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Veröffentlicht am 17.09.2021

Guter Einstieg ins Thema

Influencer
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In sozialen Medien wurde das Buch von vielen Personen, die ich fachlich sehr schätze, hochgelobt. Daher waren am Ende wohl meine Erwartungen viel zu hoch. Das Buch liefert einen guten, runden und informierten ...

In sozialen Medien wurde das Buch von vielen Personen, die ich fachlich sehr schätze, hochgelobt. Daher waren am Ende wohl meine Erwartungen viel zu hoch. Das Buch liefert einen guten, runden und informierten Einstieg ins Thema Influencing, bringt aber keine wirklich bahnbrechenden neuen Erkenntnisse mit sich. Wer sich noch nicht mit der Influencer-Kultur beschäftigt hat, wird hier aber kompetent informiert.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Nicht ganz, was ich erwartet hatte

Wir für uns
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Barbara Kunrath stellt uns zwei interessante Frauen vor: die 41-jährige Josi, die von ihrem verheirateten Freund schwanger wird, und Kathi, die kurz vor ihrem 50. Hochzeitstag frisch verwitwet ist. Beide ...

Barbara Kunrath stellt uns zwei interessante Frauen vor: die 41-jährige Josi, die von ihrem verheirateten Freund schwanger wird, und Kathi, die kurz vor ihrem 50. Hochzeitstag frisch verwitwet ist. Beide lernen sich durch einen Zufall kennen, aus dem sich eine unerwartete Freundschaft entwickelt. Beide finden sich an ungeplanten Weggabelungen wieder und müssen sich entscheiden, wie ihre Zukunft aussehen soll.

Eine spannende Prämisse, die die Autorin aus meiner Sicht leider mit vielen Banalitäten und frustrierenden Handlungsentscheidungen verschenkt. Die Geschichte um Kathis Laden hat mich z.B. nicht sonderlich begeistert. Auch wenn immer mal anklingt, dass das keine einfache Sache ist, was Kathi dort aufbaut, wird der eigene Laden für mich zu sehr romantisiert. Auch das Frauenbild finde ich fragwürdig: Es gibt kaum eine weibliche Figur in diesem Roman, die nicht betrogen oder verlassen wurde und trotzdem noch lauter Entschuldigungen für den jeweiligen Mann findet. Hier hätte ich mir mehr Vielfalt gewünscht. Am unerträglichsten ist Josies "Beziehung" zu Bengt. Neun Jahre ist sie seine Geliebte. Erst als sie ungewollt schwanger wird und er sie zu einer Abtreibung drängen will, erkennt Josie langsam, dass er vielleicht doch nicht ganz der Traumprinz ist, für den sie ihn gehalten hat.

Dazu kommt auch, dass die Handlung von vielen Zufällen beeinflusst wird: Kathi könnte eine größere Summe für ihren Traum benötigen? Sie findet richtig viel Geld, von dem sie nichts wusste, im Nachlass ihres Mannes! Josi überlegt, ob sie ihr ungeborenes Kind auf eine Trisomie testen lassen soll? Sie trifft zufällig ein liebenswertes Mädchen mit Downsyndrom und dessen Mutter! Das alles ist leider nicht besonders realistisch und wirkt konstruiert. Außerdem sorgen die ganze Zufälle dafür, dass die Frauen einige Probleme nicht aktiv lösen, sondern immer wieder fremdbestimmt wirken.

Das ist vermutlich mein größtest Problem mit dem Roman: Die Charaktere handeln selten aus eigenem Antrieb, sondern immer weil die Umstände, Ereignisse oder Menschen in ihrem Leben sie zu einer Reaktion zwingen.

Die Erinnerungen der Protagonistinnen nehmen ebenfalls viel Raum in der Geschichte ein. Sie erklären natürlich viele Verhaltensweisen oder Entscheidungen, die die beiden treffen, daher sind die Rückblenden durchaus wichtig. Leider wiederholen sie sich zum Teil unnötig und sind mir nach einer Weile etwas zu viel geworden. Da hätte ich mir einen größeren Fokus auf die Gegenwart gewünscht, denn wichtige Momente in der Handlungsgegenwart wie Josies dramatischer Mosel-Urlaub mit ihrer Mutter oder der unverständliche Umgang mit der Homosexualität eines Verwandten werden für mein Empfinden zu sehr nebenbei behandelt.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive der beiden Frauen erzählt, wobei Josie Ich-Erzählerin ist und Kathis Kapitel in personaler Sie-Perspektive geschrieben sind. Der Schreibstil ist angenehm und das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen, aber das ändert für mich leider nichts an den deutlichen Längen. Die Geschichte hat mich leider emotional nicht angesprochen.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Kurzgeschichtensammlung, von der ich mehr erwartet hatte

Mein Sternzeichen ist der Regenbogen
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Der Erzählband "Mein Sternzeichen ist der Regenbogen" beginnt mit einer vielversprechenden, gleichnamigen Erzählung: Der junge syrische Ich-Erzähler versucht herauszufinden, an welchem Tag er geboren wurde, ...

