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Veröffentlicht am 18.03.2019

Irisch werden

How To Be Irish
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Wie hat das Rauchverbot die Pubszene verändert? Wer ist ein Plastic Paddy? Was verstehen Iren unter "cool aussehen"? Warum tragen sie ihre Straßenschuhe auch im Haus? Der Anthropologe David Slattery hat ...

Wie hat das Rauchverbot die Pubszene verändert? Wer ist ein Plastic Paddy? Was verstehen Iren unter "cool aussehen"? Warum tragen sie ihre Straßenschuhe auch im Haus? Der Anthropologe David Slattery hat in seinem Buch "How to be Irish" viele lustige, skurrile, ungewöhnliche und interessante Fakten über die grüne Insel und ihre Bewohner zusammengetragen. In zehn Kapiteln beschäftigt er sich mit so verschiedenen Themen wie Weihnachten, Beerdigung oder Politik, so dass man einen breiten Überblick über die Iren und ihre Eigenarten erhält.

Jedes Kapitel ist in mehrere kurze Abschnitte unterteilt, die sich schnell lesen lassen. Man hat die Wahl, ob man das Buch in längeren Sitzungen oder kleinen Häppchen lesen möchte. Manchmal hätte ich mir allerdings etwas tiefergehende Informationen und längere Abschnitte gewünscht, etwa zu konkreten Traditionen oder Abläufen bei Hochzeiten o.ä. Für irische Leser ist das sicher überflüssig, aber mir haben etwas konkretere Infos teilweise gefehlt.

Abgesehen davon ist das Buch jedoch gleichermaßen informativ und unterhaltsam. Es macht Spaß, es zu lesen und hat mich Irland mit neuen Augen sehen lassen, denn viele dieser Informationen würde man als Ausländer gar nicht so mitbekommen. Slatterys Ton ist sehr locker, so dass der Leser auch zu düsteren Themen (Beerdigung) oder eher trockenen Themen (Bauen) einen leichten Zugang findet. Die Übersetzung ist gelungen und verständlich. Einzig an manchen Stellen, wo die Mehrdeutigkeit einiger Wörter untersucht wird (z.B. des Wortes "fressen" in Kapitel drei), hätte ich mir gewünscht, dass die englischen Originalwörter, um die es geht, in Klammern oder als Fußnote hinzugefügt worden wären. So geht doch etwas Information verloren.

Veröffentlicht am 18.03.2019

London-Krimi

Kings of London
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Drei Leichen, zum Teil stark verstümmelt, tauchen in relativ kurzer Zeit in London auf. Detective Sergeant Breen versucht die Fälle zu lösen und vermutet eine Verbindung zwischen ihnen. Bei seinen Ermittlungen ...

Drei Leichen, zum Teil stark verstümmelt, tauchen in relativ kurzer Zeit in London auf. Detective Sergeant Breen versucht die Fälle zu lösen und vermutet eine Verbindung zwischen ihnen. Bei seinen Ermittlungen gerät er immer tiefer in ein verwirrendes Netz auf Lügen, Intrigen und Mord. Er selbst entgeht nur knapp einem Mordanschlag und wird später vom Dienst suspendiert; trotzdem lässt er sich von der Wahrheit nicht abhalten. Ihm zur Seite steht Helen Tozer, die als weibliche Polizistin in den 1960er Jahren zwar offiziell nur wenige Aufgaben im Dienst ausführen darf, sich aber wenn nötig über die Vorschriften hinwegsetzt und Breens Ermittlungen clever unterstützt.

Breen und Tozer sind kein typisches Glamour-Ermittlerpaar, das sich ständig einen witzigen Schlagabtausch liefert und nebenbei übermenschlich-perfekte Arbeit leistet. Beide sind Menschen mit Macken und Fehlern, aber genau das macht die Geschichte sympathischer. Breen wirkt sehr eigenbrötlerisch und spießig, obwohl er erst Anfang 30 ist; Tozer ist das Gegenteil - die junge Polizistin geht beruflich und privat Risiken ein, genießt die ein oder andere Affäre. Sie ist offen für die neue Zeit, macht jedoch nicht jeden Trend mit, sondern hinterfragt vieles und entpuppt sich als mitfühlender Mensch.

Anspielungen an die Handlungszeit, die Swinging Sixties, durchziehen den ganzen Roman. Man bekommt ungefähr ein Gefühl dafür, wie es 1968 und 1969 in London gewesen sein muss. Dabei hat mir gut gefallen, dass William Shaw die Zeit nicht verklärt oder romantisiert. Vieles wirkt aus heutiger Sicht befremdlich, etwa der alltägliche Sexismus, mit dem beispielsweise die Polizistinnen täglich konfrontiert werden. Themen wie diese nehmen die Figuren aus ihren unterschiedlichen Perspektiven wahr, so dass ein recht differenziertes Bild dieser Zeit entsteht.

William Shaws Vorgänger "Abbey Road Murder Song" habe ich bisher nicht gelesen (will das aber so schnell wie möglich nachholen!), Verständinsprobleme hatte ich trotzdem nicht. "Kings of London" könnte auch ein alleinstehender Roman sein, er funktioniert als eigenständiges Werk.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Spannend!

Blood on Snow. Der Auftrag
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Schnee fällt, es ist still. In diese friedliche Szenerie platzt gleich auf der ersten Seite der Auftragskiller Olav mit dem ersten, aber nicht letzten Mord im Thriller "Blood on Snow. Der Auftrag". Olav ...

