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Veröffentlicht am 17.10.2019

Gesellschaftskritik auf höchsten Niveau

Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin
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"Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin" von Thomas Meyer ist Gesellschaftskritik auf höchsten Niveau.

Anhand des Covers und der Leseprobe hatte ich einen guten ersten Eindruck von dem ...

"Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin" von Thomas Meyer ist Gesellschaftskritik auf höchsten Niveau.

Anhand des Covers und der Leseprobe hatte ich einen guten ersten Eindruck von dem Buch und habe eine humorvolle Geschichte erwartet.
Dieser erste Eindruck hat sich einerseits absolut bestätigt. Ich habe beim Lesen dieses Buches so manches Mal herzhaft lachen können. Andererseits wurde ich jedoch auch etwas überrascht. Das jedoch sehr positiv. Thomas Meyer gelingt es hervorragend einige kritische gesellschaftliche Entwicklungen auf so charmant überspitzte, leicht skurile Art rüberzubringen, dass ich mich als Leser nicht belehrt oder gemaßregelt gefühlt habe. Stattdessen wurde es mir leicht gemacht über Antisemitismus, unkritische Nutzung von sozialen Medien, Konsumverhalten, das fehlende Tolerieren von anderen Lebebsentwürfen und über meinen Beitrag zu einer fairen, offenen und alle Menschen akzeptierenden Gesellschaft nachzudenken.

Der Autor hat eine rege und geniale Fantasie, kreiert Szenarien, die durchaus vorstellbar, aber dennoch nicht real sind und verpackt das Ganze mit einer großen Portion Humor. Ein unbedarfter Leser kann sich einfach unterhalten lassen und den Sarkasmus und Humor genießen. Ein Leser, der sich und die Welt kritisch hinterfragt, erhält wertvolle Denkanstöße. Das gefällt mir wirklich gut. 

Der Schreibstil ist locker, leicht, gespickt mit einigen jüdischen Begriffen, die jedoch gut zu verstehen waren. Neben dem tollen Wortwitz wird auch eine gewisse Spannung aufgebaut und ein ernsthafter Hintergrund vermittelt. Dadurch schwankte ich immer zwischen Amüsemant und einem fast schon unbehaglichen Gefühl. Es ist zwar vieles sehr überspitzt dargestellt, aber mit einem so realen, gesellschaftskritischen Kern, dass ich nur hoffen kann, dass die Ideen des Autors nie Realität werden. Zum Beispiel ist in dem folgenden Zitat erschreckend viel Wahrheit enthalten:

"Dabei sind die Menschen nicht dumm. Sie sind bloß zu faul, die Dinge zu durchdenken, gegen die sie sind. [...] Wer braucht schon Panzer und Flugzeuge, wenn es Angst und Wut gibt? Sie kosten nichts, sind jederzeit verfügbar und bringen das Übelste in den Menschen hervor - und damit das Wertvollste im Kampf gegen die Demokratie. "
Motti Wolkenbruch selbst ist ein sympathischer Charakter. Er ist ein netter Kerl mit einer Schwäche für schöne Frauen, die ihn in eine heikle Situation manövriert. Sein Leben ist ganz schön kompliziert und überwiegend fremdbestimmt. Aber ob das so bleibt?

"Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin" von Thomas Meyer ist ein lesenswerter, wertvoller Roman, den ich allen Lesern ohne Einschränkung empfehlen kann.

Veröffentlicht am 14.10.2019

Tiefsinnig und rührend, jedoch als Jugendbuch bedingt geeignet

Das Leben spielt hier
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"Das Leben spielt hier" ist das erste Jugendbuch der Autorin Sandra Hoffmann.

Mir hat das Buch insgesamt gut gefallen. Ich finde es nur etwas anspruchsvoll im Hinblick auf den beabsichtigten Leserkreis. ...

"Das Leben spielt hier" ist das erste Jugendbuch der Autorin Sandra Hoffmann.