Der Erzählband "Mein Sternzeichen ist der Regenbogen" beginnt mit einer vielversprechenden, gleichnamigen Erzählung: Der junge syrische Ich-Erzähler versucht herauszufinden, an welchem Tag er geboren wurde, weil seine Kindheitsfreundin Antoinette sein Sternzeichen wissen möche. Diese scheinbar simple Aufgabe hilft dem Erzähler unerwartet, tiefer in seine Familiengeschichte einzutauchen, denn jedes Familienmitglied, das er fragt, sagt ihm einen anderen Tag und erzählt damit verbunden eine andere Geschichte. Rafik Schami zeichnet den Protagonisten als wunderbar unbedarft und vermittelt dabei gleichzeitig interessante kulturelle Eigenheiten wie eben die Unwichtigkeit des Geburtsdatums.

Gut gefiel mir auch die sehr kurze Geschichte eines syrischen Paares, das aus Spaß eine Geheimsprache erfindet, diese auch in der Öffentlichkeit miteinander spricht und deshalb verdächtigt wird, für Israel zu spionieren. Die Geschichte beginnt mit einer charmanten Leichtigkeit und wird dann immer dunkler und dramatischer. Ich hätte mir mehr davon gewünscht.

Leider konnten mich nur die wenigsten Kurzgeschichten in dem Band so begeistern. Einige haben mich komplett irritiert, wie die Geschichte eines deutschen Professors, der in Italien eine Auszeit nimmt und dort die Italienerin Sara kennenlernt. Der Typ ist unerträglich arrogant, zunächst schockt es ihn, dass seine Angebetete, die "nur" einen Supermarkt managt, nicht von seinem Prof-Status beeindruckt ist, dann behandelt er sie nach und nach immer abfälliger. Gleichzeitig ist sie ihm voll ergeben und weint nach der ersten gemeinsamen Nacht gleich "vor Glück". Ernsthaft, warum...? Überhaupt gibt es immer wieder Szenen, die vor übertriebenen Gefühlen nur so strotzen und sich ziemlich pathetisch lesen.

Leider haben die meisten Geschichten auch keine Pointe, Moral oder wenigstens ein überraschendes Ende, das das Fehlverhalten ihrer Protagonist:innen irgendwie entlarvt oder einordnet, stattdessen enden sie eher abrupt. Geschichten wie die über die professorale Italienreise lassen mich daher ziemlich ratlos zurück. Das macht die Lektüre leider ziemlich unbefriedigend.

Auch sonst bin ich an vielen Stellen über den Text gestolpert: So schreibt Rafik Schami z.B. das N-Wort aus, ohne dass der Gebrauch des Wortes für die Geschichte irgendwie nötig gewesen wäre. Er erzählt auch von einem creepy Zahnarzt, der sich in eine Supermarktverkäuferin verliebt, obwohl sie nur Smalltalk führen. Der Autor scheint das auch völlig ok zu finden, dass sein Protogonist dieser Frau so auf die Pelle rückt, obwohl es einfach ihr Job ist, zu Kund:innen nett zu sein. Den Umgang des Autors mit solchen Geschichten finde ich fragwürdig, zumal die Frau dann an irgendeiner Stelle auch in Tränen ausbricht (oh man) und der creepy Zahnarzt zu ihrem völlig selbstlosen Retter hochstilisiert wird. Alles sehr unangenehm.

Das war mein erstes Buch von Rafik Schami. Ich hatte so viel Gutes über ihn gehört und mich sehr darauf gefreut, bin aber leider enttäuscht worden. Bis auf wenige Ausnahmen konnte mich das Buch weder inhaltlich noch stilistisch überzeugen. Vielleicht gefällt der Band Fans von ihm.

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Veröffentlicht am 03.02.2020

Schade: Mehr Liebesroman als spannendes Zeitportrait

Die Zeit des Lichts
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Der Roman hat viel versprochen, aber für meinen Geschmack leider wenig davon gehalten. Lee Miller, US-amerikanisches Ex-Modell, will im Paris der 1930er Jahre Fotografin werden und gerät als Kriegsreporterin ...

