere aufeinander reagieren und welchen Ursprung ihre Aktionen mitunter in der Kindheit hatten.





Das Buch ist in kurze Abschnitte unterteilt, in denen mal Esther, mal Sue und mal Martin in unterschiedlichen Zeiten zu Wort kommen. Ich lerne nach und nach ihre Gedanken und ihren Werdegang kennen. Die Beweggründe werden erst im Verlauf des Geschehens klar und finden im letzten Drittel des Buches ihren Höhepunkt. Die Geschichte erfährt am Ende eine Wendung, die ich erahnen, aber noch nicht greifen kann und am Ende bin ich überrascht und mit dem Schluss zufrieden. - Was nicht bedeutet, dass mich das Ende glücklich macht.

Schweig! ist kein Wohlfühlroman. Der Thriller zeigt sehr deutlich, wozu Menschen fähig sein können, wenn sie ihren gewachsenen Strukturen nicht entkommen können. Es ist kaum zu glauben, dass ein Mensch in der Lage ist, so wenig zwischen richtig und falsch differenzieren zu können, und doch ist es möglich.

Judith Merchant fesselt mich mit ihrem Thriller derart, dass ich das Buch bereits nach kürzester Zeit nicht mehr aus der Hand legen mag. Von Vorteil sind die kurz erzählten Episoden der Charaktere, bei denen ich immer auch mal das Buch zur Seite legen kann, wenn es nötig ist.

Die Spannung zieht im Verlauf immer mehr an. Dabei erscheinen mir die Charaktere anfangs noch nicht einmal halbwegs sympathisch. Sie wirken allerdings auch nicht abstoßend, sondern eher widerborstig oder seelisch verwahrlost und mit Vorsicht zu genießen. Jedenfalls bin ich bei ihnen ständig auf der Hut, weil ich nicht weiß, was sie als nächstes "auspacken" und wie sich die weitere Handlung gestalten wird.



"War ihre Geduld bereits erschöpft? Er frohlockte. Aber zu früh." - Seite 127



Fazit
Wer Psychothriller mag, bei denen bis zum Ende alles offen ist und nicht weiß, wem er trauen kann, wird mit Schweig! ein tolles Lesevergnügen haben.

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Ein Sachbuch, das zum Mitmachen einlädt. Mit fröhlichen Illustrationen.

Wie du die Welt verändern kannst
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In Wie du die Welt verändern kannst entführt die Autorin mich in die Welt der Politik. Sarah Welk erklärt anschaulich und kindgerecht, was Demokratie bedeutet, wie wertvoll sie ist und wie selbst Kinder ...

In Wie du die Welt verändern kannst entführt die Autorin mich in die Welt der Politik. Sarah Welk erklärt anschaulich und kindgerecht, was Demokratie bedeutet, wie wertvoll sie ist und wie selbst Kinder etwas bewegen können. Sei es in der eigenen Familie, der Schule, in der Stadt oder der Region und im ganzen Land - jeder kann mit guter Vorbereitung, klugen Argumenten und Verbündeten an der Seite erfolgreiche Verhandlungen führen.





Das Buch ist in vier Kapitel unterteilt. So wird von klein auf erklärt, wie Wahlen funktionieren und warum es so wichtig ist, die Politiker, die gewählt werden können, kennenzulernen. Es beginnt schon in der Schule mit der Wahl des Klassensprechers. Dort wird die Schülerin oder der Schüler gewählt, der die meisten Stimmen von seinen Klassenkameraden bekommt. Die Klassensprecherin vertritt dann die Rechte der Klasse und spricht für die Mitschülerinnen und Mitschüler.

Um die wichtigsten Details aus den vorgestellten Themen zu wiederholen, gibt es nebenher ein tolles Quiz. In den einzelnen Kapiteln gibt es Fragen, die beantwortet werden wollen. Und am Ende des Buches ergeben dann alle Lösungsbuchstaben zusammen einen Lösungssatz. Dabei habe ich die Wahl zwischen verschiedenen Antwortmöglichkeiten, so dass ich mich nur noch richtig erinnern brauche, was ich zuvor gelesen hatte. Wer aufmerksam den Ausführungen folgt, sollte somit kein Problem haben, die Fragen richtig zu beantworten.

Toll finde ich die Lösung von Sarah Welk, dass sie in der Einleitung gleich erklärt, dass - obwohl im Buch von der Kanzlerin die Rede ist - auch ein Mann Kanzler werden kann. Genauso wie eine Frau Bundespräsidentin werden kann, und nicht nur ein Mann Bundespräsident.

Spannend sind für mich die tollen Interviews im Buch. Besonders gefallen hat mir das Interview mit den beiden Kinderbürgermeisterinnen. Ich habe ganz schön gestaunt, als der Bürgermeister, der auch zu Wort kommen durfte, erzählte, dass die Beiden ihn schon vertreten haben und vor mehr als 200 Menschen gesprochen haben. Das traut sich mancher Erwachsener nicht.

