Gesellschaftskritik auf höchsten Niveau
Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin"Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin" von Thomas Meyer ist Gesellschaftskritik auf höchsten Niveau.
Anhand des Covers und der Leseprobe hatte ich einen guten ersten Eindruck von dem ...
"Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin" von Thomas Meyer ist Gesellschaftskritik auf höchsten Niveau.
Anhand des Covers und der Leseprobe hatte ich einen guten ersten Eindruck von dem Buch und habe eine humorvolle Geschichte erwartet.
Dieser erste Eindruck hat sich einerseits absolut bestätigt. Ich habe beim Lesen dieses Buches so manches Mal herzhaft lachen können. Andererseits wurde ich jedoch auch etwas überrascht. Das jedoch sehr positiv. Thomas Meyer gelingt es hervorragend einige kritische gesellschaftliche Entwicklungen auf so charmant überspitzte, leicht skurile Art rüberzubringen, dass ich mich als Leser nicht belehrt oder gemaßregelt gefühlt habe. Stattdessen wurde es mir leicht gemacht über Antisemitismus, unkritische Nutzung von sozialen Medien, Konsumverhalten, das fehlende Tolerieren von anderen Lebebsentwürfen und über meinen Beitrag zu einer fairen, offenen und alle Menschen akzeptierenden Gesellschaft nachzudenken.
Der Autor hat eine rege und geniale Fantasie, kreiert Szenarien, die durchaus vorstellbar, aber dennoch nicht real sind und verpackt das Ganze mit einer großen Portion Humor. Ein unbedarfter Leser kann sich einfach unterhalten lassen und den Sarkasmus und Humor genießen. Ein Leser, der sich und die Welt kritisch hinterfragt, erhält wertvolle Denkanstöße. Das gefällt mir wirklich gut.
Der Schreibstil ist locker, leicht, gespickt mit einigen jüdischen Begriffen, die jedoch gut zu verstehen waren. Neben dem tollen Wortwitz wird auch eine gewisse Spannung aufgebaut und ein ernsthafter Hintergrund vermittelt. Dadurch schwankte ich immer zwischen Amüsemant und einem fast schon unbehaglichen Gefühl. Es ist zwar vieles sehr überspitzt dargestellt, aber mit einem so realen, gesellschaftskritischen Kern, dass ich nur hoffen kann, dass die Ideen des Autors nie Realität werden. Zum Beispiel ist in dem folgenden Zitat erschreckend viel Wahrheit enthalten:
"Dabei sind die Menschen nicht dumm. Sie sind bloß zu faul, die Dinge zu durchdenken, gegen die sie sind. [...] Wer braucht schon Panzer und Flugzeuge, wenn es Angst und Wut gibt? Sie kosten nichts, sind jederzeit verfügbar und bringen das Übelste in den Menschen hervor - und damit das Wertvollste im Kampf gegen die Demokratie. "
Motti Wolkenbruch selbst ist ein sympathischer Charakter. Er ist ein netter Kerl mit einer Schwäche für schöne Frauen, die ihn in eine heikle Situation manövriert. Sein Leben ist ganz schön kompliziert und überwiegend fremdbestimmt. Aber ob das so bleibt?
"Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin" von Thomas Meyer ist ein lesenswerter, wertvoller Roman, den ich allen Lesern ohne Einschränkung empfehlen kann.