Der einsame Killer
Olav Johansen ist ein Auftragskiller – zwar einsam, aber in seinem Job auch sehr erfolgreich. Doch dann bekommt er ein delikates Problem: Er soll die Frau seines Chefs töten und verliebt sich in sie. ...
Olav Johansen ist ein Auftragskiller – zwar einsam, aber in seinem Job auch sehr erfolgreich. Doch dann bekommt er ein delikates Problem: Er soll die Frau seines Chefs töten und verliebt sich in sie. „Der Auftrag“ ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe von Jo Nesbø, die unter dem Haupttitel „Blood on Snow“ erscheinen wird. Die Bücher sollen aber in sich abgeschlossen und nur lose miteinander verbunden sein. Ihre Gemeinsamkeit: Es geht um harte Kerle mit weichem Herz. Im ersten Teil ist das nun Olav, der Auftragskiller. Gleichzeitig sind die Bücher eine Hommage an die Pulp- und Noir-Romane früherer Zeiten: Ein Grund wohl auch, weswegen Nesbø den Thriller in der Vergangenheit angesiedelt hat. Die Geschichte spielt im Oslo der 1970er – eine Zeit, als das Heroin begann, in der Stadt zum Problem zu werden. Und auch das Format erinnert an die alten Pulp-Romane: Der Thriller hat nicht mal 200 Seiten. Mich hat dieses Buch extrem positiv überrascht. Das liegt zum einen an Nesbøs Erzählton: schlicht und präzise, aber auch melancholisch, düster, poetisch. Wirklich faszinierend wird der Roman aber durch seinen Protagonisten und dessen instabile Gefühlswelt: Da tötet Olav gerade noch einen Menschen, ohne mit der Wimper zu zucken und bekommt dann im nächsten Moment sentimentale Anwandlungen. Er stalkt einer jungen Frau hinterher, die er einmal vor der Zwangsprostitution gerettet hat und dichtet in einsamen Nächten an einem Liebesbrief herum. Und bald merkt der Leser: So wie Olav die Geschichte darstellt, kann es nicht sein. Obwohl die Geschichte so kurz ist, vermisst man nichts und sogar Olavs Charakter bekommt sehr viel Tiefe. Ein wirklich überraschend guter Thriller, mit einem verblüffenden Twist auf sprachlich hohem Niveau.