Im vierten Kapitel geht Sarah Welk noch einmal gezielt darauf ein, wie Politik und die Bundestagswahlen funktionieren. Und was die Parteien und Politiker machen, die die Wahl verlieren.

Sarah Welk hat einen forschen Schreibstil. Sie erzählt mit einem spürbaren Lächeln von ernsten politischen Zusammenhängen und fordert ihre Leser auf, selbst loszulegen und sich auszuprobieren. Die Zeichnungen, die ich auf den Seiten bewundern kann, stammen von Dunja Schnabel und stimmen mich fröhlich und sorgen für gute Laune, obwohl in dem Buch ganz schön viele Informationen zusammenkommen. Am besten nimmt man sich nicht das ganze Buch an einem einzelnen Tag vor. Das Buch wird für Kinder ab 10 Jahren empfohlen. Mit den tollen Anleitungsvorschlägen ist man schnell gut gewappnet, um eigene Interessen durchzusetzen und notwendige Informationen zu erhalten.

Um es mit den Worten der Autorin Sarah Welk zu sagen: "Und jetzt los!"



"Wer am Wahltag sauer ist und seine Stimme nicht der Partei gibt, die er zumindest halbwegs gut findet, sitzt in den kommenden Jahren sozusagen auch am Rand und sieht zu - und darf sich nicht wundern, wenn seine Interessen bis zur nächsten Wahl überhaupt nicht mehr berücksichtigt werden." - Seite 23



Fazit
Wer sich und seine Kinder oder Enkelkinder über die Demokratie und die bevorstehenden Wahlen informieren möchte, hat mit Wie du die Welt verändern kannst ein tolles, informatives Buch zur Hand, das mit seinen Abbildungen und witzig geschriebenen Beispielen richtig viel Spaß macht.

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Veröffentlicht am 04.09.2021

Kopenhagen-Krimi - für alle, die kriminalistisch erzählte Geschichten mögen

Das Nest
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Das Nest ist der vierte Fall von "Jeppe"sen Korner und Anette Werner. Sie können sich gut abschätzen und auf die Qualitäten des jeweils anderen vertrauen, auch wenn es privat mal Auf und Ab geht und sie ...

Das Nest ist der vierte Fall von "Jeppe"sen Korner und Anette Werner. Sie können sich gut abschätzen und auf die Qualitäten des jeweils anderen vertrauen, auch wenn es privat mal Auf und Ab geht und sie lediglich beruflich miteinander zu tun haben.









Der aktuelle Fall nimmt sie ganz schön in Beschlag. Der 15jährige Schüler Oscar Dreyer-Hoff ist verschwunden. Aus gut behüteten und gutsituierten familiären Verhältnissen stammt er. Sind ihm die Familienbande gar zu eng? Könnte Oscar abgehauen sein? Oder liegt eine Straftat vor? Als ein junger Mann tot in der Müllverbrennungsanlage aufgefunden wird, kommt Bewegung in das junge Team.

Bei den Ermittlungen stoßen Anette und Jeppe auf einige Ungereimtheiten. Ungewöhnlich ist auch das Familienleben des verschwundenen Jungen. Viele Möglichkeiten, Oscar lebend zu finden, gibt es fast nicht mehr. Und seine eigene Familie ist bei den laufenden Ermittlungen wenig hilfreich.



"Er kommt aus einer angesehenen Familie. Und solch eine Geschichte ist ja üble Nachrede." - Seite 215



Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Katrine Engberg erzählt sehr bildhaft. Zunächst wird die Begebenheit eher skizziert, dann mit Schattierungen versehen und schlussendlich farblich gestaltet. So werde ich als Leser Stück für Stück in den Verlauf der Geschichte gebracht und erlebe sie hautnah mit.



"Vielleicht war sie zu alt, um ihre schlechten Angewohnheiten aufzugeben. Wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch nicht trinkt, hätte er das Leben angenehmer gestaltet, dachte Esther und setzte sich an ihren Schreibtisch." - Seite 387


Esther de Laurenti ist eine sehr kluge und aufgeweckte Frau. In der Vergangenheit stand sie Jeppe schon öfter zur Seite. Ein liebenswerter Charakter.

Die Charaktere an sich sind sehr komplex gestaltet. Sie zeigen sich, wie sie sind. Als Leser vermag ich ihnen aber auch nur vor die Stirn zu sehen. Und das, obwohl ich an ihren Empfindungen im jeweiligen Geschehen teilhaben darf. Und doch offenbaren sie nicht alles. Das macht die Entwicklung der Charaktere und den Verlauf der Geschichte so außerordentlich spannend.