Schnee fällt, es ist still. In diese friedliche Szenerie platzt gleich auf der ersten Seite der Auftragskiller Olav mit dem ersten, aber nicht letzten Mord im Thriller "Blood on Snow. Der Auftrag". Olav ist ein interessanter und widersprüchlicher Protagoinist: Er hält sich selbst für dumm, ist aber sehr belesen und streut immer wieder wie beiläufig interessante Fakten ein. Als Auftragsmörder ist er natürlich kein klassischer Sympathieträger, trotzdem zeigt er auch menschliche Regungen und hilft beispielsweise zwei Frauen, von denen er denkt, dass sie in Not sind. Die Ich-Perspektive, aus der das Buch geschrieben ist, passt hervorragend, um dem Leser einen Einblick in Olavs Psyche zu geben.

Jo Nesbos Stil, diese gekonnte Mischung aus Dramatik und immer wieder aufblitzendem Humor, gefällt mir sehr gut und ich habe das Buch förmlich verschlungen. Hatte es an zwei Abenden ausgelesen - bei 186 Seiten war das allerdings auch nicht allzu schwer. Der Thriller war so spannend, dass mir nicht mal aufgefallen ist, dass der Autor seinen Protagonisten - entgegen aller Tradition - am Anfang überhaupt nicht äußerlich beschreibt. Trotzdem hatte ich von Anfang an Bilder im Kopf. Eine physische Beschreibung von Olav liefert er im letzten Drittel - erst an dieser Stelle fiel mir auf, dass die bisher fehlte.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Neue Schulabenteuer von Frau Freitag

Echt easy, Frau Freitag!
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Frau Freitag weiß definitiv, wie sie den Leser gut unterhält mit ihren verrückten Geschichten aus dem deutschen Schulalltag. Ich habe während der Lektüre ein paar Mal laut gelacht und öfters gegrinst. ...

Frau Freitag weiß definitiv, wie sie den Leser gut unterhält mit ihren verrückten Geschichten aus dem deutschen Schulalltag. Ich habe während der Lektüre ein paar Mal laut gelacht und öfters gegrinst. Doch entweder nutzt sich diese Art von Schüler-Lehrer-Humor nach drei Büchern langsam ab oder in Frau Freitags Alltag passiert nicht mehr genug Ungewöhnliches, um ein ganzes Buch damit zu füllen. Wie schon im Klappentext erwähnt wird, ist ihre neue 7. Klasse eher ruhig und langweilig. Das wiederholt sie auch im Buch mehrmals in verschiedenen Kapiteln. Am Anfang war das noch ganz amüsant; nach einer Weile wirkten diese Wiederholungen aber wie ein Lückenfüller. Auch anderen Episoden schien ein bisschen der Pfeffer zu fehlen. Die kurzen Einblicke in Frau Freitags Privatleben haben meiner Meinung nach auch nicht viel Sinn ergeben, weil sie keinen besonderen Mehrwert für das Buch hatten. Klar ist es interessant zu sehen, wie die Autorin und Lehrerin privat so tickt und mit welchen Problemchen sie sich rumschlägt - denn wie sie am Anfang so schön überspitzt verdeutlicht hat, sind Lehrer auch keine perfekten Menschen. Doch die meisten der sehr kurzen Ausflüge ins Privatleben wirkten beliebig und nichtssagend. Hätte man sie gestrichen, würde dem Buch nichts fehlen.

Die sehr kurzen Kapitel lassen sich sich schnell und einfach lesen. Da die Handlung eher episodenhaft erzählt wird und die einzelnen Kapitel nicht direkt fortlaufend aufeinander aufbauen, kann man auch mal ein oder zwei Kapitel kurz zwischendurch lesen, wenn man gerade wenig Zeit hat. Obwohl der Humor nicht ganz so stark ist wie in den Vorgänger-Büchern, hat Frau Freitag ihren pointierten und klaren Stil zum Glück nicht verloren. "Echt Easy, Frau Freitag" ist (trotz einiger Abstriche) gelungene und lockere Unterhaltung.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Du bist ein Künstler

Du bist ein Künstler
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Der Weg zur eigenen Kreativität dauert mindestens 6.788 Minuten. Zumindest wenn es nach Nick Bantock und seinem Buch „Du bist ein Künstler“ geht. Dort hat der britische Künstler und Grafiker 49 Anleitungen ...

Der Weg zur eigenen Kreativität dauert mindestens 6.788 Minuten. Zumindest wenn es nach Nick Bantock und seinem Buch „Du bist ein Künstler“ geht. Dort hat der britische Künstler und Grafiker 49 Anleitungen für kreative Übungen zusammengestellt. Zu jeder Übung gibt er an, was man tun soll, wie viel Zeit man mindestens benötigt und welche Materialien man braucht. Meist sind es alltägliche Dinge wie Papier, Farben oder Schere, die man ohnehin zuhause hat. So lassen sich viele Übungen ohne großen Aufwand und ohne lange Vorbereitungen durchführen. Ich habe es bisher nicht geschafft, alles auszuprobieren, da das Buch wirklich sehr umfangreich ist. Ein paar Übungen habe ich aber ausgeführt und es hat sehr viel Spaß gemacht! Mir gefällt, dass Bantock keine starren Regeln aufstellt, wie man seine kreative Seite entdecken kann. Stattdessen haben die Übungen alle sozusagen ein offenes Ende, denn es wird kein Ergebnis vorgegeben, das man erreichen muss. Jeder kann sie auf seine Weise lösen.
"Du bist ein Künstler" ist ein wirklich ungewöhnliches und faszinierendes Buch, das auch noch sehr bunt und kreativ gestaltet wurde. Eine tolle Entdeckung!