Der Roman hat viel versprochen, aber für meinen Geschmack leider wenig davon gehalten. Lee Miller, US-amerikanisches Ex-Modell, will im Paris der 1930er Jahre Fotografin werden und gerät als Kriegsreporterin in die Wirren des 2. Weltkriegs, wo sie u.a. die Befreiung von zwei Konzentrationslagern dokumentierte. Was für ein Schicksal!
Statt einen fesselnden Roman über eine ungewöhnliche Frau vorzulegen, fokussiert sich die Autorin in großen Teilen auf die Beziehung zwischen Lee und dem Fotografen Man Ray, der in Paris ihr Mentor und Liebhaber wird. Trotz der relativ vielen Liebes- und Sex-Szenen bleibt die Beziehung für mich merkwürdig unemotional. Vielleicht liegt es daran, dass ich hier in erster Linie keinen Liebesroman erwartet habe. Die Beziehung ist für mich so ziemlich der uninteressanteste Teil ihres Lebens. Die schockierenden und faszinierenden Episoden als Kriegsreporterin, die Millers Leben so außergewöhnlich machen, kommen im Vergleich dazu viel zu kurz. Teilweise sind sie nur ganz kurze Zwischeneinblendungen zwischen irgendwelchen banalen Beziehungsszenen. Streckenweise wird mir auch einfach zu viel berichtet und zusammengefasst, z.B. wie Lee überhaupt Kriegsreporterin wird. Da fehlt mir das künstlerisch Erzählende, schließlich handelt es sich hier um einen Roman und keine nüchterne Biografie. Ich hätte einen Fokus auf diese Szenen bevorzugt. Durch die langgezogenen Liebesszenen hat sich das Buch für mich streckenweise leider sehr zäh gelesen.

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Veröffentlicht am 13.10.2019

Viel Drama und überzeichnete Charaktere

Silent Victim
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Caroline Mitchell hat eine durchaus spannende Geschichte geschrieben - mit vielen Wendungen, die manchmal tatsächlich überraschten und manchmal an den Haaren herbeigezogen waren. Wer lügt, wer sagt die ...

Caroline Mitchell hat eine durchaus spannende Geschichte geschrieben - mit vielen Wendungen, die manchmal tatsächlich überraschten und manchmal an den Haaren herbeigezogen waren. Wer lügt, wer sagt die Wahrheit? Und wer glaubt wem? Hier gab es ein paar Überraschungen, die für einen recht guten Spannungsaufbau gesorgt haben. Aber der richtige Thrill, den ein Thriller durchweg haben sollte, hat mir gefehlt.

Die Geschichte wird erzählt aus den Perspektiven von Emma, ihrem Mann Alex und ihrem ehemaligen Lehrer Luke, teilweise in Rückblicken. Emmas Geschichte empfinde ich als größtenteils gut getroffen. Die Autorin zeigt anschaulich, wie Emma nach dem Missbrauch durch ihren Lehrer leidet, wie die Erfahrung ihr Leben Jahre später noch beeinflusst und wie sie auch an sich selbst zweifelt. Komplett konnte mich der Thriller aber leider nicht überzeugen. Die Charaktere und ihre Handlungen sind teilweise überzeichnet, besonders Luke ist ein ziemlich extremer Charakter, aber auch Emma trifft merkwürdige Entscheidungen und irgendwie führt alles immer zu einer Unmenge überflüssigem Drama. Emmas Mann Alex habe ich wiederholt als zu kontrollierend seiner Frau gegenüber empfunden - selbst bevor Emma durch ihr Verhalten beispielsweise ihren gemeinsamen Sohn in Gefahr bringt, kann er ein egoistisches Arschloch sein. Direkt am Anfang sucht er etwa Verkäufer für ihr gemeinsames Haus, in dem Emma aufgewachsen ist, ohne seine Frau auch nur darüber zu informieren, und zwingt ihr damit den Umzug nach Leeds auf. Dabei rechtfertigt er sein Handeln immer damit, dass er ihr ja auch was Gutes tut. Damit nimmt er ihr aber die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebens. Und ein Mann, den es ernsthaft schockiert, dass seine Frau vor ihm möglicherweise mit einem anderen geschlafen hat, lebt im falschen Jahrhundert.

Auch sprachlich haben sich viele Klischees eingeschlichen. Da riecht jemand "wie ein frischer Pfirsich an einem warmen Somemrtag", jemand fühlt sich von einer Person "angezogen wie eine Motte von der Flamme" oder es wird jemand getröstet mit den abgegriffenen Worten "Alles wird gut. Wir werden das hinkriegen, das verspreche ich." Das liest sich teilweise holprig. Generell hätte es der Geschichte gut getan, wenn sie gekürzt worden wäre. Das Thema ist wirklich wichtig, hätte für meinen Geschmack aber besser umgesetzt werden können.