Das Nest habe ich sehr gern gelesen und freue mich bereits heute auf ein Wiedersehen mit Jeppe und Anette.



Fazit
Dieser Kopenhagen-Krimi ist für alle, die kriminalistisch erzählte Geschichten mögen und Freude an Charakteren mit Ecken und Kanten haben.

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Veröffentlicht am 01.09.2021

Eine vergnügliche Reise in das mal mehr, mal weniger glamouröse Berlin von 1926

Die Damen vom Pariser Platz
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Mit Die Damen vom Pariser Platz entführt mich die Autorin Joan Weng ins Jahr 1926 nach Berlin. Schon der erste Satz, die erste Frage, sind eine reine Liebeserklärung und machen Lust auf die Geschichte. ...

Mit Die Damen vom Pariser Platz entführt mich die Autorin Joan Weng ins Jahr 1926 nach Berlin. Schon der erste Satz, die erste Frage, sind eine reine Liebeserklärung und machen Lust auf die Geschichte. Ein großartiges Kompliment - zwar nicht an mich persönlich gerichtet, aber beim Lesen fühlt es sich genau so an.



"Sie sehen bezaubernd aus! Wann sehen wir uns wieder?" - Seite 9





Eine Antwort auf die Frage habe ich gleich parat: immer. Denn, wann immer ich ein Buch, eine Geschichte von Joan Weng lese, fühlt es sich an wie die Umarmung einer lieben Freundin. Der Schreibstil ist so warmherzig, so fröhlich und lebensbejahend, wie die Autorin selbst. Woher ich das weiß? - Ich bin ihr bereits begegnet.



Gerade weil der Schreibstil so warmherzig und fröhlich ist, vermute ich nie, dass die Charaktere auch weniger warmherzige Wesenszüge haben können. Da werde ich so manches Mal überrascht und vorgeführt.

Die Protagonistin in diesem historischen Roman ist Gretchen Keun. Dank ihrer Jugendfreundin Henni hat sie einen Job als Tippfräulein in Berlin in Aussicht gestellt bekommen. Mit einem bangen Gefühl und zu großen Schuhen ist Gretchen auf dem Weg aus der Provinz in die ihr noch unbekannte Großstadt. Einen Arbeitsvertrag hat Gretchen allerdings noch nicht und so steht sie zunächst mit einem mulmigen Gefühl im Magen vor verschlossener Tür.



"Immerhin war das hier Berlin. Hier galt Wahnsinn als modern, oder zumindest als liebenswürdiger Charakterzug." - Seite 43



Gretchen ist mir gleich ans Herz gewachsen. Auf der einen Seite ist sie so mutig und setzt sich der Gefahr, dem Neuen aus. Auf der anderen Seite ist sie zurückhaltend und klug und hört auf die Zwischentöne bei ihren Mitmenschen. Diese Empathie lässt sie dann auch mal ihre Angst vergessen.

So passt die quirlige junge Frau bereits nach kürzester Zeit perfekt ins Berliner Leben und ich tauche mit ihr in das trubelige Geschehen ein.



Die weiteren Charaktere haben ebensoviel Tiefe und verfügen über so manch besondere Eigenschaft und Denkweise. Es bereitet mir unendlich viel Freude mich mit ihnen im Künstlermilieu zu bewegen. Hennis Verlobter Frédéric George ist einer der Künstler, der lieber hungrig schlafen geht, als sich zu verbiegen. So aus der Ferne ist das toll mitzuerleben. Henni hat da eine ganz eigene Meinung zu.

Bei den verschiedenen Charakteren ist immer etwas los. Doch manchmal sitze ich auch nur mit ihnen am Tisch und lausche ihren Gesprächen bei einem Stück Erdbeerkuchen. Die Vorstellung ist verlockend und die Gespräche immer spannend. Hochkonzentriert war ich vor allem, wenn die Gespräche ins berlinerisch wechselten, was durchaus mal vorgekommen ist.

Gern habe ich mich in das Jahr 1926 nach Berlin entführen lassen. Und zum Schluss musste ich Schmunzeln, als ich am Ende des Buches das Glossar entdeckte. Joan Weng benennt in Die Damen vom Pariser Platz die Dinge aus der Zeit bei ihrem zeitgemäßen Namen.



"Und wie elegant die Freundin war, ganz in Gehwolf und Seidenrock, auf den ersten Blick hatte Gretchen sie gar nicht erkannt."- Seite 28



Fazit
Wer Freude an historischen Romanen hat und sich ins Berlin von 1926 entführen lassen möchte, ist mit Die Damen vom Pariser Platz bestens beraten. Der Roman unterhält ohne zu belehren und wartet mit dem mal mehr, mal weniger glamourösen Leben aus dieser Zeit auf.

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