Mir hat das Buch insgesamt gut gefallen. Ich finde es nur etwas anspruchsvoll im Hinblick auf den beabsichtigten Leserkreis. Als Jugendbuch ist es meines Erachtens nur bedingt geeignet. Sowohl der Schreibstil als auch die Erzählung an sich, setzen einen voruteilsfreien, offenen Leser voraus, bei dem es zudem gut wäre, wenn er bereits eine gewisse Lebenserfahrung, insbesondere hinsichtlich des Verlustes von geliebten Menschen, mitbrächte.

Anfangs war ich etwas überrascht von dem sehr eigenen Schreibstil. Bisher habe ich diesen noch in keinem Roman kennengelernt. Aber nachdem ich mich eingelesen und daran gewöhnt habe, gefiel er mir sehr gut. Einige Sätze und Passagen sind wunderschön ausgedrückt. Zum Beispiel der Satz:



"Wenn man schlecht denkt, obwohl etwas eh schon schlecht ist, macht das alles nur noch schlimmer."



Wie dieses Zitat schon erkennen lässt, liegt gerade zu Beginn über der Handlung eine gewisse Schwere und Melancholie. Jeder der beschriebenen Protagonisten hat ein ganz eigenes Päckchen hat, an dem er/sie trägt.



"Wenn Gedanken zu schwer werden, bleibt ein Körper plötzlich stehen, da, wo er ist, als ob der Motor es nicht mehr schafft, den schweren Gedanken weiterzutreiben."

Mich hat an "Das Leben spielt hier" fasziniert, wie gut dargestellt wird, welche Auswirkungen Verlust auf Menschen hat.

Kriedel, Besitzer einer Buchhandlung, traut sich nichts mehr zu, ist in einer Endlos-Schleife gefangen. Ona und Pe sind sich durch die erlittenen Verluste nicht sicher, ob das, was sie haben, bleibt. Die rosarote Leichtigkeit, die viele bei ihrer ersten Liebe empfinden, haben die beiden nicht. Stattdessen ist da immer ein Bewusstsein dafür, dass gute Dinge manchmal unerwartet schnell enden und man Menschen plötzlich verlieren kann.

Das Ende habe ich als versöhnlich empfunden und finde es schön, dass es Raum für Fantasie lässt. Für mich muss nicht jede Geschichte bis ins Kleinste auserzählt werden.

Autorin Sandra Hoffmann hat mit "Das Leben ist hier" einen tiefsinnigen, anspruchsvollen und berührenden Roman geschrieben, der mir gut gefällt. Jedoch sehe ich ihn für den beabsichtigen Leserkreis als Jugendbuch nur bedingt geeignet. Empfehlen kann ich dieses Werk allen vorurteilsfreien, offenen Lesern, die bereit sind, sich auf einen ungewöhnlichen Schreibstil einzulassen und bereits Erfahrungen mit Schmerz und Verlust gemacht haben.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Leider verschwendete Lese- und Lebenszeit.

Dieser eine Augenblick
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"Dieser eine Augenblick" von Renée Carlino hat mir leider überhaupt nicht gefallen, so dass ich nach längerem Nachdenken entschieden habe, lediglich 2 Punkte zu vergeben.

Diese begründen sich zum Einen ...

"Dieser eine Augenblick" von Renée Carlino hat mir leider überhaupt nicht gefallen, so dass ich nach längerem Nachdenken entschieden habe, lediglich 2 Punkte zu vergeben.

Diese begründen sich zum Einen in meiner Anerkennung der Arbeit, Mühe und des Herzblutes, welche die Autorin sicher für ihr Werk aufgebracht hat. Zum anderen ist mir der Start in die Geschichte zunächst leicht gefallen. Mir gefiel der witzige, leicht sarkastische Schreibstil zu Beginn. Auch später ist der Schreibstil sehr offen und direkt. Die Beschreibungen sind ausreichend detailliert, so dass ich gedanklich ein Bild der Personen und der Umgebung entwickeln konnte.

