Trockene Biographie eines schillernden Lebens
Maria CallasEva Gesine Baurs große Biographie über Maria Callas ist zweifelsohne ausgezeichnet und gründlich recherchiert. Bei der Lektüre bekommt man als Leser den Eindruck, dass die Autorin wirklich jeden Stein ...
Eva Gesine Baurs große Biographie über Maria Callas ist zweifelsohne ausgezeichnet und gründlich recherchiert. Bei der Lektüre bekommt man als Leser den Eindruck, dass die Autorin wirklich jeden Stein umgedreht, jeder Spur nachgegangen, jede verfügbare Tonaufnahme gehört und jedes Foto betrachtet hat. Das allein ist eine sehr beachtliche Leistung, denn so bekannt Maria Callas war, so ist ihr Leben dennoch auch von zahlreichen Geheimnissen und Mythen, Unwahrheiten und Gerüchten umgeben. Auch diese versucht Eva Gesine Baur so gut wie möglich aufzulösen, ohne sich jemals in Spekulationen oder weiteren Theorien zu verstricken. So weit, so gut.
Leider ist die Biographie nicht so schillernd und begeisternd geschrieben, wie Maria Callas es mit ihrem Glamour und ihrer Strahlkraft vielleicht erwarten liesse. So ist der Text im typisch trockenen deutschen Sachbuchstil geschrieben (es bleibt zu hoffen, dass auch deutsche non-fiction Autoren endlich einmal den englischen Schreibstil für sich entdecken, der Fakten spannend zu präsentieren vermag) und so wird die Callas-Biographie trotz all der Arbeit, die in dieses Werk offenkundig hineingeflossen ist für den Leser zu einer mehr als zähen Lektüre. Fakt folgt auf Fakt, Opernaufführung auf Opernaufführung, Datum auf Datum - das Weiterlesen wird so leider mitunter zur Herausforderung, zumal der Text nicht sonderlich abwechslungsreich geschrieben ist und das Grundkonzept der Biographie auch etwas hölzern ist. So liegt der Charakterisierung von Callas eine Ringvorlesung zur antiken Tragödie zugrunde, die vielleicht passen mag, aber nicht sonderlich überzeugend eingebunden wird. Diese im Verbund zu der immer wieder erwähnten Spaltung der Operndiva in die private Maria und die öffentliche Callas wirkt schon sehr schwerfällig, als ob es zu Callas nicht noch etwas mehr zu sagen gegeben hätte. Ebenso holprig und völlig unpassend sind die ebenfalls oftmals an Kapitelanfängen vorgenommenen historischen Kontextualisierungen, in denen die Autorin weltpolitische Ereignisse referiert. Das wäre sinnvoll, wenn diese einschneidenden Vorkommnisse in irgendeiner Form etwas mit Maria Callas zu tun gehabt hätten. Meist enden diese Passagen jedoch mit Sätzen à la "davon bemerkte Callas nichts" - da frage ich mich dann schon, warum ich etwas zu diesen Themen lesen muss.
Insgesamt eignet sich die Biographie sicherlich für passionierte Opern- und Maria-Callas-Fans, für alle anderen, die einfach nur einmal einen Einblick in das Leben eines Jahrhundertphänomens werfen möchten, bietet das Buch zu wenig Privates und zu wenig angenehme Lesbarkeit.