Leider war ich dann jedoch schnell befremdet und bereits nach den ersten Seiten ist meine Lesefreude abgeflaut, weil vieles für mich nicht ganz stimmig und nachvollziehbar war. Des öfteren habe ich mich über die Handlungen und Aussagen der Protagonisten gewundert. Ich frage mich, wer wirklich so handelt oder sich so äußert. Ich kenne in meinem Umfeld niemanden der vergleichbar ist, so dass vieles auf mich sehr unglaubwürdig und bemüht wirkte. Leider konnte ich mich mit keiner der handelnden Personen identifizieren und wurde mit der Geschichte nicht warm. Vielmehr bin ich der öfteren nahezu genervt und vor allem ratlos gewesen.

Insbesondere Charlie, die Hauptperson, war ambivalent, unentschlossen, nicht greifbar für mich. Ich konnte ihre Handlungen und Gedanken nicht nachvollziehen, einfach keine Sympathie entwickeln. Mit der Geschichte wurde ich nicht warm und empfand vieles als zu abgehoben und unrealistisch. Es berührte mich einfach nicht und bei vielem schüttelete ich nur den Kopf.

Die anfängliche Freude aufgrund des hübschen Covers und der Kurzbeschreibung konnte dieses Buch nicht erfüllen. Ich würde es lieber nicht weiterempfehlen, da es mich nicht überzeugen konnte.

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  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Gefühl
Veröffentlicht am 12.10.2019

Eines der besten Bücher über Zeit der Weltkriege

Heimat ist ein Sehnsuchtsort
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"Viel ist über den Ersten und Zweiten Weltkrieg geschrieben worden, Zehntausende Bücher beschäftigen sich mit diesem Thema. Auch ich reihe mich darin ein. Um Zeugnis abzulegen wider das Vergessen, auf ...

"Viel ist über den Ersten und Zweiten Weltkrieg geschrieben worden, Zehntausende Bücher beschäftigen sich mit diesem Thema. Auch ich reihe mich darin ein. Um Zeugnis abzulegen wider das Vergessen, auf dass sich die Geschichte nicht wiederholt."

Hanni Münzer hat mit dem ersten Band ihrer Heimat-Saga" Heimat ist ein Sehnsuchtsort" ein ganz besonderes, prägendes und zutiefst berührendes Werk wider das Vergessen verfasst.

Obwohl das Buch 576 Seiten lang ist, hat es mich von der ersten bis zur letzten Seite unglaublich gefesselt und emotional sehr berührt. Für mich ist es nicht nur eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr lesen durfte, sondern auch eines der besten Romane, die in dieser Zeit spielen.

Gleich zu Beginn findet sich eine vier Seiten umfassende Übersicht der Dramatis Personae. Dachte ich deshalb anfangs noch, ich könnte womöglich angesichts dieser Vielzahl an handelnden Personen den Überblick verlieren, wurde ich schnell eines besseren belehrt. Hanni Münzer gelingt es mit ihrem Schreibstil den Leser flüssig und spannend durch die Geschichte zu führen. Die Personen werden so prägend und detailliert beschrieben, dass jeder von ihnen in Erinnerung blieb und ich gut folgen konnte. Es ist regelrecht ein Sog entstanden, der es nahezu unmöglich machte das Buch weglegen zu müssen.
Ich wurde ein Teil der Familie Sadler, konnte schnell Sympathien mit den Hofbewohnern, ob menschlich oder tierisch, entwickeln und habe mit ihnen mitgelitten, mich mitgefreut. Ihre Hoffnungen, Ängste, Träume, den Alltag und auch besondere Ereignisse geteilt.

Da es sich nicht um einen rein fiktiven Roman handelt, sondern auch historische Begebenheiten und Personen einfließen, habe ich zudem auch noch einige mir unbekannte Details erfahren. Obwohl es bereits zehntausende Bücher über die Zeit des Ersten und Zweiten Weltkrieg gibt, hat "Heimat ist ein Sehnsuchtsort" mein Wissen erweitert und mir neue Sichtweisen eröffnet.

Besonders schön habe ich empfunden, dass die einzelnen Kapitel recht kurz sind und jedes mit einem besonderen Zitat eingeleitet wird. Neben einigen Sätzen aus den Kapiteln, haben mich diese Zitate oft sehr berührt und waren sehr intensiv. Einige Passagen dieses großartigen Romans werde ich noch länger in Erinnerung behalten.

Die Vorfreude und gespannte Erwartung auf den zweiten Band der Heimat-Saga ist sehr groß. Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es für die Bewohner des Sadler-Hofes weitergeht.

"Heimat ist ein Sehnsuchtsort" von Hanni Münzer ist ein sehr gelungener, intensiver Auftakt einer neuen Saga. Ich kann ihn allen Lesern historischer Romane, die auf wundervolle Charaktere und eine spannende, berührende Handlung, Wert legen, wärmstens empfehlen.



Veröffentlicht am 05.10.2019

Wunderschöner Roman voller besonderer Gedanken

Echo der Kirschblüten
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"Echo der Kirschblüten" von Marcus S. Theis ist bereits der zweite Roman des noch sehr jungen Autors. Er besitzt eine außergewöhnliche Wortgewandheit und Tiefgründigkeit. Mich hat dieser Roman sehr positiv ...

"Echo der Kirschblüten" von Marcus S. Theis ist bereits der zweite Roman des noch sehr jungen Autors. Er besitzt eine außergewöhnliche Wortgewandheit und Tiefgründigkeit. Mich hat dieser Roman sehr positiv überrascht, auch wenn ich mit dem Ende nicht ganz mitgehen konnte.

Der Schreibstil des Autors ist sehr gelungen. Die Sprache ist klar und flüssig. Viele Formulierungen sind wunderschön und tiefgründig. Einige Sätze und Dialoge haben mich sehr tief berührt. Die Sprache ist teils wirklich poetisch.

"Also lache über die Verwirrung und lebe in die Welt hinein! Denn eines Tages ergibt alles Sinn." "Aber man muss auch nicht alles auf dieser Welt verstehen, um glücklich zu sein."

Der Roman hat mich aber nicht nur berührt, er ist auch gleichermaßen spannend. Gleich zu Beginn war ich von den beiden Hauptfiguren Ruby und Amanaki gefangen, konnte Sympathien entwickeln und wollte unbedingt wissen, wie es für die beiden weiter geht und was für tolle Erfahrungen sie machen und welche Dinge sie daraus für sich und ihre Sicht auf die Welt mitnehmen. Zudem haben mich einige Details der Geschichte sehr fasziniert und gerührt. Es ist wunderschön zu sehen, welche Begegnungen die beiden auf ihrer Reise haben und wie sie diese prägen.
Ich habe einige wertvolle Denkanstöße mitgenommen, so dass mich dieser Roman noch eine Weile begleiten wird.

Ganz konnte ich mich nicht mit dem Ende arrangieren. Es war zwar stimmig und passte zum Rest der Geschichte, jedoch hat es mich traurig gestimmt. Auf der Suche nach sich selbst und einem Sinn im Leben sollte man nicht die Menschen, die einen seit Jahren über alles lieben, im Ungewissen lassen. Diese verlieren dann vielleicht wiederum ihren Sinn im Leben, ihren inneren Frieden und ihre Hoffnung. 
Da der Roman jedoch viele Stärken hat und ein wahrer Lesegenuss war, sehe ich dennoch 5 Punkte als gerechtfertigt an.

"Echo der Kirschblüten" ist ein wunderschöner Roman, der tiefgründig, bewegend und dennoch kurzweilig ist. Ich kann ihn allen begeisterten Lesern von Romanen mit Niveau und Denkanstößen empfehlen.